Koalas - Duisburgs drollige Dauerdöser

  • Duisburgs drollige Dauerdöser
    ERSTELLT 28.08.07, 19:31h
    Duisburg - Als nachtaktiver Eukalyptus-Fresser sitzt es den Großteil des Tages dösend in Bäumen. Jeden Tag verspeist es etwa ein Zehntel seines Körpergewichts an Blättern. In seiner Heimat Australien plumpst es manchmal verwirrt in Pools, weil es mit der menschlichen Besiedlung seines Lebensraumes nicht klarkommt. In Europa hingegen fliegt es manchmal Economyclass, um von einem Ort zum anderen zu kommen. Dieses Tier, das in Gummibärchen-Größe auf die Welt kommt und das mancher wegen seines Aussehens mit einem Teddybären vergleicht, obwohl es kein Bär ist, sondern ein Beuteltier, ist ein Koala. Und es gehört zum Drolligsten und Faszinierendsten, was die Natur hervorgebracht hat.
    Das Wort Koala stammt von den Ureinwohnern Australiens. In der Sprache der Aborigines bedeutet es soviel wie "ohne Wasser" oder "ohne zu trinken". Denn Wasserstellen aufsuchen - das sparen sich Koalas.

    Um dem sonderlichen Kletterbeutler in Europa nahezukommen, gibt es nur wenige Möglichkeiten. In Deutschland ist der Duisburger Zoo der einzige Tierpark, der den temperamentlosen Tieren ein Zuhause bietet. Und das seit 1994. Koala-Haltung ist sehr teuer. Stets frische Eukalyptusblätter muss sich ein Zoo erstmal leisten können - und wollen. Denn als Gegenleistung bekommt er keine große Show für die Besucher. "Die tun ja gar nichts", sagen Kinder manchmal entrüstet vor der Glasscheibe in Duisburg, wenn sie die grauen Fellkugeln in den Astgabeln sitzen sehen. "Die schlafen viel und gerne", sagen die Eltern dann beschwichtigend.

    "Die dösen gut 16 Stunden am Tag", erklärt Tierpfleger Siegfried Lippmann. Der Mann mit dem kantigen Brustkorb ist Koala-Experte, spricht liebevoll von seinen "Viechern", wenn er die derzeit acht Koalas hier im Haus meint. Dass seine Schützlinge bis zu 20 Stunden am Tag schlafen und von den ätherischen Eukalyptusölen geradezu "stoned" herumhängen, sei übertrieben, sagt er. Doch dass sie viel ruhen, das ist wahr. Meistens sind sie dabei aber halb wach. Geräusche bekommen sie mit. Dann zucken ihre zotteligen Plüschohren. Ihre Knopfaugen sind oft halb geöffnet. Und den Zoo-Besuchern scheinen sie manchmal sogar zuzuzwinkern, als wollten sie sagen: Lasst es doch auch mal ruhiger angehen.

    Der Tierpfleger sortiert Eukalyptusblätter-Sträuße und spritzt sie nass, denn dann mögen Koalas sie besonders gerne. Er sagt: "Ich könnte auch keine Höchstleistungen vollbringen, wenn ich nur Salat essen würde." Dass Koalas immer so träge wirken wie Menschen nach dem fetten Weihnachtsmahl, liegt an ihrer exklusiven Leibspeise. Etwa ein Kilogramm Eukalyptusblätter - und sonst nichts - frisst ein Koala am Tag. Auf das Körpergewicht bezogen ist das enorm - ein ausgewachsener Koala wiegt zwischen sieben und zehn Kilogramm, nur manche werden bis zu 15 Kilogramm schwer.

    Doch das viele Essen bringt nicht viel, weil Eukalyptus kaum Energie liefert, und seine Verdauung Schwerstarbeit ist. Kein Säugetier sonst verträgt die hochgiftige Pflanze, die voller Gerbstoffe ist und zum Beispiel Blausäure enthält. Die meisten Lebewesen würden nach dem Verzehr umkommen. Bei Koalas aber hat die Natur einen Weg gefunden. Sie haben einen bis zu zweieinhalb Meter langen Blinddarm, in dem Bakterien beim Entgiften der Blätter helfen. Trotzdem vertragen auch Koalas nicht alle der mehr als 700 Sorten. Sie mögen nur etwa 50 weniger giftige. Kritisch beschnuppern sie die Blätter vor dem Verzehr.

    Sieben Koalas wohnen zurzeit hier im Zoo. Das heißt, es sind ja eigentlich acht, aber den Jüngsten kann man noch nicht sehen. Er ist noch ein Baby und lebt bislang nur im Beutel seiner Mutter, die Allora heißt. Die sechsjährige Allora lebt in einer Art "Frauen-WG" zusammen mit Yuri (14), deren etwas fetter Tochter Kangulandai (12) und den beiden fast zweijährigen Koala-Mädchen Nokuna und Alguna. Oma Yuri hat aufgrund ihres Alters keine tiefschwarze Nase mehr, sondern eine rosafarbene. Das kommt bei älteren Koalas manchmal vor.

    Der Vater des neuen Babys heißt Jannali (6). Er ist erst vor kurzem aus dem Zoo in Edinburgh gekommen. Von Schottland nach Deutschland flog er mit dem Flugzeug und saß dabei auf einem normalen Sitz - in einer Box, neben einem Pfleger. Im Frachtraum dürfen Koalas nicht transportiert werden, wie der Zoo von San Diego bestimmt hat. Der kalifornische Tierpark hat von allen Zoos außerhalb Australiens am meisten Erfahrung mit der Koala-Haltung. Frachträume sind demnach zu kalt, zu laut und zu stressig. Das findet zwar mancher Koala-Experte in europäischen Zoos übertrieben, weil in den Wäldern Australiens, in denen die Koalas eigentlich leben, durchaus auch Minusgrade vorkommen, aber gegen die Regeln von San Diego will man sich dann doch nicht auflehnen.

    Jannali hat die Reise gut überstanden. In seiner neuen Heimat hat er gleich das getan, was von ihm gewünscht war - frischen Schwung und neues Blut in Europas erfolgreichste Koalazucht zu bringen. Die geplante Paarung mit Allora hat schnell geklappt und dauerte nicht lange. Koalas sind nicht gerade romantisch. Männchen sind besonders stoffelig. Sie leben gern alleine, auch in Duisburg haben Jannali und ein weiterer namens Goonawarra (3) jeweils einen eigenen Raum, getrennt von den Weibchen. Anders als jene haben männliche Koalas keinen Beutel, stattdessen aber eine Duftdrüse, mit der sie ihr Revier markieren. Erstaunlich: sie können fast wie Hunde bellen, aber das tun sie nur im Notfall. Lautsein ist anstrengend und somit zu vermeiden.

    Ein Koala-Baby wird bereits etwa 35 Tage nach der Zeugung geboren. Bei der Geburt ist es nur etwa zwei Zentimeter lang. Es ist nackt und blind und muss allein den Weg durchs Fell in den Beutel finden. Die Mutter dabei nicht. Koalas sind nicht gerade sozial. Der Koalabeutel hat, anders als bei Kängurus, nicht die Öffnung oben, sondern nach vorne. Dort angekommen, sucht das Baby instinktiv die Milchzitze, die in seinem Maul anschwillt und die es praktisch an der Mutter befestigt. Erst nach etwa sieben Monaten lugt das Kleine erstmals heraus. Im Herbst ist es in Duisburg wieder so weit. "Bis dahin lassen wir Allora besonders in Ruhe", sagt der Chef-Koalapfleger Mario Chindemi.

    Kleine Koalas haben einen Trick, um nach etwa einem Jahr ihre Ernährung von der Muttermilch auf die dann einzige Nahrung Eukalyptus umzustellen. Es klingt ein bisschen eklig, aber sie fressen dazu den Kot ihrer Mutter. Papp heißt der, und er enthält die speziellen Bakterien, die sie für die Eukalyptusverdauung benötigen.

    In ihrer Heimat Australien sind Koalas sehr beliebt. Doch auch wenn sie eines der Wahrzeichen des Kontinents sind, sind sie bedroht. Der Mensch fällt ihre Wälder für immer mehr Häuser und Straßen. Deswegen können die Baumbewohner nicht mehr von Wipfel zu Wipfel klettern, sondern müssen öfter auf den Boden runter, um zum nächsten Eukalyptusbaum zu kommen. Unten lauern Gefahren: Autos, die sie überfahren, Swimmingpools, in denen sie ertrinken oder Hunde, die sie jagen. Früher lebten Millionen Koalas in Australien, jetzt nur noch einige zehntausend. Wie viele genau, weiß keiner.

    Um die zahlreichen verletzten und verstörten Koalas kümmern sich in Australien mittlerweile auch Tierfreunde in sogenannten "Koala-Kliniken". Nicht zuletzt wegen ihrer Prominenz durch schwindende Population spielen Koalas im Tourismusgeschäft Australiens eine wichtige Rolle. Kaum ein Australienbesucher, der nicht eines der putzigen Tiere auf den Arm nimmt und sich fotografieren lässt. Doch wie man in Duisburg erfährt, mögen Koalas das eigentlich nicht. Sie umklammern lieber Bäume als Menschen.

    Wenn man aber schon einen Koala auf den Arm nimmt, sollte man ihn wenigstens nicht wie ein Baby halten, erklärt einer der Pfleger in Duisburg, sondern ihn einfach nur auf der Handfläche Platz nehmen lassen. Den Rest erledigt er selbst. Seine scharfen Krallen bohren sich in Schulter oder Oberarm. An der Koala-Hand sind Daumen und Zeigefinger von den drei anderen Fingern getrennt. So können die Tiere besonders gut zupacken. Hand- und Fußflächen sind rau. So können sie nicht abrutschen. Entgegen dem Klischee duften Koalas nicht unbedingt nach Eukalyptus. "Die riechen eher muffig", sagt Pfleger Lippmann. Doch hier im Haus liegt aufgrund der Pflanzen im Gehege trotzdem Eukalyptusduft in der Luft und erinnert an Sauna-Aufguss oder Hustenbonbons.

    Den Sinn der Koala-Haltung in Duisburg kann der Inspektor für Tierversorgung erklären. Frank Chomik ist ein Mann mit schwarzer Igelfrisur und Schnäuzer. Er nennt Koalas "Schirmtiere". Durch ihr süßes Aussehen und ihre Symbolträchtigkeit als Maskottchen Australiens gehörten sie weltweit zu den beliebtesten Tieren. Sie machten Stadtmenschen stellvertretend auf die Notlage vieler anderer Lebewesen aufmerksam, die der Mensch auszurotten drohe.

    Den gewünschten Erkenntnisgewinn lässt man sich in Duisburg etwas kosten. Etwa 70 000 Euro gibt der Zoo jedes Jahr für das Futter der Koalas aus. Der Eukalyptus wird aus Florida eingeflogen. Eine deutsche Fluglinie sponsert das, indem sie keine Frachtkosten erhebt. Sonst wäre das Ganze locker doppelt so teuer. "Nur unsere Delfine und ihr Frischfisch sind noch teurer", sagt Tierpflegemeister Chomik. Um ein bisschen Geld zu sparen, bekommen Duisburgs Koalas im Sommer inzwischen auch Blätter aus eigenem Anbau. Ein paar Autominuten entfernt betreibt der Zoo eine Plantage.

    Erfahrungen zeigen, dass Koalas in Zoos bis zu 19 Jahre alt werden können. In freier Wildbahn hingegen werden sie oft nur zehn bis zwölf. Im Gegensatz zu anderen Tieren, die einem im Zoo manchmal leidtun, kann einem Faulpelz wie dem Koala somit eigentlich nichts besseres passieren als sich in einem Tierpark optimal versorgen zu lassen.
    (dpa)


    http://www.rundschau-online.de/jkr/artikel.jsp?id=1188280066467


    BITTE SCHAUT AUCH MAL UNTER http://www.KOALA-ADOPTION.de NACH UNSEREN PATENKOALAS

  • Ich habe mir aus Duisburg zwei DVD besorgt.Die eine DVD heißt Zoo Duisburg und die andere Best of Ruhrpott Schnauzen,beide kosten so um die 20€. Da werden auch die Koala und Wombat gezeigt und es ist lustig mit an zusehen was die kleinen Knubbel Wombat dort anstellen um die Pfleger zu vertreiben aus ihren Wohnstätten.Beide sind über http://www.zoo-duisburg.de oder http://www.shop.zdf.de zu erwerben.

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