... und nun noch das lezte Kapitel. Hoffe, der Bericht konnte etwas das Fernweh stillen (oder wecken)...
Do, 29.12.2011: Swan Hill - Glenrowan (311 km; 31°C)
Auf dem Weg in die Victorian Highlands kam uns doch tatsächlich ein Velofahrer im Dress des Schweizer Meisters entgegen. Sehr merkwürdig! In Echuca, einem der wichtigsten Flusshäfen um 1900 bestiegen wir einen 100-jährigen Schaufelraddampfer (PS Pevensey) und machten eine einstündige Tour auf dem Murray River. Es herrschte ein reger Verkehr von Raddampfern und zum Teil riesigen Hausbooten. Der Murray River ist über mehr als 1000 km durchgehend schiffbar und deshalb ein Eldorado für Hausboot-Touren. Auch der Hafen von Echuca, immer noch im Stil von der Zeit um 1900, ist absolut sehenswert. Auf der Weiterfahrt vernichteten wir noch einige Kilometer durch eintöniges Ödland, bis wir schliesslich per Zufall in Glenrowan landeten. Dies ist der Schauplatz von Ned Kelly's letztem Gefecht. Ned Kelly ist der bekannteste Bushranger Australiens (ähnlich wie Robin Hood in England) und er geniesst hier eine Art Heldenstatus. Bei seinem letzten Gefecht brannte die Polizei das Haus nieder, worin er sich versteckt hatte. Er baute aus Metallplatten und einem Eimer eine erbärmliche Rüstung und versuchte zu flüchten. Das Bild mit dem Eimer auf dem Kopf ist ein beliebtes Sujet für Souvenirs. Genützt hat es nichts, er wurde dann in Melbourne gehängt.
Fr, 30.12.2011: Glenrowan – Lakes Entrance (330 km; zwischen 30°C und 22°C)
Die Vermarktung von Ned Kelly scheint ihren Zenit überschritten zu haben. Glenrowan war am Morgen wie ausgestorben und auch die Museen und Souvenirshops hatten noch geschlossen. Also ging die Fahrt weiter in Richtung victorianische Alpen. In Bright, einem hübschen Städtchen am Fusse dieser Alpen, schauten wir uns etwas um. Es wimmelte nur so von Ski- und Schneesportshops. Dann nahmen wir die Great Alpine Road in Angriff. Dies ist eine 206 km lange Passstrasse, die uns über die Alpen an die Südküste von Australien brachte. In Hotham Heights, dem höchstgelegenen Skiresort in dieser Region machten wir Halt und schauten uns etwas um. Es war nicht mal so ausgestorben, wie zu erwarten war, da viele Töff- und Velofahrer diese Passstrasse bevölkern. Eine wunderschöne Strecke mit toller Aussicht, zwischen Wäldern, Wiesen und Flüssen hindurch, brachte uns nach Lakes Entrance an die Küste. Hier erwartete uns der komplette Gegensatz. Dank den Sommerferien platzte diese Region aus allen Nähten. Wir erhielten mit Mühe und Not den letzten Platz auf einem schweineteuren Campingplatz. Ein Bad im Meer bei riesigen Wellen (zur Freude von mir, zum Leid von Marlen) entschädigte (mindestens mich) dafür.
Sa, 31.12.2011: Lakes Entrance – Jindabyne (236 km: 19°C)
Früh waren wir unterwegs, um unser letztes grosses Offroad-Abenteuer für diese Reise unter die Räder zu nehmen. Der Barry Way wartete auf uns. Dieser brachte uns entlang dem Snowy River, über die Snowy Mountains nach Jindabyne. Leider war auch hier bereits sehr viel geteert, mehr als auf unserer Karte von 2007. Trotzdem erwartete uns noch ein recht langes Stück ungeteerte Strasse. Die Strecke war eigentlich nicht allzu schwierig zu fahren, aber sie war nur einspurig und führte an den Hängen der Snowy Mountains entlang. Auf der einen Seite war der Berg und auf der anderen Seite ging es manchmal hunderte Meter steil bergab. Ausserdem herrschte ein reger Gegenverkehr, was den Puls vor den Kurven jeweils etwas erhöhte. Diverse Lookouts mit traumhafter Aussicht auf das Tal des Snowy Rivers versüssten die Fahrt. In Jindabyne angekommen bezogen wir ein Zimmer im House Matterhorn, mit Blick auf den wunderschönen Lake Jindabyne. Dies gönnten wir uns, da die Nächte da oben etwas zu kalt sind für Übernachtungen im Zelt. Den Sylvester verbrachten wir mit jassen und TV schauen (Dinner for one; Sylvester-Feuerwerk in Sydney). Angestossen wurde nur kurz und um 00.10 Uhr waren wir todmüde im Bett.
So, 01.01.2012: Jindabyne – Thredbo – Cooma (139 km: 24°C – 8°C – 30°C)
Das erste Highlight im neuen Jahr liess nicht lange auf sich warten. Wir fuhren gleich am Morgen früh nach Thredbo, wo wir einen erneuten Versuch unternahmen, den höchsten Berg Australiens zu besteigen (2005 misslang wegen schlechtem Wetter). Ein Sessellift brachte uns bis zur Bergstation, von wo wir 13 km bis auf den Gipfel des Mount Kosciuszko (2229 m. ü. M.) und zurück „wanderten“. Der Weg war bis 800 Meter unterhalb des Gipfels mit einem Gitterrost ausgelegt, was die Wanderung eher zu einem Spaziergang machte. Dies merkte man auch an den Menschenmassen an, die zum Teil in Flip-Flops den Berg hinauf schlenderten. Die Panorama-Aussicht war aber wirklich traumhaft und in ca. 3.5 Stunden (angegeben waren 4-6 Stunden) waren wir zurück bei der Bergstation, wo es aber leider keinen Kaffee Luz mehr gab. Nach der Talfahrt fuhren wir noch nach Cooma weiter, wo wir langsam begannen, unsere Essensvorräte zu vernichten.
Mo, 02.01.2012: Cooma – Kioloa (324 km – ca. 30°C)
Eine sehr langweilige Fahrt auf dem Monaro Highway in die Hauptstadt Canberra eröffnete den Tag. Anscheinend ist aber auch der 2. Januar hier noch ein Feiertag, denn die Stadt war absolut leer (böse Zungen behaupten, dass sie das immer sei). Als dann die Parkuhr auch noch unser Geld schluckte, entschieden wir, dass Canberra uns gar nicht verdient hat und fuhren in Richtung Pazifik-Küste. Unterwegs nahmen wir zur Beruhigung einen echten Aussie-Lunch (Burger with the Lot) zu uns. Der King Highway von Canberra ans Meer kam uns vor wie der Gotthard, bevor der Tunnel eröffnet wurde. Aufgrund der Sommerferien quälten sich zahllose Wonhwagen-Gespanne über die Hügel und der Verkehr war extrem dicht. Nach endlosem Stau- und Kolonnenfahren erreichten wir die überfüllte Küste. Wir haben diese Sommerferien-Sache wirklich etwas unterschätzt. Nach etwas Suchen fanden wir aber noch einen netten, aber windigen Platz am Meer.
Di, 03.01.2012: Kioloa – Bulli (222 km; 30°C)
Wir wollten so schnell wie möglich nach Wollongong kommen, um die weiteren Nächte zu organisieren. Langsam bekamen wir etwas Angst, dass alles ausgebucht sein könnte. In Wollongong konnten wir dann für die letzte Nacht ein Motel an der berühmten Manly Beach in Sydney buchen. Danach sind wir auf der Suche nach einem Platz für diese Nacht die ganze Küste bis zum Royal Nationalpark hochgefahren, aber vergebens. Auf dem Rückweg in Richtung Wollongong hatten wir aber doch noch Glück und ergatterten einen super Platz am Strand mit ca. 3 Meter hohen Wellen.
Mi, 04.01.2012: Bulli – Sydney (96 km; 27°C)
Früh läutete der Wecker, denn heute führte der Weg durch Sydney durch. Nach dem wir bereits grob gepackt haben, fuhren wir in Richtung Sydney. Vor dieser Etappe graute uns etwas, da wir beide nicht so gerne in der Stadt fahren und Sydney bekannt ist für ziemlich chaotischen Verkehr. Aber, welch Überraschung, wir schossen durch die Stadt durch, wie durch Butter, und es war noch nicht Mittag, als wir in Manly Beach ankamen. Da erwartete uns aber eine Hiobsbotschaft. Nicht nur unser Motel hatte keinen genügend hohen Parkplatz für unseren Ali (2.3 Meter hoch), sondern ganz Manly. Die Parkhäuser waren alle zu niedrig und die ungedeckten Parkplätze waren alle auf 2 Stunden beschränkt. Nach einigem Hin und Her kamen wir zum Schluss, dass wir bei TCC anrufen und fragen, ob wir Ali einen Tag früher zurückbringen dürfen. Dies war kein Problem, und nach einer kurzen Autowäsche kreuzten wir im nahen Brookvale bei TCC auf und gaben Ali zurück. Folgende Distanzen haben wir unfallfrei und ohne Probleme mit unseren beiden Autos zurückgelegt: Vince auf Tasmanien: 1'853 km
Ali in Südostaustralien: 4'459 km
Total in 5 Wochen: 6'312 km
Chris von TCC, hat uns dann sogar noch nach Manly zurückgebracht, wo wir uns endlich in Richtung Strand aufmachen konnten. Endlich, weil wir nun schon das dritte Mal in Sydney sind (insgesamt mehr als zwei Wochen), aber noch nie an einem der berühmten Strände im Wasser waren. Dies änderten wir jetzt, und sogar Marlen traute sich in die ziemlich imposanten Wellen rein. Anschliessend erstellten wir unsere Packung für die Reise. Den letzten Abend verbrachten wir bei mexikanischem Essen und Mövenpick-Eis in Manly.
Do, 05.01.2012: Manly / Sydney / Bangkok (24°C)
Nachdem wir nochmals etwas ausgeschlafen hatten, packten wir noch den ganzen Rest zusammen und fuhren per Taxi zum Airport. Wir waren so früh dran, dass wir noch nicht mal einchecken konnten. Nach dem Check-in und der Sicherheitskontrolle machten wir es uns dann in der Air New Zealand Lounge bequem. Unser letzter First Class Flug auf dieser Reise brachte uns nach Bangkok. Wir kosteten die Annehmlichkeiten nochmals voll aus, nur schlafen lag zwecks Verminderung des Jet-Lag (noch) nicht drin. Aber so blieb dafür mehr Zeit zum Essen und Trinken. In Bangkok wurden wir wieder am Gate abgeholt und zur Lounge chauffiert, wo die Bewirtung weiterging.
Fr, 06.01.2012: Bangkok / Zürich (+/-0°C)
Den anschliessenden Flug nach Zürich absolvierten wir in der Business Class, was auch sehr angenehm war. Dank grosszügiger Beinfreiheit und einem bequemen Sitz schliefen wir den grössten Teil der Reise und die zwölf Stunden Flugzeit vergingen wie im Flug. Bei der Ankunft erwarteten uns Marlens Eltern, meine Mutter und Ste und Irene, mit denen wir im 2008 in Australien waren. Es gab ein kleines Champagner-Frühstück und wir freuten uns richtig, wieder zu Hause zu sein. So hat sogar das Ende unserer Reise Spass gemacht.
Bilder:
[SIZE=10]- Port Echuca
- Great Alpine Road
- Lakes Entrance
- Fishing @ Lakes Entrance[/SIZE]