Autokauf in Australien, oder "wer bescheißt wen?"
Wie bekannt, habe ich von einem deutschen Paar einen Landcruiser Campervan (HZJ 75, 185.000 km) für 20.000,- $ gekauft -lt. Werkstattcheck halbwegs preisgerecht-. Eine ausführliche Aufstellung für mich überflüssiger Gegenstände habe ich als "P.S." angehängt. Angeblich war das alles wertsteigernd. Ich denke, dass ich alles in allem mindestens 80 kg Gewicht entsorgt habe, wenn ich nur an die "zentnerschweren" Zeltstangen des vorsintlichflutlichen Vorzeltes denke, oder die defekte Starterbatterie. So wird auch das Budget für Diesel entlastet.
Der Himmel hat mir meinen Caravanpark-Nachbarn Colin geschickt. Er hilft mir, einen Wassertank einzubauen, hat einen neuen Sitz montiert, Spritzlappen gebastelt und viele wertvolle Tipps gegeben. Als ehemaliger Trucker kennt er sich aus und ist mit komplettem Werkzeug unterwegs. Außerdem durfte ich seine Geschäftsbeziehungen nutzen, und habe in seiner Toyotawerkstatt für einen kompletten Service mit Tausch aller Keilriemen und des Zahnriemens anstatt $ 1.500 $ 1.024 bezahlt.
Nun zum Thema: "Wer bescheißt wen?"
Am Anfang hat Toyota dem australischen Staat für einen hohen Preis ein minderwertiges Auto verkauft, einen Toyota Landcruiser HZJ 75 mit Technik aus den 50igern des vorherigen Jahrhunderts, heute ersetzt durch den ebenso viel zu teuren HZJ 78. Fahrzeuge mit billigem Fahrwerk, lächerlichen Rädern, unbequemen Sitzen, ohne Airbags, laut und rostanfällig. Zwei Jahre später wurde ein glücklicher Australier der neue Besitzer, für einen dann wesentlich günstigeren Preis. Er hat es von der Firma Britz zum Campervan umbauen lassen. Als das Fahrzeug nach insgesamt 11-jähriger Nutzung teilweise "fertig" war, wie Federn und Stoßdämpfer "im Arsch", hat der Australier das Fahrzeug der Fa. Dove in Perth übergeben, die es optisch aufgemöbelt hat, ihren Aufkleber dran geklebt und an ein doofes deutsches Ehepaar verkauft hat. Die sind dann ein Jahr damit umher gefahren und haben den Wassertank entfernt, weil sie damit aufgesessen sind. Bei völlig ausgelutschten Federn und Stoßdämpfern, ist das kein Wunder. Nach diesem Jahr hat ein anderes deutsches Ehepaar das inzwischen von den Vorbesitzern mit allerlei Schnickschnack schlimmverbsserte Fahrzeug gekauft. Da nun kein Wasser mehr an Bord war, musste man sich mit Kanistern behelfen, unter anderem auf dem Reserverad. Die Tür, an dem das Rad befestigt ist, trägt schon dieses gewichtsmäßig nur schlecht, somit haben die weiteren 25 kg des Kanisters den Scharnieren der Tür zusätzlich zugesetzt. Nach 9 Wochen war die Reise, wie geplant, zu Ende. Danach hat der nächste doofe Deutsche das Fahrzeug erworben, nämlich ich. Auf meine telefonische Frage hin, wo denn überall Rost sei, hat der Eigentümer nur ein wenig an der Stoßstange gefunden. Nun gut, den fast durch gerosteten Kotflügel, hat er offensichtlich nicht gesehen, bei den vielen Abenteuern in Australien. Allerdings habe ich den Toyota nur nach Typ und Kilometerleistung ausgesucht und wusste somit, was mich erwartet. Es war klar, dass noch Investitionen erfolgen mussten. Die Fahrzeuge der nächsten Generation, HZJ 78, sind noch schlechter. Dort fallen die Getriebe nach 200.000 km auseinander, das Verteilergetriebe hat eine Welle, die die Besitzer in Deutschland sofort austauschen, wenn sie beabsichtigen, wirklich ins Gelände zu fahren. Selbstverständlich werden in Deutschland sofort neue Räder, Federn und Stoßdämpfer montiert, wenn man ins Gelände fahren will, was in Australien kaum üblich ist, nur die Räder werden etwas vergrößert.
Viele Offroader Australiens sind scheinbar stolz darauf, mit ungepflegten, rostigen Kisten umherzufahren. Das sieht man den Fahrzeugen an, die einem so täglich begegnen. Anschaffungen für meinen Troopie sind bisher ein neues Fahrwerk für 2.500 Dollar, ein anderer Fahrersitz, ein gebrauchter Wassertank und diverse Stunden Arbeit. Alleine das Polieren des Lackes und versiegeln mit Hartwachs hat mich Tage beschäftigt. Zum Glück ist Zeit ohne Ende vorhanden. Jetzt müssen noch die Radkästen erneut gegen Steinschlag versiegelt werden, nach 14 Jahren Abnutzung macht sich das nicht schlecht, sowie der rostige Kotflügel und weitere Roststellen beseitigt werden.
Wer bescheißt nun wen? Die Kette ist erkennbar, Toyota den ersten Käufer, der Australier die doofen ausländischen Touristen, und ein Tourist den nächsten. Zum Glück muss ich niemanden bescheissen, weil ich das Auto behalte.
Beim Autoverkauf werden viele Nebensächlichkeiten hervorgehoben, wie Tisch, Stühle, Geschirr, Landkarten, Bettzeug usw. Das ist alles Pfennigkram und nebensächlich. Die wichtigen Sachen, wie Motor, Getriebe, Kupplung, Fahrwerk mit Federn und Stoßdämpern, Batterien kann fast niemand einschätzen. Fahren mit alten Federn und Stoßdämpfern macht das Fahrzeug in Kurven und auf Pisten unsicher und verlängert die Bremswege.
Gruß Wolfgang
P.S.:
Mit dem Troopie wurde vieles wertsteigernd mit verkauft. Es macht aber das Auto schwer, braucht Zeit um aufgebaut zu werden oder ist schlicht überflüssig. Ich habe verschenkt oder eingelagert, einiges neu erworben:
2 Kissen
Besteck und Geschirr für ca. 6 Leute, jetzt noch für zwei an Bord
Töpfe Pfannen, ein gußeisernen Wok (Kocharien veranstalte ich in Deutschland)
mobiles Solarpannel, riesig, verkauft weil es das Auto voll macht, es macht nur Sinn bei langen Aufenthalten an einem Ort
Filmstativ ungeeignet für meinen Photoapparat, extrem schwer, ein neues leichtes Photostativ bestellt
1 mobile defekte Starterbatterie mit Gehäuse, Gewicht 25 kg
1 riesiger Tisch, Tisch kleiner neu gekauft
2 Neun-Dollar-Stühle, neu gekauft, weil bequemer, Kosten jeweils 55 Dollar
Akku-Hand-Staubsauger, weil zu schwach und überflüssig
Wasserspritze, angeblich gegen Buschbrände
Colesman Benzinkocher, riesig, schwer
zweite Gasflasche
1 Kocher zum direkten Aufschrauben auf Gasflasche, habe noch einen Zweiflammen-Gaskocher
Schaumstoff der Sitzbank erneuert, Schrott
Radcover entfernt, Schrott
zweites Reserverad, hat im Gang im Weg gestanden, ein Reparaturset muss für den Fall, dass zwei Reifen defekt sind reichen.
2 Stück 25 Liter-Kanister, extrem schwer und unhandlich, 40 l Wassertank wieder eingebaut
1 Fahrradträger
deutsche Steckerleiste, war im Weg, Adapter muss reichen
1 deutsche Bohrmaschine mit alter Batterie, zu schwer, kann eh nicht viel selbst machen
Fahrersitz für 200 Dollar verkauft, bequemen Sitz erworben (Kosten 400 bis 1.200 Dollar)
1 Aufwaschwanne
1 Kehrschaufel (kehre den Dreck direkt in die Natur)
Grillschaufeln für Fisch
Fleischzangen
1 Luftkompressor für die Zigarettensteckdose, das ist ein Spielzeug, neuen Kompressor zum Anschluss an Batterie (30 A!) erworben, Sonderangebot 175 Dollar
EPIRB gekauft, Sonderangebot 299 Dollar
Navigationsgerät gekauft, sehr nützlich