Chinesische Fackelwächter unerwünscht
Australien will die chinesischen Bodyguards zum Schutz der Fackel nicht dulden und selbst für Sicherheit sorgen. Die Eliteeinheit ist bisher vor allem durch ihr ruppiges Vorgehen gegen Demonstranten und Funktionäre aufgefallen.
Der umstrittene Fackellauf, der am Donnerstag in Australien fortgesetzt wird, hat bereits zu Kontroversen zwischen der Regierung in Canberra und der chinesischen Botschaft geführt. Dabei geht es vor allem um die von Peking zum Schutz der Fackel eingesetzten Sicherheitskräfte, die der Leiter des Olympischen Komitees in London, Sebastian Coe, zuvor als «Schlägertypen» beschimpft hatte.
Premierminister Kevin Rudd versicherte am Dienstag laut der australischen Tageszeitung «Herald Sun» erneut, dass sich einzig und allein die australische Bundespolizei um die Sicherheit beim Fackellauf durch Canberra kümmern wird. Die in blau-weiße Trainingsanzüge gekleideten Männer mit Schirmmützen werden «keinerlei Rolle» spielen. «Das ist unser Land und nur wir sorgen für Sicherheit», beteuerte Rudd. Die chinesische Schutztruppe werde in Bussen hinter den Fackelläufern herfahren, und nur zum Einsatz kommen, sollte die Flamme neu entzündet werden müssen.
Mit vollem Körpereinsatz
Das sieht der chinesische Botschafter Zhang Junsai in Australien allerdings anders: Die Fackelwächter würden ganz sicher eine Rolle spielen. Sie werden «ihre Körper einsetzen», um die Olympische Flamme zu schützen.
Chinas Fackelwächter, die die Flamme seit Beginn des Fackellaufes wie einen Staatsschatz bewachen, genießen seit dem Spießrutenlauf durch Europa einen zweifelhaften Ruf. Die Sicherheitskräfte fielen vor allem durch ihr ungehobeltes und ruppiges Vorgehen auf – nicht nur gegen Demonstranten, sondern auch gegen Funktionäre und Fackelträger. Erst danach wurde immer häufiger die Frage gestellt, wer diese mysteriösen Männer denn überhaupt sind.
Stopp, schneller, weiter
Bei den jungen, kräftigen Männern handelt es sich um 30 Mitglieder der so genannten People's Armed Police (PAP) - eine etwa 660.000 Mann starke Eliteeinheit der chinesischen Militärpolizei. In China selbst stehen 40 weitere Bodyguards bereit, um die Fackel durch die Volksrepublik zu begleiten. Die im Jahr 1982 gegründete Spezialeinheit wird vor allem zur Wahrung der inneren Sicherheit eingesetzt. Pikant, denn Angehörige dieser Truppe sollen auch bei der Niederschlagung der Proteste in Tibet im Einsatz gewesen sein.
Die jungen Männer, die gutaussehend, athletisch und mindestens 1,90 Meter groß sein mussten, wurden eigens für den Lauf an einer Elite-Akademie der PAP auf ihre Aufgabe vorbereitet. Manche von ihnen müssen nach dem Fackellauf noch 40 bis 50 Kilometer laufen, sagte der Leiter der Einheit Zhao Si in einem Interview mit einer australischen Zeitung. Sie mussten auch Auto und Motorrad fahren können und mehrere Kampfsportarten beherrschen. Zur Vorbereitung auf ihren Einsatz rund um die Welt mussten die Bodyguards auch Vokabeln in verschiedenen Sprachen lernen wie etwa «stopp», «langsam», «weiter», «zurücktreten» oder «schnell». Höfliches und zuvorkommendes Benehmen soll den Männern übrigens auch beigebracht worden sein.
Fackelträgerin sagt aus Protest ab
In Indonesien war der Fackellauf am Dienstag deutlich verkürzt und vorsorglich in ein Stadion verlegt worden. Nur geladene Gäste durften dem Schauspiel beiwohnen. In der Hauptstadt Jakarta nahm die Polizei mehrere Demonstranten fest, die gegen die chinesische Tibet-Politik protestiert hatten.
Ebenfalls aus Protest gegen China sagte die australische Sozialarbeiterin Lin Hatfield Dodds ihre Teilnahme am Fackellauf in Canberra ab. Dodds war wegen ihres Einsatzes für soziale Gerechtigkeit als Australierin des Jahres ausgezeichnet und deshalb als Fackelträgerin eingeladen worden. In Australien werden mehrere Tausend Demonstranten erwartet, weshalb entlang der um vier auf 16 Kilometer verkürzten Strecke bereits Barrikaden und Metallgitter errichtet wurden.
Quelle: http://www.netzeitung.de/politik/ausland/986878.html