Hallo,
ich bin wieder zurück aus Australien und wollte noch meine Erfahrungen bezüglich Motorrad-Import zu Ende bringen.
Für mich stellt sich das größte Problem beim Versenden des Motorrades, dass man nie alle Informationen aus einer Hand bekommt. Man muss überall nach Infos suchen und das macht es so umständlich. Wenn man weiß, wo man was wann macht, ist es eigentlich einfach.
Kiste bauen, Speditionsvertrag abschließen, Carnet (CDP) beantragen usw.
Ganz wichtig in Australien ist es , eine australische Handynummer zu haben! Das ist wichtiger als ein Ausweis. Ich hatte eine SIM von Aldi und damit hat alles prima geklappt. Natürlich gibt es außerhalb von Menschensiedlungen keinen Empfang.
In Melbourne arbeitet der deutsche Spediteur mit "Bike Abroads" zusammen. Das ist eine kleine 2 Mann Firma, die keine Geschäftsadresse haben, wo man einfach mal vorbei gehen kann. Sie arbeiten mobil und von zu Hause aus.
Das Motorrad wird von denen vom Hafen ins "Depot" geliefert. Das Depot heißt "Irvine Moving & Storage" und ist bietet u.a. Container-Garagen zur Miete an. Sie haben eine große Halle in der man nur mittels Ausweis und Registrierung Zugang bekommt. In eben dieser Halle konnte ich mein Motorrad abholen. Zuvor hat "Bike Abroads" das Motorrad durch den Zoll gebracht und die Quarantäne Inspektion durchführen lassen. Somit auch klar, dass die Firma die Kiste zerlegt. Man selbst hat damit nichts mehr am Hut. Die Kiste wird natürlich für den Rücktransport aufgehoben. Allerdings ist auch klar, dass die Kiste, die ich gebaut habe, schwierig ist, für jemand Fremdes zu zerlegen. Da diese Person ja nicht wissen kann, welche Schrauben in welcher Reihenfolge gelöst werden sollen. Also ein einfacher Aufbau der Kiste und deutliche Beschriftung sind hilfreich. Bei mir ist es wohl passiert, dass man sich mit einer Brechstange Zugang verschafft hat. Da waren dann auch 2 Latten zerbrochen und dicke Schrauben verbogen. Werkzeug braucht man also für das Ein- und Auspacken der Kiste eigentlich nicht mitnehmen. Ein paar passende Bits hätten ausgereicht, damit man eben mit deren Akkuschraubern die Schrauben drehen kann. In der Halle gibt es natürlich auch Steckdosen zum Aufladen von Akkus, falls man doch seinen eigenen Akkuschrauber verwenden möchte.
Fazit: Irgendwann bekommt man eine Mail von Bike Abroads, dass man sein Motorrad abholen kann. Es steht dann ausgepackt neben der Kiste. Alles weitere muss man dann selbst machen, also fehlende Anbauteile wieder anschrauben, z.B. Spiegel, Scheibe usw. Auch muss die Batterie wieder angeklemmt werden. Natürlich darf auch kein Benzin im Tank sein, also braucht man noch einen Reservekanister, um von der nahe liegenden Tankstelle etwas Benzin holen zu können. Ich hatte solche Notfalls Bags dabei, das sind Plastikbeutel, in denen man Flüssigkeiten wie Wasser oder Benzin transportieren kann.
VicRoads:
Man braucht zwar keine volle Zulassung, aber eine Versicherung (TAC - Transport Accident Commission). Die bekommt man bei VicRoads. Einen Termin braucht man nicht vorab vereinbaren. Man geht da einfach mit seinem Reisepass, internationalen Fahrzeugschein und Kreditkarte hin (am besten alle Papiere, die man so für das Motorrad hat) und fragt nach dem Formular "TAC85" (Application for Non-Registered Vehicle Transport Accident Cover). Da sowas relativ selten gemacht wird, muss man geduldig bleiben. Es wird einem geholfen. Nach 10 Minuten ist die ganze Sache erledigt und kostet etwas 200 AUD. (ca. 120 EUR). Das Motorrad muss nicht vorgeführt werde. Man behält das deutsche Kennzeichen und bekommt kein neues Kennzeichen. Ich habe das TAC abgeschlossen, da war mein Motorrad noch nicht mal in Australien.
Um offiziell in Australien fahren zu können, muss man dabei haben: (Angaben ohne Gewähr):
- Füherschein
- internationalen Führerschein
- Fahrzeugschein
- internationalen Fahrzeugschein
- CDP
- Reisepass
RACV (australischer ADAC)
Ich habe noch eine zusätzliche "Vollkasko" Versicherung abgeschlossen. Das kann man u.a. beim RACV machen. Geht auch ganz einfach. Am bestern nimmt man die Unterlagen von VicRoad (TAC) mit, da dort alle notwendigen Angaben schon drauf stehen. Wichtig ist, dass man den Vertrag monatlich abschließt. Denn nur dann kann dieser zeitlich befristet werden, bei mir also auf 3 Monate. Bei einem jährlichen Vertrag muss man den Vertrag später kündigen. Das ist kein Problem, außer dann der "Refund" also der zuviel bezahlte Beitrag nicht mehr auf die Kreditkarte zurück gebucht werden kann, sondern nur auf ein australischem Konto gutgeschrieben werden kann oder es wird ein Scheck zugesendet, an eine australische Adresse natürlich. Beides keine guten Optionen, wenn man in wenigen Stunden/Tagen das Land verlassen möchte.
Roadworthy Test (TÜV)
Der RACV verlangt aber, dass man im Schadensfall nachweisen kann, dass das Motorrad den Regeln von Victoria entspricht. Das kann man m.E. nur indem man ein Roadworthy Test (TÜV) macht. Auch das ist kein Problem. Entsprechende Werkstätten findet man auf der Webseite von VicRoads. Allerdings muss man vorab einen Termin vereinbaren, das kann dann schon mal eine Woche dauern. Der Test selber läuft ähnlich ab wie der TÜV bei uns. Nach einer Stunde hatte ich die Papiere und war 350 AUD (200 EUR) los.
Roadside Assistance
Wenn man schon mal beim RACV ist, sollte man auch einen Pannendienst abschließen. Man hat zwar über den deutschen ADAC einen Basisschutz, aber das der Wert ist, habe ich am eigenen Leibe später erfahren müssen. Ich hatte eine Reifenpanne in der Nähe von Melbourne. Es war Samstag Nachmittag, kurz vor Toreschluss. Ein Freund aus Melbourne hat für mich einige Telefonate geführt, aber ein Abschleppen ist nur für die ersten 20km ksotenfrei. Danach zahlt man 5 AUD pro KM. Das hätte bei mir 300 AUD gekostet, das Motorrad zum Hotel schleppen zu lassen. Aber am Hotel hätte es mir nichts gebracht. Reparieren kann es nur eine Werkstatt. Da aber Wochenende war, hatte keine Werkstatt mehr geöffnet, die man hätte fragen können. Also es war nicht einfach. Ich habe den Reifen provisorisch mit Bordmitteln geflickt (Gummipilz und Reifendichtmittel). Damit konnte ich erstmal bis zum Hotel fahren. Am Montag wurde der Reifen von einer Werkstatt in Geelong (Peter Stevens) repariert. Leider war am Abend wieder die Luft raus. Dann wurde es richtig blöd. Ich stand mit meiner Freundin irgendwo am Parkplatz von einem Wasserfall ohne Handyempfang... (Erskins Falls) Zum Glück haben uns hilfsbereite Aussies geholfen, Freundin und Gepäck bis Lorne (10 km) zu bringen. Der Andy hat dann noch mit der Werkstatt aus Geelong telefoniert, aber die waren nicht bereit, uns zu helfen. Geelong ist nur etwa 80 km entfernt. Ein örtlicher Abschleppdienst wollte mehr als 1.000 AUD haben, um das Motorrad nach Geelong zu bringen. An der Stelle war für mich klar, dass ich bei der nächstmöglichen Gelegenheit einen Pannendienst beim RACV abschließen werde! RACV selbst wollte uns auch nicht helfen, da ich nur den Basisschutz habe. In der Premium-Klasse sind 100 km inklusive plus Zusatzleistung wie eine Übernachtung usw. bis 2.500 AUD. Ein Freund von einem Freund aus Melbourne, ich selbst habe John erst in Melbourne über eine Facebook Gruppe kennengelernt, kam am nächsten Morgen vorbei. Seine Vorschlag war, den Reifen zu prüfen und wenn er lange genug die Luft hält, dann zurück nach Geelong zu fahren. Anderenfalls hätten wir das Hinterrad ausgebaut und wären nur dem mit Rad zur Werkstatt gefahren. Dort hat man mir dann einen neuen Hinterreifen aufgezogen. Von Samstag Abend bis Dienstag Mittag waren es sehr stressige Stunden für mich. Wer möchte schon gerne mit einem Motorrad fahren, wo man weiß, dass der Reifen defekt ist, man aber nicht weiß, wie groß der Defekt ist und ob man nicht dadurch einen Unfall erleidet. Wäre der Reifen nicht nagelneu gewesen, hatte erst am Freitag einen Reifenwechsel machen lassen, wäre ich mit einer Reparatur nicht einverstanden gewesen. Das war mir eine Lehre. Die Werkstatt hatte mir versichert, dass eine Reparatur "ewig" hält und für die nächsten 3 Wochen überhaupt kein Problem wäre.
Zum Glück sind Pannen selten, aber man weiß ja nie. Im Outback, wo die nächste Tankstelle 200 km entfernt ist, möchte ich keine Panne haben.
Auf der Weiterfahrt von Geelong zurück zur Great Ocean Road sind wir an einem RACV vorbei gekommen. Die nette Dame vom RACV hat angeboten, wenn ich den Pannendienst kündige (bei mir waren es nur noch 2 Wochen bis Urlaubsende), dann bekomme ich den vollen Beitrag (300 AUD) erstattet. Leider aber nur auf einem australischen Konto. Ich habe es über John geregelt. Refund auf Kreditkarte scheint beim RACV unmöglich zu sein.
Rückreise
Das Motorrad musste ich im Depot wieder in die Kiste packen. Das hat bei uns fast 6 Stunden gedauert. Wir hatten einfach zuviel Gepäck dabei und musste alles noch sortieren. Nicht vergessen, Benzin muss auch wieder abgepumpt und die Batterie abgeklemmt werden. Am nächsten Tag bin ich zum Zoll am Hafen gegangen und habe dort mein CDP abstempeln lassen. Geht auch schnell und einfach. Man braucht keinen Termin und wir mussten auch nicht warten. Am Eingang stand eine Security und fragte nach unserem Anliegen. Danach durften wir mit dem Fahrstuhl in den 8. Stock fahren und wenige Minuten später hatten wir den Stempel auf dem Carnet. Das CDP haben wir diesmal selbst mit nach Deutschland gebracht. Hier muss man es dann per Einschreiben an díe Spedition schicken. Die Spedition kümmert sich dann um den Zoll und wird danach hoffentlich die Kiste mit Motorrad zu mir nach Hause liefern. Danach muss man das CDP zum ADAC schicken und bekommt seine Kaution zurück.
Ich hoffe, diese Infos helfen weitern und beruhigen die Nerven. Am Ende alles easy oder wie die Aussies sagen würden: No worries.