9 Monate spaeter - No worries!

  • Hallo Ihr Lieben!
    Nach Ewigkeiten melde ich mal wieder mit Erfahrungsbericht Nummer 2.
    Ums gleich vorweg zu nehmen: Ich habe immer noch keine Horroszenarien oder miese Geschichten zu berichten und es ist immer noch " plain sailing" - im Grossen und Ganzen.
    "Wie jetzt? Echt?"

    Aaaaalso:

    Die Wohnungssituation ist unveraendert, was ich ja schon in meinem 3-Monats-Bericht geschrieben habe. Wir wohnen in einem neuen Haus, bezahlen keine horrenden Mietpreise und versifft ist auch nix.
    Man muss allerdings sagen, dass der australische standard Billigbau, die deutschen Haende vielleicht nicht mag. Wir sind seit April in dem Haus und hatten schon einige Handwerker hier, weil staendig irgendwas kaputt geht. Mal hat man den Tuerknauf der Haustuer in der Hand ("ups!") oder der 'ignitor' vom Gasherd faengt ploetzlich an und sprueht Funken - ungefragt - und hoert auch nicht mehr auf ("What the ...!??"). "European Appliances" ist hier der grosse Verkaufssatz, aber das es auch in Europa Qualitaetsunterschiede gibt, wissen wir ja schon lange und dass da die Spuelmaschine noch nie wirklich auf allen Programmen funktioniert hat, wundert uns als waschechte Europaer gar nicht. Als sie den Geist nach nur 4 Monaten Arbeitsleistung komplett aufgegeben hat, hat mich doch ein bisschen ueberrascht. Aber ich hab's mit Humor genommen und eben von Hand abgewaschen bis mal wieder der Handwerker im Haus war. Macht alles nix. Ist nicht mein Haus und ich muss das auch alles nicht bezahlen. And die "Kaddong-Waende" habe ich mich auch schon fast gewoehnt und daran, dass immer Durchzug ist, weil das gesamte Haus ueberall "Loecher" hat, ist auch OK. Bei nur 2 Grad war es teilweise im Winter nur halblustig, aber wir haben es ueberlebt und jetzt ist's eh warm.
    Also, no worries!

    Job: Ich habe mich beruflich eh sehr veraendert, somit ist es nicht ganz leicht zu sagen, was nun australisch ist oder was einfach an der anderen Art der Arbeit liegt. Was ich aber glaube herausgefunden zu haben, ist dass es in Australien ueblich ist, oefter mal 'krank' zu sein. Ansonsten ist mir noch nicht so viel aufgefallen. Generell ist es mir sehr leicht gefallen, mich bei den Aussies einzuarbeiten. Die moegen mich (sage ich jetzt mal so frech) und ich bin eben deutsch puenktlich und fleissig und das finden die super.
    Bin auch nicht die einzige non-Aussie Arbeiterin, sondern habe Kollegen aus ... ueberall eigentlich. Kollegen aus Indien, Nepal, Singapur, Russland, Israel, Suedafrika, Neuseeland, England und - ein Highlight- Oesterreich! Ohne Quatsch, ich habe das Glueck, dass eine Oesterreicherin und Sinnesgenossin auch da arbeitet und so habe ich immer Gelegenheit, bei einer Tasse Kaffee deutsch zu plaudern oder zu "raunzen". Ist super.

    Das bringt mich gleich auf das naechste Thema: Die Australier. Ich habe nun ein paar Freundschaften aufebaut, aber komischerweise sind es kaum echte Australier, die sich da tummeln. Meine Liebsten Menschen hier kommen aus Nepal, Oesterreich, Singapur, Spanien und Neuseeland und nur ein Australier hat es in den "circle of trust" ;) geschafft.
    Warum? Kann ich nicht sagen. Die Frauen sind oft, sorry, "Tussis" und ich habe keinen Draht zu denen. Die Maenner, tja, sind halt "blokes" und mit denen habe ich halt nicht so viel zu tun.
    Ich lehne sie aber keineswegs ab und vielleicht finden sich ja noch ein paar echte Aussies, die es mit mir aushalten. To be continued...

    Spinnen. Ja, die gibt es. Habe bei Bekannten einen kleinen huntsman gesehen, aber einer ist halt grad drauf getreten. Da war der huntsman platt. War aber eh nur ein baby huntsman.
    Leider habe ich hier vor 2 Wochen die erste red back im Garten, in Reichweite der Kinder gefunden. Kann berichten dass das Insektenspray von ALDI wirkt. Kaputt ist itsy-bitsy-spider und ich hoffe, dass diese Nachricht, die Runde macht: Spinnen, die sich in meinem Dunstkreis bewegen ueberleben es nicht. Die miese Frau mit der Spruehdose macht alle platt! Vielleicht kommen die anderen nicht und spinnen woanders ihre Netze. So zumindest meine Hoffnung.
    Im Meer war ich mehrfach (hah!), im Winter ausgeruestet mit surf board und neopren. Macht irre Spass, auch wenn man's nicht kann. Haie habe ich keine gesehen und nach wie vor blaeue ich mir Mantra-maessig selber ein: Wenn Dich ein Hai ins Bein beisst, und Du Hoellenschmerzen hast, sei nicht von Panik ergriffen und erstarrt, sondern hau den miesen Hai gaaaaaanz dolle auf die Nase oder auf's Auge. Dann laesst der los und schwimmt davon und Du kannst schoen an den Strand paddeln und ueberleben. Alles klar, kein Thema!
    Wale haben wir gesehen, oh yes. Southern RIght Whales, vor'm Strand in Warrnambool. Ganz grosses Kino, Ihr Lieben. Die sind jetzt nicht gross gesprungen, ist ja nicht Sea World, aber ergriffen ist man doch, wenn man die Ruecken von echten, wilden Walen sind. Klasse. Und for free. So schoen ist's bei uns in Australien! :)

    Ansonsten kann ich echt nicht meckern. Die meisten Melbournier regen sich ueber das Wetter, den Verkehr und den public transport auf. Finde ich alles nicht aufregend. Wetter finde ich prima. Ich weiss, es regnet nicht genug, waer mir auch noch recht, wenn es mehr regnen wuerde. Generell mag ich es einfach, dass das Wetter wechselhaft ist. Ich finde das super, womit ich eben genau an der richtigen Stelle bin. Im Winter musste ich auch nie wirklich frieren, ausser morgens im Bad, weil da keine Heizung ist und der Heizluefter halt seine Zeit braucht...
    Der Verkehr ist jetzt auch nicht sooo uebel. Wir wohnen 'Greater Melbourne' und wirklich total am Rand, bevor Melbourne aufhoert und nichts bzw. Geelong anfeangt.
    Ich fahre morgens sehr frueh zur Arbeit, wenn ich das Auto nehme. Das ist total ok und ich finde 40 Minuten ist ertraeglich. Ich fahre fast die ganze Strecke auf'm highway und da ist zwar mal stop and go, aber trotzdem immer flott genug. Ich stelle mich halt drauf ein, dass ich nicht die einzige bin, die zur Arbeit muss.
    Die Leute fahren allerdings ein bisschen unentspannter. Also, in Deutschland im Berufsverkehr ist es relativ aggressiv, zumindest in Frankfurt. Ich wurde manchmal auf der Autobahn morgens per Lichthupe darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja "nur" 150 fahre und dem netten Herrn oder der netten Dame hinter mir wirklich die Zeit stehle, so frueh am morgen. Das fand ich immer sehr unentspannt. Und das Gehupe, sobald man mal nicht gleich bei gruen schon 100 Meter gut gemacht hat, war jetzt auch nicht wirklich relaxed.
    Hier ist der stress ein bisschen anders. Ich finde ja, die Leute sind hier ein bisschen undisziplinierter beim Autofahren. Da wird im dicksten Verkehr staendig die Spur gewechselt und auf Luecken wird nicht gewartet, sondern die werden "herausgepresst".
    So muss man im Prinzip dann auch selber fahren. Mit nur Blinker raus und warten, dass einem jemand Platz macht, kannste vergessen und warten bis Dein Auto gruen wird.
    Man muss also schon ein bisschen selber zum " was nicht passt wird passend gemacht" uebergehen. Sonst kommt man nicht vom Fleck. Das hat man aber schnell drauf und, was fast noch wichtiger ist, man ist auf der Hut und erwartet das von den anderen. Man ist immer darauf gefasst, dass die Leute irgendwo in den Verkehr einbiegen oder die Spur wechseln, wo man selber grad hinfahren wollte und wo im Prinzip halt kein Platz fuer zwei ist.
    Der Australier an sich mag ansonsten auch sehr gerne die "utes", am Liebsten in Froschpupsgruen, Postautogelb und Knallorange. Fast haette ich auch schon gerne so ein Auto, weil es so mies ausschaut, dass es fast schon wieder cool aussieht.
    Dann kann man auch gleich bei dem beliebten "tyre burnout" mitmachen, und sich "hoon" taufen. Nochmal auf Deutsch: Reifenquietschen lassen finden die hier ganz grosse Klasse und ein "hoon" ist sozusagen ein "Verkehrs-rowdie", der sowas halt gerne macht. Nach mehrmaliger Verwarnung koennen die Autos der 'hoons' hier auch der Schrottpresse uebergeben werden. Da kennen die keinen Spass. Ist ein grosses Thema, die hoons.
    Public Transport ist ok, wenn man von den suburbs in die Stadt will, aber nicht so ideal, wenn man von einem suburb in eins auf der anderen Seite will. Dann ist man halt schon mal sau lange unterwegs. Die Zuege sind auch immer voll zu peak Zeiten und die Leute haben halt alle ihre iPods auf den Ohren, aber da kann ja der Zugbetreiber nix fuer und in D ist's auch nicht anders. Ich bin 5 Monate brav Zug gefahren, bevor ich nass geregnet wurde und ewig auf den Zug warten musste. Weil, so wurde mir versichert, wenn es richti giesst, sind alle Zuege zu spaet und Chaos bricht aus. Auf meinem Bahnsteig haben sich die Leute gestapelt und die olltreppen mussten abgeschaltet werden, weil keiner mehr drauf passte. Aber abgesehen davon, war es eigentlich immer ok. Ich habe halt jeden Tag fast 2 Stunden Zeit zum Lesen gehabt, das ist ja auch nicht schlecht. Mittlerweile fahre ich halt fast immer Auto. Ich finde immer einen Parkplatz in Richmond, immer in nur 5-10 Minuten Fussmarsch von Abbeit entfernt. Ich tue das hauptsaechlich weil ich nicht immer so aus'm Buero komme, wie geplant und ich mit dem Auto dann meist viel schneller daheim bei Mann und Kindern bin.
    Auch, wenn ich mal lange arbeiten muss, muss ich mir keine Gedanken um shady people im Zug machen, sondern huepfe in mein Autochen und fahre nachhause. Kann man nun sehen wie man will. Ich kreiere mir sozusagen eine Bildungsluecke, weil ich nicht mehr 2 Stunden am Tag lese. Dafuer ist die Stimme geoelt, weil natuerlich die CDs ins Auto gepackt werden und ich lauthals mitsinge. Ist auch schoen.
    Aber ich schweife ab, weil hat nix mit Australien zu tun. Sorry...

    Einmal editiert, zuletzt von RippyCurl (27. Oktober 2008 um 21:25)

  • Was noch: Ich finde keinen Grund, warum es hier nicht auszuhalten ware... ausser: meine Familie. Und ich glaube, ich koennte hier Jahre verbringen, und diese eine Sachlage wird sich nie aendern. Hier ist alles nett (mindestens), manches sogar grossartig. Aber man ist halt doch super weit weg, von allen, die man lieb hat, bis auf Mann und Kinder, in meinem Fall.
    Das ist wirklich der einzige Wermutstropfen. Auch wenn ich in Australien noch nicht heimisch bin. Der ganze "Spirit of Australia" Kram hat mich nicht wirklich gepackt. Ich finde es hier nett, habe gute Arbeit und super nette Leute um mich versammelt. Trotzdem bin ich noch so bisschen wie ein alien, der halt hier so rumstoebert. Das ist aber ok und es macht mir nix aus.
    Dass ich aber nicht mal eben meine Familie besuchen kann macht mir immer noch zu schaffen. Eventuell, wird das am Ende der deal breaker oder maker. Wir werden sehen.

    Mein fazit: No worries. Alles gut (" all apples", sagt hier kein Schwein, steht aber im Aussie Dictionary) und am Freitag kommt meine Mama und Stiefpapa und Bruder zu Besuch.
    Darauf ein James Boages.

  • Hey! Was mir noch eingefallen ist. Ich glaube, es gibt etwas australisches in den Firmen hier.
    Man kann sagen, es gibt "zu viele Generaele und zu wenig Soldaten", wenn man es mal so kriegerisch formulieren darf.
    Unglaublich. Ueberall gibt es Principal irgendwas, Manager sonstwas, General Manager blahblah, Chief Executive nochmalwas und Director Schlagmichtot.
    Meiner Meinung nach echt nicht normal und total "uebermanaged". Meine Kollegin, die Oeschifrau und ich, wir machen uns da manchmal ganz schoen drueber lustig. Aber es scheint nicht nur in unserer Firma so zu sein. Ueberall haben die Leute lustige Titel und selten trifft man eben die "echten Arbeiter".
    Dann will ich jetzt aber auch mal so eine tolle Karte haben, wo so was drauf steht!!
    To be continued ;)

  • hey curly,

    'to be continued'...darauf freu ich mich schon ! der thread ist super :] auch wenn melbourne jetzt nicht so meine ecke ist...ist glaub ich auch nich tso 'typisch' australisch dass du da 'typisch australien' erfahren wirst. da musst du wahrscheinlich mal woanders hin... dort wo es keine tussis gibt (bloke typen gibts leider überall, egal wo :rolleyes: ) und so...

    angie

  • Hallo RippyCurl,

    da kann ich mich nur anschließen: auf 'to be continued...' freue ich mich auch...*kicher*

    Danke für deinen Bericht...

    Lieben Gruß,

    Mi_au

    P.S. Solltest du über ein Jobangebot für Architekten stolpern (gerne auch als "sonstwie" Principal oder Manager oder anderes "Wichtiges") bitte melden!

  • Hi Eva,

    schoen, noch mal von Dir zu lesen. Interessanter Erlebnisbericht.

    Viele Gruesse, auch an Deinen Mann und die Kinder
    Gitte

    P.S. Gruesse auch J von mir, falls sie sich noch an mich erinnert.

    Gruss Edna
    The Golden Years: When Actions Creak Louder Than Words.

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