Das ist eine schwierige Diskussion und hat sicherlich unglaublich viele Facetten. Je nach Blickwinkel, sozialem Status, Herkunft, Wohnort usw. gibt es nicht nur eine Wahrheit.
Ich lebe im Ruhrgebiet und arbeite im Ruhrgebiet, wo es eine Vielzahl sozialer Brennpunkte gibt. Es ist nicht nur eng, unglaublich viel Verkehr, viele Arbeitslose, "Multi-Kulti" findet täglich statt, ich glaube, hier lebt D extrem.
Ein Sozialstaat ist D aber immer noch, auch wenn einige ihn totreden wollen. Wer abgezockt ist, seine Rechte kennt und diese auch rigoros durchsetzt, kommt hier immer noch sehr gut über die Runden.
Wer auf der Strecke bleibt, und ich glaube, das ist in Zukunft nicht nur in D der Fall, sind Menschen, die Kinder haben (vor allem alleinerziehende Frauen), Alte und Menschen mit irgendeinem Handicap. Es wird mehr und mehr eine Ellenbogengesellschaft,in der die Stärkeren gewinnen.
Auch da wird Australien in Zukunft keine Ausnahme bilden.
Der Verweis auf Holland und Dänemark z.B. fruchtet nicht mehr. Holland entdeckt gerade, nach jahrelanger Vorbildfunktion, dass in der Gesellschaft ebenfalls grosse Probleme vorherrschen, wie z.B. eine steigende Arbeitslosigkeit, Zunahme rassistischer Tendenzen und abnehmender Toleranz (für die Holland immer berühmt war).
Die Welt und insbesondere Europa ist enger geworden, die Konkurrenz nimmt zu, die Grenzen fallen.
Sich auf Politiker zu verlassen, hilft niemandem weiter. Die stecken, wenn überhaupt, die Rahmenbedingungen ab. Das Leben gestalten muss jeder selbst.
Mit einer guten Ausbildung (muss nicht immer ein Studium sein) ist eine gute Grundlage gelegt. Natürlich ist das Berufsleben nicht mehr so "einfach" wie vor 40 Jahren, aber man kann auch heute in D noch gut leben.
Ich habe in den letzten Jahren ebenfalls Arbeitslosigkeit erlebt, viele Bewerbungen geschrieben etc. Auch musste ich beruflich immer viel reisen, Europa, Nordafrika, Asien, jeder Vergleich mit anderen Ländern hinkt.
Die Probleme sind einfach in jedem Land andere. Und bitte, erzähle mir niemand, in Australien ist der Erwerb des Lebensunterhalts auf Dauer und mit Familie einfacher.
Es ist vielleicht einfacher, auf einem Campingplatz zu leben und seine Postadresse dort einzurichten (dies ist in D in der Tat schwierig), aber soziale Brennpunkte finde ich auch dort, natürlich überhaupt nicht vergleichbar mit D oder anderen Ländern.
Deshalb, nicht alles ist schlecht in D, verbesserungswürdig immer, aber es liegt auch etwas an jedem selbst.
Ich bin wirklich kein D-Fan, würde sehr gern mal lange in einem anderen Land leben, aber nach jeder Reise (fast egal wohin) weiss ich, die Vorzüge hier zuschätzen (und arbeite daran, die Nachteile abzubauen).
Gruss
pauline