Eine Kultur entsteht wenn Mensche sich sammeln, und zusammen ein Sprache sprechen, sozial Regeln formen, und sich bestimmte Regeln einrichten wonach sie Leben und handeln
Mit technischem Fortschritt, und auch aus anderen Ursachen wobei Langeweile und doch ein Bestreben nach was neuem eine Rolle spielen ensteht eine kulturelle Änderung mit der Zeit, so das dieselbe Gesellschaft hundert Jahre später recht anders handelt und denkt.
Kulturen in verschieden Teil der Welt handeln und denken oft auch anders, teils wohl durch Einwirkungen ihrer Umwelt, u.a. auch das Wetter oder Klima, der Zufall spielt wohl auch mit. Die Sprache entwickelt sich ganz anders, und die gesellschaftlich anerkannten Normen auch. So verschieden entwickeln sich die Kulturen dann, dass die sich gegenseitig bedroht fühlen, und im schlimmsten Fall sogar Krieg machen. Fünfzig Jahre später verstehen sie sich wieder so gut, das die eine Kultur sich höchstens über das tragen von Sandalen mit Socken einer anderen Kultur lustig macht.
Manche Mitglieder einer Kultur werden auch mal mit ihrer Umwelt unzufrieden, und wollen dann wechseln. Diese Unzufriedenheit hat die verschiedensten Ursachen. Stammt sie zum Beispiel von einer angeborenen Intoleranz gegenüber den Mitmenschen in der Gesellschaft, läuft die Gefahr, das durch das Umsiedeln die Probleme einfach mitgenommen werden, und am anderen Ende noch welche dazukommen. Die Chancen, dass solch ein Mensch in seiner neuen Umgebung glücklich wird, sind dann gering. Diese Unzufriedenheit kann aber auch durch das benehmen der Mitmenschen entstehen, und wenn dem Betroffenen das Verhalten der Menschen in einer anderen Kultur besser gefällt, dann lässt er seine Probleme zurück, und ihm geht es dann in seiner neuen Heimat tatsächlich besser. Vielleicht hat er keine Arbeit, aber sein Beruf ist in einem anderen Land gesucht, gesellschaftlich mehr anerkannt bzw. besser bezahlt. Oder es ist keine Unzufriedenheit als solches, sondern einfach ein Drang nach Abenteuer. In den letzten drei Fällen ist die Auswanderung eine richtige Entscheidung, dann auch ein Erfolg.
Gehen wir jetzt mal davon aus, die Auswanderung ist kein richtiger Erfolg. Ursache sind möglich Erwartungen, die nicht erfüllt werden, weil sie von vornherein unrealistisch waren, wiederum durch falsche oder unzreichende Informationen die falsche Eindrücke erweckten, Erwartungen von einem „perfektem“ Leben. Die absolut häufigste und traurige Reaktion ist, das dass neue Heimatland an allem Schuld ist, alle sind doof, „zuhause“ war alles besser usw. usw. Solche Leute müssen doch vorsichtig sein, gerade bei den Australiern machen sie sich dadurch schnell unbeliebt. So go back to where you came from heißt es, man ärgert sich noch mehr über die Aussies, und der Teufelskreis ist da. Dieser Zustand ist, wenn man Glück hat, nur vorübergehend, aber es kann auch so schlimm werden, das wieder die Sachen packt werden und es „nach Hause“ geht. Ist auch schon vorkommen, das „zuhause“ dann wiederum doch nicht so toll ist wie die Erinnerung war, die Einsicht kam und ein zweites mal der Container gepackt wurde, und beim zweiten Anlauf ging es dann. Die Erwartungen werdenrealistischer, das Gemüt ruhiger, das Wetter ist doch eben besser…
Ist die Auswanderung ein Erfolg, und ist man zufrieden in der neuen Heimat, kommt man zu einem Zeitpunkt wo wenn man z.B. auf Urlaub war, man froh ist, wieder „zuhause“ zu sein, aber es ist das neue „zuhause“. Verschieden Menschen oder Familien verarbeiten den Umzug anders, sehr anders. Bei manchen ist es ein großes Abenteuer, sie sind Stolz, so ein Wagnis eingegangen zu sein, und freuen sich, dass sie ganz was neues erfahren, und ihren Enkelkindern sagen können „Wir haben was erlebt“. Andere sind vielleicht nur froh, dem täglichen trüben Ritmus der alten Heimat entgangen zu sein. Der Umzug in ein anderes Land ist nach einem Tod in der Familie das traumatischste Ereignis was es gibt, und brauch eine gewisse Heilung, die dauert bei einigen einige Wochen, bei anderen einige Jahre. Oft hilft ein Besuch an die alte Heimat.
Nun geht das Leben weiter, der nächste Vorgang ist die Integration, und der ist wieder bei verschiedenen Familien total anders. Die eine Familie pflegt ihr Deutschtum, die andere bringt den Kindern noch Deutsch bei, drängen aber nicht auf deutsche Kost oder Lederhosen oder Sandalen mit Socken, aber es gibt auch Familien wo die Kinder kaum noch Deutsch sprechen, mit anderssprachigen Heiraten, und dann einfach Aussies geworden sind. Hier gehen die Meinungen weit auseinander. Die einen pflegen die deutsche Tradition, die anderen schämen sich drüber. Es gibt in Namibien noch so einige deutschstämmige Orte, wir haben immer gesagt, die sind „deutscher als die Deutschen“. Hatten echt noch Bilder vom Kaiser an der Wand. Das verrückte an der Sache ist bloß, versetzt man diese Leute nach Deutschland, werden sie die unglücklichsten Menschen auf Erden, weil sie erstens selber nicht mehr dass sind was sie vor hundert Jahren waren, sondern durch das neue Land über mehrere Generationen geprägt wurden, aber auch weil zugleich die Gesellschaft in Deutschland sich geändert hat.
In der neuen Heimat kommt es nun vor, dass die Kinder munter mit den Eltern deutsch sprechen, aber untereinander sprechen die Geschwister Englisch. Bum, das haut bei den Eltern dann rein. Ich habe erlebt, dass das Englischsprechen dann zuhause sogar verboten wurde. Ja, warum machen die Kinder das? Eben weil sie den ganzen Schultag in einer englischen Umwelt erlebten, um alles zu beschreiben fehlt der deutsche Wortschatz, es fällt dann einfach leichter, mit dem Englisch zuhause weiterzumachen. Dann kommt auch lustig mal ein Satz mit einem Gemisch aus Deutsch und Englisch: „Kam von der School nach hause, bin mit dem Train gefahren, und brauchte mein letztes Geld für mein Ticket“ kommt es dann raus. Manche Eltern regen sich auf, die Kinder werden konfus, können die Sprachen nicht auseinander halten. Das stimmt natürlich überhaupt nicht, die Kinder sind höchsten etwas faul. Wenn sie untereinander aber fließend Englisch sprechen, haben sie den Eltern eins weit voraus: Die Integration.
Macht es Sinn, die (oft eher eigene Interpretation von) deutsche Kultur zu erhalten, die nach einer Generation schon merkbar (bloß man merkt es selber nicht) weiniger gemein hat mit der deutschen Kultur in Deutschland? Und was wird nach hundert Jahren, wirkt man dann nicht eher lächerlich? Das hat nichts mit dem Stolz seiner Herkunft zu tun, viele Aussies sind erstaunlich stolz dass ihre Vorfahren vor drei oder sechs Generationen mal Deutsch, Irisch, Italienisch, Spanisch, Englisch, Sträflinge, (niemals Kiwi) oder was auch immer waren. Sprechen können sie aber nur Englisch, und in ihrem Gebaren sind sie total Aussie.
Ich sage das nur mal so, viele Deutsche siedeln sich nämlich in Australien an mit der Erwartung, die Enkelkinder werden noch mit Oma und Opa deutsch sprechen, das ist eher unwahrscheinlich, und auch gut so. Meine Eltern sind 1952 nach Südafrika ausgewandert, ich bin dort drei Jahre später in Johannesburg geboren, kam auf eine englische Schule. Es waren knappe 15 Jahre nach Kriegsende. Mein Vater erzählte mir aus irgendeinem unerklärlichen Grund jahrelang, was der Adolf alles tolles für Deutschland getan hatte, das die „anderen“ den Krieg anfingen. Hatte das in der Schule dann auch prompt stolz weitererzählt. Ich war schon 15, als mir ein endlich Licht aufging, und ich habe meinem Vater diesen Quatsch nie verziehen. Meine Mutter war nie in Südafrika richtig glücklich, sie sprach nach vierzig Jahren immer noch von Berlin als „zuhause“, mit der Erwartung, dass die Umsiedlung nur vorübergehend war. Sie war dann mal nach Deutschland auf Besuch, und meinte, das sie dummerweise die Jahre in Südafrika ein bisschen vergeudet hatte. Dabei hatte sie schlussendlich länger in Südafrika gewohnt als in Deutschland. Ich bin 1995 nach Berlin, mit dem dummen Spruch „Ich gehe jetzt nach Hause“. Hi Hi. Dreieinhalb Jahre später stellte ich fest, das ich eigentlich kein Deutscher bin. Danach sind wir auf Umwegen über den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Australien. Ok, das Wetter in Berlin war auch Kacke....
Mit meiner Tochter spreche ich beides, auch manchmal Afrikaans aus Jux.. Eine Zeitlang war es nur Deutsch, weil ich mir so dachte, ich könnte ihr auf einfache Weise ein andere Sprache mitgeben, und dazu ein Fenster zu einer anderen Kultur. Bis sie eine Tages so nebenbei bemerkte, das sie nicht so recht Teil war von der Welt ihrer Kameradinnen in der Schule. Dass hatte mir einen riesen Schreck eingejagt, und ich habe mich dann lange mit ihr Unterhalten. So braucht doch jeder Mensch eben seine Identität, und seinen Platz in der Gesellschaft, der eine mehr, der andere weniger. Den Kindern aber muss man NIE den Stolz auf ihre neue Heimat nehmen, das ist sehr sehr wichtig, sonst werden sie unsicher. Danach ging es meiner Tochter besser, sie wurde im letzten Schuljahr auch zum House Captain erwählt, war auf dem Student Council, und bekam auch einen Youth Enterprise Award. She is Australian now, and good on her.
To be happy in Australia, become an Australian, this will show your respect for the country. Proud of your heritage, proud to be an Aussie, you can have both
My two cent’s worth for the day.