Freitag, 26.09.2008, war seit langem wieder mal etwas regnerisch, das heisst es nieselte immer wieder etwas. Perfekt um einige Dinge zu erledigen und eine Partie Minigolf zu spielen, mit Irene als Siegerin.
Am Samstag reisten wir weiter in den Süden, nach Carnarvon. Auf den 370 km überquerten wir den Wendekreis des Steinbocks, der die heisse und die gemässigte Klimazone trennt. Wir sind jetzt in der gemässigten, wo der Frühling noch in den Kinderschuhen steckt. Das merkt man besonders am kräftigen Wind, der hier fast ununterbrochen bläst. Carnarvon ist sehr bekannt für seine vielen Früchteplantagen. Auf dem Hinweg sind wir bereits durch kilometerlange Bananen- und Obstplantagen gefahren.
Tags darauf fuhren wir nochmals etwas in den Norden, um uns bei Point Quobba die Blow Holes anzuschauen. Das sind Fontänen, die bis zu 20 m hoch spritzen. Sie entstehen, weil die Flut Wasser unter überhängende Felsen an der Küste drückt und durch den Druck wird die Luft und Wasser durch die Löcher in den Felsen gepresst. Einen Strand mit schönen Wellen fanden wir leider nicht. Die kurze Tour war dann doch 170 km lang und den Nachmittag verbrachten wir auf dem Zeltplatz.
Von Carnarvon aus reisten wir weiter südlich zum Overlander Roadhouse, wo wir in den Shark Bay Marine Park einbogen. Dieses UNESCO-Weltnaturerbe hat viele Sehenswürdigkeiten, von denen wir einige besuchten und da wir (Marlen und ich) vor vier Jahren schon mal hier waren, schon zum zweiten Mal sahen. Unsere erste Station war Hamelin Pool, wo noch eine alte Telegraphen-Station steht. Viel interessanter sind aber die dort im Wasser vorhandenen Stromatolithen. Das sind Bakterien, die Sand und Gestein aneinander binden und so kleine Felsen im Wasser bilden. Diese Bakterien sind seit 3.5 Milliarden Jahren auf der Erde und waren während der ersten zwei Milliarden Jahre damit beschäftigt den Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre um 20% zu steigern, so dass die Pflanzen entstehen und nachher mit der Produktion von Atemluft fortfahren konnten. Man glaubte lange, dass diese Bakterien ausgestorben seien, bis man hier in den 50-er Jahren einige wenige Überbleibsel entdeckte. Weiter ging die Reise zum Eagle Bluff, einem Aussichtspunkt hoch über dem Meer. Von da oben sahen wir mehrere Haie, Rochen und Schildkröten, die sich in der seichten Bucht tummelten. Anschliessend fuhren wir ins Monkey Mia Resort, wo wir mit Glück einen der letzten Zeltplätze ergatterten.
Nach einem kurzen Regenschauer in der Nacht (der vierte auf unserer Reise) weckte uns am Dienstag wieder die Sonne. Zwischen 07.30 und 09.00 widmeten wir uns der Hauptattraktion von Monkey Mia, den Delfinen. Seit den 60-er Jahren kommen drei wilde Delfin-Familien (je 3 Generationen) täglich an den Strand um sich eine kleine Menge Fisch (2 kg; Tagesbedarf pro Tier: 13 kg) abzuholen. Wer Glück hat, darf dem Delfin das Futter hinhalten. Ich hatte Glück! An diesem Tag kamen 13 Delfine (vergleichsweise viele), aber leider auch über 300 Leute (Ferienzeit). Nach der Fütterung reisten wir nach Denham in den Ocean Park, wo Irene
und Stefan einer Haifütterung beiwohnten. Nachmittags nahmen wir an einer Quad-Tour (vierrädrige Töffs) teil, die uns während drei Stunden quer durch die Dünen und den Busch zu einsamen Stränden und wilden Geländepisten führte. Wir hatten alle einen Riesenspass und ca. fünf Kilogramm Staub am und im Körper. 
Tags darauf schauten wir beim Erwachen einer ziemlich grossen Spinne, die auf der Innenseite unseres Aussenzelts wohnte, in die Augen. Ein freundlicher, australischer Nachbar meinte: "Keine Ahnung, ob die giftig ist, aber die wird mich schon nicht beissen.", und nahm sie von Hand weg. Wir schauten uns dann nochmals die Delfin-Fütterung an und ich wurde schon wieder ausgewählt. Was der Hut alles ausmacht... Diesmal durfte aber Irene ran. Die Delfine waren an diesem Morgen sehr munter und machten einige Luftsprünge und Kapriolen. Anschliessend stand eine 2.5-stündige Katamaran-Tour auf dem Plan. Diese brachte uns aufs Meer hinaus, wo wir massenhaft Delfine, grosse Schildkröten und sehr viele Dugongs sahen. Das sind riesige Seekühe, die früher oft als Meerjungfrauen fehlinterpretiert wurden. Es ist eine sehr seltene und bedrohte Tierart und hier in der Shark Bay leben ca. 20% der weltweiten Population (ca. 10'000 Tiere). Zurück von der genialen Tour genossen wir nochmals die Sonne und den Strand.
Dann liessen wir den Sommer hinter uns zurück. Auf dem Weg von Monkey Mia nach Kalbarri war der Himmel stark bedeckt. Unterwegs wollten wir an der Shell Beach schwimmen. Dieser Strand wird nicht von einem grossen Erdöl-Konzern gesponsort, sondern besteht ganz aus Muscheln und deren zerbrochenen Überresten. Das Wetter und die im Wasser treibenden Quallen hielten uns von unserem morgendlichen Bad ab. Gleich vor der
Shell Beach befindet sich ein elektrischer Zaun und ein Gitterrost auf der Strasse. Der Zaun erstreckt sich über die ganze Halbinsel und soll verhindern, dass Hasen, Füchse und Katzen, die alle hier nicht heimisch sind, in den Nationalpark einwandern und sich so die einheimischen Arten erholen können. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, wurde beim
Gitterrost, wo ja der Zaun nicht durchgehend ist, ein Bewegungsmelder installiert. Sobald dieser ausgelöst wird, ertönt lautes Hundegebell aus Lautsprechern, was die Eindringlinge endgültig vertreiben soll. Kurz nachdem wir wieder auf dem North West Coastal Highway waren, begann es zum Teil kräftig zu regnen, abends war es jedoch wieder schön aber
windig. In Kalbarri angekommen, besuchten Irene und Stefan das Wildblumencenter, während Marlen und ich die Strände nach schönen Wellen absuchten. Die Wellen waren gigantisch, aber leider befanden sich zu viele Felsen im Wasser, was ein Bad verunmöglichte. Beim Abendessen trafen wir Tino Andermatt aus Baar (Guggenmusik Crescendos), der mit dem Fahrrad von Darwin nach Perth (ca. 4'000 km) unterwegs ist. Er war froh, sich wieder einmal (auf schweizerdeutsch) mit jemandem unterhalten zu können. Wir verbrachten einen netten Abend mit dem Austausch verschiedener Erfahrungen auf der selben Strecke.
Freitag war wieder einmal Wandertag. Wir fuhren von Kalbarri zum Murchison River Loop. Dort absolvierten wir eine acht Kilometer Wanderung entlang dem Fluss, der da eine Schleife beschreibt. Anschliessend fuhren wir unsere müden Körper noch nach Geraldton, wo wir uns kurz vor Sonnenuntergang an den Back Beach begaben. Dort fanden wir erstmals auf dieser Reise ansprechend grosse Wellen. Die Kälte des Wassers, der Wind, der Dreck im Wasser und die untergehende Sonne hinderten uns nicht daran, die gigantischen Wellen zu geniessen. Die Kälte danach war dafür recht brutal.
Am nächsten Tag wurden erst mal Pendenzen erledigt. Mittags ging die Fahrt nach Cervantes (266 km) dann los. Eigentlich wollten wir am Nachmittag noch die Pinnacles im Nambung Nationalpark anschauen, doch wir verschätzten uns ziemlich mit der Fahrzeit. Also verschoben wir diesen Versuch um einen Tag.
Am Sonntag stand der Pinnacles Desert auf dem Programm. Das ist eine Wüste, in der Tausende, bis zu fünf Meter hohe Felsnadeln aus dem Boden ragen. Diese wurden durch Verwitterung und unter gütiger Mithilfe von Wurzeln gebildet. Wir erkundeten die Gegend zu Fuss und mit dem Auto. Unterwegs dahin sahen wir rote Riesenkängurus, die waren fast zwei Meter hoch. Auch Emus und Hasen sahen wir viele auf dem Weg. In der 4WD-Zone von Lancelin wollten wir unseren "Kari" etwas fordern. Die Dünen waren traumhaft, aber nach zwei Runden hatten wir genug, da die Unfallgefahr, von den anderen herumrasenden 4WD-Fahrern ausgehend, zu hoch war. Anschliessend lotsten wir uns sicher und ohne zu verfahren
durch Perths Vororte zu einem netten Campingplatz in Caversham. Dieser Tag brachte weitere 355 km auf den Zähler.
Zum Start der neuen Woche verliessen wir den Grossraum Perth bereits wieder in Richtung Hyden. Unterwegs hielten wir kurz in Northam, um uns die 117 m lange Suspension Bridge, die längste Hängebrücke Australiens, anzusehen. Nach 398 km erreichten wir Hyden, wo wir den Wave Rock besuchten. Das ist ein 110 m langer Fels, der die Form einer brechenden Welle hat und teilweise überhängend ist.
Gestern erwachten wir zu ekligem, kaltem Herbstwetter (es ist zwar Frühling hier) mit Nebel und Feuchtigkeit überall. Wir schlafen zur Zeit nicht sehr gut wegen der Kälte. Wir sind in bis zu drei Schlafsäcke gehüllt und tragen massenhaft Kleider, auch in der Nacht. Was die Nächte betrifft, freuen wir uns auf die Zeit in den Jugendherbergen. Trotzdem geniessen wir auch diese Erfahrungen und die restlichen Tage unterwegs. Auf den 370 km nach Kalgoorlie-Boulder in die Goldfelder absolvierten wir wahrscheinlich die letzte grössere ungeteerte Strecke. Kalgoorlie-Boulder ist eine der letzten grossen Goldstädte und die "Golden Mile" zwischen Kalgoorlie und Boulder ist momentan die ergiebigste Goldader der Welt. Hier werden jährlich über 800'000 Unzen (ca. 22'600 kg) Gold gefördert. Wo so viele Männer in der Erde graben (auf eine Frau kommen 20 Männer), muss es auch Einrichtungen zur Befriedigung der männlichen Bedürfnisse geben. Stefan und ich amüsierten uns deshalb im ältesten dieser Bordelle für 20 Dollars für mehr als eine Stunde... 
... Irene und Marlen machten diese geführte Tour interessehalber natürlich auch mit und wir hörten einige interessante und spezielle Geschichten, von der Madame, die den Laden seit 16 Jahren schmeisst.
Anschliessend schlenderten wir die Hannan Street rauf und runter und schauten uns die diversen historischen Gebäude (Ende 19. Jahrhundert) an.
...Fortsetzung folgt (Zeichenbegrenzung erreicht!) 