• Folgendes wurde in einem politischen Forum gepostet, nachdem es dort grossen Streit gab, was zu Loeschungen von Teilnehmern und Loeschung der Plauderecke fuehrte.

    Was ist Streit?

    Unterschiedliche Meinungen sind etwas völlig normales. Sie darzustellen, ist völlig legitim und im Sinne einer Vielfalt sogar wünschenswert. Sie können für alle unterhaltsam und befruchtend sein.

    Streit ist etwas anderes.
    Streit ist unkooperativ, oft auch verletzend.

    Entstehung und Ablauf eines Streits im Internet - Kritik, Vorwurf und Beleidigung ersetzen die Entfaltung und faire Diskussion der eigenen Positionen - konträre Standpunkte werden nicht verhandelt, sondern angegriffen - der persönliche Beziehungsaspekt gerät in den Vordergrund - es geht schnell um das eigene Ansehen und das des Gesprächspartners - es wird nach einem Sieger und einem Verlierer gesucht - die Gefahr des Verlierens rückt dadurch in den Vordergrund - dies wird als bedrohlich empfunden, die Diskussion eskaliert schnell - die Sprache wird unhöflich, oft auch agressiv oder sogar ordinär - aufgeschaukelte Gefühle können die Kommunikation ganz zusammenbrechen lassen

    Ende des Streits

    Es gibt drei Möglichkeiten
    a) der Konflikt kann gelöst werden
    b) man wechselt auf ein anderes Thema
    c) das Gespräch wird abgebrochen

    Deeskalierend wirkt oft ruhiges, höfliches Sprechen und Freundlichkeiten, die passend sind. Der Abbruch wird im persönlichen Gespräch fast immer vermieden. Die Beziehung zum Gesprächspartner wäre nachhaltig gestört. Mit allen Konsequenzen. Im Internet erlaubt man sich den Abbruch, weil man nicht mit einer persönlichen Begegnung im realen Leben rechnet.

    Ursachen des Streits

    Vor allem im Chat ist zu beobachten, dass auf direkte Angriffe sofort mit Beleidigungen, Gegenangriffen und Spott reagiert wird. Dies scheint folgende Ursachen zu haben: a) Die Kommunikationssituation baut Hemmungen ab. Man fühlt sich von der Verantwortung zur kommunikativen Höflichkeit suspendiert. b) Man ist nicht anonym im Sinn einer fehlenden Persönlichkeit. Hinter einem Nickname wird eine neue Persönlichkeit im Internet aufgebaut, in der man glaubt, verdrängte Emotionen, Wünsche und Bedürfnisse ausleben zu können. Ohne Sanktionen im realen Leben befürchten zu müssen. c) Bei persönlich geführten Gesprächen spielt die nonverbale Kommunikation eine große Rolle. Im Internet fehlt sie vollständig. Es fehlt das Aussehen, die Ausstrahlung, die Mimik und die Körpersprache des Gesprächspartners. d) Die schnell geschriebenen, stenoartige Texte, oft hastig zwischen andere Einträge geworfen, lassen keine ausführlichen Erläuterungen oder gar Hintergrundinformationen mit ihren Differenzierungsmöglichkeiten zu. Einträge werden so leicht falsch verstanden und sofort angegriffen. Ausführliche Erläuterungen sind unbeliebt, wenn nicht gar langweilig. e) Internetgespräche werden oft gar nicht ernst genommen, sondern eher als eine Art Computerspiel mit lebenden Gegnern verstanden. Manche Teilnehmer beginnen die Kommunikation konsquenterweise sofort mit einem beleidigenden Angriff. "Damit erst mal Leben in die Bude kommt."

    Vermeidung des Streits

    Streit, der nicht absichtlich vom Zaun gebrochen wird, lässt sich vermeiden oder auch wieder vernünftig beenden. Das Rezept ist einfach. Alle o.g. erwähnten Verhaltensweisen weglassen und durch höfliche und ein wenig humorvolle Gespräche, die den Gesprächspartner als wertvolle Person respektieren, ersetzen. So einfach kann das sein. Entstandener Streit sollte deeskaliert werden. Dies gelingt durch ruhige Erläuterung der eigenen Position und durch Hintergrundinformationen, wie man zu dieser Meinung kam. Dies erfordert allerdings Zeit und Geduld. Eine gute Versöhnungsstrategie ist der vorsichtige Wechsel in ein humorvolles Gespräch, bei dem man zum Schluss sogar lachen kann.

    Leider gibt es Teilnehmer, die nicht differenziert diskutieren wollen, sondern regelrecht Streit suchen. Diese "Gesprächspartner" wollen den Streit gar nicht vermeiden, sondern nutzen ihn als Unterhaltung. Oft auf Kosten von harmlosen Teilnehmern, die sich danach total frustriert und manchmal ernsthaft beschädigt abwenden. Diesen Personen kann man nur mit einer Strategie beikommen: Durch Nichtbeachtung. Nichts ärgert sie mehr, als wenn man sich nicht um sie kümmert und nicht mitspielt. Sie eskalieren eine Weile ihre Bemühungen durch massive Angriffe und Beleidigungen. Wenn auch dies nichts bringt, verdrücken sie sich irgendwann. Leider sind nicht alle Gesprächsteilnehmer ausreichend informiert oder besitzen nicht die erforderliche Selbstdisziplin, um solche Angriffe gelassen ignorieren zu können.
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    Hoffentlich war der Text nicht zu lang. :)

    Gruss Edna
    The Golden Years: When Actions Creak Louder Than Words.

  • In der Schule unseres Sohnes gibts eine AG "Streitschlichtung"... finde ich absolut lobenswert. Vor allem ist interessant zu beobachten, dass sich dort die größten "Streithähne" der Schule tummeln - und unter Anleitung der Schulpsychologin (die auch noch andere AGs betreut) lernen, sachlich zu streiten und auch als 3. Person Streits von anderen zu schlichten. Die Kinder fahren sogar zu Wochendend-Seminaren. Sowas hat doch Beispiel-Charakter!

    Generell ist die Enstehung eines Streits einfach in Worte zu fassen - wie du schon geschrieben hast. A) jemand will stänkern oder B) jemand nimmt mal "kein Blatt vor den Mund" und andere fühlen sich persönlich angegriffen.

    Ist A) der Fall, liegt es meines Erachtens in der Pflicht der Forumsbetreiber, das entsprechende Mitglied bei häufiger Auftretenden unbegründeten Provokationen zu sperren. Das funktioniert in anderen Foren, in denen ich unterwegs bin, super. Es kehrt schnell wieder Ruhe ein.

    Ist B) der Fall... nun ja, dann sollte man entweder das Thema wechseln, sich entschuldigen oder ähnliches.

    Das Problem ist doch meist, dass viele, die provokant schreiben, zwar austeilen (aus welchen persönlichen Gründen auch immer), aber nichts einstecken können und meist auch enorme Probleme damit haben, die Meinung anderer zu aktzeptieren. Und viele Menschen haben auch ein enormes Problem damit, sich einfach zu entschuldigen, wenn sie einen Schritt zu weit gegangen sind. Da kommt dann das "Bush"-Gen durch: "Ich habe Recht und alle anderen sind doof." Leider :baby: (bei der ganz harten Variante).

    Zum Glück ist es sooo extrem noch nicht geworden hier - aber ich habe es in anderen Foren eben wirklich schon beobachtet, dass ich dachte: wenn die Streithähne sich im realen Leben treffen, wird es richtig heftig. Und das muss doch nicht sein.

    Hoffen wir, dass dieses schöne Forum auch weiterhin so nett, freundlich und lustig bleibt. Alle die schon länger dabei sind, wissen ja, auf wen sie wie reagieren müssen.

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