Hallo Ihr Lieben,
ich bin zwar neu hier bei Euch im Forum, aber nicht im Thema Auwandern und Australien :0))
Komme aus DE, wohne momentan in der Schweiz am Genfer See, bin 35, Mama eines 4jährigen, gelernte Fremdsprachensekretärin und war bis zu meiner Mutterschaft Airlinerin.
Bin seit 7 Jahren mit einem Australier verheiratet. Seine Eltern sind Spanier, als die Kinder klein waren, sind sie nach Melbourne ausgewandert und 20 Jahre später haben sie entschieden, doch zu der in Spanien verstreuten Grossfamilie zurückzukehren und sind am Ende dann in der Schweiz gelandet, wo die Tochter bei der UN arbeitet.
Mein Mann und sein Bruder sind das klassische Beispiel, was hier schoneinmal irgendwo angesprochen wurde, irgendwie "wurzellos", denn sie haben immer Australien als ihre Heimat angesehen und seit den 15 Jahren in Europa mehr oder weniger ein "Nomadenleben" geführt, weil sie nirgendwo so richtig sesshaft werden konnten. Aber die Familie hier und die Heimat am anderen Ende der Welt macht es nicht gerade leichter, so hat mein Schwager schon 3x die "Heimreise" nach Australien angetreten, hat es jedesmal bis zu einem Jahr ausgehalten, immer wieder Fuss gefasst und ist doch jedesmal zurückgekommen, weil er die Familie (Eltern,Geschwister) so vermisst hat. Mittlerweile ist er über 40 und will dieses Frühjahr erneut aufbrechen, diesmal natürlich "für immer"....:)) - weil er in Europa keine so rechte Zukunft für sich sieht.
Und wir haben auch irgendwie unseren Platz in der Welt noch nicht so recht gefunden und nach fast 3 Jahren Schweiz steht nun wieder mal das Thema Auswandern und nun entgültig einen festes Plätzchen finden auf dem Plan, denn unser Kleiner kommt ja bald mal in die Schule und bis dahin möchten wir uns eigentlich fest niederlassen.
Ursprünglich war dieser Platz Australien, Queensland, Brisbane/Sunshine Coast, wir haben dort auch geheiratet aber dann nach Abschluss aller Planungen, Bekanntgabe und Vorbereitungen wie Blutuntersuchung der Hunde etc, doch das Handtuch geworfen, da der Vater meines Mannes zu dieser Zeit (2000) schwer erkrankte. Nun, dann gab es ein gutes Jobangebot in der Schweiz und als dann der Kleine kam, hatten wir irgendwie nicht mehr das Herz, mit ihm auf der anderen Seite der Welt ganz ohne Grosseltern etc. neu anzufangen. So haben wir unser Glück dann für ein gutes Jahr in Spanien, Castellon versucht, aber auch gemerkt, dass wir nicht so richtig auf einen grünen Zweig kamen und besonders Absicherung ist ja in Spanien nicht die grösste - und sind so zu der Arbeitsstelle in der Schweiz zurückgekehrt. Mittlerweile ist unsere Nr. 2 unterwegs und wir sind Mitte 30 und wollen letztendlich mal sesshaft werden.
Nach Abwägung der verschiedensten Fakten wie Sprache, Arbeitsangebote, KV, Absicherung im Notfall, Lebensstandart und -Qualität, Mentalität der Menschen und Möglichkeiten zum Hauskauf steht Australien wieder - wie jedesmal - ganz oben.
Hier in der Schweiz ist das Leben für nicht Ansässige ohne bereits vorhandenen Grundbesitz sehr teuer, die Häuser hier im französischen Bereich fangen mit über 400000 Euro an, man benötigt viel Eigenkapital und auch die Miete ist sehr teuer. Uns gefällt auch die Mentalität der Menschen nicht so sehr, alles sind recht verschlossen und für sich, oder sehr versnobt da hier am Genfer See High Society im Überfluss herrscht:)) Das KV-System ist nicht sehr gut aber superteuer und ich möchte mich hier auf keinen Fall niederlassen.
Mein Mann spricht nur wenig Deutsch und kann sich auch absolut nicht vorstellen, nach Deutschland auszuwandern, genausowenig wie Richtung GB oder Norden, es kommt höchstens noch Spanien in Frage, doch vergleicht man dort die Preise für Hauseigentum, Gehalt, KV und Sozialabsicherung sowie erstmal Jobangebote, besonders wenn man aus dem Ausland sucht, selbst als Spanier, kommt das Land nicht ganz so gut dabei weg. Unser Kleiner müsste dazu noch die Sprache komplett neu lernen, er wächst mit uns englischsprachig auf, und bekommt das Deutsche von mir und meinen Eltern noch ganz gut mit, Spanisch nur ganz wenig von seiten der Schwiegereltern und eben etwas Französisch durch das Umfeld hier. Wobei in dem Alter eine neue Sprache das kleinere Übel wäre, zumal der Papa ja komplett Spanisch mit ihm sprechen kann. Ich käme mit meinem Spanisch schon so durch. Trotz aller Bemühungen haben wir kaum eine gute Jobofferte von Spanien bekommen, meist wird verlangt, dass man schon vor Ort ist, um die Arbeit anzutreten.
Während wir in Australien fast jede Woche Interessenten finden, mit denen mein Mann ein Jobinterview online führen könnte, oder die ihn zu einen Vorstellungsgespräch down under einladen.
Kurz und gut, Australien bietet uns einfach viel bessere Möglichkeiten, als junge Familie gut Fuss zu fassen.
Jetzt aber zu meinem eigentlichen Anliegen: Während ich mit Mitte 20 doch wesentlich weniger Probleme hatte, am anderen Ende der Welt neu anzufangen, stehe ich der Entfernung diesmal doch skeptischer gegenüber. Sei es, weil ich jetzt selbst Mutter bin und sich dadurch vielleicht mein Familiensinn verstärkt hat, oder weil ich das Beispiel meines Schwagers vor Augen habe, der jedesmal so voller Pläne von hier fortgeht, es auch jedesmal wieder schafft, in Australien gut Fuss zu fassen, und doch früher oder später wie ein Häufchen Elend nach Europa zurückkehrt, weil er sein Heimweh nach der Familie unterschätzt hat.
Der einzige grosse Minuspunkt, den Australien für uns aufzuweisen hat, ist, dass wir unsere Familie hier komplett zurücklassen müssen. Nur ein Punkt, aber doch irgendwie ein ganz schön grosser für uns.
Es ist nicht so, dass wir an unsrer Familie kleben, wie gesagt, ich bin seit Anfang 20 durch die Welt geflogen, hab in Spanien, Frankreich und in der Schweiz gelebt - natürlich konnt ich durch die Fliegerei regelmässig nach Hause und auch jetzt seh ich meine Familie so ca. alle 3 Monate. Wir wohnen nun näher an meiner Schwägerin und Schwiegereltern, die sehen wir ein bis zweimal die Woche, als wir in Spanien wohnten, haben wir sie auch weniger gesehen, das ist nicht das Problem - ich könnte jederzeit nach England, Schweden, Spanien etc. ziehen, aber Australien - irgendwie ist das so weit weg ....
Das heisst ,wenn irgendwas ist, ist man nicht in ein paar Stunden daheim, man sieht sich vielleicht max. 1x im Jahr, die Grosseltern, die ich zurücklassen würde, sähe ich wahrscheinlich nie wieder, und unsre Kinder würden so ziemlich ohne Familienbande und Grosseltern aufwachsen.
Nach Australien gehen, hiesse für mich quasi, wirklich ein ganz neues Leben anzufangen, besonders, was die Familie angeht. Ich denke, man muss das vorher irgendwie mit sich klarmachen und fest die Entscheidung treffen, das durchzuziehen und die Familie jetzt "zurückzulassen", egal wie schwer ist werden mag. Denn wenn wir gehen, kommen wir nicht wie mein Schwager in einem Jahr zurück. Wir müssten bleiben und uns unser Leben aufbauen. Hin und Her geht bei uns für viele Jahre nicht mehr.
Ich weiss, da sind die klassischen Sprüche, es ist ja mein Leben und ich muss an mich denken, aber so leicht kann ich es mir nicht machen. Ich kann mein Leben nicht für meine Familie leben, aber ist es richtig, es ganz ohne sie zu leben? Es würde auch mir wehtun, meine Familie zu verlassen, meinen Kindern die Möglichkeit zu nehmen, ihre Grosseltern öfter zu sehen und meinen Eltern die Enkel und mich...Manch einer wünscht sich gute Beziehungen zu seiner Familie, und wenn man sie hat, gibt man sie freiwillig auf....Gefühle spielen für mich da auch eine grosse Rolle. Aber natürlich, auf der anderen Seite könnte ich in Australien das Leben führen, dass ich gern führen würde, noch dazu in einem wunderschönen Land...
Ich weiss auch nicht, diese Gedanken beschäftigen mich unaufhörlich und ich musste es mir mal von der Seele schreiben. Wo besser als hier? Ich denke, hier versteht mich vielleicht der ein oder andere, lebt was ich so denke und kann mir mehr dazu sagen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir mal Eure unterschiedlichen Meinungen dazu sagen könntet. Wie denkt Ihr über das Theam?Gibt es jemanden, der sich auch solche Gedanken macht? Wie geht Ihr mit den Familienbanden um? Die, die schon DU sind, wie kommt Ihr mit der Trennung zurecht? Und die Familien daheim?
Hoffe sehr, mir kann noch jemand antworten, nachdem er sich durch diesen "Erstlingsroman" gearbeitet hat :)))
Freue mich sehr über Eure "Insights" zu diesem Thema!