Projekt "Outback EV", mit 4X4 EV durch die Simpson Desert

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    • Projekt "Outback EV", mit 4X4 EV durch die Simpson Desert

      Ich kann mir vorstellen, dass es hier im board vielleicht ein paar user mit ähnlicher Interessenskonstellation gibt wie mich. Die also neben der Leidenschaft für Australien auch ein starkes Interesse an renewable energies und Elektromobilität haben.
      Bei meiner letzten Reise Down Under mit einem 4x4 Campervan durch Western Australia im Winter 2015/2016 habe ich mich gefragt, wann, und ob so eine Reise durch das Outback und die australischen Wüsten überhaupt einmal elektrisch möglich sein wird.
      Genau diese Frage versuchen jetzt zwei junge australische Elektroingenieure zu beantworten. Ich finde das Projekt sehr interessant und habe sie gerade auf Kickstarter unterstützt. Vielleicht tut es der eine oder andere mir gleich, das fänd ich prima.

      Projekt Outback EV auf Kickstarter

      Etwas ausführlichere Informationen gaben die beiden Initiatoren gestern auf ABC Radio.

      Outback EV @ ABC


      Gruß, dixi

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von dixi ()

    • Nun ja.
      Ich habe mir mal das ABC Radiointerview zu Gemüte geführt, hier daraus die relevantesten Aussagen (welche auf Kickstarter fehlen):

      - Als Fahrzeug soll ein gebrauchter konventioneller 4WD entsprechend umgebaut werden
      - Die Ladeleistung für unterwegs wird auf 8kW Solarpanel + 2kW Windrad ausgelegt
      - Es soll jeweils nur in der Morgen- und Abenddämmerung gefahren werden. Tagsüber wird mit Solar nachgeladen, parallel dazu und auch nachts wird das Windrad je nach Windverhältnissen zusätzlich unterstützen
      - Es werden einige (konventionelle) Supportfahrzeuge mitfahren

      Immerhin scheint die Ladeleistung theoretisch ausreichend dimensioniert zu sein. Die Frage ist bloss, wieviel durschnittliche(!) Motorleistung bei diesem voraussichtlich 3-4 Tonnen wiegenden Fahrzeug nötig sein wird, damit es sich durch den tiefen Sand und insbesondere die Dünen hochwühlen kann.
      Jedes Vielfache der an die Antriebsräder abgegebenen Motorleistung gegenüber der rund 10kW Ladeleistung wird proportional der Anzahl Ladestunden pro Stunde Fahrt entsprechen. Dies als Zahlenbeispiel verdeutlicht: Sollten bereits 30kW (ca. 40 PS) durchschnitllich abgegebene Motorleistung tatsächltlich bereits ausreichen um diese 3-4 t die Dünen hochzuwuchten, dann wird die Ladezeit pro Stunde Fahrt bei idealsten Bedingungen jeweils 3 Stunden betragen. Also jeweils 1 1/2h Fahrt frühmorgens und abends, dazwischen 9h lang nachladen und dabei auf Sonnenschein (oder Wind nachts) hoffen.
      Soviel mal zur Praxistauglichkeit des Vorhabens "EV durch die Simpson"... sofern man 100% Autonomie voraussetzt was das Nachladen betrifft.

      Nur fürchte ich dass die durchschnitlliche Motorleistung bei diesem Fahrzeugkonzept eher bei 50kW aufwärts liegen dürfte, denn im tiefen Sand muss sogar die Dünen runter ständig etwas Gas gegeben werden. Nicht zuletzt sind deswegen schon viele andere zur Erkenntnis gekommen, dass auf Sand die effizientesten (bzw. schnellsten) Fahrzeuge als offene, gewichtsoptimierte Giterrrohrrahmen-Konstruktionen mit Breitreifen konzipiert werden müssen, sprich Sand-Buggies.
      Ebenfalls schleierhaft ist, wie sie diese 8kW Solarpanel und 2kW Windrad nebst dem üblichen Campingequipment in bzw. auf die Karre packen wollen. Ein portables, outdoortaugliches 200W Panel wie dieses hier misst bei 7cm Dicke zusammengefaltet einen knappen Quadratmeter und wiegt knappe 20kg. Bloss werden für 8kW leider gleich 40(!) Stück davon benötigt, ähm... wohin zum Kuckuck damit!? :S Nenene, auf die Begleitfahrzeuge gilt nicht! :evil:

      Die Tatsache dass Lösungsansätze für die auf elementarste physikalische Zusammenhänge beruhenden o.g. Problematiken auf der Kickstarter Website verschwiegen werden und stattdessen bloss eine putzige Handzeichnung eines 4WD mit Windrad und Solarpänelchen geliefert wird, erweckt zumindest bei mir den Eindruck dass (immer noch 100%ige Autonomie dieses EVs vorausgesetzt) die Angelegenheit noch nicht vollständig durchdacht und durchgerechnet worden ist.
      Und stattdessen dank der "Reizthemen" Elektromobilität und Nachhaltigkeit allzu sehr auf die unheilvolle Kombination von Dogmatismus und Unwissen bei potentiellen Sponsoren spekuliert wird censored , sorry.

      Der Einwand von Melrose mit den Kamelen punkto Nachhaltigkeit hat durchaus was... solange man dabei die heutigen Abschuss-Aktionen per Helikopter zur Bestandesregulierung mal vernachlässigt. :P
      LIFT UM FOOT - PUTTUM BACK DOWN
    • @Melrose: In der Tat hat eine Kamelsafari noch etwas weinger enviromental impact. :) Aber die verlinkte Seite erscheint mir beim flüchtigen Überfliegen eher als eine Art Reisebüro für hochpreisige Outback Safaris. Ist also etwas anderes als das, was die beiden Jungs vorhaben, deren Projekt ich vorgestellt habe.

      @Bluey: Vielen Dank für Deine umfangreichen Gedanken, die Du Dir zu dem Thema gemacht hast.

      Ich kann Deine überschlägigen Berechnungen soweit nachvollziehen. Die Ladeleistung von im Idealfall brutto 10 kW wird sich wohl in der Praxis bei durchschnittlich 5 - 8 kW netto bewegen. Vorausgesetzt, Sonne und Wind spielen mit. Also hat man bei mal angenommen 7 Stunden laden eine Ausbeute zwischen ca. 35 und 60 kWh, die dann mit Ladeverlusten so zu 90% im Akku landet.
      Ich fahre in D seit 1,5 Jahren und 40.000 km privat rein elektrisch und habe dabei einen durchschnittlichen Verbrauch von knapp 19 kWh/100 km. Der Verbrauch eines E-Autos ist aber viel stärker von äußeren Bedingungen abhängig als bei einem Verpenner Motor. Hier auf deutschen Straßen haben z.B. starker Gegenwind oder starker Regen mit viel Wasser auf der Fahrbahn schon einen großen Einfluss auf den Verbrauch. Verluste durch die elektrische Heizung kommen dazu, können aber bei dem australischen Projekt wohl guten Gewissens vernachlässigt werden. ;) Das Gewicht hat bei E-Mobilen weniger Einfluss auf den Verbrauch, da das mehr an Verbrauch beim Beschleunigen durch die Rekuperation zum Großteil wieder zurück in den Akku fließt. Daher verbraucht ein Tesla mit 2,3t Gewicht auch nicht extrem mehr als ein elektrischer Kleinwagen wie der Renault Zoe.

      Nun steigt der Verbrauch jeglichen Kraftstoffes im losen Sand, wie Du schon schriebst, sicher mächtig an. Das konnte ich bei meiner letzten Reise DU mit dem Hilux-Camper z.B. am Cape Peron sehr gut beobachten... =O Und wenn das E-Mobil jetzt um die 50 kWh/100 km verbrauchen würde, wären das immer noch knapp 100 km Strecke am Tag. Dabei ist die reine Motorleistung nicht entscheidend. Die kann auch gerne 200 kW betragen, denn die werden im Durchschnitt ja nie dauerhaft abgefordert, genauso wie bei den Verpennermotoren. Und ein großer Vorteil kommt in dem Zusammenhang hinzu: Der E-Motor hat sein größtes Drehmoment bei 0 rpm, also aus dem Stand. Daher braucht er auch keine Kupplung und kein Getriebe und ist im losen Sand ideal.

      Anyway, das sind jetzt mal meine so einfach hingeworfenen Überlegungen. Ich will nichts beweisen und niemanden missionieren. Ich bin gespannt, ob und wie die Jungs das hinkriegen. Und ich wäre als e-mobil-maniac und Australienfan :flag gern dabei. Dafür wird mir aber leider die Zeit fehlen, so unterstütze ich das Projekt wenigstens aus der Ferne. Und aus meinen oben angeführten Infos kannst Du ersehen, dass ich kein allzusehr von Dogmatismus getriebener unwissender Sponsor bin. Ich hoffe zumindest, dass das so heraus kam... ;)

      Gruß, dixi

      Ach, und dass die Ladetechnik nicht von den Begleitfahrzeugen transportiert werden darf, hast Du jetzt so gesetzt. Ich finde das unerheblich. Denn es geht hier nicht darum, eine alltagstaugliche one-man Transportmlöglichkeit zu etablieren. Es geht aus meiner Sicht um die reine Machbarkeit.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von dixi ()

    • Schön dass wie die technischen Herausforderungen etwa ähnlich einschätzen. :thumbup:

      Jedoch ist 100% Autonomie IMHO absolut Pflicht bei einem solchen Vorhaben!

      Ein solcher Sportsgeist war auch bei Bertrand Piccard's Solar Impulse selbstverständlich. Bloss waren in diesem Fall die technischen Herausforderungen derart hart an den aktuellen physikalischen Limits, dass aufgrund der äusseren Verhältnisse durchaus eine mehrmonatige Pause des Vorhabens in Kauf genommen werden musste.

      Wo bleibt denn bei diesem Projekt die Herausforderung, geschweige denn der Alltagstauglichkeits- und Öko-Nachweis, wenn die zum Nachladen benötigte "Kleinkraftwerk"-Infrastruktur diesem EV auf konventionellen Begleitfahrzeugen (mit "Verpennermotoren") durch die Wüste hinterhergekarrt werden müsste!?
      Da bräuchte man nicht einmal mehr die neuste Technologie dazu und könnte u.U. auch ein historisches EV wie z.B. dieses hier dafür verwenden... :D
      LIFT UM FOOT - PUTTUM BACK DOWN
    • Bluey schrieb:

      Schön dass wie die technischen Herausforderungen etwa ähnlich einschätzen. :thumbup:

      Jedoch ist 100% Autonomie IMHO absolut Pflicht bei einem solchen Vorhaben!......
      Ideologie kann halt manchmal etwas die Einschätzung verändern.

      Oder wie sonst ist zu erklären, dass zwar behauptet wird niemand missionieren zu wollen, aber Konsequent 'Verpennermotor' (sic!) geschrieben wird....
      1998 NSW-Qld-NT-SA-Vic-ACT / 2000 NSW-Qld-NT-WA-SA-Vic-TAS-ACT / 2002/2003 SA-NSW-TAS-WA / 2005 WA-NT / 2008 Qld-NSW-WA / 2011 NSW-Vic-SA-WA / 2013 WA / 2019 NSW-Vic. / tbc...
    • dixi schrieb:

      Das Gewicht hat bei E-Mobilen weniger Einfluss auf den Verbrauch, da das mehr an Verbrauch beim Beschleunigen durch die Rekuperation zum Großteil wieder zurück in den Akku fließt. Daher verbraucht ein Tesla mit 2,3t Gewicht auch nicht extrem mehr als ein elektrischer Kleinwagen wie der Renault Zoe.
      Hallo,

      leider wird genau dieser Aspekt beim Unterfangen der beiden aus Canberra nicht zum Tragen kommen, da nicht genügend kinetische Energie aufgebaut werden wird, die zu rekuperieren wäre. Das meiste wird bei der Überwindung der hohen Fahrwiderstände im Sand verschwinden.

      Grüße

      Oliver
      Waverton, Sydney (ex München)
    • haumdaucha_zwoa schrieb:

      dixi schrieb:

      Das Gewicht hat bei E-Mobilen weniger Einfluss auf den Verbrauch, da das mehr an Verbrauch beim Beschleunigen durch die Rekuperation zum Großteil wieder zurück in den Akku fließt. Daher verbraucht ein Tesla mit 2,3t Gewicht auch nicht extrem mehr als ein elektrischer Kleinwagen wie der Renault Zoe.
      Hallo,
      leider wird genau dieser Aspekt beim Unterfangen der beiden aus Canberra nicht zum Tragen kommen, da nicht genügend kinetische Energie aufgebaut werden wird, die zu rekuperieren wäre. Das meiste wird bei der Überwindung der hohen Fahrwiderstände im Sand verschwinden.

      Grüße

      Oliver
      Es ist sicher anzunehmen, dass die Rekuperation bei dem geplanten Fahrzeug unter den Einsatzbedingungen eher gering ausfallen wird oder gar nicht zum Tragen kommt, klar.

      ibex schrieb:

      Bluey schrieb:

      Schön dass wie die technischen Herausforderungen etwa ähnlich einschätzen. :thumbup:

      Jedoch ist 100% Autonomie IMHO absolut Pflicht bei einem solchen Vorhaben!......
      Ideologie kann halt manchmal etwas die Einschätzung verändern.
      Oder wie sonst ist zu erklären, dass zwar behauptet wird niemand missionieren zu wollen, aber Konsequent 'Verpennermotor' (sic!) geschrieben wird....
      Unter Ideologie verstehe ich etwas anderes, eher Philosophisches...

      Aber ja, den Begriff Verpenner habe ich bewusst gewählt. Er hat sich bei Leuten, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, in letzter Zeit als Kombination aus Verbrenner und dem Agieren der diese Fahrzeuge herstellenden Industrie, besonders der in D, etabliert.

      Ich werde aber an dieser Stelle die Diskussion dazu nicht fortführen. Das ist ein völlig anderer, äußerst umfangreicher Komlex und gehört keinesfalls in ein Australienforum. Sonst muss dann bloß noch ein Mod einschreiten... ;)
      Dafür gibt es entsprechende andere Plattformen.

      Gruß, dixi, der auf die Realisierung der elektrischen Durchquerung der Simpson Desert sehr gespannt ist.
    • dixi schrieb:

      Unter Ideologie verstehe ich etwas anderes, eher Philosophisches...
      Aber ja, den Begriff Verpenner habe ich bewusst gewählt. Er hat sich bei Leuten, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen, in letzter Zeit als Kombination aus Verbrenner und dem Agieren der diese Fahrzeuge herstellenden Industrie, besonders der in D, etabliert.
      Hi,

      tut mir leid Heiner, und ich verspreche, nur diese eine Bemerkung zu machen. :saint:

      Ganz kurz: Genau diese gescholtene Industrie arbeitet aktuell mit Hochdruck daran, die Kosten für solch ein Elektrofahrzeug in einen erträglichen Rahmen zu bringen. Es ist ein bißchen wie das Henne/Ei-Problem, aber soweit ich das sehe, kommt da mittlerweile Dynamik in die Geschichte (Herstellpreise, Verkaufspreise, Anzahl der Produkte, Lademöglichkeiten, etc.). In fünf Jahren wird das schon ganz anders aussehen.

      So, nur soviel von mir, hat, wie Dixi richtig sagt, nichts mit Australien im Speziellen zu tun... :flag

      Grüße

      Oliver
      Waverton, Sydney (ex München)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von haumdaucha_zwoa ()

    • Ich sehe das vorhaben auch eher skeptisch. Die Solarfahrzeuge die in australien beim rennen zwischen Adelaide und Darwin unterwegs sind funktionieren nur, weil sie extrem kleine motoren, ultraleichte bauweise und relative viel flaeche fuer solarzellen haben. Ein gelaendewagen hat keinen einzigen dieser vorteile, und mehr batterien bedeutet mehr masse, und mehr masse bedeutet mehr energiebedarf um die ganze kiste zu bewegen. Offroad brauchst du sowieso nochmal mehr energie als auf einer befestigten strasse.

      Diese probleme solltest du unbedingt auf der kickstarter seite ansprechen - wenn du physikalische probleme bei deinem projekt in der beschreibung einfach ignorierst (hallo "solar roadways" ...) dann sieht mir das immer nach scam aus ...
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