Moin,
dann würde ich es mit einem Buch zu den Grundlagen digitaler Fotografie versuchen. Das muß nichtmal auf deine eigene Kamera abgestimmt sein.
Was verstehst du unter "Wohl stelle ich in der Automatik die Lichtverhaeltnisse ein"? Meinst du damit, daß du das passende Automatik-Programm (Portrait, Panorama, ...) auswählst oder greifst du in die Belichtungsmessung ein und belichtest absichtlich 0,5 - 1 Blendenstufe zuviel, z.B. damit bei Aufnahmen im Schnee die Farben besser rauskommen und deer Schnee weiß und nicht grau wird?
Ok, ich komme vom anderen Ende der Fotografie. Meine erste Kamera war eine alte Spiegelreflex, wo man wirklich alles manuell einstellen mußte. Da lernt man das dann ganz schnell. Selbst heute bin ich immernoch in dem Bereich tätig. Also die ganzen Motiv-Programme meiner Kamera habe ich noch nie benutzt. ich nutze eigentlich nur 4 Modi:
- komplett manuelle Belichtung
- Blendenpriorität (--> ich stell die Blende ein und die Elektronik regelt die Belichtungszeit dazu)
- Zeitpriorität (--> ich stellen die gewünschte Belichtungszeit ein und die Blende kommt automatisch)
- "vollautomatik", wenn es schnell gehen muß.
Bei Fotos hast du für die Belichtung immer drei Parameter, die alle voneinander abhängen, so daß eine Änderung an einem Ende auch Folgen an den anderen beiden Enden hat.
- Belichtungszeit: Die Belichtungszeit sollte beim Kleinbild nicht unter den Kehrwert der eingestellten Brennweite (Zoom) sein. Wenn du also mit 50mm Brennweite fotografierst, sollte die Belichtungszeit nicht länger als 1/50s sein, weil man einen längeren Zeitraum nicht ruhig halten kann (Faustregel fürs Verwackeln). Bei sich sehr schnell bewegenden Motiven, geht man natürlich noch sehr viel weiter runter. Also Sportaufnahmen sollten schon mit 1/500s und kürzer belichtet werden.
- Blende: Kleine Blendenwerte bedeutet, daß die Blende weit aufgerissen ist und viel Licht einfällt. (viel Licht = kürzere Belichtungszeit) Eine weit aufgerissene Blende beduetet aber auch, daß die Tiefenschärfe sehr gering ist. Das bedeutet, daß alles, was sich nicht in der Fokusebene befindet (genausoweit weg ist, wie der Punkt, den du fokussiert hast) sehr schnell unscharf wird. Wenn ich an meinem Objektiv mit Blende 1,4 nah ran gehe, wird das so extrem, daß beim Portrait die Nasenspitze scharf ist und die Augen schon fast unscharf. Will man mehr Tiefenschärfe (also im Volksmund "alles scharf"), muß man die Blende schließen (also höhere Blendenzahlen). Dann ist zwar alles scharf, aber es fällt auch weniger Licht auf den Sensor. Entsprechend muß man länger belichten.
-Empfindlichkeit: Neben Blende und Belichtungszeit speilt auch noch die einstellbare Empfindlichkeit des Sensors mit rein. Die Empfindlichkeit wird in ISO-Werten angegeben, die dem damals üblichen Werten analoger Filme entsprechen. Generell sollte man die Empfindlichkeit so gering wie nur möglich wählen. Je geringer die benötigte Empfindlichkeit, desto geringer ist das Rauschen. Rauchen erkennt man daran, daß Bildpartien krisselig werden. Bei den Filmen war es früher ähnlich. Es gab super scharfe Filme mit ISO 25 und es gab ISO 1600... bei Iso 1600 war aber das Korn so grob und die Farben so schlecht, daß man den Film nur nahm, wenn anders gar nichts mehr zu machen war.
Wie gesagt, das alles hängt voneinander ab und es beadrf etwas Gefühl dort die richtige Kombination zu finden. Zum Beispiel macht es keinen Sinn Sportaufnahmen mit ISO 100 zu machen und dafür die Belichtungszeit auf 1/60s zu verlängern. Durch die Bewegungsunschärfe verliert man da mehr, als wenn man auf Iso 800 umstellt, um dann mit 1/500s fotografieren zu können. Bei statischen Motiven (also z.B. Gebäude) ist es genau umgekehrt. Dort braucht man nicht so kurze Belichtungszeiten, weil sich Gebäude üblicherweise nicht bewegen. Da sollte man dann eher die Empfindlichkeit runterstellen und dafür eine längere Belichtungszeit in Kauf nehmen.
Daneben muß man sich manchmal noch fragen, ob die gemessenen Werte des Belichtungsmessers stimmen oder ob es ggf. sinnvoll ist von der vorgeschlagenen Belichtung abzuweichen. So ist es z.B. bei Aufnahmen in einer Schneelandschaft üblich, daß der Belichtungsmesser um eine Blendenstufe daneben liegt und eine zu kurze Belichtung empfielt. entsprechend ist der Schnee dann nicht weiß sondern grau. Mit dem Wissen stellt man dann die Belichtung manuell nach Gefühl länger ein.
Gleiches gilt für Nachtaufnahmen. Dort liegt der Belichtungsmesser oft auch meilenweit daneben, weil er z.B. eine einzelne Straßenlaterne direkt anmißt und die vielen dunklen Flächen aufdem Bild komplett mißachtet. Da sind dann die Neon-Röhren richtig belichtet und das eigentliche Motiv ist viel zu dunkel. Da sollte man dann auch nach Gefühl eingreifen und nicht der Automatik vertrauen. ![Freude :]](https://www.australien-forum.de/images/smilies/pleased.gif)
Ich hoffe dich jetzt nicht zu sehr verwirrt zu haben, aber ein Mensch, der ja weiß, was er da fotografiert, ist selbst heute noch besser als jede Belichtungsautmatik, wenn man ihm genug Zeit zum Einstellen läßt.
Nachtrag: Noch ein Tipp: Wenn du mit deiner Kamera auch RAW fotografieren kannst, versuch das mal. Die Datenmenge, die dabei gespeichert werden muß, ist zwarsehr groß, dafür hat man aber im Nachhinein noch mehr Möglichkeiten Fehler (z.B. falscher Weißabgleich) zu korrigieren.
Ich habe mal ein Bild vom letzten Silvester angehängt. Wir hatten so eine kleine Fontäne im Garten. Bei solchen Fotos kommt keine Belichtungsautomatik mehr mit.
Da habe ich manuell aus dem Bauchgefühl eingestellt:
Empfindlichkeit: Iso 100
Blende: 10
Belichtungszeit: 4 Sekunden