Zitat
Original von Swedishmoose
Hmmmm...
also um ein besseres leben fuer alle zu erreichen, dann sollten wir erst einmal in saemtliche Hauptstaedte auf diesen Planeten fahren und die Regierungen absetzen und die gierigen Manager einsperren.
Das Problem ist nur, dass eine Elite meistens durch eine andere ersetzt wird (siehe franzoesische Revolution).
Und so lange ein Mensch eine wirtschaftliche Entscheidung einer moralischen vorzieht, ist die Menschheit eh am Ende.....das kommt nicht von einer inspirierenden Frau, sondern von mir....aber auch darueber darf man gerne mal nachdenken 
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[quote]Original von Swedishmoose
Wenn wir jetzt auf Facebook wären, würde ich den Like Button drücken 
Was den früheren Aspekt "die Rückwanderer" angeht, muß man glaube ich ein wenig differenzieren. Als ich mit dem Abi fertig war und nach Amerika als Au Pair ging, fühlte ich mich frei, fern der elterlichen Kontrolle, abenteuerlustig, weltoffen und die weite des Landes und das bessere Wetter gefiel mir einfach. Nebenbei ein bißchen Geld verdient, Erfahrungen gesammelt. Nach 6 Monaten aber mußte ich zurück nach Deutschland um eine Ausbildung anzufangen. Und ich mußte für 3 Monate bei meinen Eltern wieder einziehen. Albtraum. Ich war so genervt, gefrustet, war nur auf Provokation gebürstet und habe Deutschland und alles gehaßt und meine Gastfamilie und neuen Freunde aus Amerika total vermißt. Manchmal denke ich, was wäre wohl gewesen, wenn ich einfach da geblieben wäre - ich hatte eine unbeschränkte Aufenthaltserlaubnis- und den Ausbildungsplatz hätte sausen lassen und mich nicht von der unterschwelligen Drohung meiner Eltern mich finanziell nicht zu unterstützen beeindrucken lassen.
Wenn aber der ganze USA Aufenthalt damals so ein Reinfall gewesen wäre wie mein Schüleraustausch mit Frankreich, bei dem ich eigentlich am ersten Abend am liebsten wieder kehrt gemacht hätte, um nach Hause zu fahren, dann wäre ich froh gewesen, wieder in Deutschland zu sein, bei der Familie und den Freunden. Ich mochte die französische Sprache nicht, mochte die Lehrerin nicht, war schlecht in dem Fach und meine Eltern dachten, sie helfen mir mit dem Austausch. Aber meine zugeteilte Gastfamilie hatte eigentlich nicht die finanziellen Mittel mit 3 eigenen Kindern noch einen Esser mehr durchzubringen. Die Familie hat weit ab vom Schuss gewohnt - gegenüber vom Gefängnis - und ich mußte mit meiner Französin jeden Tag einen Schulweg von einer halben Stunde Fußmarsch eine Strecke zurück legen, meine Klassenkameraden wohnten alle in der Stadt und haben jeden Abend "was los" gemacht und ich sass mit der Familie zu Hause vor der Glotze und habe nur Bahnhof verstanden. Da die Familie auch kein Auto hatte und sich die Preise für Bus und Bahn auch nicht leisten konnte, war es Essig mit Ausflügen oder irgendwo hingefahren und abgeholt werden. Am letzten Tag in Frankreich war ich die Einzige, die keine Träne vergossen hat und nur froh war, dass es Richtung Heimat ging.
Meine Meinung ist, man kann vieles vorbereiten, sollte für alles offen sein, einen Plan B in der Tasche haben, wenn Plan A nicht klappt. Man sollte von sich und seinem eigenen Können überzeugt sein, seine Heimaterfahrung aber hier nicht an die große Glocke hängen, sondern lieber mit tatsächlicher Leistung und Engagement glänzen. Hüben wie Drüben stelle ich fest, dass die Menschen oft Jobs machen, die sie eigentlich nicht mögen oder interessieren, sie aber darin kleben bleiben, weil sie damit Rechnungen bezahlen können. Egal, ob das der Sachbearbeiter beim ADAC ist oder beim RACV, die Verkäuferin bei Aldi in Deutschland oder hier, oder die Handwerker. Mit wirklicher Leidenschaft und Interesse sind eher die wenigsten bei ihrem Job. Das aber wiederum ist eigentlich das Potential, was man eben als Auswanderer hierher mitbringen kann - um erstmal wahrgenommen zu werden und nach und nach erfolgreich Fuß zu fassen, muß man sehr hart arbeiten und auch mal andere Wege/ Umwege beschreiten - mit Herz und Leidenschaft. Ist man dazu nicht bereit, zu ungeduldig mit sich selbst und nicht bereit, einen Umweg zu gehen und darin nicht einen Mißerfolg sondern eigentlich einen Gewinn für sich selbst zu sehen, dann ist Frust eigentlich vorprogrammiert. Irgendwann fängt dann der Vergleich mit der alten Heimat und den ganzen dortigen Annehmlichkeiten an und der aktuellen Situation in der man steckt. Und dann fängt man sicherlich irgendwann an, das alles zu hassen, sucht die Schuld häufig nicht bei sich, sondern anderen und gibt irgendwann auf und geht zurück und freut sich auf die alte Heimat.
Vielleicht hätte ich an den Frankreichaustausch und die Sprache eine schönere Erinnerung, wenn ich damals einfach meinen Mund aufgemacht hätte und in eine andere Familie gewechselt wäre; mein Taschengeld für eine Taxifahrt abends ausgegeben hätte um mit den anderen einen drauf zu machen in der Stadt, mich am Wochenende einfach allein durchgeschlagen hätte oder einen Ausflug gebucht hätte. Hab ich aber nicht. Lag vielleicht daran, dass ich mit 15 und den schlechten Sprachkenntnissen nicht den Mumm dazu hatte, zu bequem war und die Schuld für diesen Reinfall nicht bei mir gesucht habe.
Hätt ich mal Latein genommen 
Die jeweiligen Erfahrungen in der neuen Heimat und die Neigung zu vergleichen machen meiner Meinung nach aus, ob man glücklich wird und Fuß fassen kann oder ob man aufgibt. Auch die Vorraussetzung, ob man zurück muß oder freiwillig will spielen zumindest für mich eine Rolle. Ich will nicht zurück nach Deutschland müssen, sondern wenn dann freiwillig gehen wollen, weil ich es entschieden habe.
LG
Bille