In diesem Forum geben immer wieder einige was in dieser Richtung von sich.
Ein Deutscher wird geboren, er/sie geht zur Schule, macht ein Führerschein, Studiert, such Arbeit, zieht mal um, kauft ein Auto, heiratet, aber es passiert im Schnitt eigentlich nur alle nächstlang etwas aufregendes.
Dann zieht der eine oder andere nach Australien, und plötzlich muss so vieles auf einmal gemacht werden: PR Visum beantragen, Ausbildungsannerkennung suchen, Medicals, Container packen, Englisch lernen, Haushalt auflösen. In Australien Wohnung finden, Führerschein machen, Kinder neu einschulen, Arbeit suchen, Ausbildung nachholen, sich in einer neuen Stadt zurechtfinden, sich mit neuen markennamen im Supermarkt zurechtfinden und dann wird es auch (verständlicherweise) mal gewaltig stressig. Die Nerven sind gespannt, und dann wird aus Frust mächtig über die Bürokratie und die Menschen in Australien geschimpft wenn nicht alles nach Plan läuft und gelingt.
Wir haben es eimal andersherum erlebt, also vom Ausland nach Deutschland. Hier einige Auszüge aus unserer Odysee:
Aufenhaltsgenehmigung:
Wie schon mal erwähnt: Ich bin als deutscher Staatsbürger (von den Eltern gegerbt) nach Berlin gezogen. Wir hatten eine Vorstellung, meine Frau und ich würden beide arbeiten, aber ich hatte dazu die Idee auch mit meiner Ausbildung eine deutsche Annerkennung zu erreichen durch nachhholen von Unifächern, weiteres Studium oder was auch immer nötig sein sollte. Ich würde also nicht unbedingt sofort gut verdienen, war mir klar. Ich habe mir nie im Leben gedacht, das es mit der Einreise meiner Frau Schwierigkeiten geben würde. Sie sprach fliessend Deutsch. Heidi bekam bei der Einreise ein Urlaubsvisum fuer drei Monate! Das wurde verlaengert auf sechs Monate, dann ein Jahr, aber noch ohne Arbeitserlaubnis! Ich musste dann voll ran, meine ganzen Fortbildingspläne wurden zerschlagen. Als wir fragten warum das so lange dauerte mit der unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung wurde gefaselt von Scheinehen, obwohl wir schon 15 Jahre verheiratet waren, mit eine neunjährigen Tochter.
Ausbildung:
Auf ein Antrag für die Annerkennung meiner Ausbildung bekam ich mal eine vorläufige Antwort, nach neun Jahre praktischer Erfahrung in Deutschland es eine Möglichkeit gäbe, ein Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur zu werden. Das Höchstalter für eine Zulassung war 49 Jahre. Ich war 42 Jahre alt. Das Amt sagte mir also im Grunde nur auf verblümter weise schlicht F... OFF. Nach etwas Nachforschung stellte sich auch heraus, das es noch nie einen Präzedenzfall gegeben hatte, wo einer mit Auslandsausbildung eine Zulassung bekommen hatte. Deutsche Ämter sind sehr sehr weltfremd.
Der Führerschein:
Erst musste meiner zur Echtkeitsprüfung eingeschickt werden. Das hat zwei Monate gedauert, und in der Zwischenzeit konnte ich nicht autofahren! Das als Vermessungsingenieur. Knallhart. Ich brauchte laut Gesetz dann keine Fahrstunden machen, aber musste durch eine Fahrsschule beim TÜV vorgestellt werden. Also doch zur Fahrschule. „Sie kommen aus Afrika, habt ihr da auch Auto gefahren?“ kam die erste naiv-blöde Frage.. Ich kann ja denn meine Klappe nicht halten. „Nein wir haben unsere Autos geschoben.“ Daraufhin, etwas pickiert „Ja, nun haben Se keene Sorge, also wir werden Ihnen schon det Fahren beibringen.“ Die Arroganz. Das war nämlich schon nachdem wir ein halbes Jahr zuvor ein Auto gemietet hatten, und 7000 Kilometer in 8 Wochen kreuz und quer durch Deutschland gefahren sind, und ich danach berufsmässig danach nochmal 15000 Kilometer in Deutschland gefahren war. Ich hatte sowieso auch schon mehr als eine Million Kilometer hinter mir vor wir nach Deutschland kamen. „Na ja, den Wagen beherrschen Se schon..“ hiess es nach einer Fahrstunde. Ja danke. Mir wollte der Fahrschullehrer auch noch zeigen, wie man Benzin tankt! Aber bitte nicht auf meiner Rechnung, meinte ich. Dass ganze Theater hat uns über DM1000 pro Nase gekostet. Ich machte die Prüfung, und der Herr Prüfer stellte ein Schreiben aus, dass ich die Fahrprüfung bestanden hatte. Wies dann darauf hin, dass das mir eben überhändigte Schreiben aber noch kein Führerschein sei. Er erklärte mir die weitere Prozedur „Nehmmen sie die U2 nach...“ und leierte runter wie ich jetzt weiter vorgehen sollte um den Führerschein zu bekommen. Ich glaube er hatte ein eingebautes Tonbandgerät. Ich versuchte einige Male zu unterbrechen, war nichts zu machen, er redete nur lauter. Ich nickte, stieg in mein Wagen und wollte ihn gerade starten, da langt dieser Kerl durchs Fenster, greift seine Bescheingung und zerreisst sie. Ich steige aus, etwas erstaunt. Er brüllt mit knallrotem Kopf, er hätte mir eben gesagt, das wäre kein Führerschein, den muss ich erst holen. Ich wies ihn darauf hin, das ich ein Jahr in Deutschland laut Gesetz mit meinem südafrkaischen Führerschein fahren konnte. Ich wollte ja nur mit dem südafrikanischen Schein in die Stadt fahren, den deutschen abholen, und mit dem neuen nach hause fahren. Immer noch knallrot im Gesicht schrieb er mir wieder seine Bescheinigung aus, überhändigte sie wortlos, und ich fuhr davon. Ferkel, dachte ich mir. Der hat seine Tabletten nicht genommen... Er wusste nämlich, das es sich nicht um ein neuen Führeschein handelt, sondern eine pberschreibung.
Ich will hier nicht jammern, wie schlecht es uns ging, für, sondern einfach nur mal klarstellen, dass die Australier bei unserer Einreise hier im Vergleich zu Deutschland wesentlich unbürokratischer und kulanter sich verhielten, weil sie grundsützlich wesentlich besser auf Zuwanderung eingestellt sind. Es gibt aber einige Seelen, die von Australien einfach so viel mehr erwarten als das eigene Herkunftsland Deutschland je für Ausländer hergibt. Australien bekommt von der ganzen Welt massenhaft Einwanderunganträge. Australien kann und muss sich seine Einwanderer aussuchen. Aber wenigstens gibt es eine Einwanderungspolitik, und Strukturen in der Regierung und Gesetze die sich um Einwanderer kümmern und für Einwanderer ausgerichtet sind. Deutschland dagegen hat erst seit 2005 ein (kontroverses) Zuwanderungsgesetz, dar war nichts als wir noch in Berlin waren, es fehlten und fehlen stets noch Behörden die sich auf angebrachtem Niveau um ausgebildete Einwanderer (skilled migrants) kümmern, Gleichheitszeugnisse austellen können (wie z.B. das Australische VETASSES), und gute Informationsquellen sind. Wenn man den normalen Ausbildungsweg in Deutschland von Kindheit an folgt, hat man keine Probleme, aber als Seiteneinsteiger ist es wirklich sehr schwer, alles wird grundsätzlich erstmal abgewertet und der ganze Vorgang hat keine richtige Würde. In Deutschland hatte ich manchmal so das Gefühl ein unausgebildeter mitteloser Asylbewerber hatte mehr Rechte und Möglichkeiten als ein Eingewanderter Ingenieur der ehrlich sein Brot verdienen wollte. Anders ist natürlich wenn grosse Firmen Spezialkräfte aus dem Ausland holen. Aber versuche das mal auf eigene Faust! Deswegen werde ich oft etwas stinkig, wenn manche Deutsche sich aufregen, wie schwer und Bürokratisch alles in Australien ist. Bullshit!!
Wir hatten vor drei Jahren eine Austauschschülerin für ein Jahr bei uns wohnen. Ein sehr nettes Mädel, ohne Vorurteile. Sie war dann auch sehr beliebt in der hiesigen Schule, beim Abschied fanden sich erstaunlich viele von ihren Mitschülern auf dem Flughafen. Vor kurzem hatten wir wieder eine, nur drei Monate zum Glück. Sie war nun hmm..etwas zickig und arrogant. Die Australischen Schüler meinten bei einer Party bei uns einfach ganz verständnisvoll „that’s the German in her“. Es war keine Kritik, just a statement of fact. Sie hat übrigens hier kaum Freundschaften. Aber uns viel erzählt von wegen wie doof ihre Australischen Mitschüler waren. Damit kommt man in Australien wirklich nicht gut an. Und die Australier könne dann auch etwas empfindlich reagieren. Da kommen Menschen aus anderen Ländern weil es ihnen dort nicht mehr gefällt, aber wollen dann hier alles abändern, was soll das, denken sie.