Es tauchen immer wieder Fragen auf über Offroad fahren mit 2WD/ 4WD, wann brauche ich ein 4WD, kann ich die Gibb River Road mit 2WD, oder den Canning Stock Route mit Motorrad (oder zu Fuß wie Farmer112) usw.
Normale Fahrzeuge sind für Asphalt ausgelegt, also On Road. Der Begriff Off-Road ist aber dagegen sehr dehnbar, und es gibt die verschiedensten Situationen dafür. Unter den Begriff Off-Road fallen sehr unterschiedlichsten Fahrflächen, deren Bewältigung sehr unterschiedliche Voraussetzungen haben.
Sand:
Feuchter Sand ist meist recht fest und mit 2WD befahrbar, z.B. der Teil vom Strand unmittelbar am Wasser, oder der Teil zwischen Ebbe und Flut. Trockener Sand dagegen gibt stark nach, und man gräbt sich bei durchdrehenden Rädern schnell ein. Geeignet sind mehr oder weniger glatte Reifen, und eine große auflauf Fläche. Ballonreifen ähnlich wie an Flugzeugen gehen am besten, keine Querrillen im Reifenprofil die den Sand „schaufeln“. In den Wüsten in Arabien habe ich öfter solche Reifen gesehen. Solche Reifen sind für normales fahren aber sehr schlecht, Straßenlage hauptsächlich in den Kurven ist unter aller Sau, richtig gefährlich. Reifen ablassen auf ca. 15-20 psi vergrößert die Auflauffläche ums drei-vierfache. Fahrgeschwindigkeit hat auch ein Einfluss, aber einer bestimmten Geschwindigkeit ist es ähnlich wie beim Aquaplaning, der Reifen rollt auf dem Sand und bricht nicht in der Sandoberfläche ein, das ist leicht zu bemerken, der Fahrwiderstand lässt nach, und der Sand fühlt sich härter an. Ist natürlich nicht immer möglich, ist aber auch der Grund warum man beim verlangsamen der Fahrgeschwindigkeit manchmal plötzlich stehen bleibt. Der Rollwiderstand im weichen Sand ist sehr hoch. Ein starker Motor ist ein sehr großer Vorteil, vor allem wenn er verhindert dass man vom dritten in den zweiten Gang schalten muss, das dauert oft etwas länger und in der Zeit kann der Wagen stehen bleiben. Automatikgetriebe ist in weichen Sand sehr gut, weil die Gangschaltung weniger ruckartig ist, und das runter schalten wesentlich schneller, man verliert nicht den Schwung beim runter schalten.
Bulldust:
Sehr sehr feiner Sand, so wie feiner Zement. Macht sehr viel Staub, kriecht in all ritzen, Wagen innere, Campinggeschirr, alles was nicht luftdicht verpackt ist wird voll Staub, aber wirklich schlimm. Es hilft wenn man das Frischluftgebläse voll an hat, um den Luftdruck im Wagen höher zu halten, dann tritt weniger Staub durch die Ritzen ein. Vorsicht dass man nicht zu dicht am Vordermann auffährt, der Staub verursacht schlechte Sicht, vor allem wenn wenig Wind ist.
Matsch:
Gibt es auch verschiedene Verhältnisse. Matsch ist generell sehr rutschig. Dafür gibt es natürlich mud tyres, die habe ein sehr grobes Profil um die Griffigkeit zu verbessern. Aufpassen muss man sehr das man nicht ein Rad durchdrehen lässt, weil es sich einbuddelt, und dann ist es sehr viel harte Arbeit, den Wagen aus zu graben. Mit Wagenheber muss man das Rad hoch bekommen, und Steine und Äste darunter legen um wieder Griffigkeit zu bekommen, damit das Rad am anderen Ende vom Differenzial auch mitzieht. Mit Autos die einen langen Feder weg haben ist das oft recht mühsam. Differenzialsperren sind in solchen Situationen sehr gut. Ich hatte in Südafrika ein 2WD Toyota Pickup, der hatte eine Differentialsperre, und das hat mir aus mancher Situation geholfen. Es gibt auch Matsch der sehr klebrig ist (clay), es ist mir schon passiert das der Matsch sich in den Radkammern so dermaßen angepackt hat dass das Rad nicht mehr drehen konnte. Bei Matsch wird man meist sehr sehr dreckig, vor allem wenn man hilft den Wagen von hinten an zu schieben und der durchdrehende Reifen einen schönen Matschspray verteilt. Um auf die mud tyres zurückzukommen: Sie sind auf dem Asphalt sehr laut, so ein richtig unangenehmes surren.
Steine/Felsen:
Wege die uneben und steinig sind brauchen vor allem große Bodenfreiheit. Bodenfreiheit ist immer ein Vorteil, aber speziell hier. Bei steinigen oder felsigen Wegen ist Vorsicht angesagt, Steine richten oft Schaden am Wagen an, zerschlagene Ölwannen, Lecks im Benzintank, zerstörte Federung, geplatzte Reifen usw. Bei Reifendruck gehen die Meinungen Auseinander: Manche behaupten bei Schotterstrecken das harte Reifen weniger nachgiebig sind und leicht durchstoßen werden, andere meinen das die Seitenwand zwischen Lauffläche und Radfelge bei niedrigerem Druck zu leicht gequetscht wird. Beides stimmt, leider. Für steile Böschungen mit losem Geröll drehen die Räder leicht durch, gerade wenn’s steil wird, und man rutscht dann oft einfach wieder zurück. Differenzialsperren wirken hier auch wieder seht gut, sie verhindern das ein Rad durchdreht wen es den Griff verliert. Bei Differenzialsperren auf festen Oberflächen muss man aufpassen, dass man den Wagenantrieb (drivetrain) nicht beschädigt. Es fühlt sich an als ob man auf eine Bahnschiene fährt. Sobald man lenken will muss man die Sperren lösen. Bei schrägen Flächen muss man auf dem Schwerpunkt des Wagens achten, bei großer Bodenfreiheit und schmaler Spur liegt er höher als gewöhnlich und der Wagen kann kippen. Geeignete Reifen haben eine dicke Laufläche (7-9 ply rating), und starke Seitenwände. Breite Reifen bringen hier nichts.
Corrugations:
Diese Bodenwellen gibt es auf manchen Sandstraßen. Gebildet werden sie nach meiner Meinung durch „Bugwellen“ die der rollenden Reifen im Sand macht, die dann bei einer gewissen höhe stehenbleiben und der Reifen spring drüber. Das nächste Rad treibt noch mehr Sand und die Welle wird höher. Diese Bodenwellen entstehen in sehr regelmäßigen Abständen, abhängig von der Beschaffenheit des Sandes, und können sehr irritieren werden, der Wagen ruckelt und vibriert, alles klappert, die Strümpfe an den Gaslampen zerfallen, und die Ausrüstung bekommt Schupperstellen, bei Kameras usw. sehr hässlich. Geht sehr über die Stoßdämpfer her, auch die Radaufhängung.
Flussüberquerungen:
Ich finde es dumm, eine heißen Motor in kaltes Wasser zu tauchen, gewiss verzieht sich das Motorgehäuse so das möglich so 10000km später es Öllecks gibt, und man sich wundert wo die herkommen. Motor aus, und während er abkühlt mache ich erst zu Fuß eine Durchquerung, damit ich beim durchfahren keine Überraschungen erlebe. Wenn man durch Wasser fahren muss, dann langsam, damit keine Bugwelle entsteht, die dann über die Motorhaube wäscht. Spannt man eine Plane vorne über die Stoßstange und Motorhaube, bleibt der Wasserpegel im Motorraum bedeutend niedriger. Wo der Motor Luft ansaugt muss gut über Wasser bleiben, sonst gibt es ernsthaften Schaden.
Schnee, Eis:
Ist mir zu kalt, bleibe ich lieber zu hause.
Noch einige Tipps
Alleine fahren ist OK wie auf Fraser Island wo es viele andere gibt die unterwegs Hilfe leisten können. In mehr abgelegenen Gegenden muss man immer genug Wasser und für einige Mahlzeiten was zu essen haben. Wie viel hängt davon ab wie weit vom Weg ab man sich rumtreibt, wie heiß es ist usw. Eine Gruppe von zwei oder drei Fahrzeugen ist immer besser, vor allem wenn es um das raus ziehen aus dem Matsch oder Sand geht. Wenn man mit Motor- oder Getriebeschäden liegen bleibt, können andere Hilfe holen. Man kann auch bestimmte Ausrüstung auf mehrere Fahrzeuge verteilen, es braucht nicht jeder Spaten, Hi-lift Jacks und Erste Hilfe Kasten mit schleppen, oder lieber ein Vernünftigen als drei kleine.
Anhänger nehmen viel Last vom Wagen, aber hemmen auch, vor allem im Sand. Wenn man mit Anhänger fährt, ist es vorteilhaft wenn er die gleichen Räder hat, so hat man ein Ersatzrad mehr, kann auch zur Not den Hänger stehen lassen. Im Campingplatz kann man dann auch eine Präsenz lassen während man auf eine Tagestour geht. Bei Schotterstraßen habe ich schon oft gesehen wie Steine, von den Hinterrädern hoch geworfen, vom Hänger abprallen und den Wagen hinten beschädigen, deswegen habe viele diese schrägen Netze oder Screens die die Stein seitwärts abprallen. Nach paar hundert Kilometer kann der Schaden schlimm sein.
Je grösser und robuster das Auto (Land Cruiser/Nissan Patrol) je weniger kann einem schiefgehen. Ja, toll, einige fahren den Canning Stock Route mit einem Ford Falcon, andere fahren durch die Simpson Desert mit einem 30 Jahre alten Benz, und meist haben sie Glück. Ich finde es aber unverantwortlich, vor allem gegenüber den Leuten die sie bergen müssen wenn es schief geht.
Viele Straßen kann man mit 2WD bewältigen, bloß brauch es in der 4000km Fahrt eine 200m Strecke Sand geben, oder Matsch, oder ein Fluss, oder ein großer Stein der die Achsaufhängung beschädigt. Dann liegt man da. Für manche ein Teil vom Abenteuer, für andere ist der Urlaub damit hin.
Autos: Es gibt 4WD sogenannte Softroaders: Rav4, Hyundai Tucson, Subaru: Diese Wagen sind was Robustheit betrifft normale Stadtautos mit allrad Antrieb. Auf rauhen Straßen und wenn sie strapaziert werden fallen sie genauso auseinander wie normale 2WD Stadtautos. Dann gibt es so eine Art Mittelklasse, Mitsubishi Pajero, Landcruiser Prado. Diese Fahrzeuge sind schon tauglich. Dann gibt es die Landcruisers und Nissan Patrols: Grosse Bodenfreiheit, starke Motoren und belastbare Karosserien, strapazierfähige Radaufhängung. Man muss sich fragen: Was will ich machen, was will ich riskieren, was kann ich mir leisten.
Was ich mit diesem Beitrag eigentlich erläutern will: Es gibt kein Off Road Auto für alle Situationen, es gibt keine all-zweck Autoreifen die für alle Situationen gut sind. Sand, Matsch und Stein Reifen sind in ihre Konstruktion sehr verschieden. Automatik ist gut im Sand, aber verhängnisvoll wenn man ein Wagen aus einem Loch raus fahren will.
Es gibt auch keine allumfassenden Regeln. Es gibt aber immer wieder eine neue Situation die man noch nicht erlebt hat. Gerade deswegen mag ich so gerne Off Road fahren….