Warum Auswandern?

pilbara2008 · 11. Februar 2009, 10:30

Ich habe gerade einen interessanten Briefwechsel mit meinem künftigen Professors in Perth und er fragte mich dies:

Warum in aller Welt willst Du nach Australien auswandern?

Ich habs jetzt mal geändert, denn mir geht es nicht um die Kultur, sondern um die Frage an sich. Das mit der Kultur ist nur ein Beispiel von ihm- da er hierin gerade einen Unterschied sah. Ich möchte einfach wissen: Was bewegt Euch zu gehen???
Ich fänd's mal ganz spannend, Eure Beweggründe zu erfahren. Freu mich auf einen interessanten Austausch!!!

Viele Grüße, Insa

Hier noch mal die Original-Frage:
What I can't understand:
why would you want to leave the cultural richness and diversity of Europe with all its art history and come to Australia???Last November / December I spent 3 weeks travelling and staying in Rome, Siena, Florence, Paris, Nancy and London and when I returned to Perth, I was depressed to be back, and I was born here! There are no Caravaggio paintings in 15th century churches in Perth.

Rupert-in-perth · 11. Februar 2009, 11:03

das grass ist immer gruenr auf der anderen seite,

ich hab zum beispiel mehr fotos von Perth als von wien das ja meine hauptstadt ist, ist doch komisch.

und leider kann man von kultur und so nicht wirklich leben, ausser es ist eben das was man zum broterwerb tut.

ich kann ein jahr lang in oesterreich sein und dort arbeiten und geh an den alten kirchen einfach vorbei, ich bin damit aufgewachsen und deshalb sind sie nicht so toll wie fuer jemanden der eben aus perth kommt.

ach ja und ich bin ja auch nicht so gscheit und mir ist der strand lieber auch wenn ich viel zu selten hingehe.

chippie · 11. Februar 2009, 11:03

Kann ich eigendlich nur bestätigen: KULTUR in Australien .... Fehlanzeige !!! Die einzige Kultur hier : Shopping, Fast Food, driving by car and " all these bad things"
Wem das nicht gefällt : If you don´t like it , leave it ......

cheers

chippie

pilbara2008 · 11. Februar 2009, 11:13

Juhuu, schon zwei Antworten.
Es geht eigentlich nicht speziell um die Kultur, das war nur das Beispiel des Professors.

Und ich finde, es hat nix damit zu tun, ob man klug ist oder nicht, wenn man kulturinteressiert ist oder nicht. Wer entscheided eigentlich, wo Klugheit anfängt?
Für mich ist Klugheit ganz Vieles, z.B. wenn man sich traut, seinen eigenen Weg zu gehen- also Rupert- finde ich Dich superklug!!!

Aber zurück zum Thema: also war Dein Beweggrund der bessere Job?

Bitte erzählt mal, was Euch so dazu getrieben hat...ich find's wirklich spannend.

daluk · 11. Februar 2009, 11:13

Original von pilbara2008

There are no Caravaggio paintings in 15th century churches in Perth.

Hallo Insa, Caravaggios gibt's auch in der Kirche hier in Jabiru nicht -- aber an den Waenden hier zu Hause haengen Djorloms, Nawirridjs und Nganjmirras.
Und wenn ich nur ein paar Kilometer fahre, kann ich mir Malereien anschauen, die bis zu 20.000 Jahre alt sind.

Das Argument der "Kulturlosigkeit" zieht bei mir persoenlich ueberhaupt nicht, denn nur weil die Kultur, mit der ich hier umgeben bin, nicht Europaeischen Ursprungs ist, ist sie mir nicht minder interessant.

Ich bin hierher gekommen, weil ich meinen Mann vor gut 10 Jahren hier kennengelernt habe. Ich habe hier mein Zuhause gefunden, bin hier gluecklich -- vielleicht, weil es mir gelungen ist, mich anzupassen, gewohnte Standards zu vergessen, mich auf Neues einzulassen, vielleicht, weil ich keine hohen Ansprueche an unsere Wohnsituation habe und mich mit buerokratischen Missstaenden arrangieren kann.

Denn die Natur und die Kultur, die Familie und Freunde, die ich hier gefunden habe, entschaedigt mich persoenlich fuer alles, was mich haette in Deutschland halten koennen.

Rupert-in-perth · 11. Februar 2009, 11:29

Das hat sich entwickeltich bin gekommen zum ersten mal weil ich mit meinem job als koch reisen wollte und einen sponsor gefunden habe.
es war nicht das geld.

australien hat mir gefallen, der job war auch nur ein job, und ich wollte flexibel sein, mir hat immer gefallen wie die das mit dem work and travel machen koennen, damals haben es die deutschen auch noch nicht bekommen, also hab ich den job geschmissen udn bin noch zwei monate zum reisen dageblieben,
wieder zuhause hab ich dann langsam begonnen mich um ein skilled independant zu kuemmern ohne forum ohne agenten einfach schoen langsam hab mir aber ein auswanderer handbuch gekauft das ein zwei hilfreiche sachen drinn stehn gahabt hat.

und dann wieder in australien hab ich einfach mal gearbeitet nicht zu gut verdient meine ganzen referenzen die mir in wien jede tue offnen, und das war ich gewohnt, waren hier wertlos und eher hinderlich, also es war nicht ganz so leicht wie ich es mir vorgestellt habe aber ich war jetzt mal da und drum bin ich auch geblieben.

nach einem jahr wieder nach oesterreich eine wintersaison arbeiten in den bergen gutes geld und schifahren dann im sommer faul sein und mich endgueltig von oesterreich zu trennen, dann wieder mit einem jahresticket nach perth weil da kann ich dan nach einem jahr wieder schnell zuhause vorbeischauen. da kam dann alles anders. aber dann irgendwann hab ich meinen ersten one way gebucht und bin jetzt seit 15 monaten hier plane im fruehsommer fuer ca zwei monate nach hause zu fliegen.

ich hab mittlerweile ein haus und ein auto und mehr als hundert kilo anderes zeugs.

ich kann nicht sagen ob ich in zehn jahren nicht doch wieder in oesterreich bin, aber im moment kann ich mir nicht vorstellen in oesterreich als koch zu arbeiten, meine referencen sind immer noch die selben aber ich will das einfach nicht tun, ja ich verdiene im moment hier sehr gut aber dafuer arbeite ich ja irgendwo im busch bis zu 4 wochen ohne kontakt zur welt, ausser dem internet.

ich bin sicher ein eher untypischer auswanderer ich bin eben hier weil es sich ergeben hat.

yowie_wa · 11. Februar 2009, 13:40

Hallo,

die Argumente des Profs kommen mir bekannt vor. So was ähnliches sagte ein Aussie Freund in Perth auch zur mir. Aber sein Bruder, der Europa auch gut kennt, antwortete für mich. Das Lebensgefühl ist ein anderes. Wer die Natur, das Meer, gelegentlich auch die Einsamkeit liebt und für den Karriere nicht das Maß aller Dinge ist, für den ist Australien vielleicht eine sehr gute Alternative.

Viele Grüße aus NRW
Susanne

Bluey · 11. Februar 2009, 14:49

Nun ja, vielleicht erklärt mal jemand dem Herrn Professor dass im 15. Jahrhundert die Erde noch eine Scheibe war und Kolumbus gerade noch "Hinterindien" entdeckt hatte... die Wahrscheinlichkeit, Kirchenfresken aus dieser Epoche ausserhalb Europas zu finden in der Tat also eher gering ist. :rolleyes:

Aber praktisch jede Kultur hat schon zu dieser Zeit oder auch schon viel früher irgendwelche Kulturdenkmäler hinterlassen. Spektakulärere Beispiele findet man u.a. in Ägypten, Südamerika, China oder den Osterinseln. Aber auch in Gebieten wo keine grossen Bauwerke erstellt wurden gibt's ebenfalls solche Kulturgüter, insbesondere auch in Australien wie bereits von Daluk bemerkt. Aber auch Europa kennt Felsmalereien, wie z.B. die Höhle von Lascaux.

Klammer auf:

Persönlich besonders faszinierend finde ich es, nach Gemeinsamkeiten zwischen den alten Kulturen zu suchen. Mein Lieblingsbeispiel: Gemäss der nordisch-germanischen Mythologie erzeugt Thor bzw. Donar den nach ihm benannten Donner mit einem Hammer.
Sein Australischer Berufskollege ist u.a. beim Nourlangie Rock abgebildet und heisst dort Namarrgon... beachtenswert ist nun dessen Werkzeug!

Klammer zu und zurück zum Thema:
Dass Herrn Professors Kulturbegriff sich in Australien erst ab der Besiedelung von Europäern im 19. Jh überhaupt ansatzweise entwickeln konnte und er gerade deswegen besonders gerne Europa bereist, mag ja verständlich sein.
Umso unverständlicher ist sein Umkehrschluss hinsichtlich Europäer welche nach Oz wollen... die haben (übrigens genauso wie die frühen Siedler) ganz andere Prioritäten!

regengott · 11. Februar 2009, 16:16

Moin Insa,

da wir quasi zuvor nicht so weit weg gewohnt haben, wollte ich Dir hinsichtlich Beweggruende eine aehnliche Frage per PN stellen (nach Deinem Kindergeld-Thread).
Noch kurz zum Prof: Seine 'kulturellen' Ziele sind auch von meiner Wohnungstuer nur mit Bahn & Flugzeug zu erreichen. Aehnliche Reisezeiten ergeben sich von Perth aus und man ist schon in Asien. Nicht immer hat man die historischen Bauten in Deutschland vor der eigenen Wohnungstuer.

Die Frage nach Beweggruenden ist schwierig fuer mich, da ich ein wenig an Kiel haenge. Ich hatte mal Anschuetz wegen einer Stelle angeschrieben, aber die wollten dann leider doch nicht so recht...

Ausserdem wohne ich ja noch in Deutschland und werde ggf. firmen-intern nach Kanada wechseln.
Kiel ist sehr 'peacig' und entspannt, was aber hinsichtlich der Mentalitaet schon etwas mit Perth/Fremantle vergleichbar ist. Man lebt am Wasser, man surft, man segelt ('Volvo Coean Race'), etc. Sicherlich muss man auch arbeiten, aber das Leben am Wasser/Meer ist mE im Fokus.
Ich bin an der Ostsee aufgewachsen und war so oft wie moeglich Surfen und Segeln. Der Horizont war eine Wasserlinie und das Rauschen des Meeres ist Musik. Statt der Dusche war ich morgens vor der Schule baden.
Derzeit lebe ich mitten in Deutschland und das Wasser fehlt mir schon sehr. Beruflich war ich aber oft unterwegs und so kam ich 2006 nach Fremantle/Perth. Dort konnte ich dann meine fruehen Erfahrungen wieder aufleben lassen. Wenn es auch nur ein paar Tage waren, so habe ich doch mein Herz ein wenig an Fremantle und Perth verloren.
Westaustralien ist immer noch mein Ziel. Sollte die Erfahrung 'Leben im Ausland ' (in Kanada) positiv verlaufen, gehe ich das Projekt 'WA' an. Nach Kiel und Kappeln kann ich immer wieder zurueckkehren.

MfG,
Steffen

P.s.: Schoene Fotos auf Deiner HP. Wenn der Umzugsstress es erlaubt, koenntest Du Dich mal an der 6mR Yacht 'Hamburg' versuchen. Ich meine, dass die am Hindenburgufer liegt.

EdnaAverage · 12. Februar 2009, 08:19

Original von chippie
Kann ich eigendlich nur bestätigen: KULTUR in Australien .... Fehlanzeige !!! Die einzige Kultur hier : Shopping, Fast Food, driving by car and " all these bad things"

chippie

Off topic:
Wo treibst Du Dich denn rum, chippie?

Natuerlich gibt es Kultur in Australien. Auch wenn das Gemaeuer nicht so alt wie das in Europa ist (obwohl Gebaeude ja nur eine Seite von 'Kultur' sind).

Geh doch mal ins Theater in Perth. Es werden sehr oft gute Veranstaltungen gezeigt, von Balletts ueber Musicals hin zu Konzerten. Es gibt Museen, Kunstausstellungen, Festivals...

Ich habe oft den Eindruck dass Leute, die die angeblich fehlende Kultur in Australien bemaengeln, meist gar keine Kulturfreaks sind.

Blossom · 12. Februar 2009, 10:38

2 Gruende:

1. Mein Schatz ist Australier und mein Englisch ist besser als sein Deutsch. Auch sind fuer uns beide die Karrierechances, das Einkommen, die Lebensbedingungen und der Lebensstandard hier deutlich hoeher als in D.
Das war fuer mich das "nach Australien rein" Argument

2. Das klingt jetzt bescheuert, aber hier kann ich das erste Mal in meinem Leben "deutsch" sein, ohne hinterfragt zu werden.
Ich werde hier einfach so und ohne bloede Fragerei als deutsch akzeptiert. Trotz dunkler Hautfarbe.
Kein "Duuuuuuu spriiiiichst aaaaabeeeeer guuuuut deutsch!" an Supermarktkassen. Kein "Wie, Du bist deutsch? Und was noch?" und kein "Neee, so richtig deutsch biste ja nich!"
Auch keine bescheuerte Statistik der Stadt Stuttgart, die mich als "Person mit Migrationshintergrund" listet - obwohl ich in D geboren und aufgewachsen bin und deutsch die einizige Kultur ist, die ich kenne.

Ich habe mich selbst immer als deutsch angesehen und als deutsch identifiziert - und habe auch so manche schwaebische Macke mitbekommen. *lach*
In D musste ich mich fuer meine Identitaet, mein "Deutschsein" tagtaeglich rechtfertigen. Leuten, die mich gar nicht kannten, meine Familiengeschichte erklaeren. Habe ich der Supermarktkassiererin gesagt, dass sie das nix angeht, war ich "die Boese"

Hier wird meine Identitaet nicht hinterfragt oder angezweifelt.

brocken · 12. Februar 2009, 14:06

@Blossom,
"hier wird meine Identitaet nicht hinterfragt oder angezweifelt".

Das ist aber nur weil Du in Canberra wohnst. Dort gibt es viele Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe.

Die Leute stellen sich halt vor ein Deutscher muss weiss sein, falls maennlich mit Lederhose, falls weiblich im Dirndl mit viel Holz vor der Huettn.

Wenn man von der Norm abkommt, wird gefragt. Ich bin aus Niedersachsen und habe nur als Kind 'ne Lederhose getragen.

Ignorante Menschen gibt es ueberall, auch hier in Australien.

Als "Kraut" seit 1974 hier als permanent Resident (war schon mal hier in 69/70),
bin ich schon oft mit dem erhobenen rechten Arm begruesst worden.
So sind die Menschen halt, was kann man machen.

Ich glaube die Bevoelkerung hier ist nicht toleranter als die in Deutschland.

Gruss nach Canberra (nice place!).

breadrock · 13. Februar 2009, 02:13

Was Rupert gesagt hat,trifft fast auch auf mich oder uns zu.Wir waren schon immer Reisende und Suchende.
Als Koch steht Dir die welt doch offen.Ganz ohne irgendwelche Identitaetsfragen.
Das Geld hat auch mich nicht hierhin gefuehrt.
Mich fragte mal einer,ob Australien soviel besser sei.Ich sagte ihm,nein,aber soviel anders.
Seien wir doch mal ehrlich,was bildet mehr eine Reise oder ein Studium?

Wenn mich Leute auf die Mangelnde Kultur ansprechen sag ich nur,dass sie hier die aelteste der Welt haben.
Ausserdem wollen wir in 20 jahren nicht sagen,warum haben wir es nicht einfach gemacht?

Uebrigens,bei uns in SA ist das grass immer trockener als woanders

cheers
Breadrock

Blossom · 13. Februar 2009, 02:29

Hi Brocken,

nein, ist nicht nur Canberra-spezifisch.

War sogar im vertraeumten Tasmanien so.

Ich rede gar nicht von irgendwelchen peobelnden Idioten. Da hast Du recht - die gibt es ueberall.
Ich rede von "der Masse": die Verkaeuferin im Supermarkt, der Toto-Lotto Fritze, ignorante Lehrer, Polizisten, Buskontrollettis.......

In D ist man der mehr oder minder subtilen Botschaft, Deutsche/r zweiter Klasse zu sein, tagtaeglich ausgesetzt.
Hier halten mich die meisten fuer eine Australierin (auch wenn ich nu so gar nicht europaeisch oder indigenous aussehe) - warum?
Weil hier in Australien die ueberweigende Mehrheit es als selbstverstaendlich ansieht, dass es kein spezifisch "australisches" Aussehen gibt.
Ob afrikanisch, arabisch, asiatisch.... Australien ist ein Einwanderungsland. Die meisten Australier wissen das auch und wuerden gar nicht auf die Idde kommen, Leute, die sie gar nicht kennen, nach ihrem Stammbaum zu befragen.

Wenn ich in D sage, dass ich deutsch bin (warum muss ich das ueberhaupt standig bekraeftigen?), werde ich i.d.R sofort gefragt: "Und was noch?" oder "aber so richtig deutsch biste ja nich" oder "wie lange denn schon?" oder auch gelegentlich "Bist Du adoptiert?"
Die Reaktion hier ist i.d.R. "hey, deutsch, das ist ja super! Meine Schwaegerin / mein Mitbewohner / einer meiner Profs / ... ist auch deutsch!" oder auch "hey, ich war bei der Weltmeisterschaft!" oder "Ich war in den 90ern mal in Braunschweig!" (ich versuch immernoch rauszufinden, warum um HImmels willen jemand in Australien auf einer Europerundreise in Braunschweig Halt macht...."

Ist schwierig zu erklaeren, wenn man es nicht selbst erlebt hat, aber in D ist die Resonanz eher ausgrenzend (mit der Implikation "DU gehoerst hier nich her"), wohingegen die Menschen hier sofort nach Gemeinsamkeiten suchen. Auch wenn die Gemeinsamkeiten sich auf einen Halbtagesbesuch in Braunschweig begrenzen.

Wenn Dich das Thema interessiert:
Buchtipp: amazon.de/Sichtbar-anders-afro…TF8&qid=1234488460&sr=8-3

carlo · 13. Februar 2009, 12:31

Hi

Wo hast du denn in Germany gewohnt Blossom??
Also da wo ich gewohnt habe hat nie jemand gefragt wo man herkomt nur weil man eine andere hautfarbe hatte
habe lange in Mannheim gewohnt

Gruß

carlo

cwoern · 13. Februar 2009, 12:58

Original von Blossom
Hi Brocken,

nein, ist nicht nur Canberra-spezifisch.

War sogar im vertraeumten Tasmanien so.

Ich rede gar nicht von irgendwelchen peobelnden Idioten. Da hast Du recht - die gibt es ueberall.
Ich rede von "der Masse": die Verkaeuferin im Supermarkt, der Toto-Lotto Fritze, ignorante Lehrer, Polizisten, Buskontrollettis.......

In D ist man der mehr oder minder subtilen Botschaft, Deutsche/r zweiter Klasse zu sein, tagtaeglich ausgesetzt.
Hier halten mich die meisten fuer eine Australierin (auch wenn ich nu so gar nicht europaeisch oder indigenous aussehe) - warum?
Weil hier in Australien die ueberweigende Mehrheit es als selbstverstaendlich ansieht, dass es kein spezifisch "australisches" Aussehen gibt.
Ob afrikanisch, arabisch, asiatisch.... Australien ist ein Einwanderungsland. Die meisten Australier wissen das auch und wuerden gar nicht auf die Idde kommen, Leute, die sie gar nicht kennen, nach ihrem Stammbaum zu befragen.

Wenn ich in D sage, dass ich deutsch bin (warum muss ich das ueberhaupt standig bekraeftigen?), werde ich i.d.R sofort gefragt: "Und was noch?" oder "aber so richtig deutsch biste ja nich" oder "wie lange denn schon?" oder auch gelegentlich "Bist Du adoptiert?"
Die Reaktion hier ist i.d.R. "hey, deutsch, das ist ja super! Meine Schwaegerin / mein Mitbewohner / einer meiner Profs / ... ist auch deutsch!" oder auch "hey, ich war bei der Weltmeisterschaft!" oder "Ich war in den 90ern mal in Braunschweig!" (ich versuch immernoch rauszufinden, warum um HImmels willen jemand in Australien auf einer Europerundreise in Braunschweig Halt macht...."

Ist schwierig zu erklaeren, wenn man es nicht selbst erlebt hat, aber in D ist die Resonanz eher ausgrenzend (mit der Implikation "DU gehoerst hier nich her"), wohingegen die Menschen hier sofort nach Gemeinsamkeiten suchen. Auch wenn die Gemeinsamkeiten sich auf einen Halbtagesbesuch in Braunschweig begrenzen.

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Nun hast Du mich aber doch neugierig gemacht. Woher kommen denn nun Deine Vorfahren/Eltern?
Schon mal daran gedacht, dass es einfach Neugierde der Menschen ist und nicht jeder, der Dich nach Deiner Herkunft oder Geschichte in Deutschland fragte, wollte Dich ausgrenzen?
Also ich frage meine asiatischen, griechischen oder arabischen Kollegen, welchen Ursprung sie haben, welche Religion, warum sie (oder deren Eltern) nach OZ kamen...
Ich hatte da nicht das Gefuehl, dass ich denen zu nahe trat. Fragt(e) mich jemand (und ich bin ja nun selbst seit 13 Jahren Auslaender in verschiedenen Laendern) nach meiner Herkunft, Gruenden... empfand ich das immer eher als echtes Interesse und weniger als den "Wink mit dem Zaunpfahl", um mir mitzuteilen, dass ich nicht recht dazugehoere.

Gruss Christian

derAl · 13. Februar 2009, 13:28

@carlo

RE: Warum Auswandern?

Hi

Wo hast du denn in Germany gewohnt Blossom??
Also da wo ich gewohnt habe hat nie jemand gefragt wo man herkomt nur weil man eine andere hautfarbe hatte
habe lange in Mannheim gewohnt

Gruß

carlo

Servus Carlo,

dann sag ich mal einen schönen Gruß aus Heidelberg.

Hier hat es bis vor einer Stunde geschneit und wie ist das Wetter bei euch so?

yank · 13. Februar 2009, 15:17

Na hierzu schreibe ich mal meinen ersten richtigen Post. Auswandern ist fuer mich eine ganz einfache sache... ich lebe gerne da wo ich mich wohl fuehle. Das hat mit Menschen zu tun, nicht mit lokalen Angeboten.

1991 bin ich das erste mal ausgewandert, in die USA und habe dort gelernt die USA (najagut, NYC) zu lieben. Ich liebe NYC immer noch und werde die Stadt immer lieben, bis ich tot umfalle. Inbesondere liebe ich die Leute, weil die einfach nur gut drauf sind und kein Blatt vorm Mund nehmen. Kultur gibt es dort natuerlich massenweise, aber das Problem dabei ist, das neben der Kultur in NYC alles einfach nur oede wirkt. Hat man das alles schon gesehen, dann gibt es einfach nicht mehr viel was einen Beeindruckt. Aber halb so schlimm.

Nun wandere ich wieder aus, nach Oz - aufs Land (aber mit super schoenen Straenden, yay) in eine klitze kleine Stadt. Das stoert mich ueberhaupt nicht. Es stoert mich nicht, ds es dort kaum Kultur gibt, das macht ueberhaupt gar nix. Denn die Leute dort, das Lebensgefuehl - das ist was mir am wichtigsten ist. Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit, die Chance immer wieder was neues zu erleben - das zaehlt.

Zu Deutschland habe ich - ausser Freunde und Familie - keinen Bezug mehr. Das habe ich leider gemerkt also ich vor 1 1/2 Jahren wieder zureuck kam. Mit NYC werde ich immer einen Bezug haben und ich denke mal mit Oz auch, sollte ich irgendwann in der Zukunft dort meine Zelte abbrechen.

Die Welt ist wirklich so klein, und wenn mann Grenzen ueberqueren kann, dann sollte man das ruhig tun.

breadrock · 14. Februar 2009, 06:38

Es freut mich sehr,dass der Ton im Forum wieder ein normaler geworden ist,und dass man jetzt wirklich von Tolleranz anderen Ansichten gegenueber sprechen kann.

cheers
Breadrock

wolkenwalker · 14. Februar 2009, 07:53

Original von carlo

Also da wo ich gewohnt habe hat nie jemand gefragt wo man herkomt nur weil man eine andere hautfarbe hatte
habe lange in Mannheim gewohnt

Gibt es in Mannheim eigentlich Deutsche?

Wo sind die?

Grüsse aus Ludwigshafen

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