Willkommen im Paradies? [Admin-Hinweis erfolgt]

  • Zitat

    Na endlich mal jemand der die rosarote Brille abgesetzt hat. Die Abwanderung der gebildeten jungen Australier wird regelrecht vom Staat gefoerdert, hier bekommt man oftmals mit Studium genausoviel oder weniger bezahlt als seine Mitarbeiter ohne Ausbildung ..dafuer hat der gebildete Australier aber noch einen haufen Schulden (HECS), die Er/Sie dann fleissig abzahlen darf.

    Genauso läuft es doch in Deutschland. Die Studenten - die ja von irgendwas leben müssen, wenn sie nicht gerade von gutbetuchten Eltern unterstützt werden (können) - nehmen nen Kredit auf, der sie während der Studienphase zusätzlich zum Nebenjob mehr oder weniger hoch über Wasser hält. Sind sie dann fertig mit der Ausbildung, stehen sie vor dem Problem, dass sie keine Stelle finden, weil es kaum Arbeitgeber gibt, die bereit sind, diese gut ausgebildeten Fachkräfte zu bezahlen, sondern lieber einen Praktikanten nach dem anderen zu beschäftigen (BSP: eine knapp 30jährige Diplombiologin ist seit Jahren arbeitslos und jobt auf 400-Euro-Basis zur Aufstockung ihres HartzIV-Geldes. Der Job, der ihr nach einem Probearbeiten in einem Nationalpark in Aussicht gestellt wurde, wird aber seit Jahren immer wieder von Praktikanten dieser Fachrichtung besetzt, weil die eben nichts kosten... - so und ähnlich läuft der Hase auch hier). Und was machen diese Absolventen dann, wenn die Voraussetzungen gegeben sind? Genau - sie gehen ins Ausland - und die Politiker tun so, als ob in Deutschland ein Fachkräftemangel herrscht. Dabei gibt es lediglich einen Mangel zur Bereitschaft, die eigenen Leute zum entsprechenden Lohn einzustellen ... denn die vom Ausland hereinwandernden adäquaten Fachleute arbeiten ja auch für weniger Geld (weil sie in ihrer Heimat die Familie damit locker über Wasser halten können ... Noch ein Bsp.: Wenn ich in unserem Krankenhaus mit einem unserer Jungs in der Notaufnahme lande - was ja hin und wieder mal vorkommt bei solchen Rabauken - dann haben die dortigen Notärzte oft Mühe, zu verstehen, was ich ihnen erzähle... auf deutsch. Ärztemangel? Hm... die deutschen Ärzte suchen sich dann andere Spielplätze, an denen ihre Leistungen geschätzt werden).

    An sich ist das ganze aber sicherlich völlig normal. Man sollte versuchen, das von allen Seiten zu betrachten - denn ich denke, diese Probleme hat JEDES Land irgendwie... mehr oder weniger. Deutschland hat nur noch nicht begriffen, dass die Migration ein Wirtschaftszweig sein kann (so wie die Aussies das machen).

    Einmal editiert, zuletzt von fernweh (23. April 2008 um 07:42)

  • Hi AussiHans,

    tut mir leid, eigentlich wollte ich mit meiner Frage kein "in Deutschland ist alles besser" unterstellen, sondern mir über Euch, also jenen, die schon in Australien leben, ein besseres Bild von der wirklichen Situation downunder machen. Ich frag echt nur aus Interesse, denn ich war noch nie in Australien und hab keine Ahnung, wie es wirklich da aussieht.

    Ich bin auf die Frage gekommen, weil ich vor ein paar Tagen in einer Ausgabe von "Geo spezial" über Australien einen Artikel über die Versalzung Australiens gelesen hatte, in dem die Wasserknappheit ebenfalls angesprochen wurde (Geo spezial 2004, "Das unheilvolle Salz der Erde"). In dem Zusammenhang wird dann auch klar, wieso die Landwirtschaft aufbereitetes Wasser für die Felder benutzen muss (Chlor spielt da keine Rolle, aber entsalzen schon). Kurz zusammengefasst schreibt der Autor, dass Australien generell ein sehr salziger Kontinent ist (das Salz kommt über den Wind aus den Ozeanen und "lagert seit Jahrtausenden im Untergrund, vor allem gelöst im Grundwasser"). Ursprünglich haben salztolerante Pflanzen ihren Wasserhaushalt mit extrem langen Wurzeln aus dem Grundwasser versorgt und damit den Grundwasserspiegel konstant (niedrig) gehalten. Europäische Siedler haben dann aber den Fehler gemacht und die einheimischen Bäume abgeholzt und durch mitgebrachte Kulturpflanzen ersetzt. Diese waren an die Bedingungen in Australien natürlich nicht angepasst und der Grundwasserspiegel stieg. Damit stieg auch der Salzgehalt in den oberen Erdschichten, d.h. angelegte Wasser-Reservoire versalzen zusehends in Salzseen. Weil aber die mitgebrachten Kulturpflanzen den hohen Salzgehalt nicht vertragen, werden die nun nicht mehr durch das Wasser aus den Wasser-Reservoiren bewässert, sondern z.B. aus dem Murray-Darling-Becken. Dem Artikel nach werden drei Viertel der natürlichen Wassermenge aus dem Murray River für Bewässerung und Co. entzogen. Das bedeutet, dass dieser nicht nur immer weniger Wasser führt, sondern sein Wasser ebenfalls schon versalzen ist, weil eben das Grundwasser nach oben kommt. 2004 waren etwa 2,5 Millionen Hektar (5%) der kultivierten Fläche Australiens bereits versalzen und damit unbrauchbar, und 15 Millionen Hektar gefährdet.
    Der Artikel gibt allerdings keine Informationen über Wasseraufbereitungs-Projekte, der tatsächlichen Situation im Land von wegen Wassermangel (es ging überwiegend über die Versalzung entlang des Murray Rivers, aber wie sieht es woanders aus?), etc.

    Liebe Grüße,

    Jenni

  • Zitat

    das Salz kommt über den Wind aus den Ozeanen


    Höchst abenteuerliche These... :rolleyes:
    Hinweis: Gewisse Gebirgszüge in Australien wie die King Leopold Range sind ehemalige Korallenriffs!

    Zitat

    die einheimischen Bäume abgeholzt und durch mitgebrachte Kulturpflanzen ersetzt. Diese waren an die Bedingungen in Australien natürlich nicht angepasst und der Grundwasserspiegel stieg. Damit stieg auch der Salzgehalt in den oberen Erdschichten


    Auch hier ist der Zusammenhang nicht optimal erklärt: Die ursprünglichen Wälder hatten einen hohen Wasserverbrauch mit tief reichenden Wurzeln und hielten deswegen den Grundwasserspiegel tief. Nach der Rodung sind nun die oberflächennahen Wurzeln und der geringere bzw. schubweise Durst von Kulturpflanzen wie Weizen die eigentliche Ursache für die Versalzung an solchen Orten, wo die entsprechenden Vorbedingungen herrschten.
    Hier das Ganze noch offiziell erklärt inklusive Bildchen: http://www.napswq.gov.au/publications/b…s/salinity.html

    [COLOR=crimson][SIZE=10]LIFT UM FOOT - PUTTUM BACK DOWN[/SIZE][/COLOR]

  • Zitat

    Höchst abenteuerliche These...

    ja, das stimmt, aber wird in dem Artikel tatsächlich als einzige Ursache für das Salz genannt. Das schließt weitere natürlich nicht aus...
    Danke auch für den Link, das ist da in der Tat besser erklärt als in dem Artikel, den ich hier habe!

  • Das ist OK, und was du schreibst mit dem Salz ist leider wahr

    Es ist aber nichts etwas was voauszusehen war. Die ersten Siedler kamen und sahen Wälder über Wälder, tausend Kilometer hirhin und tausend Kilometer dorthin. Es wurde gerodet auf Teufel komm raus, zwei Riesenraupenbagger mit einer 60m langen Schiffskette aneinander verbunden, und rissen Bäume um, hunderte von Hektar auf eimal, damit Weideland geschaffen wurde. Damals aus deren Perspektive is hier ein Land 25 mal so gross wie England, mehrere tausend Milliarden Bäume, was mach da denn schon aus? Das da Salz in der Erde steckte hat damals kein Schwein geahnt. Das das Salz da ist, weiss inzwischen fast jeder Aussie heute, das brauch denen nicht mehr gesagt werden. Es sind bei Farmen jetzt inzwischen sehr strenge Auflagen was die Vegetation betrifft, wir als Vermesser haben ständig damit zu tum. Mindestgrösse von einer Farm ist in manchen gegenden jetzt 200 Hektar mit heftigen Naturschutzauflagen, das ganze Land is mit Satellitenbildern mit verschieden Frequenzen erfasst, so das ziemlich genau bestimmt werden kann, welche Vegetation wo noch existiert. Diese werden fast jährlich geprüft. Farmen die weiter unerlaubt roden, oder in bestimmten Gegenden keine Erholung oder Regenerierung der Wälder zulassen werden sehr schwer bestraft, manchmal so hart das sie verkaufen müssen. Sämtliche Flüsse, auch ganz kleine "creeks" die Teil von einer Farmaufteiilung machen, müssen an beiden Seiten vom Ufer 40m an den Staat abtreten, damit die Ufer geschützt werden können und Vegetation regeneriert. Ufernähe ist gleich fruchtbarer Boden, das ist eine menge Einkommen worauf Farme verzichten müssen. Wo wohngegenden erschlossen werden, ist nichts mehr mit Bootanlegestellen am Wasser. Daher jetzt auch viele künstliche Marinas wie an der Gold Coast und in Noosa.

    Wer jetzt noch auf Australien mit dem Finger zeigt "Boa was die Aussies da gemacht haben" ist out of touch mit dem was alles heutzutage unternommen wird, um das ganze rückgängig zu machen.

    Einmal editiert, zuletzt von AussieHans (23. April 2008 um 14:58)

  • Hi AussiHans,

    nein, ich denke, man kann sowieso nicht einfach mit dem Finger auf andere zeigen und sagen, dass damals dumm und unüberlegt gehandelt wurde, nur weil die Leute es nicht besser wussten. Ich gebe Dir recht, dass die Siedler damals die ganzen Auswirkungen nicht gesehen haben und auch nicht sehen konnten und das für sie und das Land Beste gewollt haben, als sie die Wälder für mehr Ackerland gerodet haben. Ähnliche Geschichten passieren ja auch immer wieder in anderen Bereichen, wo die langfristige Auswirkung einfach nicht abzusehen ist oder war und man eigentlich nur das Beste bzw. Fortschritt wollte (das erste, was mir hierbei einfällt, ist FCKW z.B.).
    Ich bin mal gespannt, wie die ganze Geschichte langfristig ausgeht und ob das, was damals unwissentlich verkehrt gelaufen ist, irgendwann wieder wenigstens halbwegs behoben werden kann. Das, was Du in Deinem letzten Beitrag erwähnt hast, klingt ja tatsächlich nach einer riesen Anstrengung, die ganze Versalzung in den Griff zu kriegen. Hoffen wir mal, dass es langfristig auch klappt!
    Liebe Grüße,

    Jenni

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