Hallo :),
ich war als Student mit 22 Jahren für 6 Monate in Australien und bin dann nach 25 Jahren nochmals 3 x nach Australien (stopover Singapur) und Neuseeland. Da war ich 47 / 48 Jahre alt. Inzwischen bin ich 50.
Die Reise als Student war damals was absolut besonderes. Ich machte ein Urlaubssemester und viele beneideten mich. Bei den backpackern quer durch Australien traf ich jede Menge Leute. Wir reisten zusammen, saßen abends am Ferseher, am Grillfeuer, ich hatte ne australische Freundin und ich war im Paradies während hier Winter war.
Nun erfüllte ich mir diesen Traum 25 Jahre später nochmals und reiste 2017 bis 2019 3 x für jeweils knapp 50 Tage dorthin. Vor dem Abflug in Frankfurt trank ich ein Bier und als dann der A 380 abhob war das ein gigantisches Gefühl. Mein Vorhaben wurde Realität. Auch die Ankunft in Adelaide bei gigantischer Hitze war wie ein Traum. Sofort erinnerte ich mich an die flachen Häuser und den hungry jacks, ... Auch das Gespräch mit der freundlichen Dame an der Rezeption im Hotel war wie früher. Ich war erneut auf Kangaroo Island, etc ...
Nun möchte ich aber keinen Reisebericht schreiben. Dass das alles wunderschön ist und die Menschen meist sehr freundlich und locker sind wissen sicherlich alle, die dies lesen. Für mich wäre Auswandern weiterhin ein Traum.
Nun kommt aber auch leider eine andere Erfahrung, die jedoch selbstverständlich und normal ist. Quasi ein Naturgesetz und im voraus bekannt gewesen. Wegen der ich dennoch 3 Reisen gemacht habe ...
Vorweg: Ich mache recht viel Sport und bin schlank, trainiert und fit. Noch volles, dunkles Haar und werde auf 40 geschätzt. Es war selbstverständlich so, dass ein Großteil der Reisenenden zwischen 20 und 35 war. Die waren alle sehr nett. Dennoch gehöre ich da im Gegensatz zu früher (selbstverständlich !!) zum alten Eisen. Daher hatte ich auch sehr viele einsame Stunden an Flughäfen, im Hotel, etc.
Kein Vergleich zu früher. Ich bin derzeit Single und fühlte mich für die meisten zu alt. Die Leute in meinem Alter waren meist Paare mit Kindern. Somit saß ich oft zwischen allen Stühlen. Dies ließ ich mir nicht anmerken und dies weiß auch niemand. Doch es hat mich sehr betrübt.
Beispielsweise war ich auf einer wunderbaren Tour von Perth zu Margret River. Die Reiseleiterin (Australierin, 28 Jahre) kam sehr oft zu mir und hatte es wichtig mit mir. Sie erzählte mir, dass sie und ihr Freund selbst viele Weltreisen machen würden und am selben Tag noch 10 Leute erwarten, die zu Ihnen zu Besuch kommen für einige Zeit. Früher bin ich in solchen Situationen definitiv gefragt worden, ob ich zumindest einen Abend mitmachen möchte. Und das wäre ja wunderschön. Mit Leuten aus der ganzen Welt zusammen an den Strand oder in eine Bar wäre ein Traum. Und genau dies bleibt natürlich aus. Als mich der Kleinbus am Hotel rausließ, winkten die Leute nett und verabschiedeten sich sehr freundlich. Jedoch fällt Ihnen der Abschied von einem älteren Mitreisenden sehr leicht. 28 Jahre und 48 Jahre passt nicht zusammen ...
Alles Erfahrungen, die man überall machen kann und die so sein müssen. Dennoch gingen die Reisen nochmals in Erfüllung und ich bin hier während Corona sehr entspannt. Ich weiß ja, dass ich in down under nicht mehr reizvolle Kontakte aufbauen könnte und fürs Auswandern trotz Ingenieur zu alt wäre.
Ich habe übrigens in Adelaide eine gleichaltrige Australierin getroffen und mich für die nächste Reise in Sydney verabredet. Die klappte und wir waren im Opera House. Jedoch hat die Chemie nicht mehr so gepasst wie beim ersten Treffen. Auch sonst gab es schnn vereinzelt interessierte Damen meines Alters. Viele waren gebunden und es ist dennoch ein verschwindender Teil gegenüber früher.
Ich hoffe, meinen Beitrag versteht niemand falsch. Es war keine Reise zur Partnersuche und ich bin mit allem einverstanden. Jedoch festigte sich die Erkenntnis, dass ich für dieses wunderschöne Land schon zu alt bin und nicht mehr Fuß fassen könnte ...
LG, Ben