Langer Urlaub / Auswandern aus sicherem Arbeitsverhältnis heraus

Puufi

Moin Moin,
ich melde mich mal wieder zu Wort:-)
Vor knapp 4 jahren habe ich mein PR 175 erhalten... Danach war die Euphorie erstmal gedämpft...jetzt ist sie wieder da und ich möchte mich in DU versuchen.
Das Visum läuft im August 2016 aus...daher möchte ich diesen Herbst starten.
Ich würde es nicht Auswandern nennen, sonsen eine Auszeit...ich plane also nicht auf Biegen und Brechen in DU zu leben, sondern eine schöne Zeit zu haben...5 Monate sollen es auf alle Fälle werden...sollte sich ein geeigneter Job anbieten...auch gerne länger.
Meine derzetige Tätigkeit macht mir einfach keinen Spaß mehr...die Branche...all die "wichtigen" Leute...daher wird es Zeit für ne Neuorientierung...oder eben n schönen langen urlaub:-)

Meine Situation ist wie folgt:
29 jahre
Ingenieur (Fahrzeugtechnik),Schweißfachingenieur, Festanstellung seit 3 Jahren, Baubranche aktuell
Privat Krankenversichert.

Ich habe mir nun folgende Szenarien überlegt...

Priorität1: - Den Arbeitgeber (AG) um 4 Monate unbezahlten Urlaub bitten...Dadurch hätte ich ausreichend Zeit, zu reisen, mich umzusehen und mir einen Job dort zu suchen...Solle das klappen...kündige ich und bleibe..
--> Großer Vorteil: Wenn es nicht klappt (die gute, alte Hintertüre): Ich komme zurück und kann erstmal wieder Geld verdienen und mich neu orientieren...ausserdem habe ich den deutschen Winter geschafft:-)
--> Nachteil (vermutlich): Eher unwahrscheinlich, dass es akzeptiert wird, wie würde das in dem Fall mit der Kranversicherung laufen? Ich bin derzeit ja noch privat...diese ist natürlich zu teuer auf Dauer?!

Priotität2: Kündigen des Arbeitsverhältnisses...so, dass ich ALG1 bekommen kann... Ganz theoretisch hätte ich dadurch ja eine kleine Finanzspritze zur Arbeitssuche in DU...Auch weiß ich hier nicht, wie holprig das wird, wer die Krankenkassenbeiträge zahlt? Rutsche ich dann automatisch aus der PKV in die GKV?
--> Vorteil: ALG1, keine unangenehmen Verhandlungen, Kopf bleibt frei!
--> Nachteil: Bei Rückkehr, falls es in DU nicht klappt, muss ich mich um nen neuen Job bemühen... im Lebenslauf sieht es auch nicht sooooo toll aus:-)

Vielleicht müsse sich von euch auch schon jmd. mit dieser Thematik beschäftigen oder hat Tipps für mich...oder wäscht mir mal gehörig den Kopf:-)

Alles weitere ist dann recht easy... Ich bin Single, brauche fast nix, gut anpassungsfähig und habe ne Sonnenbrille:-) Also Kein Container, kein benötigtes haus, Platz in ner Kita, Haustiere...

Cheers,
Alex

Antje

Hi Alex,

Priorität 2 wird nicht funktionieren.
Wenn Du Deine sichere Stelle kündigst ohne "wichtigen Grund" (z.B. weil Du krankheitsbedingt den Job nicht mehr machen kannst) gibt es eine Sperrzeit von 3 Monaten - also kein Geld.
Deinen Alg-Anspruch kannst Du auch nicht nach DU mitnehmen. Du darfst Dich als Arbeitsloser max. 21 Tage pro Jahr "auswärts" aufhalten, und das auch nur nach vorheriger Genehmigung durch den Arbeitsvermittler. Den Anspruch mitnehmen kannste nur innerhalb der EU.

Also bleibt Priorität 1.

Domsen

Antje hat recht. Kannst nicht kuendigen und dann schoen Urlaub machen vom ALG 1 Du musst auch dem Arbeitsamt weiterhin zur Verfuegung stehen und darfst nicht fuer mehrere Monate DE verlassen.

Prioritaet 1 also oder eben Job kuendigen und BAckpacker in Australien sein. D.h. durch das Land reisen und Gelegenheitsjobs annehmen um alles zu finanzieren. Mach daraus ein Jahr und geniesse beste Zeit deines Lebens

theodor

Ueber Visum 175 / PR waerest Du hier in Medicare. Krankenversicherung waere also gegeben, allerdings braeuchtest Du dafuer eine feste Adresse in Australien. Was vermutlich Deinen Urlaubsplaenen widerspricht.

Variante 2 finde ich vor allem deswegen doof, weil Du per Arbeitslosengeld Deinen Urlaub finanzierst. Ist asi in meiner Welt.

DropBear

Zitat

Variante 2 finde ich vor allem deswegen doof, weil Du per Arbeitslosengeld Deinen Urlaub finanzierst. Ist asi in meiner Welt.

Hm wieso - er hat doch vorher selbst Arbeitslosengeld, steuern usw. eingezahlt?!

Ich glaube eher dass es nicht klappt, weil dir in dem moment in dem du dich arbeitslos meldest das arbeitsamt alle paar tage irgendwelche jobvorschlaege oder termine zuschickt. Als gelernter schweisser werden sie dir vermutlich jobs als staubsaugervertreter, fluglotse oder kapitaen (binnenschiffahrt) anbieten ...

Du solltest dem arbeitsamt erklaeren dass du auf arbeitssuche im ausland bist, dann bekommst du wenigtens keine termine mehr zugeschickt. Wenn es nicht klappt dann kannst du dich nach der rueckkehr immer noch arbeitslos melden.

Krause

In der heutigen Zeit wäre es auch schon sehr mutig ein sicheres Arbeitsverhältnis zu kündigen. Auf der anderen Seite soll man Träume auch Leben, daher ansprechen und schauen. Ich drück die Daumen.
Zur Versicherung, einfach über das Reisebüro eine Auslandskrankenversicherung abschliessen und gut ist.

Puufi

Guten Morgen, danke für die Antworten:-)

Ich musste mich bisher zum Glück mit dem Thema ALG1 noch nicht beschäftigen.

Ich denke auch, es wäre sicherlich stressig...Post...und vielleicht anrufe, und dann machen bzgl. irgendwas sicherlich auch Druck.....

Mit dem Arbeitgeber ist das schonmal angesprochen worden, dass eine "betriebsbedingte Kündigung" möglich wäre...somit wäre die Sperre umgangen...

Adresse ist kein Thema...

Möchte gerne in Brisbane starten...mich bei Agenturen vorstellen und meinen CV platzieren in der Hoffnung, dass ich vielleicht eine qualifizierte Stelle bekomme... Da ich noch keinerlei australische Arbeitserfahrung habe und auch nicht mit perfekten Englischkenntnissen dort aufschlagen, mache ich mir da aber nicht allzu große Hoffnung.

Eine Adresse kann ich jedoch vorweisen...von nem Kumpel...dann sollte das mit Medicare ja funktionieren...

Nur wenn ich mich nicht arbeitslos melde, dann komme ich nicht aus der PKV in DE raus...und monatlich 460€ zu zahlen.mhhhh..damit könnte ich ja wesentlich mehr anstellen:-)

Gruß
Alex

theodor

Zitat

Original von DropBear

Hm wieso - er hat doch vorher selbst Arbeitslosengeld, steuern usw. eingezahlt?!

Und wenn man dann spaeter in Rente geht kriegt man das nicht verbrauchte Arbeitslosengeld ausgezahlt, oder was?

Voellig falsches Verstaendnis des Sozialstaats IMO.

Aber sicher keine Diskussion fuer dieses Forum. Bin weg

Micknick

Wie lange muss man denn arbeitslos sein um aus der PKV herauszukommen?

Puufi

Hey Leute,

vom Ding her habe ich kein schlechtes Gewissen auch das ALG zu nehmen wenn ich es bekomme und es irgendwie machbar ist. Stichwort Generationenvertrag ist natürlich ein Begriff, aber bin ich für das Glück anderer Verantwortlich? Ich habe in meinem bisher doch noch sehr kurzen (6Jahre) beruflichen Leben schon ausreichend Monate für die Rente anderer gearbeitet...dann wäre das für mich voll OK da jetzt was rauszuziehen.

Interessant wäre was passiert, wenn man ALG1 bewilligt bekommt...und eben einfach weg ist...keine Briefe beantwortet...keine Telefonate... dann sollen sie es mir nach 3..4..5..Monaten eben streichen... die Mühlen malen so langesam...in der Regel:-) Oder gibts dann da auch strafen? weitere Sanktionen? Mehr als Streichen geht ja nicht...OKay...maximal zurückfordern...

Ob sich die Möglichkeit bietet, aufgrund Jobsuche dort Mittel zu bekommen??? Glaube ich auch eher nicht.

Wenn man ALG1 bezieht, hat man anspruch auf die Aufnahme in der GKV...ab dem 1.Tag - eine gesicherte Quelle habe ich aber noch nicht.

Sollte ich beim Amt für Arbeit oder wie sich das schimpft einfach mal nen Termin machen? Ich möchte ja quasi eine anonyme Beratung...bei der man offen über das Thema und die Möglichkeiten sprechen kann...nicht dass die dann 1000 böse Vermerke in meine "Akte" macht:-)))

Gruß vom Alex

Micknick

Dann melde dich halt für 1 Monat Arbeitslos, rutsch in die GKV und dann meldeste Dich beim Amt wieder ab.
Dann machste wenigstens nicht mit meinen Geld Urlaub in DU

Krause

Und ganz ehrlich, ich zahl lieber Dir einen Australienaufenthalt mit meinem Steuern, als die EU zu finanzieren. Immerhin hast Du schon in den Topf eingezahlt und wirst auch wieder irgendwann einzahlen.

@nna

Zitat

Original von Krause
Und ganz ehrlich, ich zahl lieber Dir einen Australienaufenthalt mit meinem Steuern, als die EU zu finanzieren. Immerhin hast Du schon in den Topf eingezahlt und wirst auch wieder irgendwann einzahlen.

Deine Steuern Du zahlst doch bestimmt keine Steuern in D, wenn du in Sydney lebst ?

BTW, ich bin überrascht, wie viele das Sozialschmarotzen gutheißen ....

Micknick

Liegt vielleicht daran das es sich um Australien handelt.
Innerhalb der EU ist ja auch gestattet auf „Arbeitssuche“ zu gehen (max. 6 Monate) und trotzdem weiter ALG 1 zu beziehen.
Wie die „Arbeitssuche“ aussieht wird da sicherlich auch nicht kontrolliert.
Nach 6 Jahren kleben zu sagen „schon ausreichend Monate für die Rente anderer gearbeitet“ ist allerdings schon grenzwertig, was soll ich nach 30 Jahren denn sagen?

Puufi

Hey,

was Du nach 30 Jahren sagen kannst: "Scheiße war´s:-)" aber es war mein Beitrag zum Sozialstaat...Ausserdem hattest Du ja anscheinend dann nicht die Möglichkeit dem Sysem zu entfliehen:-)

Cheers

Micknick

Die Möglichkeit bestand, ist aber schon lange lange her, da warst du noch in der Grundschule

Krause

Zitat

Original von @nna
Deine Steuern Du zahlst doch bestimmt keine Steuern in D, wenn du in Sydney lebst ?
BTW, ich bin überrascht, wie viele das Sozialschmarotzen gutheißen ....

Wohne mittlerweile wieder in D.

Antje

Also, Auslandsaufenthalt zur Arbeitssuche und dabei den Anspruch mitnehmen geht nur innerhalb der EU, weil es da entsprechende EU-Regelungen der Staaten untereinander gibt.

Wenn Du von der GKV befreit bist, zahlt bei Arbeitslosigkeit die Agentur für Arbeit die PKV-Beiträge. Quelle: § 174 Drittes Buch Sozialgesetzbuch.

Wenn Dein Arbeitgeber Dir betriebsbedingt kündigt, hast Du Anspruch auf Alg I, solange Du Dich in Deutschland aufhältst oder mit einem E-Formular im EU-Ausland. Du musst dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und die Mühlen mahlen nicht so langsam, wie Du glaubst. Die Leute in der Agentur für Arbeit sollen nämlich nicht nur Arbeitslose wieder in Lohn und Brot bringen, sondern auch Missbrauch von Sozialleistungen vermeiden. Wenn Du einen Termin da ohne Angabe von Gründen nicht einhältst (z.B. weil Du Dich in Australien aufhältst), wird das Geld sofort vorläufig gesperrt und nur nachgezahlt, wenn Du einen triftigen Grund nachträglich beweisen kannst. Wenn Du Dich auf vorgeschlagene Arbeitsstellen nicht bewirbst, gilt das Gleiche. Übrigens wird Dein Anspruch um die gesperrten Zeiten gekürzt. D.h. wenn Du später aus Australien zurückkommst und dann Arbeitslosengeld beantragst, ist Dein Anspruch erheblich kürzer als ohne Sperrzeiten. Wenn Du Dir zu viele davon einhandelst, kann Dein Anspruch sogar komplett wegfallen und Du musst Dir erstmal in Deutschland einen neuen erarbeiten (bzw. fängst nach Deiner Rückkehr aus Australien bei Hartz 4 an).
Quelle: § 309 Drittes Buch Sozialgesetzbuch ("Meldepflicht" heißt, Du musst Termine einhalten...), § 159 (Sperrzeit), § 148 Nr. 3 (Minderung des Anspruchs bei Sperrzeiten), § 161 (Erlöschen des Anspruchs bei Sperrzeiten von insgesamt 21 Wochen)

Das sachlich zur Information.
Persönliche Anmerkung: Ich finde es allen ehrlichen Beitrags-/Steuerzahlern gegenüber zum k..., wenn sich jemand auf Kosten der Allgemeinheit sein Australienabenteuer finanzieren will.

Antje

Zitat

Du solltest dem arbeitsamt erklaeren dass du auf arbeitssuche im ausland bist, dann bekommst du wenigtens keine termine mehr zugeschickt. Wenn es nicht klappt dann kannst du dich nach der rueckkehr immer noch arbeitslos melden.

Termine kriegt er dann nicht, aber auch kein Geld mehr, weil Australien nun mal nicht in der EU liegt. "Urlaub" (heißt offiziell Ortsabwesenheit) gibt es nur 21 Tage pro Jahr mit Leistungsweiterzahlung. Wenn ich es richtig verstanden habe, will er ja aber länger als 21 Tage weg sein.

Antje

Zitat

Original von Micknick
Innerhalb der EU ist ja auch gestattet auf „Arbeitssuche“ zu gehen (max. 6 Monate) und trotzdem weiter ALG 1 zu beziehen.
Wie die „Arbeitssuche“ aussieht wird da sicherlich auch nicht kontrolliert.

Er muss sich mit seinem E-Formular bei dem Arbeitsamt des "Gastlandes" melden, und die werden das sicherlich in irgendeiner Form entsprechend ihren Regeln kontrollieren. Macht die deutsche Arbeitsagentur mit den EU-Bürgern, die mit E-Formular zu uns kommen, ja auch.

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