Ein Arbeitsvisum hast Du? Sonst brauchst Du nix.

Bin IT-ler in Sydney, und kann nur sagen, dass Jobsuche hier anders laeuft als in Deutschland. Leider kann man sich nur selten (eigentlich nie) direkt bewerben, alles geht ueber Recruiter. Die Mentalitaet ist komplett die, dass Du von Deiner Bewerbung nur hoerst, wenn Dein Lebenslauf interessant ist. Das schliesst die Eingangsbestaetigung mit ein. Ziemlich armselig und ueberhaupt nicht cool.

Ich denke, dass fuer Dich (ebenso wie bei mir) fast alles ueber Seek laufen wird, dort sind allerdings nahezu ausschliesslich Recruiter unterwegs. Wie echt die einzelnen Anzeigen sind wage ich bezweifeln, ausserdem ist dort viel doppelt und dreifach gelistet, weil mehrere Recruiter den gleichen Job besetzen wollen.

Ein kleiner Tipp waere Dein LinkedIn-Profil aufzumoebeln und unbedingt bereits jetzt Australien als Aufenthaltsort eintragen. Dann tauchst Du naemlich sofort in den Recruitersuchen auf, und wrist ggf. kontaktiert. Eventuell lohnt sich auch die Profi-Mitgliedschaft bei LinkedIn, dann kannst Du zb gezielt nach Leuten suchen, die in Deinem Bereich unterwegs sind und ggf. vielleicht doch eine Firma finden, die man direkt ansprechen kann. Bei mir hatte das seinerzeit aber nichts Verwertbares gebracht...

Arbeitszeugnisse brauchst Du uebrigens ueberhaupt nicht, die sind hier unbekannt. Spar Dir ggf. den Uebersetzungsaufwand, jede Bewerbung endet hier mit "References upon request.". Ich habe bisher nur erlebt, dass die aus Plausibilitaetsgruenden gecheckt werden ("war er wirklich dort?"), niemals aber um zu fragen ob man gut oder schlecht arbeitet.

Viel Erfolg!

Original von theodor
Leider kann man sich nur selten (eigentlich nie) direkt bewerben, alles geht ueber Recruiter. Die Mentalitaet ist komplett die, dass Du von Deiner Bewerbung nur hoerst, wenn Dein Lebenslauf interessant ist. Das schliesst die Eingangsbestaetigung mit ein. Ziemlich armselig und ueberhaupt nicht cool.

Stimmt so nicht ganz. Ich arbeite ebenfalls in IT und bei mir waren Recruiter eigentlich nur zeitverschwendung. Erst hoert man 3 wochen ueberhaupt nichts, dann wid man von ~30% der recruiter eingeladen (war ein job der praktisch genau das selbe war wie mein vorheriger job, von welchen ich prima referenzen hatte) und danach muss man den recruitern hinterhertelefonieren wann den nun das vorstellungsgesprach ist.
Teilweise hatten die recuiter auch ueberhaupt keinen plan, kannten nicht den unterschied zwischen Java und Javascript und waren auch sonst mit ihrer IT kompetenz oder einstellungs-frageboegen 10 jahre hinterher ("Wie sehen ihre ActiveX kentnisse aus?").
Teilweise hatte ich auch 3 monate oder spaeter nach meine bewerbung den ersten anruf von recruitern bekommen, als ich schon laengst selbst einen job gefunden hatte.

Die besten chancen hatte ich eigentlich immer, wenn ich mich bei kleinen firmen beworben habe wo der, der das interview fuehrt auch jemand ist der aktiv im selben feld taetig ist.
Wenn man ueber irgendwelche mittelsmaenner geht, dann wird man teilweise schon aussortiert noch bevor jemand mit ahnung die chance hat deine bewerbung zu lesen. Teilweise werden bewerbung schon verworfen wenn man keine 2 jahre berufserfahrung mit einer software hat die erst 1 jahr auf dem markt ist...

Ich lebe seit 32 Jahren in Australien und möchte dir widersprechen. Ich will nicht deine persönlichen Erfahrungen bezweifeln, sie sind jedoch deine eigenen Erlebnisse, die man keines falls verallgemeinern kann.

Als erstes verallgemeinere ich mal:

1.) IT people gibt es in Australien 13 im Dutzend, da muss man schon sehr gut sein, um ausgewählt zu werden. Inder werden bevorzugt im IT Bereich eingestellt, weil es sich herausgestellt hat, dass Inder – aus welchem Grund auch immer – die beste Ausbildung und Einstellung zu ihrem Beruf haben.

2.) Deutsche glauben, die Bosse denken: »Oh, how lucky am I, there is a German applying for the job, he must be good, I’ll take him.«

3.) Die Bosse denken: »Oh shit, another German who thinks he knows everything and needs to tell us how to perform and how to change.«

Ich war von den 32 Jahren in Australien 30 Jahre lang in der Position, Leute einzustellen. Ich habe niemals einen Deutschen eingestellt.

Nun zu deinen Behauptungen

1.) Leider kann man sich nur selten (eigentlich nie) direkt bewerben, alles geht ueber Recruiter.
Das stimmt nicht. Ich habe niemals eine Person interviewed, die mir von einem Recruiter vorgeschlagen wurde.

2.) Ein kleiner Tipp waere Dein LinkedIn-Profil aufzumoebeln.
Wie du selbst schreibst »Linkedin-Profil aufmöbeln«.
Du nimmst an, die Arbeitgeber in Australien wären so dumm, nicht zu wissen, dass LinkedIn das größte Lügenportal der Welt ist. Angeber, Großmäuler und Lügner sind dort.

Wie du selbst schreibst: Bei mir hatte das seinerzeit aber nichts Verwertbares gebracht... Weshalb also Unnützes empfehlen?
Die Arbeitgeber sehen allerdings auch dein Facebook an. Und wenn du dort mit aufgerissenem Mund betrunken Parties feierst, hast du sehr schlechte Karten.

3.) Arbeitszeugnisse brauchst Du uebrigens ueberhaupt nicht, die sind hier unbekannt. Spar Dir ggf. den Uebersetzungsaufwand, jede Bewerbung endet hier mit "References upon request"

Das stimmt zweimal nicht.
Arbeitszeugnisse sind ein wesentlicher – und wichtiger – Bestandteil jeder Bewerbung. Schon allein deshalb, weil ein zukünftiger Arbeitgeber sich nicht darauf verlässt, was ein Bewerber in seinem »aufgemöbelten« Résumé schreibt.

Bewerbungen die mit »References upon Request« enden, enden im Papierkorb. Jemand, der so etwas schreibt, hat keine References und ist demnach unglaubwürdig.

Am Ende einer Bewerbung müssen drei References stehen, damit deine Bewerbung überhaupt angesehen wird. Dazu gehören Name, Position, Tel No und email address der Referees. Man sollte diese Personen vorher benachrichtigen und deren Einwilligung, als Referee zu wirken, eingeholt haben. Das versteht sich aber von selbst.

Wenn du jedoch gerade frisch aus Deutschland eingewandert sein solltest, oder du deinen Lebensweg ein klein wenig nach Süden verlegen möchtest und keine Referees hast: Es gibt mehr als genug Unternehmen, die gern »Frisches Blut« aufnehmen. Arbeitgeber nicht alle bescheuert :–)

Viele Grüße
Paul

Paul, schon lange nicht mehr solche Scheisse gelesen. Mann, bist du ueberheblich.
Was kan man verlangen von einem Deutschen der Hunter heisst? Bist Du der Jaeger aus Kurpfalz?
Leute nicht einstellen weil sie von Deutschland kommen? Du bist ja auch von dort, warum hast Du denn einen Arbeitsplatz bekommen?
p.s. bin 41 Jahre hier und habe auch mal im "Personal Department" gearbeitet.

brocken,
vielen Dank für deinen hilfreichen und ausgewogenen Beitrag und dass du an meinem Namen mehr Interesse hast, als an dem Thema.
Ich bin nicht deutsch sondern Australier.
Ich habe nicht Leute nicht eingestellt, weil sie aus Deutschland kamen, sondern weil andere Bewerber stets für die Position besser geeignet war.

Viele Grüße
Paul

Ist doch alles sehr subjektiv !

Micknick,
natürlich sind Erlebnisse und Erfahrungen subjektiv.
Hast du schon einmal eine objektive Erfahrung gemacht?
Und wenn wir hier unsere Erfahrungen austauschen, kann man sich eventuell eine objektive Meinung bilden.
Ausdrücke wie »Scheiße« zeigen zwar wes Geistes Kind der Verfasser ist, hilft bei der Meinungsbildung jedoch wenig.

Original von Macrotis
Ausdrücke wie »Scheiße« zeigen zwar wes Geistes Kind der Verfasser ist, hilft bei der Meinungsbildung jedoch wenig.

So isser, 'unser brocken'...

Allerdings haettest du wohl selber gut daran getan, deine uerspruengliche Aussage gleich mit einer Erklaerung zu untermauern, warum die Deutschen bei dir keine Chance hatten:

Original von Macrotis
Ich war von den 32 Jahren in Australien 30 Jahre lang in der Position, Leute einzustellen. Ich habe niemals einen Deutschen eingestellt.

Dem jodlbort wuensche ich jedenfalls, dass er bei seiner Jobsuche bald Erfolg haben wird. Tipps kann ich ihm keine geben, ausser, dass Referenzen immer gut ankommen.

theodor und ich haben hier unsere Erfahrungen aufgeschrieben.
Meine Erfahrungen sind anders, als jene, die theodor machte.

Auch ich wünsche dem jodlbord viel Glück bei seiner Arbeitssuche.
Er kann sich ja aussuchen, welche Meinung plausibler ist, und sich dann eine eigene Meinung bilden.

und da ja so ein großes Interesse an mir hast, will ich dir gern entgegenkommen:
1981/82 hatte ich auf der Drupa (Druck und Papier Ausstellung) in Düsseldorf einen australischen Druckereibesitzer kennengelernt. Da ich damals schon hochqualifiziert in meinem Beruf war, offerierte er mir eine Position als Production Manager. Er hatte für mich danach alles mit der Einwanderungsbehörde geregelt. Ich musste nur von Deutschland aus einen Antrag stellen.

Nach drei Monaten wurde ich vom Production Manager zum General Manager befördert. Und so ging es dann weiter. Das waren 30 Jahre in Sydney.

Ich habe dann geheiratet und den Namen meiner Frau angenommen.

Die Familie hatte schon immer eine Ferienwohnung in Main Beach an der Gold Coast. Ich bin jetzt semi-retired in unserem Haus in Runaway Bay, Gold Coast, mit einem kleinen Graphic Design Studio. Ich arbeite nur noch, wenn ich Lust habe. Auch als Berater und Project Manager im Druckgewerbe.

Als ich vor kurzem die Projektleitung eines Magazines übernahm, wurde mir von der Druckerei, die das Magazin druckt, ein Job angeboten.

Ich lehnte ab, dachte jedoch »Sieh mal einer an, da schreiben sich die Kinder die Finger wund mit ihren Bewerbungen, und mir »Old Fart« bietet man die Position an.«

Viele Grüße
Paul

Erstmal schon, da gebe ich Dir recht. Allerdings im nachhinein betrachtet kann man auch ein subjektives Erlebnis / Erfahrung objektiv betrachten.

Das dürfte meines Erachtens gar nicht mal so schwer sein...

Du möchtest zwar nicht die Erlebnisse/Erfahrungen anderer anzweifeln widersprichst Ihnen aber indem Du nebenbei deine eigenen Erfahrungen/Erlebnisse schilderst und andere "Behauptungen" mit "Fakten" belegst die keine sind, bzw. nur für Dich "Fakt" sind.
In meinen Augen ist das nicht Zielführend!
Sicherlich macht jeder andere Erfahrungen/ Erlebnisse, aber diese sind keinesfalls "Fakt" und gelten für alle, auch nicht deine und da spielt es keine Rolle wie lange Du etwas getan hast, wie lange Du in DU lebst und in welchem Haus Du lebst.

Ich habe zb. bei meinem Arbeitgeber '88 angefangen, habe weder eine Bewerbung, Zeugnis oder sonstwas abgegeben... es reichte einfach Vitamin "B"... heute dürfte dies kaum noch zu bewerkstelligen sein, was aber nicht heissen soll das es nicht hier und da vorkommt.

Schwanzvergleiche im Netz, argh...mag ich eh nicht.

Hallo Paul,

hm.

Ich sage mal, da haben wir beide komplett unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Natuerlich juckt es mir sehr in den Fingern, Dir in einigen Punkten direkt zu widersprechen, aber ich glaube, das waere dann eine voellig sinnfreie Diskussion - zumal wir den OP ja schon vor laengerer Zeit verloren haben. Waere nett mal ein Bier mit Dir zu trinken, Gespraechsstoff ist genug vorhanden.

Vielleicht als Konsens - in der IT in Sydney basiert alles, was ich geschrieben habe auf meinen eigenen Erfahrungen, da gibt es nichts was nicht stimmt bzw. was ich nicht selber so erlebt habe. Andere Bereich scheinen da offensichtlich komplett anders zu ticken.

Besten Gruss nach Queensland!

hallo theodor,
ich nehme mal an, dass die Verschiedenheit unserer Erfahrungen darin begründet liegt, dass wir beide unsere Erfahrungen von den oppositionellen Seiten des Schreibtisches gemacht haben.

Ich habe in den 30 Jahren in Sydney zwei Bewerbungen geschrieben, und beide Male den Job bekommen. In den anderen Fällen wurden die Offerten an mich heran getragen. Und das war auf anderen Plätzen als eine Kneipe.

Ansonsten war ich derjenige, an den die Bewerbungen gerichtet wurden. Und dann hatte ich folgende Arbeitsweise:

Den Namen des Bewerbers lesen und um was sich beworben wurde. Dann die Referenzen lesen. Von den 50 Bewerbungen gingen 40 in den Papierkorb weil sie entweder ohne Bezug zu einer Referenz geschrieben wurden, oder endeten mit "References upon Request".

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass jemand in einer Position die meiner gleichte, zum Telefon greift um herauszufinden, was diese mysteriösen "References" sind.
Oder geht das so: "Hey mate, you applied for this job as IT, is that right, mate?"
"Yeah, could be, mate. Reference? What are you referring to? Harhar, only joking mate. Reference, you know? Me missus lurvs me wit. No, serious, what are you referring to?"
"Your application as IT."
"Oh did I? And now you want a reference? What about me missus for a reference, mate?"

Von den zehn Bewerbungen mit jeweils drei Referees at the bottom (das sind 30 Namen) kenne ich mindestens zehn. Entweder weil wir zusammen zur Uni gingen, oder uns aus dem Berufsleben kennen – ja, Competitors sprechen miteinander – oder weil unsere Kinder zusammen zur Schule gegangen sind.

Dann lese ich die Bewerbungen und rufe einen Referee an. Der Grund dafür, dass ich den Referee anrufe, und mich nicht auf das Bewerbungsschreiben verlasse, das jemand geschrieben hat, um einen Arbeitgeber zu beeindrucken, ist, dass viele CVs sich lesen wie Wunschzettel und nur wenig mit der Realität zu haben.

Das, theodor, ist meine Erfahrung. Deine ist eine andere. Schon allein deshalb, weil jeder Mensch eine andere Erfahrung hat.

Zum Schluss möchte ich mich noch bei dir bedanken, dass du so freundlich diskutierst. Leute die hier "Scheiße" schreiben und andere obszöne Wörter benutzen, sind für mich kein Gesprächspartner.

Viele Grüße nach Sydney, meiner Heimatstadt.