Geschichte über Cheerleader - beim Golf!!!

  • Hallo, ihr!

    In Australien ist der Golfsport ja sehr beliebt, und da dort jetzt zudem auch noch Sommer ist, wird da gegenwärtig bestimmt besonders viel "gegolft".

    Hier in Deutschland hat Golf ja immer noch das Stigma des Feine-Leute-Sports und steht zudem im Ruf, langweilig zu sein ("Haben Sie noch Sex? Oder spielen Sie schon Golf?") Das dachte ich auch lange Zeit - bis ich von einem Golfturnier mit süßen sächsischen Cheerleadern gelesen habe:


    SIMON BEIM GOLFTURNIER


    Hi, Mitkids!

    Erinnert ihr euch noch an Onkel Ole? Wenn ja, dann wisst ihr noch, dass Onkel Ole in letzter Zeit viel Pech hatte. Er hatte jahrelang als männliche Klofrau gearbeitet. Als die öffentliche Toilette, die er betreut hatte, abbrannte, wurde er arbeitslos. Anschließend musste er von Gelegenheitsjobs leben. Zum Beispiel arbeitete er als Hypnotiseur auf Jahrmärkten, in Bierzelten und bei einem Heilpraktiker. Eine eigene Familie hat er auch nicht. Deswegen war er ziemlich traurig, rauchte noch mehr als früher, und ständig hing er in seiner Stammknappe herum und betrank sich, bis er unter den Kneipentisch rutschte. Und da er das echt täglich machte, fand er dort unter dem Tisch auch gleich seine Post: Der Briefträger tat Oles Post nämlich gar nicht mehr in den Briefkasten, sondern gab sie für ihn gleich in der Kneipe ab.

    Aber dann hatte Onkel Ole Glück. Hier ganz in der Nähe, nämlich in Sehnde-Rethmar, wurde kürzlich ein großer Golfplatz eingeweiht. Onkel Ole bewarb sich dort und bekam eine Stelle - wieder mal als männliche Klofrau. Er machte seine Arbeit sehr gut, weshalb seine Chefs auch mit ihm zufrieden waren. Und er tat noch mehr: Bald interessierte er sich für den Golfsport, und deswegen trainierte er sogar selbst auf dem Golfplatz - regelmäßig nach Feierabend. Zigaretten und Alkohol interessierten ihn hingegen immer weniger. Wahrscheinlich wisst ihr, was Golf ist. Man versucht beim Golf, mit einem Schläger einen Ball über große Strecken mit möglichst wenigen Schlägen in kleine Golflöcher zu treiben. Wer insgesamt am wenigsten Schläge braucht, ist der Sieger. Jedenfalls wurde Onkel Ole in wenigen Wochen zu einem ganz tollen Golfspieler, was auch die Clubmitglieder bemerkten. Und als vor wenigen Wochen auf dem Golfplatz von Sehnde-Rethmar die Internationalen Golfmeisterschaften von Deutschland stattfinden sollten, bekam Onkel Ole eine Wild Card: Das bedeutete, er durfte in einem Golfturnier antreten, an dem außer ihm viele Golfspieler der Weltklasse mitmachen würden.

    Als Onkel Ole davon erfuhr, kam er gleich zu uns und erzählte ganz stolz und aufgeregt davon: "Klar, gewinnen kann ich das Golfturnier nicht, dafür sind die anderen Spieler viel zu gut. Aber es ist eine ganz große Ehre für mich, dort mitspielen zu dürfen. Ihr kommt doch auch, oder?" Na, logo. In der Schule erzählte ich natürlich auch davon, und am meisten freute sich meine sächsische Klassenkameradin Ramöna Lapalöma: "Nu, das ist ja ganz töll, ne woh? Eifobibsche nochemo, das wärd üsch gleisch meinen Schwästern ärzählen, dann gründen wür einen Fanclub, ne woh? Eine Jubeltruppe sözusagen, ne woh?" Das tat sie dann auch. Sie erzählte ihren drei Schwestern Mönika, Cörinna und Simöne Lapalöma davon, dass Ole am Golfturnier teilnehmen wurde. Sie beschlossen, alle vier zum Turnier mitzukommen und als Cheerleader (das spricht man "Tschierlieder" aus) Onkel Ole anzufeuern. Sie borgten sich von einigen Cheerleadern einer American Football-Mannschaft aus Braunschweig ein paar Puschel und übten schon einmal Schlachtgesänge.

    Dann kam der große Tag. Ihr könnt euch vorstellen, dass so ein großes internationales Golfturnier in Sehnde etwas ganz Besonderes ist. Viele Besucher kamen, das Fernsehen übertrug live, und das Spielerfeld war vom Feinsten. Onkel Ole war wirklich der einzige Freizeitspieler. Außer ihm waren 127 Golfprofis aus fünf Erdteilen am Start. Sicher, im Grunde konnte Onkel Ole gar nicht gewinnen. Trotzdem hatte er vor dem Turnier fleißig trainiert und war tierisch aufgeregt. Das Turnier sollte vier Tage dauern. An jedem Tag musste jeder Spieler achtzehn Bahnen spielen, das heißt, achtzehn Mal musste jeder Spieler mit möglichst wenigen Versuchen den Golfball in ein kleines Golfloch schlagen.

    (FORTSETZUNG FOLGT AUF DEM FUßE.)

  • (Fortsetzung.)

    Während sich die meisten Zuschauer entschlossen, die berühmtesten Spieler auf deren Runden zu begleiten, liefen meine Eltern, meine Schwester Claudia, die vier Lapalöma-Schwestern und ich natürlich mit Onkel Ole mit. Onkel Ole hatte sich also gut vorbereitet - aber die Lapalöma-Schwestern leider auch. Als Onkel Ole zu seinem allerersten Schlag ausholte, begannen sie laut und rhythmisch auszurufen: "Gewinnen wird der Önkel Öle - dafür kriescht är ne Menge Göhle!" Dabei hat sich Onkel Ole so erschrocken, dass er den Schläger verriss und den Ball nicht geradeaus schlug, sondern viel zu weit nach rechts zog - mitten in einen kleinen Wald hinein. Beim Golf muss man den Ball von der Stelle weiterspielen, wo man ihn hingeschlagen hat. Also nahm Onkel Ole zwischen den Bäumen Aufstellung und wollte den Ball weiterspielen. Er konzentrierte sich, holte aus - und wieder spornten ihn die Lapalöma-Schwestern an: "Ganz süscher schlääscht der Öle bald - den Gölfball raus hier aus dem Wald!" Wieder erschreckte sich Onkel Ole tierisch und feuerte den Ball geradewegs in einen Teich. So ging es den ganzen Tag weiter. Immer wenn Ole an der Reihe war, feuerten ihn die Lapalöma-Schwestern an. Sie wollten ihm damit helfen, aber statt dessen verwirrten sie ihn mit ihrem blöden Jubelgesang so stark, dass er wirklich furchtbar schlecht spielte und nach dem ersten Tag den letzten Platz belegte. Dabei hatten ihm die Lapalöma-Schwestern echt nur helfen wollen, und dass wusste Onkel Ole auch. Deswegen wollte er ihnen nicht weh tun und sagte ihnen nach dem ersten Tag: "Danke, Mädchen, ich weiß, dass ihr es gut meint. Aber wisst ihr, was ich noch besser fände? Wenn ihr so fair wärt und nicht nur mich, sondern auch meine Gegner anfeuert. Schaut mal, auf dem ersten Platz liegt nach dem heutigen Tag der Bernhard Langer. Der ist seit vielen Jahren einer der besten Spieler der Welt. Morgen solltet ihr nicht mich, sondern IHN auf seiner Runde begleiten und unterstützen."

    Darüber waren die Lapalöma-Schwestern zwar sehr erstaunt, aber sie taten, was ihnen Onkel Ole empfohlen hatte. Am nächsten Tag begleiteten sie also Bernhard Langer auf dessen Runde. Als Herr Langer zu seinem ersten Schlag des Tages ansetzte, gröhlten die Lapalöma-Schwestern los: "Wenn den Gölfball spielt der Bärnhord Langer - dann wird's den Gääschnern bang und banger!" Der war so verdutzt, dass er den Ball in eine ganz andere Richtung schlug, als er eigentlich vorhatte. Bei seinem nächsten Schlag sangen die Schwestern: "Der Bärnhord schlääscht den kleinen Ball - die Leute jübeln auf jäden Fall!" Aber eigentlich jubelte keiner. Die Schwestern hatten Bernhard Langer so durcheinander gebracht, dass er den Ball weit an seinem Ziel vorbei schlug und auf Bayrisch fluchte: "Jo, Kruzifix!" Und so feuerten ihn die Lapalöma-Schwestern an und störten ihn dabei genauso wie am Tag zuvor Onkel Ole - wobei sie natürlich wieder überhaupt nicht merkten, dass sie störten. Onkel Ole spielte inzwischen in Ruhe seine eigene Runde, und zwar so gut, dass er dabei einen neuen Platzrekord aufstellte. Dadurch verbesserte er sich in der Wertung von Platz 128 auf Platz 54. Jetzt lag er immerhin vor dem Herrn Langer, der durch das Gesinge der Lapalömas von Platz 1 auf Platz 60 zurückgefallen war. Anschließend ging Onkel Ole zu den Mädchen und riet ihnen: "Auf dem ersten Platz liegt nun ein gewisser Tiger Woods aus Amerika. Feuert doch morgen den mal an." Damit wollte er verhindern, dass er selbst wieder von den Mädchen gestört werden würde.

    Am nächsten Tag kamen die Mädchen wieder zum Anfeuern. Diesmal störten sie dabei also Tiger Woods. Sie sangen dabei Sachen wie: "Wenn dän Gölfball schlääscht der Spieler Tiiiiischer - dann wird der Gölfball glatt zum Fliescher." Auch Tiger Woods fühlte sich gestört und gab kurz vor Ende seiner Runde entnervt auf. Das wunderte die Lapalömas sehr: "Nanü. Ünd das, öbwöhl wir ihm sö nett zügejübelt haben." Ungestört spielte aber Onkel Ole seine Runde. Er war genauso super wie am Tag davor und verbesserte sich auf Platz 13. Vorbeugend riet er den Lapalömas: "So, im Moment führt Ernie van Stoffels aus Südafrika. Dem solltet ihr MORGEN zujubeln." Am Abend besuchte uns Onkel Ole noch zu Hause und sagte: "Bisher lief das Turnier für mich hervorragend. Wenn ich den 13. Platz halten könnte, wäre ich der glücklichste Mensch Deutschlands. Und außerdem die reichste männliche Klofrau der Welt, aber das nur am Rande."

    Der Finaltag war gekommen, und diesmal feuerten die Lapalöma-Schwestern Ernie van Stoffels an. Sie warteten auf mit Schlachtgesängen wie: "Wänn Ernie spielt, dann ist was lös - Ernie gewinnt das meiste Möös!" Oder: "Gewinnt Ernie hier das ganze Gäld - dann fährt är dreimol üm die Wält!" Aber Ernie van Stoffels schien starke Nerven zu haben. Er ließ sich von den Lapalöma-Schwestern überhaupt nicht aus der Ruhe bringen, konzentrierte sich auf jeden Schlag und spielte seine Runde ohne Pannen. Dann war er auf seiner letzen Bahn. Der Ball war nur noch zwei Meter vom Loch entfernt. Würde es ihm gelingen, den Ball mit dem nächsten Schlag ins Loch zu befördern, hätte er das Turnier gewonnen. Es war spannend. So spannend, dass selbst die Lapalöma-Schwestern die Klappe hielten! Ernie van Stoffels spielte den Ball - und der Ball rollte am Loch vorbei. Nicht so schlimm - würde er den Ball jetzt im nächsten Versuch ins Loch bekommen, hätte er immerhin noch ein Stechen um den Sieg erreicht. Erneut setzte er an - spielte den Ball - und wieder ganz knapp am Loch vorbei. In diesem Moment gingen die Blitzlichter der Fotografen los, und die Reporter stürzten sich - nanu? - auf Onkel Ole! Wir hatten gar nicht bemerkt, dass Onkel Ole schon wieder Platzrekord gespielt und sich damit ganz nach vorne gebracht hatte. Und durch die Patzer von Ernie van Stoffels hatte Onkel Ole das internationale Golfturnier sogar gewonnen. Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd und musste nun erst einmal zig Interviews geben. Darin betonte er: "Ohne meine Fans, die mich so wunderbar unterstützt haben, hätte ich das nicht geschafft." Und hinterher lud er die Lapalöma-Schwestern, meine Familie und mich zum Essen ein: "Kommt mit, da hinten ist ein Würstchenstand. Nehmt ihr Ketchup oder lieber Senf?" Wahrscheinlich hatte Onkel Ole noch gar nicht begriffen, dass er sich jetzt sogar teureres Essen leisten konnte.

    Es grüßt euch in seinen neuen Golfsocken (mit achtzehn Löchern)

    Euer Simon Flunkert

    Aus: Daniel Roy, "Hi, Mitkids!", Norderstedt: 2005, ISBN 3-8334-2907-0 (oder so ähnlich), S. 172 - 176

  • Wenn du so weitermachst kauf ich mir bestimmt noch eins deiner Bücher :D

    Schöne Geschichte, vielen Dank =)

    LG
    Ela

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