Hallo Kerstin,
wir sprechen einfach eine unterschiedliche Sprache. Ich habe Dich nicht beleidigt und wenn Dir meine Sprache in meinem letzten Beitrag zu scharf vorkommt, dann lese Dir einfach noch einmal Deinen durch. Wie es in den Wald reinruft so schallt es heraus.
Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur ein einziger Mensch in diesem Thread behauptet hat die Ursache für Eure Probleme beurteilen zu können oder darüber geurteilt hat. Und damit man mich nicht missversteht sage ich es noch einmal in aller Deutlichkeit: wenn mein Mann mich beleidigen würde oder noch schlimmer meine Kinder, dann wäre meine Faust in seinem Gesicht das letzte an was er sich erinnern könnte, wenn er aus dem Koma erwacht. Weder finde ich es ritterlich eine Ehe mit einer schnöden e-Mail beenden zu wollen, noch dass er sich zu Hause nicht blicken lässt. Und darüber, jemanden ins Land zu holen und wohl ohne Vorwarnung sitzen zu lassen, will ich mich erst gar nicht äussern. Da sind wir Frauen uns wohl alle einig.
Ich habe Dir lediglich ans Herz legen wollen - und ich mache es noch, dass ein Job - egal wie kläglich er sein mag, Dir sicherlich in jeder Hinsicht weitergeholfen hätte und weiterhelfen würde. Du lernst neue und nette Leute kennen, die Dich nicht nur auf andere Gedanken bringen, sondern Dir auch zu neuem Selbstbewusstsein verhelfen. Angenommen, das Geld reicht nicht, da Du nur zeitlich begrenzt arbeiten kannst, dann ist Dein Mann da, Dich zu unterstützen. Ich vermute doch, dass man ihn notfalls dazu zwingen kann, denn schliesslich seid ihr nach wie vor verheiratet und er hat eine Verpflichtung Dir gegenüber, die schwarz auf weiss in seiner Erklärung als Sponsor geschrieben steht. Inwieweit Du staatliche Unterstützung in so einem Falle erhälst ist mir unbekannt. Da müsst Du jemanden fragen, der sich damit auskennt. Aber vielleicht gibt es für so einen Fall etwas.
Mir persönlich widerstrebt es einfach einem Mann nachzugeben, der sich offensichtlich seiner dominanten Position bewusst ist. Daher schlug ich Dir in einem früheren Beitrag vor, zu versuchen Dich friedlich mit ihm zu einigen: des Geldes wegen, des Visum wegen, Deinetwegen. Dieser Vorschlag wurde von Elfie kritisiert, arbeiten ist auch nicht, tja, dann habe ich keinen Lösungsvorschlag mehr für Deine Situation parat.
Alles andere was Du abgelassen hast: Steuern, Ehemann, Stütze ... weiss der Geier wie Du darauf kommst. Gewisse Leistungen innerhalb der Gesellschaft werden durch Steuergelder finanziert. Dein Noch-Ehemann zahlt Steuern, da er arbeitet, Du zahlst keine Steuern, da Du nicht arbeitest. Das war lediglich ein Hinweis auf eine von Elfie gemachte Bemerkung in einem ihrer Beiträge. Ein Gehalt und ein Steueranteil sagen nichts, aber absolut gar nichts über menschliche Qualitäten aus.
Zum Rest Deines Beitrages bezüglich Nelly, Kinder, arbeiten, Hausfrau und Werte: Ich selbst habe zwei Kinder, vier Jahre und acht Jahre alt. Als ich eine Familie gründete lebte ich in Spanien. Dort machte ich für jedes Kind je ein Jahr Pause, obwohl das in Spanien sehr unüblich ist (4 Monate). Wir schränkten uns eben ein und waren uns des Luxus bewusst Zeit mit unseren Kindern verbringen zu können. Mit ein Grund, warum wir nach Australien auswandern wollten war, dass Pedro hier wesentlich mehr verdient, bessere Arbeitsbedingungen hat und ich es mir erlauben kann eine Weile zu Hause zu bleiben. In Spanien werden die Kinder nämlich von der Grossmutter aufgezogen. Und man kann froh sein, wenn man eine hat. Die Kinder sind nicht für immer jung und wir waren uns bewusst, das wir einfach viel verpassen. In Spanien gab ich (später, als die Mutter von Pedro die Kinder nicht mehr nehmen konnte) unseren Sohn und später auch unsere Tochter um 7:30 in den Kindergarten und holte sie abends um 8:30 wieder ab. Das kostete ein Heidengeld und lässt einfach zu wünschen übrig. Man merkt den Kindern an, dass sie den ganzen Tag ausser Haus sind. Die kurze Zeit, die man sie hat, muss man sie baden, zu Abend essen, spielen (naja, selten). Es ist normal, dass sie ständig nur weinen, weil sie einfach übermüdet sind. Das macht Eltern nicht gerade Spass. Ich werde auch hier in Australien wieder arbeiten gehen, geniesse aber den Luxus, Pedro jetzt in allen Einzelheiten erzählen zu können was die Kinder gemacht haben, während er nicht da war. Das ist doch toll. Ich war sowohl Hausfrau, Mutter und Angestellte gleichzeitig - mit den zwei Unterbrechungen für die Kinder - und werde es auch wieder sein. Wie kommst Du darauf, dass ich auf Hausfrauen (die nur Hausfrauen sind) herabsehe? Wo liest Du das denn nun heraus? Meine Mutter war fast ihr ganzes Leben Hausfrau und zwar eine ausgezeichnete. Wie kommst Du darauf, dass ich sie deswegen gering schätzen würde? Sie hat auch gearbeitet. Sie hat uns zur Schule gebracht, abgeholt, eingekauft, gekocht, geputzt, gebügelt und was weiss ich noch alles. Der einzige Unterschied ist, dass man die Hausarbeit einfach besser machen kann, weil man mehr Zeit dazu hat. Ich habe alle Hausarbeit früher samstags gemacht. Ich gebe Dir allerdings uneingeschränkt Recht, dass Hausfrauen generell nicht so gut angesehen werden, obwohl sie auch arbeiten.
Der Unterschied zwischen meiner jetzigen Situation und der Deinigen ist der, dass ich mir mit meinem Partner einig bin und das wir beide gemeinsame Ziele für unsere Familie haben. Das ist bei Dir leider nicht der Fall. Da Dein Noch-Ehemann nicht auch der Vater Deiner Kinder ist, kann man wohl kaum an seine Vernunft appellieren. Wenn er mehr als ausreichend Geld verdient, um Euch zu ernähren, dann finde ich, sollte er das auch tun. Er hat sich ja schliesslich dazu verpflichtet. Was ich über sein Verhalten, anstehende Rechnungen absichtlich nicht zu bezahlen, denke habe ich schon im ersten Absatz dieses Beitrages erwähnt. Ich habe Dir auch nicht abgesprochen von diesem Mann enttäuscht zu sein, da er Dir offensichtlich Versprechungen gemacht hat, die er jetzt nur ungern halten möchte. Ich denke weiterhin, dass Angriff die beste Verteidung ist. Pack den Stier bei den Hörnern. Dann nimmst Du eben erst einmal einen nicht so tollen Job. Dort lernst Du neue Leute kennen, von denen werden Dir einige vielleicht wieder neue Jobs anbieten (passiert uns andauernd - warum sollte es bei Dir anders sein?), die besser sind als der vorherige. Selbst wenn es nicht 100% ausreichend ist, aber es ist BESSER. Du bist nur weg, wenn die Kinder nicht da sind. Nachmittags kannst Du wieder mit ihnen zuhause sein. Wenn sie dann ersteinmal ein bisschen älter sind, verabreden sie sich mit anderen Kindern und sind ohnehin nicht mehr jeden Nachmittag zuhause, dann kannst Du Dir wieder einen besseren Job suchen. In meinem wirklich gut gemeinten Ratschlag - den ich Dir gebe weil ich mir Gedanken über Deine Situation gemacht habe und es mich NICHT kalt lässt - kann ich nichts böses finden. Ich denke, es ist besser für Dich und für Deine Entwicklung in diesem Land (oder auch in jedem anderen).
Und jetzt höre ich auf zu schreiben, denn die Forensoftware gibt mir die Fehlermeldung, dass mein Beitrag zu viele Wörter enthält. OK. Kurzfassen war noch nie so mein Ding.
In diesem Sinne alles Gute für Dich und Deine Kinder,
Nelly