Beiträge von CityOfGold

    Tja, irgendwie laesst der Sommer noch auf sich warten, die Naechte in Leonora sind ja auch nicht besser als in Kalgoorlie... Nein, hier werden die Inspektionen mindestens alle 3 Monate durchgefuehrt, damit die Verwalter die Eigentuemer abzocken koennen. Die fuehren uebrigens immer die ganzen Inspektionen an einem Tag durch und rechnen jedes Mal die Fahrtkosten separat ab, obwohl alles in einem Abwasch gemacht wird. Aber da die Eigentuemer meist alle Rechte an die Verwalter abgetreten haben und die Kosten anfallen wuerden, wenn die Inspektion separat gemacht wuerde, kommen die Verwalter damit durch. Und sonst bin ich natuerlich immer auf die Inspektion vorbereitet, so wie bei der letzten. Die vorletzte war allerdings gerade einmal 2 Monate nach der vorherigen, deshalb war ich nicht darauf gefasst... Na ja, jetzt kommt nur noch eine, und dann ist das mit den Inspektionen erst einmal vorbei.

    Hans, da hast du Recht. Aber die Schloesser austauschen, das geht wieder nicht ohne Zustimmung des Vermieters/Verwalters (meistens haben die Eigentuemer ja alle Rechte an den Verwalter abgetreten). Aber wie gesagt, bei der vorletzten Inspektion kam dann nur der Kommentar, Ups, dann haben wir wohl die Ankuendigung zu spaet in die Post gegeben. Natuerlich ist das alles illegal. Aber wenn man sich beschwert, landet man gleich auf der schwarzen Liste. Die gibt es wirklich (ist natuerlich auch illegal aber halt eine Tatsache). Und sonst kennen sich die Real Estate Agents natuerlich alle untereinander und hacken sich gegenseitig kein Auge aus. Wie gesagt, es machen alle mit, weil es sich ja lohnt. Und die meisten Mieter haben sich daran gewoehnt und mucken halt nicht mehr auf. Ich sehe auch ueber viele Sachen hinweg, ueber die ich mich letztes Jahr noch fuerchterlich aufgeregt haette.

    Ach ja, mein Gasheizer ist bestellt und bezahlt, nur noch nicht geliefert, das gleiche gilt fuer die Gasflaschen. Und die elektrischen Heizer verpesten die Luft zu schnell. Also, in Kuerze sollte mein Frieren ein Ende haben.

    Ich habe ja vor einiger Zeit meinen Leidensweg als Mieter ausfuehrlich im Forum beschrieben. Ich ziehe gerade wieder um (Umzug Nummer 8 ), habe diesmal ein Haeuschen mit festem Mietvertrag ohne Real Estate Agent gefunden und hoffe, dass jetzt etwas mehr Ruhe einkehrt.

    Alle moeglichen illegalen Praktiken sind hier ueblich, die vorletzte Routineinspektion lief auch so ab, dass ich die Ankuendigung einen Tag nach der Inspektion in der Post hatte. Am Tag der Inspektion habe ich nur einen Zettel auf meinem Kuechentisch liegen sehen mit den Dingen, die dem Property Manager nicht gefallen haben. Kein Wunder, die Wohnung sah schlimm aus, ich war gerade von einer Buschtour zurueck und hatte ueberall die Sachen verteilt, die gewaschen und aufgeraeumt werden mussten. Die letzte Inspektion war zum Glueck laenger angekuendigt worden und ging dann mit meiner Anwesenheit in 5 Minuten ueber die Buehne. Aber ich kann mich nach wie vor nicht daran gewoehnen, dass der Verwalter einen Schluessel hat und nach Belieben in meiner Wohnung herumschnueffeln kann... (er darf das nicht, macht das aber).

    Und die Situation auf dem Mietmarkt wird nicht besser, die Preise steigen weiter, die Nachfrage waechst, weil viele ihre Hypotheken nicht mehr bedienen koennen.

    Ich zahle als Mieter im Moment 2 Monate im voraus, damit der Eigentuemer (der uebrigens im gleichen Komplex wohnt und sich fuer das Gebahren des Verwalters bei mir entschuldigt hat) ganz klar sieht, dass ich Wert auf eine saubere Miethistorie lege und gerne bereit bin, ihm bei der Abzahlung seiner Hypothek zu helfen.

    Solange sich aber am Mietrecht nichts aendert und selbst perfekte Mieter wie der letzte Dreck behandelt werden, habe ich kein Mitleid mit irgendeinem Real Estate Agent oder Hauseigentuemer, der einen Hausverwalter braucht, um seine Immobilie(n) zu verwalten.

    Was soll ich sonst noch machen als die Miete 2 Monate im voraus zu bezahlen und alles besser zu hinterlassen als ich es vorgefunden habe?

    Ich stelle mich auf noch mehr Auseinandersetzungen mit Real Estate Agents und Hausverwaltern in der Zukunft ein, weil ich es nicht einsehe, eine von den Bruchbuden hier (was habe ich letzte Nacht wieder gefroren, es waren satte 6.5 Grad im Schlafzimmer) fuer teuer Geld zu kaufen.

    Hier der Link zu meinen frueheren Erfahrungen:
    https://www.australien-forum.de/wbb23/thread.p…11998#post75399

    Recht hast Du. Die schleichen alle fuerchterlich... Das wird nix mit dem Anpassen. Zumindest nicht im Strassenverkehr. Australier rasen nur in Schulzonen, Deutsche rasen in Schulzonen und auch sonst. Das ist der Unterschied. ;) Ich rase nur auf dem Highway, werde in den Schulzonen dagegen immer ueberholt.

    Hier in WA kennen die keine Sittenwidrigkeit - mir steht in Kuerze eine 35%ige Mieterhoehung ins Haus. Ich werde daher wohl wieder umziehen muessen. Die hoechste Erhoehung, die ich hier bisher gesehen habe, war eine Einzimmerwohnung von 150 auf 250 $ pro Woche (=66,67%). Aber kaufen - bei den Schrotthaeusern und Hypothekenzinsen, nein danke!

    Ach und zum Thema Tueren und Einbrueche - ich wohne ja in einer Mietwohnung, da hat der Hausverwalter einen Schluessel und kommt vorbei, wann es ihm passt. Die letzte Inspektion habe ich nur mitbekommen, weil der Inspektionsbericht auf meinem Kuechentisch lag. Die Inspektion kam viel zu frueh, naemlich nach zwei Monaten. Ein paar Tage spaeter kam die Ankuendigung der Inspektion mit der Post. Email oder Telefon scheint es fuer Property Manager nicht zu geben, dann koennte man ja mit den Kunden kommunizieren muessen.

    Anyway, wer in die Bude reinwill, muss nur einmal kraeftig gegen die Tuer treten. Aufhebeln duerfte auch gehen. Aber die Kandidaten sind im Moment dabei, oeffentliche Gebaeude anzuzuenden, das scheint mehr Spass zu machen...

    Heute morgen waren es 0.8 Grad hier in den Goldfields und 0.7 Grad in Perth. Verbreitete Minusgrade in ganz Suedwestaustralien. Und da merkt man schnell, dass die meisten Haeuser keine Fenster haben. Die kalte Luft zieht durch die geschlossenen Fenster. Wenn ich nicht mit dem Holzkamin heize, sind es maximal 9 Grad in der Wohnung. Mit dem Feuer relativiert sich das auf 15/16 Grad (20 Grad direkt am Feuer). Zwei Zimmer bleiben zu und kalt. Ich habe mehrere Thermometer aufgestellt. Also, dicke Jacken anziehen, Waermflaschen regelmaessig auswechseln oder, wenn es ganz schlimm kommt, elektrische Heizdecke.

    Die Waende sind auch ein Problem (double brick, also Doppelklinker). Die Kaelte kommt schoen rein, aber nicht wieder raus. Im Sommer kommt die Waerme rein und geht nicht wieder raus. Da sind es dann 36 Grad im Wohnzimmer (33 Grad mit Klimaanlage + $75 extra auf der Stromrechnung), das ist mir aber immer noch lieber...

    Das massive Hochdruckgebiet, was die Kaelte ausloest, macht es aber fuer die Holzoefen schwierig, das Feuer in Gang zu bringen. Mir wird erstmal massig Qualm in die Wohnung gedrueckt, obwohl der Abzug frei ist. Der Luftdruck ist so hoch, dass die Luft in die Wohnung und auf den Boden gedrueckt wird. Lueften kann man also vergessen, der Qualm bleibt zwischen Erdboden und ein paar Meter Hoehe einfach stehen.

    Weil die Fenster so undicht sind, kommt der Qualm ohnehin in die Wohnung zurueck, er wird einfach durch die Fugen gedrueckt. Wenn der Nachbar mit seinem Landcruiser anfaehrt (und ein paar Minuten lang den Diesel aufwaermt), habe ich sowieso das Gefuehl, auf einer Start- und Landebahn zu schlafen. Das hat man hier aber ueberall. Ich bin ja schon froh, dass er nicht noch das Autoradio aufdreht, wie das in einer Wohnanlage der Fall war, wo ich dann deswegen ausgezogen bin.

    Fazit - Doppelverglasung fuer alle Haeuser in Australien, und das Kyoto-Protokoll waere schon laengst erfuellt worden. So versucht man weiter, mit Elektroheizern, Gasbrennern o. ae. Erfrierungen zu vermeiden.

    So lange von der Politik keine Vorgaben kommen, wird das so weitergehen. Die Bauunternehmen verdienen mit ihren alten umweltfeindlichen Hausentwuerfen ein Heidengeld. Und ein Hauskauf/Hausbau wird danach entschieden, wer die kuerzeste Warteliste hat, nicht das beste Haus. Architekten gibt es ausserhalb von Perth oder der Kueste ohnehin nicht, das sind alles angelernte Bauzeichner, die Plaene von Anno Tobak aus der Schublade ziehen. Deswegen sehen die Haeuser in den Neubaugebieten auch alle gleich aus.

    Ich habe mich mit dem Winter arrangiert und sitze abends vorm Kamin. Denn Ueberleben geht in diesem Fall vor Umweltschutz.

    Gruesse aus den Goldfields.

    Ich habe mich nur auf berufsspezifische Stellenanzeigen beworben. Und Weihnachten lag auch dazwischen. Da blieben dann soviele auch nicht mehr uebrig. Was aber interessant ist, ist der Umstand, dass in Westaustralien mehr Vollzeitstellen im Bereich Planung ausgeschrieben sind als in ganz Deutschland. Und das ist kontinuierlich so. Ich koennte mich zur Zeit auf rund 12 Stellen in Deutschland bewerben (laut Website Arbeitsagentur), waehrend 15 in Westaustralien offen sind (bei 82,6 Mio. vs. 2,1 Mio. Einwohnern).

    Mit der passenden Berufsanerkennung geht hier alles viel schneller. Ich habe mich mal in Deutschland beworben, nach 6 Monaten (!) die Eingangsbestaetigung bekommen und nach 15 Monaten (!!) kam dann die Absage. Da fiel das Kofferpacken mit einem Mal sehr leicht...

    Ach so, ein deutsches Diplom ist einem Master - Abschluss equivalent, die australischen Arbeitgeber schauen auch auf die Laenge des Studiums, da sind dann 5 Jahre ein Bonus (im Gegensatz zu Deutschland)...

    Oberflaechlich im Sinne von:

    Wenn ich in Deutschland zu einem Kollegen gehe, ihm erklaere, ich brauche diese oder jene Information oder dieses oder jenes Dokument zu einem bestimmten Termin, wird das relativ prompt erledigt oder ich muss ein- oder zweimal nachhaken.

    In Australien habe ich zwei Moeglichkeiten: Entweder ich nagele den Kollegen fest, mir die Information zu geben oder das Dokument zu erstellen, indem ich daneben stehen bleibe und erst gehe, wenn ich bekommen habe, was ich angefordert habe, oder ich muss 10 bis 20 mal nachhaken. Es kommt sehr selten vor, dass sich Leute an Absprachen halten.

    Hat aber auch den Vorteil, dass Leute schnell vergessen, wenn es z. B. Grund zur Kritik gab...

    Im Moment werden nicht nur ungelernte Arbeitskraefte, sondern auch jede Menge qualifizierte Leute gesucht. Es gibt viel zu wenige Uniabsolventen, weil die jungen Leute lieber gleich in die Minen gehen und Laster fahren und richtig Kohle verdienen. Wenn der Boom vorbei ist, haben sie nichts gelernt und stehen dann auf der Strasse, wenn sie sich nicht bis dahin totgesoffen und/oder totgefahren haben... Und es braucht ja auch Ingenieure, um die Minen zu erschliessen und am Laufen zu halten, da reichen Lasterfahrer, die um die 100.000$ pro Jahr verdienen, nicht aus.

    Westaustralien braucht laut Regierungsgutachten 100.000 Arbeitskraefte in den naechsten 10 Jahren, praktisch nur, um die bereits laufenden Auftraege (China hat letztes Jahr fuer 45 Mrd. $ Gas bestellt) abzuarbeiten. In der Gegend gibt es aber praktisch keine Infrastruktur, geschweige denn Arbeitskraefte. Und wo die zusaetzlichen Leute alle wohnen soll, ist ein Geheimnis. Wahrscheinlich in Zeltcamps am Strand. Wohnungen und Haeuser sind naemlich immer noch furchtbar knapp und fallen nicht vom Himmel.

    Im Chaos wird es aber trotzdem nicht enden, weil noch so unendlich viele Bodenschaetze in Australien liegen, die noch nicht entdeckt worden sind. Und irgendein Bodenschatz hat immer Konjunktur, auch bei weltweiten Rezessionen...

    China hat immer noch Rohstoffhunger. Wenn der in ein paar Jahren vorbei ist, kommt Indien dran. China kauft sich hier gerade massiv in die Rohstoffindustrie ein, wie ueberall weltweit. Das treibt die Preise weiter.

    Ach ja, in Australien ist man gerade erst Anfang der 1980er in vielerlei Hinsicht, vor allem beim Umweltschutz. Es sind also noch rund 20 Jahre, bis sich Erkenntnisse aus Europa oder anderswo hier durchsetzen. Australien muss erst alle Fehler mitmachen und aus Schaden lernen.

    Ordnungs- und Regulierungswahn gibt es in Australien mehr als genug. Deutschland ist wohl noch Weltmeister, aber Australien ist klar auf Platz 2 und der Vorsprung wird immer kleiner.

    Auch in Bezug auf die Mentalitaet gibt es erstaunlich viele Parallelen, der Australier kann auch gut jammern, lamentieren und motzen. Oh ja. Schoenes Beispiel ist Daylight Saving - also Sommerzeit und Uhren umstellen. Dazu gab es einen schoenen Blog auf thewest.com.au. Das haette jeder deutschen Jammerdiskussion zur Ehre gereicht.

    Die Leute sind insgesamt offener, aber auch viel oberflaechlicher. Und das Wetter ist ein ganz wichtiger Grund - endlich keine Winterdepressionen mehr! Zweitwichtigster Grund nach Wetter - Jobaussichten.

    Hallo Leute,

    Ich durchlebe gerade die Phase, in einer Outback-Kleinststadt zu wohnen. 900 Einwohner, middle of nowhere. Die naechste “Stadt” ist 40km entfernt und das war es dann auch. Umgezogen bin ich aufgrund der horrenden Mieten und der chaotischen Unterkunftssituation allgemein (Haus war auf dem Markt, wurde verkauft, Mietvertrag war damit automatisch beendet [periodic lease]). Gerade ist ein Haus fuer 2 Mio. auf dem Markt – groesster Vorteil: direkt am Flughafen, damit man schnell wegkommt… Preise sind generell aehnlich hoch wie in Perth, so muss man fuer einen Stadtteil mit neuen Haeusern mindestens 500.000 auf den Tisch legen, aber es gibt keinen Seeblick inklusive.

    Das Leben am Ende der Welt hat oft genug unfreiwillig komische Auswirkungen. Aufgrund der geringen Nachfrage in der Kleinststadt muss man beim Freibad vorher anrufen, ob auch jemand da ist, der aufschliesst und Aufsicht fuehrt. Das kann dann auch dazu fuehren, dass man das Bad fuer sich alleine hat oder tagelang nicht hereinkommt trotz schoenem Wetter. Wie in vielen Doerfern ist natuerlich der Gemeinschaftssinn staerker ausgepraegt, aber insgesamt ist die Bevoelkerungszusammensetzung zu instabil. Leute kommen und gehen, kaufen oft ein Haus, verkaufen dann nach 3 Monaten wieder. Der Minenboom sorgt dafuer, dass Leute kommen und gehen wie im Taubenschlag.

    Arbeitstechnisch ist eine Kleinstadt wohl besser, um in Australien zu starten. Man kann sich in aller Ruhe auf die Aufgaben konzentrieren, bekommt relativ viel Geduld entgegengebracht und wird sehr schnell in die Kollegenrunde aufgenommen. Mobbing gibt es zwar auch, aber lange nicht so ausgepraegt wie in Deutschland. Die niedrige Arbeitslosenquote in Westaustralien (auch wenn sie gerade von 2,8 auf 3,5% gestiegen ist), laesst die Manager ueber sehr vieles hinwegsehen. Wie schon an anderer Stelle oft geschrieben wurde, wenn man morgens puenktlich ist, ist man schon deutlich besser als der Durchschnitt. Ich habe mir angewoehnt zu laecheln und spaeter laut loszuprusten ueber einige Sachen, die hier so ablaufen. Wir hatten gerade einen Manager, von dem man gemunkelt hatte, er wuerde wohl wegwollen, aber noch nichts Offizielles hat verlauten lassen. Er sass mit uns in einer Trainingssession im Computerraum und hat die ganze Zeit auf seek.com.au herumgestoebert und nach einem passenden Job gesucht, anstatt sich auf das Computertrainingsprogramm zu konzentrieren. Da fiel mir nichts mehr zu ein.

    Das Doerfchen liegt am Highway, und die Roadtrains sind die einzige externe Laermquelle. Diese Ruhe versuchen viele Einheimische – unabhaengig von der Hautfarbe – mit staendigen BBQs und Parties zu unterbrechen, da hat die Polizei am Wochenende immer ordentlich zu tun. Aehnlich wie in Skandinavien haben mehr als 50% der Bevoelkerung ein massives Alkoholproblem. Ich muss mindestens einmal die Woche betrunkenen Autofahrern ausweichen, die mal einfach so in den Gegenverkehr schlingern… Ich bin im Staedtchen auch schon in eine Seitenstrasse abgebogen, weil mir auf meiner Spur ein Geisterfahrer entgegenkam. Ich moechte mich nicht weiter mit dem Strassenverkehr auseinandersetzen, aber die Regel ist leider, dass der Australier an sich kein Autofahrer ist, weil er nie echten Strassenverkehr kennengelernt hat. Dazu habe ich an anderer Stelle im Forum schon ausfuehrlicher geschrieben.

    Infrastruktur ist ganz klar 3. Welt – koennte auch eine suedafrikanische Provinz sein. Stromausfaelle kommen mit jedem Wetterwechsel, in diesem Jahr alleine gab es schon mehrere Dutzend, davon rund alle 4 bis 6 Wochen ein mehrstuendiger. Anfang Maerz bei ueber 40 Grad fiel Samstag nachmittag der Strom aus und kam am fruehen Sonntag morgen wieder. Ich habe im Kuehlschrank und Eisfach Kuehlelemente verteilt, die den Inhalt kuehl gehalten haben. Wahrscheinlich muss ich mir aber doch einen Generator zulegen. Auch macht das Kaltduschen im Dunklen nur bedingt Spass.

    Es gibt einen General store, den ich nur am Samstag nutzen kann, weil ich in der Woche als Pendler morgens schon weg bin, bevor der Laden aufmacht, und abends schon wieder geschlossen ist, wenn ich wiederkomme. Wegen der abgelegenen Lage sind die Preise natuerlich wie auf dem Mond. Aepfel kosten gerade $12.99/kg im Sonderangebot, sonst sind die bei 15.99 oder 16.99. Das sind mehr als 10 Euro pro Kilo! Macht nichts, ich kaufe bei Coles oder Woolies in der Stadt ein, wo ich arbeite. Frischobst verdient den Namen nicht, im Outback gibt es keine Orchards und keine Farmers’ Markets. Es kommt alles per Roadtrain. Die Verteilketten in Westaustralien sind in etwa vergleichbar mit denen in Europa in den 60er/70er-Jahren und etwa genauso langsam wie das Fernsehprogramm aus der Zeit.

    Das Doerfchen und das Staedtchen leben nur vom Gold- und Nickelboom. Das heisst – praktisch nur Minenarbeiter, jedes Wochenende Komasaufen, schwere Schlaegereien, dirt bikes, big 4WD, um den Busch plattzufahren, das ist nicht mein Lifestyle. Aber erst einmal heisst es, im Beruf Fuss zu fassen, und dann weiterzusehen.

    Aber es ist wie immer eine subjektive Sichtweise, man kann es so oder so antreffen. In abgelegenen Gegenden sind auch die dauerhaften Bewohner etwas abgelegen. Wer es mental und finanziell schafft, macht die Fliege. Der Arbeitgeber ist gerade stolz, die Fluktuation von 36 auf 29,5% gedrueckt zu haben. Aber bei den Miet- und Hauspreisen wird das nicht lange halten.

    Ein weiterer Vorteil vom Outback neben der Ruhe ist die Schoenheit der Landschaft und das Wetter. Das macht dann die Lage doch einigermassen ertraeglich. Kein Schneeschieben mehr, fast jeden Tag Sonne, keine Winterdepression mehr. Wie immer, zwei Seiten einer Medaille. Hier noch mal ein kurzer Ueberblick:

    Vorteile Kleinstadt:
    - niedrige Mieten und Grundstueckspreise
    - Ruhe und Beschaulichkeit
    - Community spirit

    Nachteile Kleinstadt:
    - Infrastruktur sehr schwach entwickelt
    - abgelegene Lage, Isolation
    - Freizeitangebote extremst limitiert
    - hohe Preise fuer Waren und Dienstleistungen

    Minenstaedte, gibt es nur wohl im Klein- und Mittelformat:
    Alle Nachteile der Kleinstadt plus
    - Keine niedrigen Mieten und Grundstueckspreise
    - Keine Ruhe und Beschaulichkeit
    - Community Spirit ist etwas Hochprozentiges

    In diesem Sinne!

    Wenn es das Wetter zulaesst - ROTTNEST ISLAND! Am besten mit Schnorchelausruestung. Delphine gibt es ja selbst in Fremantle im Hafenbecken, die sind allerdings nicht so zuverlaessig wie die in Bunbury... Aber die Unterwasserwelt auf Rottnest ist inklusive Straende immer eine Reise wert. Und Quokkas und Echsen sind immer wieder lustig...

    Gruss, Patrick.

    Ich habe im letzten Jahr sowohl Hongkong Island selbst als auch Kowloon besucht, weil es im Flughafen zu langweilig war. Es ist ueberhaupt kein Problem, mit der S-Bahn in die Stadt zu fahren. Ich hatte 4 Stunden Zeit fuer den Stopover. Die Fahrt dauert zwar eine Weile, und man sollte auch genug Zeit fuer die Rueckfahrt einkalkulieren, aber meist ist das Wetter ganz gut und die beiden Stadthaelften Hongkong und Kowloon sind schon wuselig und interessant. Es ist kein Problem, fuer einen Tag ein Visum zu bekommen. Im Internet sind sicherlich genuegend Infos ueber die S-Bahn zu finden. Viel Spass beim Stopover!

    Die Lebensmittelkosten sind ja immer ein beliebtes Thema. Hier im Busch, wo alles mit Road Trains angekarrt werden muss, ist alles deutlich teurer als auf Euren Kassenbons. Ich hatte auch schon eine Anfrage an ALDI geschickt mit der Antwort, dass in den naechsten Jahren keine Expansion nach Westaustralien geplant sei. Man hat hier die Auswahl zwischen Coles, Woolworths und IGA. Farmers' Markets oder aehnliches gibt es nicht, da keine Landwirtschaft in weitem Umkreis. Also kauft man halt die woechentlichen Sonderangebote und schafft sich ein paar Vorraete.

    Schlimm ist es bei Obst und Gemuese, die kosten immer ein Vermoegen. Aprikosen 19,99 $ pro Kilo sind immer wieder ein Hingucker... Jetzt gibt es immerhin Weintrauben fuer 4-5$ pro Kilo - als billigstes Obst! Gemuese ist auch nicht besser. Chips, Cola und Fastfood sind dagegen fast jede Woche zu Schleuderpreisen zu haben. Kein Wunder, dass die Aussies immer fetter werden. Ich ueberlege auch genau, ob ich 2 grosse Tueten Chips oder 1 kleine Mango kaufe - der Preis ist der gleiche! Italienische Kiwis sind im Moment auch zu haben - die Neuseelaender wird es freuen...

    Fleisch und Seafood sind auch nicht so frisch wie an der Kueste, und auch deutlich teurer. Je weiter man von den grossen Staedten weg wohnt, desto hoeher sind logischerweise die Preise. Deswegen will ja auch keiner freiwillig ins Outback. Keine einfache Ausgangssituation fuer die australische Regierung. Da wird auch die Untersuchungskommission, die gerade ins Leben gerufen wurde, nichts aendern. Trotzdem viel Spass beim Shopping...

    Hier in den Goldfields von Westaustralien ist es auch seit ein paar Tagen richtig merkwuerdig. Kalgoorlie und Leonora, sonst eher "Hotspots" im Staat, hatten mit 21 Grad die niedrigste Hoechsttemperatur in WA. Bemerkenswert war auch, dass es an 2 Tagen hintereinander um Mitternacht deutlich waermer war als um 12 Uhr mittags.

    Es regnet immer mal wieder ein wenig, wenigstens sind die schweren Gewitterschauer vorbei, die immer wieder zu Stromausfaellen gefuehrt haben. Zu Ueberschwemmungen hat es aber noch lange nicht gereicht...

    Vorletztes Wochenende waren es ueber 44 Grad, das ist dann bekanntlich auch nicht so angenehm, zudem noch Gewitterschauer dazukamen. Meine Klimaanlage produziert nur Wasser und hohe Stromrechnungen, aber keine Abkuehlung. Ich bin schon froh, wenn die Wohnzimmertemperatur an solchen Tagen von 36 Grad auf 32 Grad sinkt... Einen Handwerker zu finden, der in das Kaff herauskommt und das Ding repariert, ist aber aussichtslos...

    Dafuer schliesst das Freibad immer schon sehr frueh, weil es ja so "kalt" ist - nachmittags waren es 28 Grad, da sind Freibaeder in Mitteleuropa sicherlich gut besucht.

    Beste Wuensche an die Ostkueste, dass die Sintflut aufhoert - jahrelang waren die Daemme leer, jetzt laufen sie ueber... Typisch Australien. Dafuer habt ihr aber kaum noch Buschbraende, ist ja auch was wert. Hier standen schliesslich auch vor 5 Wochen 50.000 ha in Flammen und der Highway war gesperrt...

    Viele Gruesse,

    Patrick.

    Ein wunderschoenes Thema. Ich habe auch gerade frisch zum Australia Day ein Foto geschickt bekommen mit Zahlungsaufforderung. Ich wusste wohl, dass ich geblitzt worden war, allerdings in typisch australischer Art und Weise. Noerdlich von Perth gibt es die Wanneroo Road, die ueber mehrere Dutzend km sich als 90-Zone durch den Busch schlaengelt. Dann wird es endlich vierspurig. Ich hatte mich mit etwa 10 Autos hinter einem Lastwagen festgehangen, als endlich die Ueberholmoeglichkeit kam - eine wie gesagt vierspurige Strasse, allerdings immer noch 90-Zone. Es gibt dort keine Schule, Fussgaenger oder Muetter mit Kinderwagen. Alle ueberholten also diesen Lastwagen mit 95 km/h, das dauert wie immer ewig. Ich hatte daher das Ueberholen schon aufgegeben, mich etwas zurueckfallen lassen und war wieder auf den linken Fahrstreifen zurueck. Es geht dann etwas bergab, ich wurde also etwas schneller. Da wurde ich selber ueberholt. Das mich ueberholende Auto duerfte so etwa 105 km/h draufgehabt haben und loeste den Blitzer aus. Ich wurde mit 98 km/h geblitzt und bekam das Foto zugeschickt und musste bezahlen. Denn das Foto ist so ungluecklich aufgenommen, dass in der Tat nur mein Auto zu sehen ist. Wieder die gleiche Diskussion - natuerlich bin ich zu schnell gefahren, daher habe ich auch bezahlt. Und obwohl ich das Autokennzeichen des ueberholenden Autos habe, nuetzt das nichts, weil das Auto gerade vom Foto abgeschnitten ist. Ich habe mich nur geaergert, es ist auch mein erster Strafzettel. Ich hatte eigentlich nur vor, nach den endlosen Kilometern den stinkenden Lastwagen loszuwerden, bevor es wieder zweispurig wurde, schon funktionierte die Abzocke. Wie gesagt, vierspurige Strasse, schoen uebersichtlich, kein Fussgaengerverkehr.

    Ich habe daher kein Mitleid mit den Verantwortlichen bei der Polizei, die immer beklagen, sie haetten nicht genug Personal. Offensichtlich ist genug Personal da, um an strategisch guenstigen Stellen fuer die Geldeinnahme zu blitzen - aber an Weihnachten kam kein Polizist, um in Geraldton eine toedliche Handgreiflichkeit zu schlichten oder auch nur aufzunehmen. Ich mache keinesfalls die einfachen Beamten verantwortlich - die haben mehr als genug auszuhalten und fuehren auch nur Auftraege von Vorgesetzten aus. Warum wird nicht haeufiger vor Schulen, Kindergaerten oder Einkaufszentren geblitzt?

    Ich fahre grundsaetzlich mit Tempomat in der Stadt - das, was erlaubt ist - und besonders in den 40-Zonen rund um die Schulen - im Gegensatz zu 90% der Australier. In der Stadt werde ich staendig an unmoeglichen Stellen ueberholt oder laufe auf viel zu langsame Autos auf. Auf der offenen Strasse faehrt aber kaum einer 110, da troedeln alle mit 70, 80 oder 90 auf dem Highway. Ich kann keine Begruendung sehen, so langsam auf einem uebersichtlichen Highway zu fahren - ausser man ist zu muede, zu betrunken oder das Auto ist nicht verkehrstauglich. Der Spritverbrauch ist fast derselbe, gerade bei den grossen Motoren. Hier im Outback sind ohnehin die meisten Fahrer nicht bei der Sache, es ist unfassbar, wie viele betrunken autofahren. Auf den grossen Strecken fahre ich nach wie vor 120 km/h und ueberhole zuegig, um sicher unterwegs zu sein. Wenn ich sehe, dass viele langsam ueberholen, um nicht die Geschwindigkeit zu uebertreten, aber fast in den Gegenverkehr geraten, kann ich nur sagen - das System ist fundamental falsch.

    Insgesamt sind die Strassen fuer ein Industrieland zu schlecht, vor allem bei dem rapide steigenden Verkehr. Natuerlich sind die Distanzen einfach zu gross und es gibt zu wenige Steuerzahler, um das Strassennetz auf europaeisches oder amerikanisches Niveau auszubauen. Das ist keine Frage. Aber die Regierung muss bei dem Haushaltsueberschuss mehr in die Infrastruktur investieren, dazu gehoeren auch bessere Strassen. Ich wuerde gerne auch ohne Auto auskommen, das ist ausserhalb der grossen Metropolen aber unmoeglich.

    Ein anderer Punkt ist in der Tat das Unvermoegen der weiten Mehrzahl der Autofahrer. Langsam fahrende Autofahrer sind viel mehr eine Gefahr als Raser. Die meisten Verkehrstoten gibt es uebrigens durch Nichtanschnallen, Alkohol/Drogen und Unaufmerksamkeit/Muedigkeit. Raser geben auch ihren Teil dazu, aber da muss man differenzieren. Ob ich 130 km/h (Richtgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen, aber schon 20 km/h zuviel fuer Australien) auf dem offenen Highway fahre, ist das etwas fundamental anderes als 130 km/h in einer Schulzone. Die Einfuehrung von Tempolimit im Northern Territory hat ironischerweise zu mehr Verkehrstoten gefuehrt. Auch hier in Westaustralien wird die Zahl auch dieses Jahr wieder deutlich steigen...

    Bei langen Strecken bleibt einem nichts anderes uebrig, als auf Tempomat 110 km/h zu fahren. Das macht unfassbar schlaefrig und unaufmerksam. Wenn ich zwischen 120 und 130 km/h fahre und genau auf den Verkehr achte, ob kein Polizeiwagen dabei ist, fahre ich viel sicherer, weil aufmerksamer und konzentrierter. Bei 110 km/h laufe ich schon auf viele Schlaefer auf, waehrend von hinten die Roadtrains druecken. Ich bin vor kurzem bei einer Nachtfahrt mit 110 km/h von einem Road Train ueberholt worden. Man hat also die Wahl zwischen Tempolimit und seinem eigenen Leben.

    Was auch zu bedenken ist, dass wir mit einer "deutschen" Einstellung zum Autofahren nach Down Under kommen und mit einer ganz anderen Philosophie konfrontiert werden. Australische Autofahrer waeren mit dem deutschen Verkehr extremst ueberfordert, ich habe dagegen grosse Schwierigkeiten, nicht auszurasten, wenn ich auf dem vierspurigen inneroertlichen Highway, wo 70 erlaubt ist und ich dementsprechend mit Tempomat fahre, auf zwei nebeneinanderfahrende Autos treffe, die mit 45 km/h durch die Gegend zuckeln und wo die Fahrer hinterm Steuer sitzen, als wuerden sie einen Rennwagen mit Tempo 300 fahren, und damit beide Spuren blockieren. Das ist Regelfall, kein Einzelfall. Aehnliches gilt fuer das Anfahren an Ampeln.

    Ich bin gerne bereit, eine Reihe von deutschen Angewohnheiten langsam und schrittweise aufzugeben, mit dem Fahrverhalten wird es wohl mit Abstand am laengsten dauern.

    Sorry fuer die langen Ausfuehrungen, aber so ist das nun bei einer Grundsatzdiskussion.

    Gruss aus dem Outback,

    Patrick.