Hi Mates,
nachdem ich nun eine Weile mitgelesen habe und nun munter angefangen habe mitzuschreiben, will ich mich doch mal kurz vorstellen.
Ich bin Angela, 37 Jahre alt, verheiratet und wir haben eine 5 jährige Tochter. Und - ihr werdet es nicht glauben - wir wollen nach Australien. Zuerst einmal für angedachte zwei, drei Jahre. Mal schauen, ob es uns überhaupt gefällt.
Nein, wir waren noch nicht dort. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob dieses Land *wirklich* was für uns ist. Anhand der Beschreibungen, Bilder, Berichte im Internet kann man sich nun wirklich kein endgültiges Urteil erlauben.
"Sind die irre?" - werdet ihr euch jetzt sicher fragen. Ja, sind wir.
Warum Australien? Weil es für uns *machbar* erscheint - im Gegensatz zu USA z.B. Und wir haben Familienanschluss dort, was einen Neustart sicher erst einmal einfacher machen kann. Und je mehr ich mich mit dem Land beschäftige, desto größer wird die Faszination - auch wenn es zunächst nur virtuelll ist.
Warum weg aus Deutschland? Tja, da gibt es viele Gründe für. Gravierend ist sicherlich unsere Lust Auslandserfahrung zu sammeln. Wenn nicht jetzt? Wann dann? Noch sind wir jung genug und unser Kind klein genug. Auch ein sehr wichtiger Grund ist, dass wir in D zur Zeit keine Zukunftsperspektive haben.
Mein Mann ist Betriebsschlosser/Schweißer mit einem Job, der mehr als wackelig ist. Wechsel? Mit 40 im Handwerkerbereich gehört er in D schon eher zum alten Eisen. Außerdem gibt es kaum noch vernünftige Jobs für ihn in D - alles Zeitverträge oder Zeitarbeit mit Hungerlohn.
Wenn man bedenkt, dass in Down Under das Einkommen i.d.R. mit etwa 30% geringer ist, als in D - er als Schweißer aber umgerechnet genauso viel, eher etwas mehr, bekommen würde, dann kann man erahnen, wie ungerecht der "hart arbeitende" Handwerker in D im Gegensatz zu manchen Büroangestellten "behandelt" wird.
Eine ähnlich gute Perspektive hätten wir z.B. auch in Skandinavien, China, USA und noch einige andere Länder, die zum Teil händeringend qualifizierte Handwerker suchen. Aber da streike ich. (außer USA, könnte ich mir auch vorstellen) Auch wenn ich dort genauso wenig war, wie in Australien, kann ich mir einfach nicht vorstellen in China oder Norwegen zu leben. Warum nicht? Keine Ahnung - genauso wenig, wie ich sagen kann, warum ich den Eindruck habe, dass wir uns in Australien wohl fühlen könnten.
Ich bin ein Bauchmensch und bis jetzt hat mir das gute Teil meistens gute Dienste erwiesen.
No risk - no fun und hey, was haben wir zu verlieren? Okay, ein bißchen Geld. Aber die Erfahrung, die wir dadurch machen können, ist doch eigentlich unbezahlbar. Und wenn es uns wirklich nicht gefällt, dann kehren wir halt zurück - aber mit Auslandserfahrung in der Tasche, was sich nur positiv im Lebenslauf auswirken kann. Und vielleicht hat bis dahin auch ein Einsehen in D stattgefunden, dass man a) mit 40 noch nicht wirklich alt ist und b) auch in D die qualifizierten Handwerker mangels Nachwuchs knapp werden und man sie doch etwas leistungsgerechter entlohnen/behandeln könnte und c) dass Kinder unsere Zukunft sind.
Punkt c) ist ein weiterer Grund für uns D den Rücken zu kehren. Ich erlebe D leider als sehr kinderunfreundliches Land mit wenig Verständnis, wenigen Möglichkeiten für Kinder - aber auch für Frauen, die gerne nach ihrer Erziehungszeit wieder in den Beruf zurückkehren möchten. So geht es mir nämlich gerade, dass ich auf der Straße stehe mit "Handicap" namens Kind. "Zu lange aus dem Beruf raus" "Wollen Sie den nochmal schwanger werden?" "Was ist, wenn das Kind krank wird?" sind beliebte Fragen im Vorstellungsgespräch. Wahrscheinlich antworte ich immer falsch, so dass ich trotz ordentlicher Ausbildung + Zusatz-Abendstudium nicht einmal einen 400 Euro Job bekomme.
Nein, nein, ich will nicht über D schimpfen. Ich fühle mich ja auch wohl hier und sehe auch die positiven Seiten. Hier gibt es viel, was gut und richtig ist und wofür ich dankbar bin. Aber die obigen Punkte sind eben gravierend für uns und wir wollen ausprobieren, ob es nicht woanders besser für uns aussieht. Wenn wir es nicht tun, würden wir uns später sicher immer fragen: "Wie wäre es gewesen, wenn...." und frei nach dem Motto: "Jeder ist seines eigen Glückes Schmied" wollen wir halt sehen, ob wir das Eisen nicht etwas heißer geschmiedet bekommen.
So, das war's erstmal von uns. Kurz fassen gehört leider nicht zu meinen Tugenden *räusper*
Liebe Grüße
Angela