Lebensqualität australische Großstädte

  • Guten Morgen,

    mich würde mal interessieren wie weit ihr recherchiert habt was Lebensqualität betrifft bevor ihr ausgewandert seid, auch von Leuten die vor 10 Jahren nach Australien, wie auch immer, gekommen sind.

    Was ist heute anders als vor 10 Jahren bezügl. Lebensqualität?

    Fühlt ihr euch bezüglich Lebensqualität besser als in eurer Heimat?

    Oder seid ihr unzufriedender als vorher?

    Warum seid ihr gerade nach Australien ausgewandert, wenn es nicht gerade die schöne Landschaft ist?

    Wie steht Australien da im internationalen Vergleich?

    Deutschland ist mit drei Städten in den Top10 vertreten, während Sydney es gerade mal auf Platz 9 schafft. Lebenshaltungskosten (Warenkorb) steht Deutschland immer noch gut da, Australien ist da sehr teuer und bei Nahrungsmitteln will ich eigentlich nicht sparen. Die Arbeitnehmer haben es in Australien nicht leichter als in Deutschland und dafür muss man sogar noch ordentlich was bezahlen, dass man in Australien leben und arbeiten darf. Das war früher so und ist heute bestimmt nicht anders. Obwohl Australien nahezu Vollbeschäftigung hat und die Wirtschaft seit Jahren boomt, geht es den Arbeitnehmer nicht wirklich besser bzw. bekommen die Arbeitnehmer das nicht genug in ihrem Geldbeutel zu spüren.

    Würde ich auswandern wollen, wäre mir eine Verbesserung in der Lebensqualität privat als auch beruflich wichtiger als eine schöne Umgebung, schöne Städte oder ganz weit weg von Deutschland zu sein.

    Ich habe gute australische Freunde in Sydney und sie sind der Meinung, dass ich nicht nach Australien auswandern sollte, da mir eine Verbesserung in der Lebensqualität in Australien nicht widerfahren würde und ich würde enttäuscht sein, für den finanziellen Aufwand den man dafür betreiben muss. Es würde es nicht wert sein etc...Menschen aus ärmeren Nationen hätten es hier einfacher und sind glücklicher als in ihrer Heimat aber als Deutscher nach Australien auszuwandern halten sie für keine gute Idee.

    Meine australischen Freunde haben vor 15 Jahren in Skandinavien gelebt. Sind seit 5 Jahren wieder in Sydney und möchten das Land gerne wieder Richtung Europa verlassen. Sie, als Australier, sind sehr traurig darüber, dass sie Australien nicht mehr für lebenswert halten. Zitat:

    its too superficial for europeans

    There is one thing Sydney increasingly has trouble offering: quality of life (which is ironic considering not long ago it was Sydney's strength). With congestion, air pollution, noise, outrageous housing costs and increasingly problems with drought, it's lost a lot of its edge as a place to live. Moreover, it pains me to say Australia is a backwater in quality of life......

    So I always warmly encourage people to visit Sydney, but don't think living there is the same as the fantastic first impression it gives

    Was ist da dran?

    Meiner Frau, meinen 2 Kindern und mir selber gehts eigentlich ganz gut. Wir haben ein grosses Haus, verdienen zusammen gutes Geld, haben zwei Autos, wir gehen zweimal im Jahr in den Urlaub und ganz wichtig, wir sind gesund und das soll auch so bleiben. Deutschland ist doch eigentlich ein sehr lebenswertes Land und, obwohl man sich an Steuern und Versicherungen dumm und dämlich zahlt, vergisst man manchmal, dass es dem Volk, mehr oder weniger, zugute kommt. Man glaubt´s manchmal kaum, aber es ist immer noch so, auch wenn man es gar nicht mehr wahrnimmt.

    Auswandern wollen wir nur, wenn sich die Lebensqualität fur uns und unsere Kinder nicht verschlechtern wird. Australien hat uns interessiert, aber wir sind nun verunsichert.

    Trotzdem wollte ich euch mal fragen, was eure Gründe für Australien sind.

    Viel mehr würde mich aber interessieren, warum ich Australien als Wahlheimat nicht wählen sollte und mir besser was anderes suchen sollte.

    Es kann nicht immer alles gut gehen im Leben, und mit Sicherheit gibt´s doch auch hier Leute die mit Australien überhaupt nicht zufrieden sind.

    Bitte sagt mir nicht, dass in Australien alles schöner und besser ist als in Deutschland. Ich würde es nicht glauben wollen.

    Nicht böse sein, aber mit negativen Erfahrungen kann ich mehr anfangen als wenn ihr mir erzählen wollt, dass alles so perfekt ist in Australien. 8)

    Will mir ja schliesslich selber nix vormachen wenn ich mal auswandern werde, oder?

    Auf eine lebhafte Diskussion!

    NoZ

    P.S. wenn das hier wirklich auch ein Forum für Auswanderer sein soll, warum finde ich mit der Suche keine Themen bezügl. Lebensqualität? ?(

    8 Mal editiert, zuletzt von NoZ (1. April 2008 um 05:41)

  • Hallo NoZ,

    das ist ein anregender Tread!
    Und ich denke das das die Antworten sehr individuell ausfallen werden.

    Bei uns ist es so:

    Meinem Mann wurde ein Job hier angeboten. Sprich, wir mussten nichts bezahlen um das Visa (457) zu bekommen, die Firma hat den Umzug sowie One-Way Tickets teilweise uebernommen. Eingentlich sollten wir in Sydney bleiben sind dann aber wegen eines Projekts gleich nach unserer Ankunft weiter nach Brisbane gezogen.

    Eingetauscht habe ich folgendes:
    Einen realtiv aufregenden Voll-Zeit Job in Hamburg gegen einen total langweiligen Teil-Zeit Job in Brisbane.
    Eine Wohnung in der Stadt (Schanze) in ein Haus mit Garten 2km vom CBD.
    2 Autos in 1 Cabriolet.

    Mein Mann, der in Hamburg meist von Montags bis Freitags Europaweit unterwegs war ist hier jeden Abend um 17.30 zu Hause und verdient tatsaechlich mehr als in Deutschland (wegen weniger Steuerabzug). ABER das Geld ist weniger wert. Lebenserhaltungskosten (Miete, Nahrungsmittel, Arztbesuche, Versicherungen, Internetanschluss, Schule... sind teuerer)

    Die Lebensqualitaet finde ich hier auf Grund des Wetters, und der endlosen Moeglichkeiten draussen in der Natur (Strand, Bush, Outback...) aktiv zu sein besser. Fuer meinen Sohn ist das Leben auch um einiges schoener geworden. Brisbane ist super safe, er kann alleine in die Schule wandern und wieder zurueck. Die Schule an sich finde ich auch viel netter als in Hamburg. Sie ist kleiner, multikultureller (und nicht ausschliesslich Deutsch-Tuerkisch) und die Schueler werden individueller betreut.

    Was mir allerdings wirklich auf den Nerv geht ist die Gesellschaft. Ich finde (das trifft sicherlich nicht auf alle Aussis oder alle hier lebenden Individuen) manchen Menschen hier sehr sehr oberflaechlich, heuchlerlisch und irgentwie dumpf und unreflektiert...viele Dinge werden von der Gesellschaft einfach hingenommen und niemals hinterfragt.

    Mir fehlen meine Theater und Film Projekte an denen ich in Deutschland mit vielen kreativen Menschen gearbeitet habe sehr. (Noch habe ich keinen Einstieg in die hiesige (miniatur) kulturelle Szene gefunden. Was allerdings auch an Brisbane liegen kann. Ich denke in Melbourne wird auf dem Sektor sehr viel mehr geboten...) Ausserdem die Atmosphaere in Hamburg und auch anderen dt. Grosstaetten. Mir fehlen Strassencafes und einfach gewachsene Staedte. Hier gibt es meist ein CBD und alles drumherum ist Suburbia (ScHRECKLICH!!!) alles schoen ordentlich und um 9 werden die Buergersteige hochgeklappt.

    Deutschland ist fuer mich sehr viel geordneter, dennoch hat man mehr persoenliche Freiheit, waehrend die Society hier zwar chaotisch ist aber sehr viel reglementierter. Hoert sich an wie ein Wiederspruch, ich denke aber das trifft es.

    Kurz um: Ich mag das Wetter und den Strand in Australien und ich LIEBE das Leben in Deutschland :D

    Bereuen tun wir nicht das wir hergekommen sind. Vielleicht bleiben wir auch?! Mal sehen....es ist auf jeden Fall eine gute Erfahrung.

    Gruss, Yvonne

    Einmal editiert, zuletzt von misskiwi (1. April 2008 um 06:50)

  • Interessant, Yvonne. Vielen Dank. Ich möchte noch ein bischen warten bevor ich was dazu schreiben werde, ok? Also du meinst, relativ hohe Inflation?

    Wenn ihr mal so richtig Spielverderber sein wollt, dann bitte jetzt und hier in diesem Thread. 8o

    Warum sollen wir in Deutschland bleiben oder warum sollen wir nicht nach Australien kommen?

  • Inflation!!! Na die hatte ich komplett vergessen...ja, alle Preise wurden selbstverständlich am 1. März erhöht und das im Schnitt um 15-20% fanden wir schon heftig...

    Kurz um, wir haben in Deutschland nicht viel aufgeben müssen... sonst hätt ich mir das schon mehrmals überlegt. Australien ist technologisch sowie gesellschaftlich einige Jahre hinter Europa (meine Meinung;-)...) und hat den Flair ner Bananen Republik :D

    Es gibt noch ein paar andere Threads: such mal nach Negativ in der Suchfunktion. da solltest Du eingentlich mehr zu diesen Thema finden.

    Gruß, Yvonne

  • Weitere Suchbegriffe wie "Lebenshaltungskosten", "Ärtzliche Versorgung" und deren Synonyme dürften dir bei deiner Einschätzung auch weiter helfen. Da gabs schon heiße Diskussionen!

    Ich selbst kann noch kein Statement abliefern... für uns liegt vordergründig die Verbesserung der Einkommenssituation auf der Hand (mein Mann ist angestellter Handwerker... noch Fragen?) :D ... Mal sehen, was wir in 2-3 Jahren zu vermelden haben (bzw. ob...)

  • Auf das Risiko hin, abgekanzelt zu werden, warum bist du denn ja dann hin, ein paar Kommentare.

    Ich habe den Nachteil, dass ich Umwelt-Ingenieurin bin. Nachteil deshalb, weil ich alles durch die Umweltbrille sehe, die ich oft genug verfluche, weil sie mich wenig Schoenes sehen laesst.

    Boese gesagt, sind die Australier Umweltscheine. Nein, jetzt schlagt mich nciht gleich alle tot! Ueberall liegen Dosen und Flaschen rum, Plastiktueten und sonstiger Muell. Das Erste, was ich hier einfuehren wuerde, waere Pfand auf die Flaschen. Dann kaemen die wenigstens weg.

    Dann stehen ueberall im naeheren oder auch weiteren Umkreis eines groesseren Geschaefts oder eines Shopping-Centers Einkaufswagen rum. Ich hab sie auch schon im kleinen Baechen liegen gesehen. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, warum die Verantwortlichen in den Geschaeften da nicht schon lange was unternommen haben. Das sind doch Kosten! Dazu dieser bloedsinnig ueberfluessige Job des Wiedereinsammelns der Wagen z.T. per Auto mit Haenger!

    Dann das leidige Wasserproblem. Warum kriegen die nicht auf den Schirm, dass hier nicht England ist und man deshalb auch nicht muehsam einen englischen Rasen kultivieren muss? Einerseits wird zwar ueber Wasserknappheit geredet und Wasser, unser wertvollstes Gut, aber wenn ich im Sommer morgens zur Arbeit bin, standen die Strassen teilweise unter Wasser, weil die Stadt statt der anvisierten Palmen oder (englischen) Rasen die Strasse waesserte. Wie soll das gemeine Volk ein Gefuehl fuers Wassersparen kriegen, wenn der Stadt mit so leuchtendem Vorbild vorausgeht?

    Meine Kinder beschweren sich, dass die Toiletten in den Schule fuer die unteren Klassen erbaermlich zustehen. Klasse 11 und 12 der Senior Highschool ist offensichtlich besser. Persoenlich kenne ich das zwar nur von meinen eigenen Kindern, aber ich habe aehnliche Klagen auch schon im englischen Forum gehoert.

    Ich brauche einen Elektriker, um was, sei es auch noch so unbedeutend, am Haus zu machen (Stichwort Sicherheit), aber es gibt keinen TUEV.

    Die Buerokratie hier ist unbeschreiblich. Ich dachte immer, Deutschland sei Spitzenreiter - nee, die Australier sind Weltmeister. Das Meiste habe ich wieder von meinem Job. Wenn ich, sagen wir, 10 Boden- oder Wasserproben habe, dann brauche ich eine pro 20 doppelt, um zu testen, ob das Labor auch genau arbeitet. Eine von 20 muss dreifach sein und geht an ein anderes Labor, um das 1. Labor zu testen. Wenn ich irgendein Messgeraet einsetze, muss ich das mit Detergent speuelen, mit klarem Wasser nachspuelen (alles okay), dann mit destilliertem Wasser ueberspuelen und das in einem Miniglas auffangen. Das ist dann zum Test, ob ich auch sauber gereinigt habe. Alles pro Tag und pro Geraet eins. Dazu kommt eine Flasche mit destilliertem Wasser, um Uebertragungen waehrend des Transportes aufzudecken.

    Ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht so viel unterschrieben wie in den 5 Monaten hier. Wahnsinn! Dass die Kollegen mir eine Einfuehrungen in dier Geflogenheiten der Firma gegeben hat, dass eine andere mir erzaehlt hatte, welche tausend Formulare (und es werden staendig mehr - gelobt sei die Umwelt!) ich beim Engagieren vom Subunternehmen ausfuellen lassen muss - es ist schier endlos.

    Der ultimative Klopfer aber ist die Staatspraesenz hier. Ich hatte mal eine Zugunterbrechung, weil sie jemand auf die Gleise geworfen hatte. Alle mussten aussteigen und sollten mit Bussen weitergefahren werden. Als ich da ankam, standen schon so knapp 100 Leute da und warteten auf die Busse, die da kommen sollten. Nach und nach kamen natuerlich immer mehr Zugladungen an. Busse aber keinesfalls. Ein Mann fang an, irgendwas zu rufen, ich hab's nicht verstanden. Die Leute lachten aber, kann also nichts Schlimmes gewesen sein. Ich hab nur verstanden, wann kommt denn der scheiss Bus endlich, ich will nach Hause. Man hat ihn verwarnt, beim 2. Mal wurde er in Handschellen abgefuehrt! Nur, weil er geschrieen hat, dass er nach Hause will!

    Ein Freund von mir wollte jemanden in Mandurah von einem Konzert abholen und erschien eine Viertelstunde vor Ende. Da sammelten sich Polizeibeamte aller Coleur im Halbkreis um den Eingang. Per Pferd, normale Autos, mit Gefaengniswagen. Irgendwann kam dann ein leicht angetrunkener angekiffter Jugendlicher raus und streichelte eines der Pferde. Die Reiterin sagte ihm zwei Mal, dass er das lassen sollte. Tat er nicht. Da beugte sie sich runter, packte ihn am Schlaffittchen und schleifte ihn zu ihren Kollegen. Da sollte er sich amifilmemaessig breitbeinig vor ein Auto stellen. Wollte er wohl nicht. DA HABEN DIE IHM MIT EINEM KNUEPPEL ZWISCHEN DIE BEINE GEHAUEN!!!! Da dachte ich nur, willkommen in Russland und dass ich in so einem Land eigentlich nicht leben will.

    Naja, mal sehen, wie alles so wird. Jetzt macht meine Tochter die naechsten 2 Jahre ihren Highschoolabschluss und dann werden die Karten neu gemischt.

    Ach es gibt so einiges. Warum ich dann trotzdem hier bin, wenn es hier so uebel ist? Nur und ausschliesslich wirtschaftliche Gruende.

    Ja, hier ist schoenes Wetter und das Meer ist auch nicht weit. Und die Baeume bluehen wirklich wunderschoen. Was aber nuetzt mir das, wenn alles schweineteuer ist und der Staat jeden Schritt beobachtet? Ich kann nicht sagen, was in 2 Jahren ist. Fragt mich dann wieder.

    Nein, ich bin nicht deprimiert oder verbittert. Es geht mir wirklich gut. Trotzdem laufe ich nicht blind rum und habe nie verstanden, warum die Leute so versessen darauf sind, hierher zu ziehen. Als Vergleich ist es mit Sicherheit aber eine wertvolle Erfahrung. Ich bereue es ja auch nicht. Die Erfahrung.

    Mann, war das ein Roman! Und das war nur ein kleiner Teil!

    Barbara

  • Ich zitiere (editiert) hier teilweise aus einem anderen Beitrag von mir:

    Die Buerokratie in Australien ist nichts gegen die Buerokratie die wir erlebten als wir 1995 nach Deuschland einwanderten, und versuchten Annerkennung fuer unsere Ausbildung zu bekommen, und eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis fuer meine Frau. Sie ist blond, blauaeugig, spricht fliessend deutsch. Es wurde drei Jahre lang uns erzaehlt Deutschland hat Probleme mit Scheinehen, deswegen bekaeme meine Frau noch keine unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Wir waren da schon 15 Jahre verheiratet und hatten eine 9 jaehrige Tochter... AUf der Frage hin ob meine Frau jemals eine deutsche Staatsangerorigkeit in Aussicht haette, bekamen wir die Antwort es sei unwahrscheinlich.

    Ein Bekannter von mir hatte eine deutsche Frau geheiratet, er war Neuseelaender. Sie kamen nach Deutschland, wo er an einer Uni nach zwei Jahren Professor wurde. Die Mutter ging ploetzlich sehr tragischerweise mit Lungenentzuendung ins Krankehaus, und sie verstarb. Er hatte zwei Toechter, eine machte gerade das Abitur, die andere war ein Jahr juenger. Ein paar Monate spaeter bekam er eine Brief vom Auslaenderamt, er moechte jetzt Deutschland verlassen, da mit dem Tod seiner Frau seine Aufentahltsgeaemigung abgelaufen war!!! Als er fragte was aus seine Toechtern werden sollte, meinte die Auslaenderbehoerde grosszuegig, nein die Toechter koennten bleiben wenn sie wollten, den sie haetten ja die deutsche Staatsangehoerigkeit geerbt von der Mutter. Nein, es war nicht die DDR, dies war 1996.

    Australien gab meiner Frau gleich eine Permanent Residence mit, als ich mich bewarb. Und zwei Jahre spaeter waren wir beide australische Staatsbuerger. Meine Frau beantrage an eienem Freitagmittag ein Reisepass. Am Montag morgen gegen elf Uhr bekamen wir eine email, wir koennen den Reisepass abholen. Buerokratie??

    In Deutschland bewarb ich mich 1995 um ein Gleichheitszeugnis fuer eine Auslaendische Ingenieurausbildung, 8 Sememster. Ich warte nach mehrmaligen Nachfragen heute, 13 Jahre spaeter, noch auf eine endgueltige Antwort. Bei einem Interview stellte mich die Sekretaerin dem Vermessungsguru in Berlin vor mit "der Mensch aus Afrika ist hier." Ich fuehlte mich als haette ich ein Gorillaanzug an.

    Das selbe Gleicheitszeugnis beantragte ich von ISA (Institute of Surveyeors of Australia). Per email. Die Antwort kam nach 24 Stunden (!!!) mit einem ja, meine Ausbildung wird voll annerkannt, muesste nur noch beglaubigte Kopien eingeben. Buerokratie??

    Die Fuehrerscheinueberschreibung, nach 22 Jahre Autofahren und 1.2 Millionen gefahrene Kilometer kostete mich insgesamt DM1100.00. Der Prozess dauert 3 Monate mit "Fuehrescheinfaelschungspruefung", wo mein auslaendischer Fuehreschein zwei Monate sich irgenwo in Deutschland bei den Behoerden herumtrieb und ich nicht Autofahren konnte. Obendrauf kippte irgend ein Affenarsch seine Stempelkissentinte auf mein Fuehreschein aus, der sah aus wie Sau als er wiederkam. Meiner Frau gings kaum besser.

    In Australien ging ich morgens hin, machte einen kurzen Fahrtheorietest, und $50 und 30 minuten spaeter hatte ich mein Queensland Fuehrerschein. Buerokratie??

    Die Australier als Buerokratisch zu beschimpfen ist laecherlich. Hier zieht man um ohne An- und Abmeldepflicht, man darf Anglen ohne Angelschein, man darf auf Straende Autofahren, Beamte sind freundlich, in Berlin stand fast an jeder Ecke ein Polizist, hier sehe ich eimal die Woche einen, unser Stadtpark hat BBQStellen wo Gasheizplatten umsonst laufen zum Fleischbraten, in Deutschland war ueberall Rasen betreten verboten.

    Wir waren in Berlin am Kurfuerstendamm mal im Kino. Die Toiletten stanken so erbaermlich, man konnte sie bis ins Kino riechen.

    Es gibt keinen TUEV, weil das System anders funktioniert. Eletrische Sicherheitsvorschriften sind halt strenger als in Deutschland, was Wohnhaueser betrifft waren sie in Deutschland sehr lax. Sogar Suedafrika war strenger als Deutschland.

    Ich habe in Deutschland Skinheads gesehen, die alles zusammenschlugen was eine dunkle Haut hatte, in Brandenburg auf Campingplaetzen wurden Autos angeschlagen von Teenagern, weil sie ein Berliner Kennzeichen hatten, da griff die Polizei auch hart durch.

    Ich wirde in Berlin an einer Ladentheke nicht bedient, weil ich nicht "von rechts" anstand. Es war kein anderer Kunde an der Theke. So etwas ist in Australian undenkbar.

    Meine Tochter ging in Berlin zur Grundschule. Sie beschwerte sich auch ueber die Toiletten.

    Wir gehen hier an Strand, und es sind 20 meter zum naechsten Badegast. An der Ostsee war es ein halber Meter zur "Strandburg" des Nachbarn, wehe man trat ausversehen auf dem Wall.

    Umwelt: In Australien koennen wir Leitungswasser trinken. In Berlin war das Leitungswaser ungeniessbar, ich weiss nicht wieviele Wasserflaschen wir gekauft haben.

    Lebensmittel in Berlin ware billiger. Aber die Miete war (1995) DM1700 fuer eine 90 kwadratmeter Wohnung mit Pupsbalkon. 2001 mieteten wir fuer $175 die Woche ein 220 kwadratmeter Haus mit Garten. In Berlin hatten wir auch noch 2000 Liter Heizoel noetig zum ueberleben. Garnicht umweltfreundlich.

    2002 haben wir ein Haus gebaut, fuer $240000 mit Grundstueck. Wir habe ein drittel angezahlt. Es ist jetzt $650000 wert. Uns gehoert jetz dreiviertel vom Haus. In Deutschland kamen wir nach drei Jahren finanziell kein Schritt weiter.

    Der Winter in Berlin hielt 7 Monate, grau, kalt, keine Sonne. Der Sommer war grau, kalt, regen, kaum Sonne. Hier bei uns in Australien ist es im Winter nachts 14grad. Waerme. Und der Winter dauert so vier Tage. Wir haben 320 Tage Sonne, und Solarheizung.

    Autos kosten hier ein drittel weniger. Benzin auch. Autoversicherung die haelfte.

    Es gibt Fraser Island.

    Ich habe hier in Gladstone zweimal das grosse jaehrliche Multicultural Festival Organisiert, es hat so 8000 Besucher. So viele Firmen wie Rio Tinto, Port Authority, die Stadtverwaltung, und der Staat Queensland haben uns unterstuetzt, wir hatten $20000 an Sponsoren, alle waren so zugaenglich, und wir hatten so viele freiwillige Helfer. Auch die Polizei. Und es gab keine Skinheads die Asiaten verhauen wollten.

    Hier in Australien sind die Leute an den Ladenkassen von Supermaerkten ansprechbar.

    Arbeitslosigkeit ist in Queensland 3.9%. Diese 3.9% wollen nicht arbeiten.

    In Berlin besassen 20% der Einwohner Immobilien. In Australien sind es 70%

    Ich zahle hier $260 im Monat Zusatzkrankenversicherung. In Berlin waren es DM760.00. In drei Jahren hatte ich dem deutschen Staat fast DM18000 an Rentenversicherung gezahlt, mein Arbeitgeber auch. Das ganze Geld hat sich der deutsche Staat in die Tasche gesteckt. Wir haben kein Rentenanspruch. Der deutsche Staat nennt es das Gesetz. Wir nennen es gemeiner Diebstahl. In drei Jahren (2001-2003) in Australien hatte ich bei SunSuper schon $16000 zusammen, dieser Anteil ist jetzt schon af $34000 von selbst gewachsen. Wenn ich sterbe vor ich ins Rentenalter komme, bekommt meine Tochter mein ganze Rentenkasse. In Deutschland bekaeme sie nichts.

    Deutschland gibt jede dritte Steuermark (sorry Euro, ist schon eine Weile her) an Staatschulden und Zinsen aus. Die australische Regierung hat keine Schulden.

    In Australien herrscht zwischen Arbeitgeber und -nehmer ein Vertrag. Weiter nichts, der Arbeitnehmer ist nicht untertan, In Deutschland hatten wir eine unglaubliche Knechtmentalitaet erlebt, meine Frau hatte so viel Schiss vorm Chef das sie manchmal morgens beim Fruhstueck schon weinte.

    Es ist alles doch ein bischen so wie man es sehen will, nicht war? Und je laenger man aus Deutschland weg ist um so besser war is in Deutschland gewesen. Hmm...

    Wir sind sowas von zufrieden in Australien, uns kriegen keine zehn Pferde hier weg.

    Als wir die Australische Staatsangehoerigkeit bekamen, meinte das deutsche Generalkonsulat, meine deutsche Staatsbuergeshaft waere LEIDER verfallen. Von wegen LEIDER, hi hi.

    Andeos, kein abkanzeln, nur mal ne andere Perspektive???

    Mat hat Probleme woimmer man wohnt. Wandert man aus, laesst man einige zurueck, und findet in Australien neue. Wenn die gesammten Probleme weniger geworden sind, war die Entscheidung richtig. Sind die Probleme mehr geworden, muss man mit sich selber ehrlich sein woran es liegt. Und vielleicht besser auch wieder nach "hause", wenn man Deutschland immer noch als zuhause sieht.

    Bitte entschuldigt mein Deutsch, hatte nie Deutschunterricht, und war nur drei Jahre in Berlin, thank goodness.

    3 Mal editiert, zuletzt von AussieHans (2. April 2008 um 03:00)

  • Interessante Beiträge und Sichtweisen! Wenn man sich jetzt mal eine Waage vorstellt, ist da aber kein Gleichgewicht vorhanden. Welche Seite jedoch mehr mit Negativem (oder Positivem) belastet ist, liegt wie immer am Standpunkt jedes einzelnen Betrachters.

    Viele Dinge, die Andeos aufzählt (was z.b. den Müll etc. betrifft), kann man bereits sehen, wenn man Urlaub in Australien macht. Wobei ich allerdings dazu sagen muss: Ich habe noch nirgendwo in Deutschland so saubere (ja, fast klinisch reine) Großstädte gesehen wie die 3 Metropolen Melbourne, Sydney und Brisbane... kein Wunder, bei den Strafen, die da verhängt werden, wenn man ne Zigarette oder Papier fallen lässt. Dass sich das auf die Innenstädte beschränkt, ist nachvollziehbar - denn nur dort, wo viele Leute sind, kann auch viel kontrolliert werden ... je dünner besiedelt, desto schwerer zu kontrollieren. Müllberge finden sich im übrigen in den Harzer Wäldern (und nicht nur da) auch en Mass!

    Die anderen (vor allem gewalttätigen) Dinge ließen mir soeben fast den Kuchen im Hals stecken bleiben. Sowas bekommt man als Touri natürlich selten bis garnicht mit.

    Noch viel schockierter war ich allerdings von den Berichten über die Verfahrensweise der deutschen Behörden - das geb ich ehrlich zu. Denn: dass im Ausland die Uhren anders ticken, davon geht man eigentlich aus. Aber dass solche Sachen in DEUTSCHLAND passieren, wissen wohl die wenigsten (nämlich nur die Betroffenen und ihre Angehörigen). Ein Grund mehr, alles, wirklich alles zu überdenken und die Entscheidungen mit klarem Kopf und Verstand zu fällen...

  • Hallo Simon, es wird bei dieser Fragestellung bei 20 Antworten 26 Meinungen geben. Viele können mit "Jajanein" oder "Neinjanein" oder "Neinneinja" usw. ihre Meinung ja noch weiter differenzieren.
    Antwort gibt vielleicht G. E. Lessing im "Nathan", wenn er in der Ringparabel sinngemäß sagen läßt:
    Es eifre jeder seiner eignen von Vorurteilen freien Liebe nach!

    Wer sich danach sein Bild von Australien gestaltet wird auch immer die für ihn rechte Meinung haben.
    Wir sind, nachdem wir 2003/04 ein Jahr in DU gelebt haben, trotzdem nicht übergesiedelt.
    Unser Resumee: Mit 65 bist Du zu alt, um unvorbereitet in einem anderen Kulturkreis zu leben. Man muß, um sich wirklich wohl zu fühlen, mindestes 3 bis 4 Jahre dort arbeiten.
    Aber wir lieben dieses Land, seine Bewohner und The Australian Way of Life, der leider seit 10 Jahre sehr amerikanisiert wird.
    Deshalb kommen wir jedes Jahr als Besucher nach Down under.

  • Es fehlt oft der Masstab (Massstab?) Eine Behauptung zum Beispiel es gaebe in Australien sehr viel Buerokratie, das kann man nicht so einfach dahinstellen. Im Vergleich zu? Dass wird dann schwer weil Deutsche die eigene Urlaubsvisum- und Einwanderungsbuerokratie nie mitmachen.

    Es mag von meinem Beitrag nicht so vorkommen, uns hat in Deutschland auch vieles gefallen (Essen), wir waren aber nicht von dort, und hatte vielleicht auch nicht die richtigen Erwartungen. Australien entsprach einfach unseren Erwartungen weil es dem ehemaligen Suedafrika aehnlicher ist.

    Das schwerste beim Auswandern ist das man im neuen Land seinen ganzen persoenlichen Status wieder aufbauen muss. Vor allem im Beruf. Die Australier hatten es uns leichter gemacht. In Deutschland hatte ich mal ein Praezedenzfall gesucht, wo ein Vermesser der im Ausland ausgebildet war, ein Oeffentlich Bestellter Vermessungsingenieur wurde. Es gab keinen. Dann wurde mir ploetzlich klar was da so ablief, und wir sind gegangen. Meine Frau hatte in Suedafrika das 12. Schuljahr angesclossen, mit University Entrance. Die ganze Welt hat 12 Schuljahre, in Deutschland hat man ihr ein Realschulabschluss dafuer anerkannt. Wir waren einfach nicht kompatibel mit dem deutschen System. Dann kann man dort auch nicht wohnen, und das war halt unsere persoenliche Situation.

    Uns sind die duemmsten Sachen passiert, auf einer Bewerbung hin noch von Suedafrika aus hatte das Berliner Vermessungsamt auch geantwortet. Aber unsere Anschrift war 12 Montagne Place. Nach guter deutsche Sitte wurde die Eins mit einem kraeftigen Faenchen geschrieben (was auch nur in Deutschland gemacht wird), und der Suedafrikanische Postbote las das halt als eine sieben, also suchte er Hausnummer 72. Diese gab es nicht, also wurde der Brief zurueckgeschickt. Dazu kam, dass das Vemessungsamt sich nicht dessen bewusst war dass wenn man einen Brief nicht mit Luftpost ins Ausland schickt, der Brief sechs Wochen unterwegs ist. Somit bekam das liebe Vermessungsamt ihr Schreiben nach drei Monaten zurueck mit "Adress unknown". Beim Interview hiess es denn "Na ja wenn sie uns nicht einmal ihre richtige Anschrift geben koennen... ".

    3 Mal editiert, zuletzt von AussieHans (2. April 2008 um 03:42)

  • Zitat

    In drei Jahren hatte ich dem deutschen Staat fast DM18000 an Rentenversicherung gezahlt, mein Arbeitgeber auch. Das ganze Geld hat sich der deutsche Staat in die Tasche gesteckt. Wir haben kein Rentenanspruch. Der deutsche Staat nennt es das Gesetz. Wir nennen es gemeiner Diebstahl.

    Hallo AussieHans,

    das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Ich bin zwar kein Experte im Rentenrecht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Du Dir entweder den Arbeitnehmeranteil auszahlen lassen kannst oder aber Dir die Zeiten spaeter angerechnet werden. Mit welcher Begruendung soll das denn nicht gehen? Was haben die Dir diesbezueglich erzaehlt?


    Schoene Gruesse,
    Joerg

  • Hallo AussieHans!

    Ich habe Deinen Bericht mit Interesse gelesen und bin froh daß Ihr es in Australien geschafft habt.

    Das "Toilettenproblem" ist in Deutschland nach wie vor vorhanden, wenn keine Toilettenfrau vorhanden ist (und dann gleich mal 50 Cent bzw. 1 Euro abkassiert), dann bist du bei uns immer völlig überrascht wenn eine öffentlich Toilette sauber genug ist daß man sie benutzen kann.

    War vor 7 Jahren das erste Mal in Australien. Mit einer Reisegruppe und Bus. Sind irgendwo an der Westaustralischen Küste vom Highway abgebogen und gute 50 km zu einem Whalewatching-Outlook gefahren. Da waren Toiletten - die waren sowas von sauber - ich konnte es nicht glauben. Und hatten frisches Klopapier. Ansonsten auf die nächsten 150 km keine Ansiedlung. Seitdem glaube ich wieder an Wunder!

    Habe dieses Phänomen dann überall festgestellt und letztes Jahr dann endlich die Heizelmännchen gesehen: Ranger die von Klo zu Klo fahren und alles putzen und sauber machen! Respekt! Edelstahlwaschbecken mitten in der Wildnis!

    Bin in der Baubranche tätig und kann ein Lied von den ekligen Zuständen von Schultoillettenanlagen singen. BRR!! Urin, Schimmelpilz, verstopfte Klos etc. Für Sanierungen fehlt meistens das Geld.


    Mein Cousin braucht aufgrund einer Krankheit einen Rollstuhl. War bei der Behindertenolympiade 2000 in Sydney dabei. Seine Kernaussage: In diesem Land habe ich mich zum ersten Mal als Mensch behandelt gefühlt.
    Die machen keine Unterschiede! Und er konnte alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und hat amüsiert gesagt: Da darfst du an keiner Bushaltestelle mit dem Rollstuhl stehen bleiben und dumm durch die Gegend schauen, da hält der Bus an, der Fahrer senkt sofort die Bodenfläche ab oder springt raus und will dich in den Bus befördern. Da hast du bei uns keine Chance, da sind noch nicht mal die Gehsteige abgesenkt, damit du anständig runterkommst.

    Und nach drei Urlaubsreisen kann ich mich seiner Aussage nur anschließen. Bei uns werden immer alle kategorisiert: Das ist der Italiner, der Russe, der Ossi, der Chinese, (und hier in Bayern: der Österreicher) - aber niemand sieht das alle einfach nur Menschen sind.

    Liebe Grüße Adelheid

    PS: Kenne einen Haufen Leute, die froh wären wenn sie so gut Deutsch schreiben könnten wie du!

  • Hallo! Also, zusammengefasst würde ich spontan sagen: euch gehts gut, wo ihr gerade seid, also warum auswandern?
    Wir sind aus Wien, kamen vor 4 Monaten nach Sydney, mit dem Plan, hier 2 1/2 Jahre zu leben und Englisch zu lernen, andere Kultur/Land kennen zu lernen usw.
    Was soll ich sagen? für immer hier leben? NEIN! 8o Zu viele Dinge, mit denen ich mir nicht vorstellen kann, auf Dauer leben zu können.

    Gerade was du ansprichst, also die Lebensqualität, halten wir hier für nicht sehr hoch (ausnahme: Strände, Hafen, Meer, Grün, Pflanzen).
    Da gibts mehrere Punkte:
    Horrende Mietpreise, noch weniger leistbare Kaufobjekte
    Schlechte Bausubstanz, in den wenigstens Wohnungen gibts eine Heizung - obwohls hier im Winter sicher auch unter 10 Grad in der Nacht kriegt *brrrr*
    Energieverschwendung pur - wohin man schaut!, einfache Gläser = laut und kalt/heiß....
    Verkehr - Lautstärke des selbigen!!! Kaum eine Straße/Gasse ist ruhig.
    Arbeitsmoral: Service ist ein Fremdwort, auf die selbstverständlichsten Dinge wartet man hier ewig: zB Tel. und Internet: satte 6 Wochen!!! Dazu kommt, dass auch Konsumentenschutz und betreffende Gesetze wohl Fremdwörter sind! Verträge werden zT am Telefon gemacht - man hat kaum was Schriftliches in der Hand (zb Bankkonditionen), alles "no worries" eben - zunächst...
    Öffentlicher Verkehr! - Mit Kindern und Kinderwagen manchmal unbezwingbar! Wirres, undurschaubares und ziemlich engstirniges und nicht sehr cleveres System! Kein Mensch weiß eigentlich, welche Busse wo genau ihre Haltestellen haben. Noch dazu fahren sie sogar in Sydney-Stadtnähe nur in sehr seltenen Abständen, wenn man "Glück" hat, wohnt man auf einer Hauptverkehrsroute, wo man dann in quasi jeden Bus einsteigen kann, aber auch da betragen die Abstände manchmal bis zu 25 min.!! Wenn man Pech hat, darf man dann gar nicht einsteigen, weil der Bus "zu voll" :rolleyes: ist - die sollten mal einen Bus in Wien in der Früh sehen! Naja, allein über die Öffis könnte ich mich seitenweise beschweren ...
    restaurantbesuche sind 1. teuer und 2. meist nicht sehr gemütlich. Kaum wo wird man bedient, man muss Essen selbst ordern und manchmal auch abholen, dasselbe mit den Getränken - ungemütlich halt. Außerdem schauen die meisten Lokale gleich aus. Quadratisch, mit Glasfront, ein paar quadratische Tische auf engstem Raum, massenhaft Personal - wie überall, wo man sich fragt, was die da alle zu tun haben!? Einmal hat sich ein Libaneser eingemietet, dann wieder ein Italiener...
    Einkaufen gehen ist für mich auch kein Spaß - die Supermärkte sind teuer! und RIESIG, man muss für 5 Produkte sicher alle 5 (mind.) mögl. Gänge dazu abklappern. BIO und ÖKO sind ebenfalls leider noch Fremdwörter!!! Wenn Bio, dann wird man ziemlich abgecasht! Schlicht unleistbar. Möcht gar nicht wissen, was in den hiesigen kernlosen Trauben alles drin ist!? Vollkorn- und sonstige gesunde Nahrungsmittel kann man auch lange suchen. Als verwöhnte Öko-Box Bezieherin und Einkäuferin in div. Drogerien in Ö (sicher auch in D), wo man von hirse über roggen über Bio-was weiß ich alles bekommt zu einem vernünftigen Preis, ist das Leben und Essenzubereiten hier wirklich schlimm!

    ...

    ok, das war jetzt vielleicht etwas sehr negativ, aber du wolltest ja auch Negatives hören? Ich persönlich glaube auch, dass es für Mitteleuropäer schwierig ist, sich hier richtig wohl zu fühlen - auf Dauer mein ich. Ich sehe bei vielen Dingen, dass die Aussies einfach um Jahre "hinten nach" sind! was ziemlich nerven kann, wenn mans anders gewohnt ist.

    Für einen verlängerten Urlaub herkommen? Auf jeden Fall, schön ists ja! :D

  • Hallo wombat!

    Also ich kann ja nicht richtig mitreden, da ich in Deutschland wohne und nur zum Urlaub nach Australien fliege.

    Aber eine Lanze für das Verkehrssystem möchte ich schon brechen:
    Bin das letzte Mal mit dem Bus überall problemlos hingekommen und habe auch meist gleich erkennen können, wann und wo man einsteigen muß. Und wenn ich mich mal nicht auskannte habe ich einfach den nächsten Busfahrer gefragt und der hat dann ganz freundlich erklärt wo ich mich hinstellen soll und wann der nächste Bus kommt.
    Die Fähren und Railsways sind sowieso ganz einfach.
    Und ich finde, die fahren alle sehr oft - aber das kommt davon, daß ich auf dem Land lebe und dort gibt es dreimal am Tag einen Bus und zu der nächsten Haltestelle mußt du 2 Kilometer laufen.

    Dieses in allen Lokalen sich das Essen und die Getränike selber ordern müssen, finde ich z.B. ganz toll, sollte man bei uns auch einführen. Warst Du schon mal in einem bayrischen Biergarten bei Vollbetrieb?
    Da wirds Winter bis die Bedienung kommt.

    Das viele Personal - also ich finde das gut, nicht so wie in Deutschland, wo sie alle Niedrigjobs wegrationalisiert haben und jetzt dafür die Arbeitslosen.

    Das mit den Bio- und Ökoprodukten, da muß ich dir recht geben, aber vielleicht wird das in Zukunft besser - lt. Medien hat sich Australien ja inzwischen Richtung Umweltschutz aufgemacht.

    Aber ist alles Ansichtsache - was dem einen sein Uhl ist dem andern sein Nachtigall!

    Also halt die Wiener Ohren steif und eben "no worries"

    Gruß Adelheid

  • Irgendwie ist es doch beängstigend, dass sich Menschen darüber aufregen, dass in einem Geschäft zuviele Leute arbeiten!

    Machen sich diese Menschen keine Gedanken darüber, dass die Angestellten damit ihr Geld verdienen? Wenn dort nicht soviele Leute beschäftigt wären, hätten viele wo möglich keine Arbeit!

    Aber dieser Gedanke scheint ja heutzutage weit verbreitet zu sein, denn anders kann ich mir nicht erklären, dass beispielsweise in den Supermärkten Leute an Selbstbedienungskassen zahlen! Früher waren dort noch Arbeitsplätze heute steht dort ein Blechtrottel...

  • Meine Frau als Suedafrikanische Staatsbuergerein hat ihr Arbeitnehmerteil ausgezahlt bekommen, nach vier Jahren, es waren so etwa DM4000.

    Mir hatte man erst erzaehlt: Zwei Jahre im Ausland, und ich bekaeme mein Arbeitgeberanteil wieder. Das war beim Buergeramt in Spandau.

    Dann hies es nach zwei Jahren als Deutsche Staatsbuerger (von meinen Eltern geerbt) koennte ich doch jederzeit nach Deustchland zureuckkehren wenn ich alt bin und eine Rente verlangen.

    Nachdemich die Deutsche Staatsbuergerschaft abgegeben hatte, hies es dann, wenn ich die Australische jemals verlieren wuerde, wuerde ich die deutsche wiederverlangen koennen, weil ich ja sonst Staatenlos waere. Dem glaube ich kein Wort, habe aber seitdem nichts wieder unternommen.

    Mir wurde dann ein Angebot gemacht, weit in die Rentenkasse einzuzahlen, mindestens bis fuenf Jahre voll sind. Was aber am Ende da rausspringt ist lacherlich im Vergleich zu wenn ich das selbe Geld in eine hiesige Kasse einzahle, abgesehen dass das Geld in der hiesigen Kasse voellig mein Eigentum bleibt und vererbt wird. Es war einfach keine Option.

    Wenn jemand da besseres weis, bin ich sehr interressiert.

  • Naja, manchmal zweifel ich schon an der Effizienz!? Ich beschwer mich nicht (oft) über die anzahl der arbeitenden Menschen in einem Geschäft, wunder mich halt nur!? Und dann wunder ich mich weiters, dass diese Arbeitskraft, die mir zb die Einkäufe in unzählige Sackerl einräumen möchte (zb 2 L Saft in 1 Sackerl!!), schweres Zeug auf Weintrauben oder anderes Quetschbares stellt. Ich frag mich dann, wozu sie das machen will und warum sie nicht mitdenken kann dabei?

    Und was bringt es langfristig, weitgehend ungebildetes, ungeschultes (siehe Einkaufssackerl) und unmotiviertes (ja, das gefühl hab ich sehr oft!) Personal in rauen Mengen einzustellen?
    Die Wirtschaft läuft ja NOCH gut in Australien. bin dann mal gespannt, wann es hier zu krachen beginnt...

  • Etwas off topic, aber was mich hier beim Einkaufen schon immer verwirrt ist, dass in jedem Geschäft beim zahlen "How are you?" kommt, aber man schon vom Ton wie es gesagt wird weiß, dass es nur eine Floskel ist. Ist schon fast etwas zuviel der Höfflichkeit, aber natürlich nicht wirklich tragisch :)

  • Ja, da sieht man halt die unterschiedlichen Ausgangspunkte! :D

    Ich vergleiche eine Großstadt (Wien) mit einer anderen (Sydney) - tue das nebenbei gesagt nicht tagtäglich, habe nur auf das ausgangsposting reagiert!

    In Wien fährt ein Bus schon sehr selten, wenn er nur alle 15 Minuten fährt! ;) Probier mal, in Sydney mit Kinderwagen und Kind (geschweige denn zusätzlich mit Baby 8o) von A nach B zu kommen, vielleicht auch noch in einer bestimmten Zeit? Dürfte wohl driftige Gründe geben (nicht nur für mich), das nicht oft zu tun - ich sehe eigentlich so gut wie nie andere Mütter mit Kindern im Bus! Wo wir dann wieder beim Verkehrsproblem wären.

    Fähren und Züge sind ja ok. Da versteh ich auch, dass zb die Fähren nur 2 x die Stunde fahren.

    Getränke und essen selbst ordern? ja, vielleicht auf Schihütten find ich das auch ok! =) Aber mit gemütlich hat das nichts zu tun - für uns.

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