7.3. Diggers Rest und Wyndham
Bald ereichten wir Diggers Rest, eine aktive Farm. Vorher besichtigten wir noch den Wyndham Prison Tree, einen riesigen hohlen Boabtree, dessen Höhlung als Gefängnis genutzt wurde wie der Prison Tree bei Derby. Es passten ca. 8 Leute in diesen Baum (Hohlraum).
Auf der Farm erwartete uns hektischer Betrieb. Sie war ein Drehort für den neuen australischen Film „Australia“ mit Nicole Kidman. Die Farm war zu einer Zeltstadt mutiert mit zusätzlichen transportablen Energiequellen (Container, Solaranlagen und was auch sonst noch immer), zusätzlichen Verpflegungseinheiten und Waschhäusern usw. für die Filmcrew.
Das alles war zwar sehr interessant aber der Reiz von Digger’s Rest war voll und ganz verloren. Wir verlebten einen schönen Abend und Vormittag mit dem Farmpersonal, hatten ein tolles Abendessen mit ihnen.
Am Morgen während des Frühstücks wurden wir Opfer eines „Überfalls“. Ein Emu und eine Zwergziege, ein eingespieltes Team, näherten sich unserem gedeckten Frühstückstisch und starteten Angriffe auf unser Frühstück. Dabei war der Emu der aktivere Part, fesselte unsere Aufmerksamkeit – und die Zwergziege verschwand mit unserem Toast. Nach einiger Überwindung (Angst, Respekt oder was auch immer) konnte ich dem Emu den Kopf kraulen, was er mit deutlicher Behaglichkeit zu genießen wusste.
Nach dem Frühstück und dem Emukopfkraulen und machten wir uns auf den Weg nach Wyndham, dem ersten australischen Hafen in meiner Seefahrtskarriere 1973 und 1974.
Damals war Wyndham ein Camp mit einer Fleischfabrik und einer abenteuerlichen hölzernen Pier ohne Straßenverbindung zu anderen Ortschaften während der Regenzeit.
Wir buchten uns ein für vier Tage auf dem einzigen Campingplatz (stay four, pay three days), suchten die Werkstatt auf zwecks Inspektion und Reifenersatz und durften dann miterleben, wie es immer wärmer wurde, bis 37°C bei hoher Luftfeuchtigkeit. Unser Kühlschrank hatte hart zu arbeiten um die Temperatur zu halten, d.h. tagsüber schaltete er überhaupt nicht mehr aus. Wir erfrischten uns im Schwimmbad des Campingplatzes und suchten die Stationen meiner Vergangenheit auf.
Die hölzerne Pier war einer Betonpier gewichen, die Fleischfabrik vor 20 Jahren geschlossen aber sonst war dieser Teil von Wyndham (heute Port Wyndham) noch ziemlich so wie in meiner Erinnerung. Wir besuchten das örtliche Museum, die Krokodilfarm, den Outlook, der eine Sicht auf den Zusammenfluss der 5 großen Flüsse hier oben ermöglichte (five river lookout), besuchten die riesengroße Salzwasserkrokodilattrappe sowie eine Aboriginalgruppe (Statuen von Aboriginal in Überlebensgröße) in der Stadt, erstellt in einer Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch örtliche jugendliche Arbeitslose.
Die Krokodilfarm war gerade erst wiedereröffnet nach dem Tod des vorherigen Betreibers (er ist nicht seinen vierbeinigen Gästen zum Opfer gefallen!). Sie befand sich erst wieder im Aufbau und war deshalb nicht ganz so interessant.
Im Museum fanden wir viele Relikte eines deutschen Wasserflugzeuges. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts waren zwei deutsche Piloten mit einem Wasserflugzeug auf einer Weltumrundung, nun von Indonesien kommend mussten sie in der Nähe von Wyndham notlanden. Sie überlebten irgendwie mit den Trümmern ihres Flugzeugs bis sie von Aboriginals gefunden wurden und durch deren Hilfe dann wieder zurück in die Zivilisation kamen. Das ganze mündete in das Buch „Flug in die Hölle“, geschrieben von Nordhoff/Hall. Darüber kursieren hier im Ort die tollsten Gerüchte. Die beiden Piloten wären gar nicht notgelandet sondern sollten die Küste für mögliche U-Bootbasen für das damals erstarkende III. Reich auskundschaften usw..
Hier bei Wyndham kommen mehrere Flüsse zusammen und von einer hoch gelegenen Aussichtsplattform kann man diese malerische Landschaft betrachten. Durch die hohen Temperaturen war es leider sehr diesig. Auch ein zweiter Versuch am Morgen brachte uns nicht weiter. Trotzdem war es ein imposanter Anblick wie auch die Fahrt auf die Aussichtsplattform abenteuerlich war.
Nachdem ich das Wyndham Town Hotel sowie weitere Stationen meiner damaligen Anwesenheit wieder gesehen hatte, die Werkstatt unsere Desert Queen gewartet und mit einem neuen Reifen versehen hatte, fuhren wir dann weiter nach Kununura, wo wir unsere Vorräte wieder auffüllten, Ersatzteile für unsere Gaslaterne kauften (die Glühstrümpfe und Glaszylinder für unsere Outback Glaslaterne gingen zur Neige oder waren gesprungen) und dann ab in Richtung Bungle Bungles (Purnulu), wo wir 4 Tage bleiben wollen.
bild 1: prison tree bei wyndham
bild 2: eingang zum prison tree
bild 3: zelttstadt der filmcrew für den film "australia" bei diggers rest
bild 4: Steckbriefbild "frontal" des toastbrotdiebes
bild 5: Steckbriefbild "seitenansicht" des toastbrotdiebes, man beachte den niederträchtigen blick und die gleichzeitig zum nackenkraulen aqufgerichteten nackenfedern!!!