Darwin zwischen Natur und Gasindustrie

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    • Darwin zwischen Natur und Gasindustrie

      Auf unserer Reise über 6 Monate haben wir vor einer Woche wieder einmal, zum 30. Mal, australischen Boden betreten. Das war in Darwin, jetzt sind wir in Perth. Mit dem Auto geht es weiter bis Brisbane. Tägliche Berichte und Bilder finden sich bei travelpod.com wenn man dort nach meinem Namen sucht, leicht zu finden. Hier jetzt mein ganz individueller Abschlussbericht zu Darwin:

      Darwin hat sich in den letzten 10 Jahren, erst recht in den letzten 25 Jahren, seit dem ich immer mal wieder hier war, völlig verändert. Früher war es ein kleiner Ort, in dem man noch überall die Folgen des Ceylons Tracy von 1974 und der Bombardierung durch die Japaner 1942 sehen konnte, in dem die Menschen nach getaner Arbeit die Hitze und Feuchtigkeit gern einmal im Pub mit sehr viel Bier runtergespült haben. Hier war der Startpunkt für die touristischen Highlights des TopEnd mit Kakadu- und Litchfieldpark und der Katherine Gorge. Am Morgen sah man die Busse der verschiedenen Veranstalter durch die Straßen flitzen und natursüchtige Touristen einsammeln.

      Der Öl- und vor allem der Gas boom der letzten 10 Jahre hat dazu geführt, dass der Tourismus in der Stadt fast tot ist. Überall sind auf freien Flächen riesige Apartmenthäuser entstanden, die bis zu 33 Stockwerke groß sind. Das gibt Darwin heute eine völlig neue interessante und moderne Skyline. Busse fahren aber in den Straßen am frühen Morgen fast nur noch umher, um tausende von Arbeitern einzusammeln, die in der Gasindustrie arbeiten. Die Touristen fanden in den letzten Jahren einfach keine Unterkünfte mehr in der Stadt, weil die Gasarbeiter alles unter Beschlag genommen hatten. Durch den sinkenden Gaspreis am Weltmarkt hat sich die Situation in den letzten Monaten etwas verbessert. Natürlich werden die begonnenen Großprojekte fertiggestellt, aber ob sie dann am Ende in Betrieb gehen, ist völlig ungewiss. Gegenwärtig sind aber immer noch tausende Menschen täglich unterwegs zu ihren Arbeitsplätzen. Am Abend vorher mal ein Bierchen Zuviel trinken ist dabei nicht. Täglich wird jeder hier einem Drogen- und Alkoholtest unterzogen.

      Sprach man vor 25 Jahren noch von 80.000 Einwohnern, inklusive Palmerstone von 100.000 bis 120.000, so sind es heute bestimmt 150.000, die in der weiteren Innenstadt beheimatet sind und insgesamt ca. 200.000 Menschen.

      Das Gas wird dabei ausschließlich nach Japan verkauft und der Hafen gehört inzwischen den Chinesen. Bei einem Besuch in Australien hatte das Barck Obama kritisiert und den Australien besorgt mitgeteilt, dass sie Die Amerikaner hätten fragen sollen und dass diese davon nichts gewusst hätten. Der australische Premierminister sagte Obama dazu nur: Warum, es war doch allgemein bekannt, es stand auf der ersten Seite der Tageszeitung des Northern Territory.

      An einer Kritik ist aber immer auch etwas Wahres dran. Zu starke einseitige Abhängigkeiten machen erpressbar, wenn die Wirtschaft nicht mehr boomt. Auch liegt der bevölkerungsreiche Staat Indonesien direkt vor der Haustür und nach der Unterstützung von Osttimor in seinen Unabhängigkeitsbestrebungen ist man inzwischen in Darwin sehr sensibel geworden und bemüht sich um ein gutes Verhältnis zum großen Nachbarn und um wirtschaftliche Zusammenarbeit.

      Als Tourist in Darwin Anfang 2016 findet man eine sehr moderne, ruhige Stadt vor, in der kaum Leben zu spüren ist. Es gibt kaum Restaurants, erst recht keine Pubs mehr, in denen die fröhliche Mentalität der Territoryaner zu spüren ist, selbst an so einem bedeutenden Feiertag wie Australia Day.

      Mit dem Hop on Hop off Bus fahren durchschnittlich 5 Personen durch die Gegend. Irgendwie ist es erforderlich, dass die Stadt sich wieder der Naturschönheiten in der näheren Umgebung bewusst wird und auch wieder Touristen dafür interessiert werden können. Nur auf einem Bein kann man nun einmal nicht stehen.
      Gruß
      Bernd (www.AUSTRALIA-Connections.de) Reiseveranstalter