ÜBERGEWICHT
Monsterkröten von Rückenschmerzen geplagt
Die bis zu zwei Kilogramm schweren Aga-Kröten gelten in Australien als Landplage - ihr Gift tötet sogar Schlangen oder Krokodile. Doch ihre Größe macht den Amphibien nun selbst Probleme: Sie leiden unter Gelenkentzündungen.
Kleine dicke Tiere, die in Massen auftreten und alles wegfressen, was ihnen über den Weg läuft - das ist der Stoff, aus dem Horrorfilme gemacht werden. In Teilen Australiens ist der Schrecken jedoch Wirklichkeit: Die sogenannte Aga-Kröte hat sich mangels natürlicher Feinde zu einer Art Landplage entwickelt.
Die Kröten gedeihen - und werden immer größer. Mit Folgen für die eigene Gesundheit, wie Forscher der University of Sydney jetzt im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichten. Ihre Skelette sind der starken Belastung offenbar nicht immer gewachsen. Zehn Prozent der besonders großen Tiere in Australien litten unter Entzündungen an der Wirbelsäule, schreiben Richard Shine und seine Kollegen.
Die Aga-Kröten sind in Australien nicht heimisch. Sie wurden in den dreißiger Jahren importiert, um Käfer zu bekämpfen - dumm nur, dass die Schädlinge fliegen konnten, die Kröten hingegen nicht. Das Vermehren beherrschen die Amphibien hingegen perfekt. Hundert Stück wurden ursprünglich eingeführt, inzwischen ist die Population auf viele Millionen angewachsen.
Vor Feinden müssen sich die Millionen Monster nicht fürchten, eher andere Tiere vor ihnen. Aga-Kröten haben zwei dicke Drüsen rechts und links am Kopf. Diese enthalten ein starkes Gift, das den Herzmuskel angreift. Selbst große Schlangen und Süßwasserkrokodile sterben innerhalb weniger Minuten an Herzstillstand, wenn sie den Fehler begehen, in eine Aga-Kröte zu beißen. Auch Mäuse müssen sich vor den Amphibien in Acht nehmen - sonst werden sie einfach vertilgt (siehe Fotostrecke oben).
Die Tiere können über zwei Kilogramm schwer und 20 Zentimeter lang werden. Die Forscher hatten insgesamt 495 Aga-Kröten untersucht. Die besonders großen Exemplare leben nach ihren Beobachtungen an den Außengrenzen einer Population. Sie haben die längeren Beine und legen auch größere Strecken zurück.
"Ironischerweise haben jene Faktoren, die eine schnelle Ausbreitung der Tiere auf dem Kontinent ermöglichten, auch die Arthritis begünstigt", schreiben die Forscher. Bei den besonders großen Kröten habe jedes zehnte Tier Arthritis gehabt, bei den kleineren Tieren sei die Gelenkentzündung nicht aufgetreten. Große Tiere hätten bei der Invasion des Landes Vorteile gehabt. Die zunehmende Größe sei aber nun ein Problem für das Froschskelett.
hda
Quelle: SPIEGEL ONLINE - 16. Oktober 2007, 20:02
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/n…,511843,00.html