Hallo, Anne !

Ich habe schon mehrere Beerdigungen in Australien miterlebt...nicht dass ihr jetzt denkt, ich habe eine besondere Vorliebe dafür, nein, der Grund ist einfach, dass wir nur ein paar Schritte von einem wunderschönen Friedhof entfernt leben, und dass ich da mit den Kindern oft hingelaufen bin, weil man da fast immer Kängurus sehen kann ! Es ist eigentlich mehr wie ein großer Park ! Die eigentliche Bestattung findet in so einer Art Kapelle statt, der Sarg steht da und die Trauergäste versammeln sich da. Es gibt da so einen Bildschirm und immer wurden Fotos vom Verstorbenen gezeigt, manchmal auch etwas " heikle " Fotos, sogar mit Badehose und Bierdose in der Hand...ich war da am Anfang etwas pikiert, als einige der Leute doch tatsächlich lachten...und das bei einer Beerdigung ! Jetzt, wo ich das schon mehrere Male erlebt habe, muss ich sagen, ich finde es besser und ungezwungener als in Deutschland, wo man bei Beerdigungen ja immer im wahrsten Sinne des Wortes " todernst " sein muss.
Oft wird auch Musik gespielt....auch etwas, dass ich in Deutschland so nie erlebt habe. Nach der Trauerrede verschwindet der Sarg irgendwie im Boden...mein Kleiner fragte mich dann, wo der Sarg hingeht, und wie dann der Verstorbene in sein Grab reinkommt ! Ich konnte ihm das nicht zufriedenstellend beantworten ! Weiss jemand, wie das dann abläuft ? Wenn man dann durch den Friedhof läuft, gibt es an sich keine Grabsteine...es liegen so Steinplatten im Boden mit dem Namen des Verstorbenen drauf, Geburtsdatum und Sterbedatum. Meist gibt es nur künstliche Blumen, was ich am Anfang geschmacklos fand, aber als ich dann sah, wie die Kängurus die frischen Blumen auffraßen, da wusste ich , warum es meist doch nur künstliche gibt ! Und die frischen Gräber, waren mit so einer Art Käfig geschützt, wahrscheinlich damit die Kängurus nicht alles niedertrampeln ? Also, wenn ich sterben sollte, und ich hätte die Wahl, in Deutschland oder in Australien bestattet zu werden, dann würde ich Australien vorziehen !
Liebe Grüße !
Kerstin

Stimmt da wirklich, ntf ?
Das ist ja nun schon ein bisschen makaber, oder ?

Liebe Gitte !

Vielen Dank, für die Infos ! Das heisst also, dass der Sarg im Boden verschwindet und dann direkt verbrannt wird ? Und in den Gräbern ist also dann keine Leiche drin, sondern nur die Asche ? Ich hoffe, ich kann das meinem Kleinen irgendwie erklären !
Und wo in Perth gibt es "normale" Friedhöfe, also wo Erdbestattungen statt finden ?
Liebe Grüße !
Kerstin

Was kostet denn so eine Bestattung so ungefähr in Pinnaroo ? Und wie ist es hier in Australien, wenn man arm ist, und die Verwandten, sofern man welche hat, einen nicht unter die Erde bringen können ? Gibt es hier auch so Sozialfriedhöfe, wo man dann bestattet wird ?
Liebe Grüße !
Kerstin

P.S. Wenn ich Geld hätte, und es mir leisten könnte, würde ich mir wünschen, dass man das Lied " Somewhere over the Rainbow " von Israel Kamakawiwo'ole spielt. Kennt das jemand von euch ? Es ist wunderschön !

Hi

ich will niemandem zu nahe treten, aber denkt Ihr bei Euren Beerdigungswünschen auch an Eure Hiterbliebenen?
Ich sage meiner Frau immer, wenn ich mal sterben sollte, und dann die Bestattungsunternehmen gierig goldene Särge und dies und das Extra anbieten, sie soll cool bleiben, und denen nichts abnehmen. Ich wünsche mir, dass ich billig und kostengünstig beerdigt werde. Ich finde nämlich das ist eine ganz schöne Geldmacherei, wovon der wirklich Betroffene nämlich gar nichts mehr hat. Und fast niemand traut sich in dieser Situation über Geld zu sprechen, wenn dann plötzlich die raffgierigen Bestattungsunternehmer vor einem stehen und den Katalog zücken.
Auch danach will ich anonym eingegraben werden, ohne Grabstein oder Namensschild, ich will nicht dass sich jemand jahrelang um einen kleinen Fleck Erde kümmern muss, immer wieder Blumen bringt, usw. Das Leben sollte bei den Lebenden weitergehen.
Gruss, Thomas

Hallo, Thomas !

Ich verstehe, was Du meinst, nur muss es wirklich so sein, dass man irgendwo " verscharrt " wird ? Für viele Menschen ist halt ein Grab von einem Angehörigen auch ein Ort, wo man hingehen kann und trauern kann. Es muss ja nicht in Prunk und Pracht sein ! Aber irgendwas, was an den Menschen, den man liebte oder dem man nahe stand, erinnert, ist doch auch irgendwo schön, und gehört doch auch irgendwie zu unserer Kultur dazu, oder was meinst Du ? Was meint denn Deine Frau zu Deinem Wunsch ?
Liebe Grüße !
Kerstin

Es ist halt wirklich ein super florierender Geschäftszweig - das Geschäft mit dem Tod ist äußerst lukrativ, wie ich schon weiter oben angedeutet habe. Das fängt bei diesen sogenannten Sterbeversicherungen an, die man abschließt, ne Menge Geld einzahlt und zur Auszahlung kommt dann eine feste (!!!) Summe, die die Kosten einer normalen (!) Beerdigung abdecken soll.

Problem ist wie schon oben erwähnt: trotz letztem Willen "grüne Wiese", also anonym, wurden noch mal über 400 Euro für einen kleinen Stein mit Name und Geburts- und Sterbedatum fällig, weil in unserer Gemeinde eine anonyme Bestattung nicht möglich ist, ein Stein ist vorgeschrieben! Eine anonyme Bestattung wäre sehr viel preiswerter gewesen, weil ja kein Platz auf dem Friedhof notwendig wäre, den man bezahlen müsste...

Soviel dazu.

Aber wie auch schon erwähnt, wird das in größeren Städten viel lockerer bzw. mit mehr Wahlmöglichkeiten gehandhabt.

Kerstin - daher ja die "grüne Wiese" (wie ich finde, ein schöner Ausdruck für eine anonyme Bestattung). Auf den Friedhöfen, wo dies möglich ist, gibt es eine zentrale aber ruhige Stelle (z.b. eine Mauer mit Einbuchtungen für Blumenvasen, Sträuße etc. - aber ohne Namen), dort kann man dann auch Blumen niederlegen und der Toten gedenken.

Im Grunde leben sie doch aber in unserem Herzen wieder - und nicht jeder braucht einen Anlaufort, um an jemanden zu denken, der verstorben ist.

Und dabei darf man nicht übersehen das die meisten Familienbetriebe aufgekauft wurden und amerikanische Interessen und Geldabzocke dahinter steckt. Meine Wünsche sind unsentimental und billig.

Fernweh, Du hast sicher Recht, es muss ja kein großartiges Grab sein...ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass Kinder, vorallem noch relativ kleine Kinder, besser mit dem Tod eines Verwandten fertig werden, wenn sie einen Ort haben, wo sie hingehen können und wo sie wissen, da ist eben z.B. die Oma begraben. Als meine Mutter vor 10 Jahren starb, da bin ich mit meinen Kindern immer zu ihrem Grab und es half ihnen, damit fertig zu werden...mir übrigens auch, denn es war der einzige Ort, wo ich weinen konnte !
Liebe Grüße !
Kerstin

P.S. aber nochmal zur Erinnerung...was passiert mit Menschen, die so arm sind, dass sie sich keine Beerdigung leisten können, in Australien ? Gibt es hier " Armengräber " ?

Liebe Coco !
Es freut mich, dass ich hier im Forum auch mal jemandem helfen konnte, und sei es nur durch ein Lied !
Ich muss da auch immer heulen, wenn ich das Lied höre, ich schäme mich nicht , das zuzugeben ! Dieser Mann hatte eine so wunderschöne Stimme ! Ich weiss nicht, warum er so dick war, vielleicht hatte er eine Krankheit ? Er ist tot und ich hoffe, er ist jetzt an einem Ort, wo es keine Krankheiten mehr gibt...somewhere over the rainbow !
Liebe Grüße an euch alle !
Danke, dass Du das Lied hier reingestellt hast, Coco...ich schaffe so was immer noch nicht, bin ein technischer Idiot !
Alles Liebe !
Kerstin