Auswanderungswelle in Deutschland

  • Hallo Headbanger und Tigger,

    Headbanger, so sehr mich Deine Geschichte auch berührt, in Spanien würde es Dir (und in den meisten anderen Ländern auch) noch viel schlechter gehen. In Spanien gibt es kein Hartz IV, keine Sozialhilfe, etc. Kindergeld bekommenn nur Mütter, die auch arbeiten - wer nicht arbeitet, kann das Geld nicht geltend machen (und auch das gibt es nur für die ersten 2 Jahre). Erziehungsurlaub ist 4 Monate, wer sich danach - wie bei uns - 'freinehmen' will ist draussen (mit manchen Firmen kann man ein Jahr unbezahlten Urlaub aushandeln, ist aber eher selten). Wer nach den 4 Monaten Mutterschutz zurück in seinen Job geht wird oft auch gekündigt - zur 'Sicherheit' nimmt die Firma lieber eine andere Person (ohne Kinder selbstverständlich). In Spanien gibt es ja genug Arbeitslose, die sich um den Job reissen.

    Krankenkasse ist das gleiche Thema, auch wenn bei Euch gekürzt wird ohne Ende - seid froh, dass Euch noch was bleibt. Ich muss für Zahnarzt und Optiker alles selbst bezahlen. ALLES. Plomben, nachsehen etc. etc. Wenn Dir der Zahn schmerzt und Du gerade kein Geld hast, dann wirst Du warten müssen bis er Dir abfault :baby:.

    In jedem Falle ist es eine Schande, dass Politiker nur mal eben so 'durchs Amt huschen', sich die Taschen bis zum Rand füllen und die arbeitende Bevölkerung, die Jahrzehnte lang ihre brav ihre Steuern bezahlt hat, im Regen stehen lässt.

    Ihr habt mein Mitgefühl, aber Kopf hoch (ich weiss, es ist kein rechter Trost).

    Ich denke, in solchen Situationen ist man in so gut wie jedem Land angeschmiert. Das ist leider so. Das berühmte 'Sozialnetz', welches es in Deutschland mal gab, existiert so nicht mehr (der Begriff ist an sich schon fast hinfällig).

    Viele Grüsse,
    Nelly

    [COLOR=green]Mein Motto: Where there's a will, there's a way.[/COLOR]

  • hi Karl Heinz
    na ich wollte nur mal meine Sicht der Dinge darstellen.
    Ich mein es macht keinen Sinn sich über die vielen kleinen Unterschiede zwischen D und AUS auszulassen, die Länder sind grundverschieden. Ich finds interessanter zu schaun, warum es so kommt, und wie es mal wird.

  • Hallo Nelly!
    Hier ist mal einer der vielen Links zu den Immobilienpreisen hier in Oz:
    http://www.theage.com.au/news/national/…3311106610.html
    Hier mal ein paar Ausschnitte:

    "AUSTRALIA has by far the most overvalued houses in the Western world, with prices 52 per cent higher than justified by rental values, the OECD says."

    "Of 15 OECD countries compared in the study, Australia had the highest prices relative to rental levels, the third-highest prices relative to incomes, and the fourth-highest levels of household debt relative to incomes."

    Die Preise in Madrid kann ich wenigstens ansatzweise nachvollziehen, man zahlt ja auch irgendwie fuer die Lage, das kulturelle Angebot und die Infrastruktur. Selbst die Haeuser auf dem "Kaff" hier (also ohne oeffentliche Verkehrsmittel usw.) sind vergleichsweise noch sehr teuer. Das muss man natuerlich in Bezug auf das jeweilige Einkommen relativieren.
    Mein australischer Freund und ich haben beide studiert, aber verdienen noch lange nicht soviel wie Bekannte, die ein Handwerk ausueben, da man die ersten Jahre nach dem Studium eben nicht soviel verdient. Als Handwerker (auch unqualifiziert, die wenigsten haben ein "apprenticeship" gemacht) verdient man in Oz eben vergleichsweise sehr gut.

    Ich glabe, dass mit dem 2-Klassen-System ist wirklich eine ganz individuelle Angelegenheit. Ich bin hier aufgewachsen und habe daher viele Freunde, die ich schon lange kenne. Haben wir noch als Kinder alle zusammen gespielt, haben die die zur Uni gingen nichts mehr mit denen zu tun, die eben nicht studiert haben. Auch in meinem neuen Bekanntenkreis sieht es nicht anders aus. Das muss nicht unbedigt fuer jederman ein Problem darstellen, tut es aber fuer mich, da ich es aus D gewohnt bin, mit vielen verschiedenen Menschen zu tun zu haben. Ich kann es nur schwer beschreiben, man muss es selbst erleben ud wie gesagt, es muss ja fuer andere kein Problem darstellen.

    LG, Frankfurter Sausage

  • Hallo Frankfurter Würstchen (ich bin auch eins ;) ),

    ich habe den von Dir verlinkten Artikel mit grossem Interesse gelesen, werde aber zugegebenermassen daraus nicht schlau. Vielleicht kann mich jemand aufklären ...

    Gemäss der auf der zweiten Seite angehängten Statistik sind die Holländer diejenigen, die sich am meisten verschulden müssen noch vor Spanien? Das irritiert mich jetzt. Seitdem ich in meiner eigenen Wohnung wohne - also seit etwa fünf Jahren - verfolge ich den Immobilienmarkt in Spanien genau und die Nachrichten beteuern jedesmal (schon seit Jahren), dass Spanien innerhalb Europas das Land mit den skandalösesten Immobilienpreisen ist (mit Abstand). Vor ein paar Jahren wurde (ich glaube von der Financial Times) eine Studie veröffentlicht, in der Spanien als einziges Land aufgeführt war, welches in einem bestimmten Zeitraum eine Verteuerung von 120% der Immobilienpreise hat erfahren müssen. Es gab kein Land, dass auch nur annährende Zahlen vorzuweisen hatte. Die Hypotheken, die zur Zeit als ich meine Wohnung kaufte, erteilt wurden, hatten eine maximale Laufzeit von 20 Jahren. Heute werden die Hypotheken mit einer Laufzeit von 40 Jahren erteilt - nicht einmal 6 Jahre später.

    Da habe ich nun gleich die nächste Frage: Welche Laufzeit kann eine Hypothek in Australien maximal haben? Auch 40 Jahre?

    In dem verlinkten Artikel steht, dass im Jahre 2004 1,7 Millionen Menschen mehr als 30% ihres Einkommens für das Wohnen haben ausgeben müssen - das ist in Spanien ebenso und nichts Australien-typisches, wie mir scheint. Als besonders dramatisch wird erwähnt, dass im Jahre 1990/91 der Durchschnitt etwa 49% des Einkommens Hypotheken ausgegeben hat, während es im Jahre 2004 bereits schon 143% waren. Das ist natürlich haaresträubend, aber in Spanien muss man auch zwei Gehälter belasten, sonst kann man sich hier nicht mal eine Hütte leisten.

    Hier (und anderswo wahrscheinlich auch) ist es zur Zeit für junge Paare (in Spanien ist es üblich in möglichst jungen Jahren eine Immobilie zu kaufen) nahezu unmöglich an ein Eigenheim zu kommen. Die Situation wurde jetzt durch die Erhöhung der Laufzeit einer Hypothek etwas 'entspannt' (kann man das so nennen? :baby: ), ist aber nach wie vor ein Disaster. Eine Besserung ist bisher weder in Sicht noch spürbar, obwohl hin und wieder immer wieder vorhergesagt wird, dass die 'Immobilienblase' bald platzen muss (das erzählen sie auch schon eine ganze Weile :rolleyes: ).

    Ich habe den Eindruck - verbessert mich wenn ich falsch liege -, dass ich ich mich in Australien nicht besonders 'umgewöhnen' muss - es scheint ähnlich zu sein wie in Spanien (ich beziehe mich jetzt auf das Finanzielle). Es besteht nur der kleine aber sehr feine Unterschied, dass ich, um mir eine Immobilie kaufen zu können nicht eine Hypothek aufnehmen muss, da ich ja mein Eigenheim in Spanien gut zu Geld gemacht habe und mir davon etwas neues kaufen kann - durch die extreme Verteuerung der letzten Jahre. Ohne dieses Kapital wäre ein so grosser Schritt wie eine Auswanderung nach Australien, bei der man auch etwas Kleingeld investieren muss sicherlich undenkbar oder doch zumindest sehr erschwert worden. Soweit ich das überblicke verbessert sich meine Lebenssituation in jedem Fall - nicht weil ich nach Australien gehe, sondern weil ich Spanien verlasse. Die Lebenshaltungskosten sind vor allen Dingen in Städten wie Madrid und Barcelona horrend und stehen nach Einführung des T€uros auch in keinem Verhältnis mehr zum Gehalt. Ich habe nicht das Gefühl ein grosses Risiko bei meinem Vorhaben einzugehen - jedenfalls nicht finanziell.

    Desweiteren entstand in mir der Eindruck, dass der Arbeitsmarkt in Australien wesentlich entspannter ist als in Spanien. Aber wie gesagt, das entnehme ich nur den Infos, die ich lese, und was ich so von meinen Bekannten höre - alles in allem noch vage Informationen. In Spanien ist es für mich als Mehrsprachige relativ einfach einen (für spanische Verhältnisse) gut bezahlten Job zu erhalten, allerdings sind die Arbeitsbedingungen sehr schlecht. Also auf ins Abenteuer ;).

    Viele Grüsse,
    Nelly

    :D :D :D :D :D

    [COLOR=green]Mein Motto: Where there's a will, there's a way.[/COLOR]

  • Ich habe hier etwas von Besser-Teurer-Edler-Mentalität gelesen.
    Dazu möchte ich mal meine Eindrücke aus Deutschland schildern.

    Woher soll ein Mensch verstehen wie wertvoll sowas wie Freiheit und Wohlstand eigentlich ist,wenn er bereits darin aufwächst und in der Erziehung leider kein Thema für ihn war?
    Deutsche haben es versäumt damit richtig umzugehen und als selbstverständlich hingenommen.

    Und wo soll denn da eine bessere Lebensqualität herkommen?
    Etwa durch Eltern,die ihre Kinder vor PCs setzen oder ihnen Markenklamotten anziehen? Wie betäubt muss man denn sein?

    Und in einem sozialen Netz wie dem Deutschen,haben sich einige
    wie im Selbstbedienungsladen aufgeführt.
    Weil ihnen wie so meist in diesem Land die soziale und gesellschaftliche Verantwortung gefehlt hat. Wer so damit umgeht,darf sich über Foglen wie Hartz4 nicht wundern.
    Natürlich ist es jetzt sehr ungerecht,aber warum sowas überhaupt erst kommen musste,daran sind nicht nur die Politiker Schuld.
    Ein weiteres Beispiel sind alte Menschen, die meiner Meinung nach viel zu wenig Respekt bekommen. Die werden nicht mal beachtet.
    Obwohl sie uns erst eine soziale Grundlage geschaffen haben.

    Es werden hier kaum noch Zwischenmenschliche Werte vorgelebt.
    Dadurch hat das soziale Gleichgewicht aus dominierenden wirtschaftlichen Gründe gelitten.
    Natürlich können Deutsche sehr nett sein,aber viele sind das nur ,weil es sich so gehört ,und nicht weil es immer vom Herzen kommt.
    Und das gibt es auch in anderen Ländern ,weil es nämlich keine Frage der Nationalität ist,sondern eine Charakterfrage.

    Einmal editiert, zuletzt von Jackaroo (6. März 2007 um 13:10)

  • Hallo Jackaroo,

    bis auf den letzten Absatz würde ich das so unterschreiben. Oberflächlichkeit findet man in anderen Ländern ebenso, wenn nicht gar noch mehr. Das ist zumindest meine Erfahrung und der daraus resultierende Eindruck. Nun habe ich aber nicht auf der ganzen Welt überall mal gelebt, um mir über Unterschiede ein Urteil erlauben zu können. Meine Aussage bezieht sich somit nur auf Spanien <-> Deutschland.

    Ansonsten finde ich das, was Du schreibst, auf den Punkt gebracht. Ein gewisses 'Verantwortungsgefühl' gab es schon nicht mehr, als ich noch jung war. Da gab es zuhauf Leute, die sich überlegten, ob sie denn überhaupt jemals einen Beruf ergreifen würden, oder doch lieber nur 'Stütze'. Für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, ich würde so nicht leben wollen.

    Ich sah vor nicht allzu langer Zeit eine Reportage über die 'deutsche Jugend heute' und über 'Arbeitslose in Deutschland'. Tja, wenn man natürlich heutzutage zur Arbeitsvermittlung gehen kann und mit einem simplen Satz wie 'der Job gefällt mir nicht', 'nachts tun mir meine Augen so weh', 'ich habe Rückenschmerzen' einer Arbeitsvermittlung erfolgreich entgehen kann - ohne ein ärztliches Attest vorlegen zu müssen - dann kann ich dazu nur sagen: der Beamte war offensichtlich noch dümmer als der zu vermittelnde ...

    Zudem kamen die Arbeitslosen viel zu spät zu ihren Terminen etc. etc. (oder liessen sie gleich ganz sausen), dann verstehe ich nicht, warum man denen die 'Stütze', das 'Arbeitslosengeld' oder was auch immer, nicht mal auf unbestimmte Zeit streicht.

    Viele Grüsse,
    Nelly

    [COLOR=green]Mein Motto: Where there's a will, there's a way.[/COLOR]

  • Zitat

    Original von Nelly

    Hallo Jackaroo,

    bis auf den letzten Absatz würde ich das so unterschreiben. Oberflächlichkeit findet man in anderen Ländern ebenso, wenn nicht gar noch mehr. Das ist zumindest meine Erfahrung und der daraus resultierende Eindruck. Nun habe ich aber nicht auf der ganzen Welt überall mal gelebt, um mir über Unterschiede ein Urteil erlauben zu können. Meine Aussage bezieht sich somit nur auf Spanien <-> Deutschland.

    Hallo Nelly,

    da hast du völlig Recht.
    Der Absatz bezieht sich eher auf meine Erfahrung,und ich will dazu mal ein konkretes Beispiel geben.

    Ein Freund hat mich mal gefragt,warum ich in anderen Ländern trotz meiner hohen beruflichen Qualifikation ,auch bereit dazu wäre auf einem Feld zu arbeiten,aber in Deutschland mir keine Feldarbeit wie Spargel stechen vorstellen könnte.

    Da habe ich ihm erklärt,dass mir meine Erfahrungen gezeigt haben,dass ich in anderen Ländern nicht nur als Gast sondern fast schon als Freund behandelt wurde,mit unheimlich viel Respekt ohne irgendwas für sie gemacht zu haben...

    In Deutschland habe ich leider den Eindruck ,dass man grundsätzlich nur Mittel zum Zweck ist. Und sich alles nur noch um den beruflichen Status dreht.
    In Australien und Spanien gibt es sowas natürlich auch,aber hier hat es einen viel zu hohen Stellenwert.
    Geld und Wohlstand sind schön,aber für mich gehört mehr dazu um das auch zu geniessen. Und das kann mir Deutschland leider nicht geben.

  • Hallo Jackaroo,

    da hast Du wahrscheinlich recht. Das erinnert mich an eine Bekannte von mir. Eine ehemalige Schulfreundin hat mich mal eine 'Tippse' genannt, weil ich eine Ausbildung als Fremdsprachensekretärin absolviert habe. Gut, ... es ist schon wahr, dass meine Bekannte Medizin studiert hat und dass der Beruf eines Mediziners grosse Anforderungen an einen stellt, allerdings hilft da auch kein flunkern: ich bin direkt nach meiner Ausbildung ins Berufsleben eingestiegen und habe auch dementsprechend verdient, während meine Bekannte bis vor kurzem noch Reagenzgläser aufgefüllt hat. Ach ja, bevor ich es vergesse, war natürlich kein full-time-Job, sondern nur als 'Aushilfe' und das währt wahrscheinlich auch nicht für immer ... Naja, so hat eben jeder sein Päkchen zu tragen. Ich als 'Tippse', dafür aber geldverdienend und meine Bekannte als studierte Reagenzglasfüllerin. Damit kann ich leben.

    Generell war das aber in Deutschland (zumindest bei mir) kein Dauerzustand. Ich habe Freunde und Bekannte aller möglichen Gesellschaftsschichten und keine Probleme damit. Weder ich mit ihnen, noch sie mit mir. In Spanien sind gewisse Freundschaften sozusagen 'unschicklich', um es mal irgendwie auszudrücken. Ich kann auf solche Unterschiede verzichten. Mir ist es noch nie in den Sinn gekommen, jemanden nach seinem Vermögen oder seinem Beruf zu beurteilen. Viele Leute üben ihren Beruf ja auch nicht zum Spass aus und haben einen 'praktischen' Beruf auch aus 'praktischen' Gründen ergriffen und nicht wegen des 'Prestige'.

    Viele Grüsse,
    Nelly

    [COLOR=green]Mein Motto: Where there's a will, there's a way.[/COLOR]

  • Hallo Nelly und Jackaroo,

    mich regen die Leute auch immer auf, die meinen mit ihrem akademischen Titel ein besonderes berufliches Risiko zu tragen. Dann frage ich immer zurück, welches berufliche Risiko denn ein Angestellter mittlerweile trägt, der bei Airbus, Allianz, Telekom etc -ganz zu schweigen von den kleinen Betrieben- beschäftigt ist und um seinen Job bangen muß, weil in den oberen Führungsetagen das Management by Chaos herrscht. Da schauen die Damen und Herren Anwälte und Ärzte immer ziemlich dämlich aus der Wäsche und bleiben mir eine Antwort schuldig. Hauptsache einen auf dicke Tasche machen können mit einem Kurzurlaub auf Sylt :rolleyes:

    Das australische "tall poppy syndrom " - was Australien für mich unter anderem so liebenswert macht- wäre manchmal in Deutschland auch angebracht....

    LG
    Bille

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