Zurück vom Gunbarrel Highway!

  • Ui, wie schön, Jürgen! Ist immer wieder ein Genuss deine **Ergüsse** zu lesen. Macht viel Spass! Danke schöööööön!

    Ja, kann mich Karin nur anschließen...armer Harry. Scheint so, als wenn wir am Ende eines jeden Berichts das **Jammern** von poor Harry hören werden??? :D :D :D :D :D

    Danke schon mal für die **Vorwarnung** i.S. Wiluna ;( Na immerhin scheint es dort wenigstens frisches Gemüse zu geben. Auch Salat???? :O Ich bin mir soooooooooo sicher, dass mir nach wieviel Tagen (???) CSR die Zunge bis ganz unten hängen wird, dankbar für einen frischen Salat :P =)

    Sehr witzig auch die Sache mit dem Feuer 8o Interessant! Gut zu wissen! Ich hänge mir am besten immer schön meine Stirnlampe um. Dann erschießt mich schon keiner. Kangoroos tragen doch keine Stirnlampen, oder??? 8)

  • Hallo Leute,

    ich sollte hier doch kurz mal klarstellen, daß Harry KEIN Jammerlappen ist. Das ist wohl etwas zu drastisch rübergekommen. Vielmehr ist er der coolste Kumpel von allen, denn wer mich auf so einem Oz-Trip erträgt, der hält WIRKLICH was aus... :]

    Wie war das bei Häger, dem Schrecklichen?
    Für diese Mission brauche ich Männer, die HART sind. GANZE KERLE, die WIRKLICH was aushalten.
    Kurz: Verheiratete Männer...
    Hmmm, sowohl Harry als auch ich sind Singles. :(
    Aber vielleicht findet sich ja für die nächste Tour im Mai eine Frauenbesatzung mit einem zweiten Troopie. ;) 8)

    GANZ, GANZ wichtige Klarstellung zum Posting von Susanna:
    Susanna, ich glaube, Du hast da was falsch verstanden. Es gab in den Gunbarrel Groceries wirklich wenig Gemüse (der Mangel an normalem Gemüse wurde mit Kartoffeln ausgeglichen). Auf frischen Salat habe ich zwar nicht geachtet. Ich würde mich aber echt nicht drauf verlassen, daß es dort sowas gibt. Es könnte passieren, daß Du Dich bis Kalgoorlie gedulden mußt mit frischem Grünzeug... :rolleyes: :baby:
    Aber ich kann Dir diese leckeren Bohnen aus der Dose empfehlen... :P

    Die Sache mit dem Feuerholz suchen ist echt nicht ohne. Genau hingucken, wo man hinstapft, denn ein Death Adder z.B. bewegt sich nicht von dannen, wenn sich Menschen nähern und beißt zu, wenn man drauf tritt. Auch wimmelt es gerade in totem Holz nur so von Spinnen, auch Redbacks. Also Handschuhe anziehen beim Holzsammeln (Handschuhe vorher ausklopfen!!!) und Augen offen halten! Und das geht halt schlecht im Dunklen...
    Auch Stiefel und Klamotten sollte man vorsichtig ausschütteln, wenn man sie nachts "außen vor" läßt. Kriechtiere LIEBEN Stiefel!

    Holzkohle mitschleppen ist generell nicht verkehrt, wenn's abends doch mal etwas später wird (z.B. wegen eines Reifenwechsels). Wichtig ist der Hinweis, daß das Feuerholzsammeln in vielen Nationalparks nicht gestattet ist. Wird aber auch mit Schildern drauf hingewiesen. Am Rande sei noch erwähnt, daß der typische 4WD-reisende Aussie natürlich seine Chainsaw dabei hat... :rolleyes:

    Gruß,

    Jürgen

    Where the bloody hell am I? :baby:

    23 Days until Gibb River Road, Bungle Bungles, Tanami Track and Boggy Hole! :) 8) :)

  • 11.6.2007
    So langsam wird es mit dem BALD aufstehen. Die ersten Sonnenstrahlen sind gerade dabei, zaghaft über den Horizont zu kriechen, als ich mich aus den wohlig warmen Schlafsäcken schäle.
    Suuuuper, endlich mal RICHTIG ZEITIG los, klasse!
    Aber daraus wird nix. Denn Kumpel Harry streikt. Ohne Kaffee geht gar nix. Was muß, das muß. Naja, denke ich mir, kein Problem, das Campfire ist eh kalt, da kriegt der den Kaffee nicht mehr mit warm. Aber Harry, seines Zeichens cleverer Bau-Ing., hatte das Feuer mit Steinen abgedeckt und beweist, daß man in der verbleibenden Asche tatsächlich noch Kaffeewasser heiß machen kann. Die Minuten ziehen sich dahin wie Kaugummi. Warum können wir nicht endlich losfahren? Nerv... :baby:
    Wie gesagt, mit Jürgi auf Tour zu sein ist echt nicht so einfach.

    Nach getrunkenem Kaffee geht's dann doch endlich los. Kilometer um Kilometer geht es über die Piste, die mit jeder entlegenen Farm, die wir passieren, ein wenig enger wird. Vorbei an Harry Johnston Water, dem eigentlich von mir geplanten Nachtquartier, und gegen Mittag erreichen wir Carnegie Station. Astrid, die hier gemeinsam mit ihrem Mann lebt, stammt aus den Niederlanden und freut sich über jedes neue Gesicht. Wir statten erstmal ihrem Andenkenshop einen ausführlichen Besuch ab und erstehen jede Menge gierige Len-Beadell-Bücher. Dann wird der Troopie betankt, und jetzt geht's ans Eingemachte, auf den richtigen, wirklichen, echten, ursprünglichen Gunbarrel Highway. Ein Traum wird wahr! Das Schild tröstet, daß es von hier bis zum Bigger Bugger Steak in Alice gerade mal knapp über kümmerliche 1500 Kilometerchen sind. Die werden wir schon runterreißen. 8)

    Damit's nicht zu unübersichtlich wird, hier erstmal ein paar Bilder:

  • 11.6.2007, mittags
    Angesichts der zu fahrenden Distanz und dem fröhlichen Spruch von Astrid ("gestern sind seit Tagen die ersten aus der anderen Richtung hier durchgekommen") sind wir froh, daß wir uns ein Satellitentelefon gemietet haben. Wir haben uns bei Astrid abgemeldet, die verspricht, am Donnerstag bei der Polizei in Wiluna anzurufen, wenn wir uns bis dahin nicht bei ihr zurück gemeldet haben.

    Dermaßen beruhigt schiggern wir selig auf dem Gunbarrel hinter Carnegie Station dahin. Nach wie vor sehr angenehm zu fahren, aber man muß doch vermehrt die Augen aufhalten, ab und an hat's Rillen und Löcher. Endlos erstreckt sich das schmale rote Band zum Horizont, und zum wiederholten Male gehen uns die Worte von Rolf Henniges durch den Kopf, von wegen kein Ziel, sondern nur Tyrannei der Distanz und Herrschaft der Weite. Recht hat der Mann!

    Bei einem kurzen Fotostop erspähen wir verräterische Spuren am Wegesrand. Offensichtlich handelt es sich um Kamelspuren. Und das mitten auf dem Track! Sollte an der Horrorgeschichte von Astrid vielleicht doch etwas dran sein? Sie hatte uns von Kamelen erzählt, die vor den Autos den Track entlanglaufen würden, oft über viele Kilometer. "These are crazy animals!" Wir lachen über die Vorstellung.

    Das Lachen bleibt uns im Halse stecken, denn ein paar suizidal veranlagte Emus verlangen nach einem kräftigen Tritt auf die Bremse. So schnell sind sie über den Track gehuscht, daß leider keine Zeit für ein Foto bleibt. Es gelingt uns nur, sie im endlosen Meer aus Spinnifex in einiger Distanz abzulichten.

    Weiter geht es durch die endlose Weite (ich drösele fröhlich vor mich hin... :O ), als Harry plötzlich "OHOH!" sagt. Und da steht es majestätisch vor uns auf dem Track, das Kamel. Und schaut uns herausfordernd an. Um dann fröhlich umzudrehen und zielsicher loszutraben, immer den Track entlang. Mann, das gibt's doch nicht! =) Schnell die Kamera raus, das glaubt uns zu Hause keiner!

  • Nochmal eine knappe Stunde und 12 km später... :baby: :baby: :baby:


    Was hatte Astrid gesagt? "Manchmal laufen sie 20 km vor einem Auto her, manchmal aber auch noch sehr viel weitere Strecken." Der Schweiß steht mir auf der Stirn. Ich KANN NICHT MEHR! Hupen bringt nix. Motor aufheulen lassen bringt nix. Das Kamel ist beim Hupen sogar einmal stehen geblieben und hat uns nur ganz indigniert angeglotzt, bevor es majestätisch weiter getrabt ist. Nach der Devise "ICH zeige Euch, wo's hier lang geht!".
    Überholen ist natürlich nicht drin. Davor hat uns Astrid eindringlich gewarnt, und wir wollen weder unserem Auto, noch dem Kamel weh tun (auch wenn ich im Geiste die Messer wetze und die abgesägte Schrotflinte durchlade... :] ). Also tuckern wir weiter fröhlich hinterdrein, bis das gute Tier nach 20 Kilometern endlich genug Spaß gehabt hat...

  • Henniges schreibt was von Tyrannei der Distanz. Das damit im speziellen auch die Tyrannei durch verstrahlte Kamele zu verstehen ist, verschweigt der gute Mann hingegen... :baby:

    Naja, irgendwann biegt das Kamel dann wie gesagt ab, und wir beeilen uns weiterzukommen, bevor sich das gute Tier die Sache noch anders überlegt. Einige Kilometer später erspähen wir dann das Hinweisschild zur Mangkili Claypan. Hier liegt die härteste Stelle des Gunbarrel. Wenn die Claypan abgesoffen ist, dann hilft nur weiträumiges Umfahren. Wahre Horrorgeschichten ranken sich darum. Aber die beiden Ranger, die in unserer Richtung unterwegs sind, um hier neue Schilder für Touristen aufzustellen! :rolleyes: versichern uns, daß man völlig gefahrlos einfach geradeaus dem Track folgen könne. Dry as dry can be, mate!
    Und tatsächlich, nur in einiger Entfernung schimmert traurig ein verlorener Rest kühles Naß. Wir beschließen, noch ein paar Kilometerchen zu machen, bevor wir uns auf die Suche nach Feuerholz machen. Mitten in der Nature Reserve und unter den Augen der Rangers sollte das vielleicht nicht sein denken wir uns.

    Ein kurzes Stückchen hinter der Claypan zeigt der Gunbarrel zum ersten Mal das, was uns an den nächsten beiden Tagen noch zur Genüge erwarten wird: Richtig tiefe Corrugations vom allerallerfeinsten!
    Tja, stellenweise ist er doch ein bißchen rauh, der Gunbarrel. Stellenweise aber auch ein bißchen mehr...

    Aber für Weicheier wie uns gibt's eine Umfahrung (Heiliges Blechle, was für ein Wellblech!). Und so stellen wir den treuen Troopie 20 Kilometer hinter der Claypan an einem paradiesischen Plätzchen in der Abendsonne ab und machen uns auf die Suche nach Feuerholz, das reichlich vorhanden ist. Das gibt ein "Feuerchen, das für einen ganzen Reisebus ausreichen würde" (O-Ton von Rainer bei http://www.outback-guide.de).

    Nachdem wir den spektakulären Sonnenuntergang genossen haben, wendet Harry alle Ingenieurskunst zur Essenszubereitung auf. Die Dosen würden mit Kohlenglut viel besser heiß als wenn man sie normal ins Feuer stellt. Also gibt es unter dem Holzfeuer ein paar Kohlen, die dann fachmännisch in den kleinen Erdofen geschaufelt werden. Der Panscher (meine Wenigkeit, bin ja nur Chemieingenieur...) darf derweil den Damper zubereiten. Was habe ich nicht alles gelesen über dieses köstliche, frisch zubereitete Outbackbrot! Also fix den Teig geknetet und neben das Feuer gelegt, damit er gehen kann. Und dann eingebuddelt und Sand und Erde drauf, weil wir keinen gußeisernen Topf haben. Und ausgebuddelt. Und gewendet. Und wieder eingebuddelt. Und nochmal gewendet. Und schließlich gekostet und zum guten Knäckebrot gegriffen. Das war es dann mit dem ersten und letzten Damper. Tina und Andreas, nette Forumsbekannte von http://www.australien-info.de haben sich darüber kaputt gelacht. Nächstes Mal werden wir ihr Pfannenbrotrezept ausprobieren, mal schauen, ob uns das besser gelingt...
    Fröhlich mampfen wir unsere Bohnen mit Knäckebrot, betrachten ehrfürchtig den phänomenalen Sternenhimmel und starren ins prasselnde Feuer.
    Wie sagte ein wirklich weiser Aussie mal?
    "A tree, a fire, the stars. Live doesn't get any better than that!"

  • :D :D :D :D :D :D :D

    Ich habe wieder mal bei einigen Stellen herzlichst gelacht :D :D Danke für die allabendliche Unterhaltung :] Woher nimmst du eigentlich die Zeit, solche Berichte zu schreiben ?( ?( ?(

    Mmh, Jürgen, ob du mit einem 2. Gefährt...Frauengefährt :] ...unbedingt früher loskommen würdest :rolleyes: Wobei, wenn ich an meine Freundin und mich denke, die wir ein ganzes Jahr durch Oz getingelt sind, haben wir es doch meistens recht früh geschafft. Immer schön mit den ersten Sonnenstrahlen aufgestanden, kurze Wäsche, und losgetingelt. Frühstück gabs dann meistens später. Doch, wenn ich so drüber nachdenke, es gibt Frauen, mit denen man auch früher loskommt :P :D :P :D

    Ok, danke nochmal für Hinweis Wiluna :( Oh ja, das wird hart. Wo man sich doch nach ner Outbacktour immer auf was frisches freut ;(

    Eine Frage habe ich noch. Wie machst du das, dass du mehrere Fotos zusammen in einem post reinstellen kannst. Ich dachte, das funktioniert nur, wenn man ein online-Fotoalbum hat und man die Fotos da hochlädt ?( ?(

  • Hi Susanna,

    ganz kurz nur (muß zur Feuerwehr, Aufbauen helfen für den Tag der Offenen Tür... :baby: ) zum Einstellen mehrerer Bilder:

    Du klickst auf Dateianhänge, dann öffnet sich ein Fenster. Deine Bilder müssen klein genug sein (Auflösung 800 x 600 geht). Dann mit Browse das erste Bild aussuchen und auf speichern klicken. Unten drunter erscheint dann ein Balken mit dem ersten Bild. Dann kannst du wieder auf Browse gehen und das nächste aussuchen und speichern. Das erscheint dann als zweiter Balken. Usw., maximal sind pro Posting fünf Bilder möglich. Wenn Du die fünf Stück zusammen hast, im Fenster auf schließen klicken. Danach auf Antwort erstellen klicken, und Deine fünf Bilder werden dann an Dein Posting angehängt. Eigentlich ganz einfach. Nur das doofe Verkleinern der Bilder ist immer so nervig... :rolleyes:

    Liebe Grüße,

    Jürgen

    Where the bloody hell am I? :baby:

    22 Days until Gibb River Road, Bungle Bungles, Tanami Track and Boggy Hole! :) 8) :)

  • Hallo Jürgen,

    ein wirklich nett zu lesender Bericht und super Fotos. Hätte man das Kamel nicht zum Benzinsparen vor das Auto spannen können?
    Gibt es auch Fotos von Dir und Harry?

    Liebe Grüße,
    Anna und Wolfgang

  • 12.6.2007
    Morgenstund hat Gold im Mund! Gestern abend am Lagerfeuer gab's noch eine längere Aussprache. Jürgi jankte rum, daß es nicht angehen könne, mit solch sekundärprioritärem Firlefanzscheiß wie morgendlicher Kaffeezubereitung Zeit zu vergeuden, während Harry sich wortreich darüber beklagte, er müsse zu Hause schon immer BALD aufstehen. Tja, kleine Eigenheiten des einen zerren im Outback schnell an den Nerven des anderen. Und das, obwohl wir uns wirklich gut kennen. Aber die Aussprache hat Wunder gewirkt. Heute morgen wird kein Kaffee gekocht. Aber vielleicht liegt das auch daran, daß die gestrige Rüttelei während der Fahrt dazu führte, daß sich der Drehverschluß der Kaffeedose gelockert hat und sich der Kaffee nach statistischer Normalverteilung in die diversen angrenzenden Schubladen ergossen hat. Während ich gestern abend noch fröhliche Sprüche ob dieser Schweinerei gerissen habe, stellte sich dann heraus, daß die von mir gekaufte Barbecuesoßendose (an Folienkartoffeln gehört ja schließlich Soße dran) das Schicksal der Kaffeedose geteilt hat. Was für eine Schweinerei sondergleichen in der Kühlbox! Würg...
    Ach ja, neben dem reichlich mißglückten Versuch eines Dampers gab's gestern abend auch noch einen Mißerfolg bei den Folienkartoffeln. Wir lernen: Kartoffeln aus Wiluna sind doof. Die werden ewig nicht gar im Feuer. Also einfach drin liegen lassen bis zum nächsten Morgen. Dann sind sie komplett ausgeglüht. Perfekte Wiluna-Folienkartoffeln kann man ergo nachts um 2.00 Uhr genießen, wenn man sie um 19.00 Uhr ins Feuer legt... :rolleyes:

    Nach einem opulenten Frühstück (für jeden ein Scheibchen Scheiblettenkäse und eine Scheibe Schinken, jeder zwei Stück Knäckebrot) und dem morgendlichen Fahrzeugcheck (offenbar alles noch dran, trotz der gestrigen Rüttelei) geht's weiter in Richtung Everard Junction. Ein kurzer Moment gespannter Erwartung beim Drehen des Zündschlüssels. Was, wenn der Hobel jetzt nicht anspringt?! :rolleyes:
    Aber treu läßt der große Sechszylinderdiesel sein wohliges Grummeln ertönen, und los geht's.

    Die Corrugations nehmen zu und erreichen schließlich das Level "für Erwachsene". Himmel, was für eine Rüttelei! Ein Wunder, daß es das Auto nicht einfach zerreißt. Das muß jetzt aber auch das von Rainer beschriebene schlimmste Stück sein. Passend dazu bin ich mit der Musikwahl dran (Harry zeigt sich erkenntlich, daß ich heute morgen beim Einpacken nicht gehetzt habe), und Bon Scott besingt in angemessener, sprich maximaler Lautstärke den "Highway to Hell". Niemals klang Bon geiler als hier auf dem Gunbarrel!
    Enger und enger wird der Gunbarrel jetzt, bis das Auto teilweise so grade noch eben an den Büschen links und rechts vorbei paßt.

    Inmitten des endlosen Meeres aus Mulgagestrüpp und wogenden Spinnifexfeldern erspähen wir in der Ferne etwas wahrhaft Spektakuläres: GEGENVERKEHR! Den ersten und einzigen zwischen Carnegie Station und der Great Central Road. Es handelt sich um einen Konvoi aus drei Geländewagen, alle drei aus Victoria. Im ersten sitzen hinten drei quietschvergnügte Blagen drin (7, 5 und 3 Jahre alt), die mit leuchtenden Augen das Abenteuer "Gunbarrel" genießen. Hierhin Kinder mitnehmen. Manche Aussies sind wirklich maximal verstrahlt... :] ;)

    Unsere vorsichtige Frage, ob denn die Corrugations ab der Everard Junction dann langsam wieder besser würden werden mit schallendem Gelächter quittiert. Spater werden wir sehen, warum...
    Ein Stückchen weiter kommen wir an das Bohrloch der Geraldton Historical Society. Wenn wir jetzt eine leere Konservendose und fünfzig Meterchen Schnur hätten, dann ließe sich hier prima Wasser fördern... :rolleyes:
    Ein Stückchen weiter ist es amtlich: Wir befinden uns nun mitten in der berüchtigten Gibson Desert! Auch wenn die Wüste hier eigentlich gar keine Wüste ist, sondern mehr eine Art Savanne.
    SCH...ÖNE Corrugations hat's hier! Sieht aus, als wären irgendwelche Deppen mit Gewalt bei nassem Untergrund hier entlang geheizt. Wie kann man so einen schönen Track nur so zerfahren... :baby:

    Danach kommt eine echte Spezialität des Gunbarrel: Zum wiederholten Mal wechselt ganz unvermittelt die Untergrundbeschaffenheit, und wir kommen gut voran. Nur vorsichtig bleiben, denn nach ganz gut kommt ganz schlecht. Weil wir's vorsichtig angehen lassen, sehen wir das gewaltige Loch beizeiten. Wer's nicht rechtzeitig sieht, den bestraft das Leben... :] :D

    Eine halbe Stunde später oder so ist es dann soweit: Ehrfürchtig stehen wir an Len Beadells berühmter Everard Junction - einer gottverlassenen kleinen T-Kreuzung zweier Feldwege mitten in der Wildnis. Wir haben jetzt ziemlich genau die Hälfte unseres Weges nach Warburton hinter uns. Hier ist er, der Punkt, der am weitesten draußen liegt, markiert von einem alten Ölfaß, über dem sich eine Box mit dem Visitor Book befindet. Stolz tragen wir uns ins "Goldene Buch" ein. Und erfahren, daß vor dem gestrigen Tag ein paar Tage lang gar keiner hier durchgekommen ist. Vor ein paar Wochen hat ein einsamer Samurai namens Hiroshi die Gegend auf seiner 650er Kawasaki unsicher gemacht. Neulich kamen ein paar hartgesottene Honeymooner hier durch. Begierig lesen wir die Kommentare zur Beschaffenheit des Tracks. Mördercorrugations, lesen wir. Kann nur besser werden, lesen wir. Nur dummerweise kamen die, die das geschrieben haben aus der anderen Richtung. SCHLUCK! 8o

    Ein paar Minuten lang lassen wir die Stille und die Magie dieses Ortes auf uns einwirken. Sehnsüchtig schweift der Blick in Richtung Norden und folgt den Spuren des Gary Highway zum Horizont. In der unermeßlichen Ferne höre ich ihn, den Ruf von Windy Corner. Irgendwo weit, weit dort oben liegt sie, diese sagenumwobene Kreuzung mit dem Talawana Track. So ziemlich das alleroutbackigste Outback überhaupt. "Ein grauenvoller Ort in einem grauenvollen Land". Sehnsucht überkommt mich.
    Und echte Hochachtung vor dem Mut derer, die hier nach Norden abbiegen. Brave men and women! You know the other word for brave? STUPID! :D

    Damit's nicht zu unübersichtlich wird, erstmal einige Fotos:

  • Hi Susanna,

    nö, gaaaaanz so komfortabel hatten wir's leider nicht. Aber es hätte mich nicht gewundert, wenn einer reingesch....en hätte. Die Leute benehmen sich teilweise wie die Axt im Walde bei 4WD Touren. Die schönen Len-Beadell-Plaketten z.B. werden reihenweise geklaut. Auch die Repliken. Lens Tochter Connie Sue hängt immer wieder neue auf, kommt sich dabei aber mittlerweile vor wie Don Quichotte...

    Zu Deiner zweiten Frage:
    Marschgeschwindigkeit waren über ganz weite Strecken nicht mehr als 20 bis 30 km/h. Mit 80 drüberbügeln über die Huppel wollten wir nicht. Hast ja das Loch gesehen auf dem einen Bild. Das war kein Einzelfall... :rolleyes:

    Aber Du weißt ja: Es gibt kein Ziel im Outback, sondern nur die Tyrannei der Distanz und die Herrschaft der Weite usw. ... ;)
    Aber das wirst Du auf der Canning auch noch alles zu Genüge erfahren. Da sind oft nicht mehr als 150 km pro Tag drin, manchmal auch deutlich weniger... :rolleyes:

    Erinnere mich morgen mal dran, daß ich bei Gelegenheit einen neuen Post aufmache von wegen morgendlichem Autocheck bei 4WD-Touren.

    Liebe Grüße,

    Jürgen

    Where the bloody hell am I? :baby:

    Just 17 bloody days until Gibb River Road, Bungle Bungles, Tanami Track and Boggy Hole! :] 8) :D

  • :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D :D Ich lach mich schlapp!

    Na ob das das Foto ist, was sich annario gewünscht hat...von Harry und dir ?( ?( ?( ?( ?( ?( Und wer ist dann Harry, und wer du? :D :D :D :D :D

    Ja ja, hab schon verstanden :O Damit hat sich die Frage nach dem Eispickel und dem...was war es noch gleich?...wohl erübrigt :rolleyes: =)

    Aber nochmal zurück zum Bericht:
    Ja, 20/30kmh hab ich mir schon gedacht. Kenn ich ja schon. Das ist aber eben, wie du sagst, das schöne. Einfach vor sich hinduckeln und die Landschaft, die Strecke genießen...Ui, wie schön! Ich freu mich richtig, wieder on the road zu sein :D :D :D :D

  • 12.6.2007, früher Nachmittag

    Nach einem letzten langen sehnsüchtigen Blick in den Norden und einem Versprechen ("ich fahre da lang, irgendwann fahre ich da lang" :baby:) geht's weiter, immer grob in Richtung Osten. Ihr wißt ja, die Tyrannei der Distanz und die Herrschaft der Weite und Kompromisse gibt's nicht und bla. Der Track wird abermals deutlich enger und schlechter, es ist jetzt wirklich nur noch ein Feldweg.
    Ach ja, die Corrugations werden auch immer schlimmer. VIIIIEEEL schlimmer. Wenn es mal eine Zeit gut geht und man probiert, mit Speed über die kleinen Wellen hinwegzuhuppeln, dann kommen unweigerlich zwischendrin (meist in Kurven) plötzlich richtige, große Wellen, die auch weiter auseinanderstehen. Wer da mit Tempo reinkracht, der kann am Auto sonst was beschädigen. :baby: Also lassen wir's langsam angehen, rumpeln über die wellige Bescherung und warten sorgenvoll darauf, daß das arme geplagte Auto einfach irgendwann nicht mehr will. Aber der Landcruiser schnurrt weiter fröhlich durch die Lande als würde ihn das alles gar nicht jucken. Schließlich kommen wir an einem Autowrack vorbei. Tja, er fordert Opfer, der Gunbarrel. Kurz danach liegen vor uns die bislang schlimmsten Corrugations. Hier kann man deutlich sehen, was Regen und Erosion mit so einem schönen Track anrichten können. Wie gut, daß wir da nicht durch müssen. Es liegen teilweise Rinnen von mehr als 60 cm Tiefe dazwischen. Aber es gibt eine bequeme (naja, bis auf die Wellen, das die Plomben das bisher ausgehalten haben ist ein Wunder...) Umfahrung, und so schiggern wir ehrfürchtig dran vorbei. Hier geht es jetzt nur noch sehr langsam voran, denn die Strecke ist mittlerweile in der Mitte bewachsen. Vorsicht ist gefragt. Merken wir spätestens nach dem ersten Termitenhügel, denn die lieben Tierchen denken sich "warum neben der Strecke bauen, wo's doch auch AUF der Strecke geht". So einem getarnten Termitenhügel ist schon so manche 4WD-Achse zum Opfer gefallen. Wir sind hier draußen nicht unbedingt scharf darauf, dieses Schicksal zu teilen.

    Nach weiteren zwei Stunden langsamer Fahrt liegt endlich der Mount Beadell vor uns. Eine wohltuende Erholung für's Auge, gekrönt von einem kleinen Käfig mit einer Replika von Lens Theodolithen (Himmel, was für ein Wort, hoffentlich hab' ich's richtig geschrieben... :rolleyes: ). Natürlich lasse ich's mir nicht nehmen, die steile Auffahrt hoch zu fahren. Wird schon gehen. Uuuupps, doch VERDAMMT steil. Aber mit L4 kein Problem. Wenn nur diese doofen großen lockeren Steine nicht wären und es ist halt doch VERFLUCHT steil. Als wir oben angekommen sind, lächle ich nur breit "geht doch", derweil Harry weiß wie ein Laken mit zitternden Beinen aussteigt und nur vor sich hinbrummelt, er täte zu Fuß wieder runter gehen und ich solle mal zusehen, wie ich die Karre da heile wieder runter brächte.
    Mann, von hier oben sieht das aber echt haarig aus! Schluck! 8o

    Aber erstmal genießen wir den schönen Rundblick. Schon cool, wenn man sich vorstellt, daß man am selben Ort steht wie der legendäre Len Beadell.
    Nachdem ich die Fuhre wie auf rohen Eiern irgendwie den Berg wieder runtergewürgt habe (Augen zu und durch... :rolleyes: ) geht's weiter in Richtung Camp Beadell. Doch noch haben wir ungefähr eineinhalb Stunden Tageslicht vor uns, die wir nutzen wollen. Also schiggern wir fröhlich weiter.
    Hatten wir angenommen, daß es nicht mehr schlimmer kommen könne mit den Wellen, so werden wir jetzt eines Besseren belehrt. Himmel, das darf doch nicht wahr sein! :baby:

    Etliche Leute, die vor uns durch diese wunderschöne Landschaft gereist sind haben in ihrer Verzweiflung immer neue Parallelspuren angelegt. Ich frage Harry frei nach Robert Lemke "Welches Spürlerl hätten's denn gern?". Aber alle sind mehr oder weniger gleich wellig. Das einzige was hilft ist mit jeweils einer Radspur ganz außen am Track zu fahren, aber das geht natürlich nur sehr vorsichtig (Auto nicht übermäßig an den Sträuchern zerkratzen, immer wieder versteckte Termitenhügel). Hier wird der Gunbarrel wirklich zur Qual, und aus der romantischen Herrschaft der Weite wird nur noch die nervige Tyrannei der Distanz. Keine Chance, heute noch deutlich weiter zu kommen. Allmählich wird's Zeit, sich nach einem Rastplatz für die Nacht umzuschauen. Doch die Landschaft hat sich wieder gewandelt. Links und rechts vom Track wachsen jetzt richtig hohe Büsche. Keine Lücke für ein Nachtquartier. Dahinter schönes hohes Spinnifexgras. Ideales Schlangenrevier. Wir winken dankend ab und sehen uns schon im Dunklen weiterschiggern, bis sich linker Hand dann doch eine einigermaßen freie Fläche anbietet. Es gibt sogar etliche tote Sträucher und damit genügend Feuerholz, das im letzten Büchsenlicht fieberhaft zusammengesucht wird.

    Danach genießen wir mal wieder ein richtig schönes Reisebusfeuer. Hach, watt prasselt dat schön! Erdofen zum Dosenwärmen fällt aus, haben gestern abend die letzten Kohlen verballert. Mal schauen, ob wir die leckeren Bohnen auch so zumindest lauwarm bekommen. Harry, seines Zeichens gelernter Bau-Ing. und Brandschutzingenieur löst die Aufgabenstellung mittels Rückstrahlung durch ein liebevoll neben dem Feuer aufgespanntes Stückchen Alufolie. Allmählich macht mir der Typ Angst...
    Ob's nun die Rückstrahlung ist oder ob die Flammen von unten ausgereicht haben: Auf jeden Fall schmecken die Bohnen nach des Tages Mühen fabelhaft, und wir freuen uns, daß wir wieder ein paar Kilometerchen geschafft haben.

    Während der kühle Nachtwind am Auto vorbeistreicht, was aus dem oberen Quartier mit wüstem Fluchen und verzweifeltem Deckengeraschel quittiert wird (Innenschlafsack, erster Schlafsack, zweiter Schlafsack) träume ich von der unendlichen Weite - und von einem leckeren Bigger Bugger Steak. :P :O

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