Harry und Jürgen: Wie alles begann...

  • 12.2.2007, schon leicht inne Dämmerung 8o

    Jau, der zieht sich, der Oodnadatta-Track. Irgendwann gegen halb neun fahren wir dann am Pink Roadhouse vor, nachdem wir das letzte Stück wieder in stockfinsterer Nacht hinter uns bringen mußten. :baby:

    Dooferweise haben wir keinen 4WD Camper, sondern nur einen normalen Landcruiser, sonst wären wir unterwegs einfach irgendwo ein kleines Stück in die Pampa reingefahren.

    Aber nun sind wir ja hier. Sieht allerdings, hmmm, irgendwie ZU aus. Aber hinten in der Werkstatt ist noch Licht. Ist nur keiner dort. Ein paar Mal laut gerufen, es kommt keine Antwort. Puhhh, das ist jetzt aber doof. Kann doch nicht sein, daß die hier um diese Zeit schon pennen, verdorri nochmal. An der Tür zum Roadhouse hängt ein Zettel mit einer 24-h-Rufnummer. Also erstmal Kleingeld checken für die Telefonzelle an der Ecke. Hmm, Schwein gehabt, das langt gerade noch für ein Ortsgespräch. Fröhlich gewählt, nicht mehr allzu fröhlich gewartet und zunehmend unfröhlich realisiert, daß dort keiner abnimmt. :baby:

    Tja, das sieht jetzt bitter nach inne Karre pennen aus. Noch einmal rüber in die Werkstatt und gerufen. Keine Antwort. Kurz an der Tür geschaut, wann die morgen früh aufmachen wegen Frühstück und - plötzlich kommt Adam hinten aus der Werkstatt. 8)

    Was wir denn wollten. Naja, hier übernachten, wir haben ja reserviert. Wie, reserviert? Weiß er gar nix von. Dochdoch, alles per Email. Er fröhlich wieder rein, Lynnie geweckt, die im Schlafrock die Tür aufsperrt. Aha, die Urlaubsvertretung hat die Reservierung falsch eingetragen. Ja, nee, ist klar. :baby:

    Sorry, aber sie seien gerade aus dem ersten Urlaub seit ewig zurück, sechs Wochen lang die liebe Verwandtschaft anne Ostküste abgeklappert. Aber wenn wir mit einem Budget-Room zufrieden seien, den könnten wir auf jeden Fall kriegen. Klingt gut! 8)
    Naja, besser gesagt, klänge gut, wenn die kanadische Backpackerin, die hier aushilft, die Schlüssel nicht weiß der Geier wo vergraben hätte. So vertraut uns dann Lynnie den definitiv allerallerletzten Reserveschlüssel an (anscheinend hat man hier aus gutem Grund mehrere Reserveschlüssel), und wir beziehen überglücklich unser zwar schlichtes, aber wunderbar sauberes und vor allem schön kühles Quartier (dank Klimaanlage). Kann man echt nicht meckern!

    Den beiden noch eine gute Nacht gewünscht und gefragt, ob die hier immer so zeitig pennen gehen, sei doch noch früh am Abend.
    FRÜH AM ABEND?! Mitten in der Nacht, wird uns beschieden. Moment mal, gerade mal neun Uhr.
    Oh Weia! Wir sind ja hier in Südaustralien! Da hat's mal eben eineinhalb Stündchen Zeitverschiebung...
    Ein weiteres Kapitel in unserem Buch "Die lustigsten Outback-Anfängerfehler". :baby: :rolleyes:

    Aber anscheinend passiert das hier nicht zum ersten Mal, und geschafft von der langen Reise schnurpseln wir fröhlich weg. :O :O :O

    Einmal editiert, zuletzt von farmer112 (2. August 2008 um 01:00)

  • Hier ein paar Bilder zum Bericht, Teil 8 b:

    Bild 1: Let's take the poor bastard to Coober Pedy hospital

    Bild 2: Oodnadatta Track open!

    Bild 3: Oodnadatta Track

    Bild 4: Im Troopy in Zeitnot schiggern wir ins Abendrot...

    An alle Klugscheißer: Ja, ich weiß, daß das kein Troopy ist, sondern ein LC 100 Series. Nur wußten wir das damals noch nicht... :rolleyes: :P

    Bild 5: Oodnadatta Track Abendstimmung

  • 13.2.

    Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, und die Strapazen des vergangenen Abends sind so gut wie vergessen. Wir holen erstmal in aller Ruhe den gestern Abend verpaßten Oodnaburger nach. Watte muss, datt musse, schließlich geht nix über ein richtig gutes gesundes Frühstück. 8)

    Anschließend jeder schnell ein paar Kärtchen gekauft und Postkarten aus Oodnadatta geschickt, das Postamt befindet sich nämlich direkt im Roadhouse. Lynnie versucht noch Mick anzurufen, den einzigen Polizisten in 200 km Umkreis, der ist nämlich zugleich Chef der Freiwilligen Feuerwehr von Oodnadatta, deren Auto wir gerne angucken würden, aber leider ist Mick dienstlich in Coober Pedy. Naja, dann halt beim nächsten Mal, schnüff... ;(

    Nachdem die Karre mit unserem Gepäck und ein paar zusätzlichen Andenken :rolleyes: beladen ist (nicht ans Übergepäck denken, niiiiiicht dran denken) und wir uns bei Lynnie abgemeldet haben, tuckern wir in Richtung Painted Desert. Die Piste in Richtung Coober Pedy verlassen wir in der Nähe der Arckaringa Hills und fahren auf eine gut gewartete Farmpiste. Da diese aber selten befahren wird, haben wir uns sicherheitshalber abgemeldet. Lynnie hat uns den Tip gegeben, daß wir doch unterwegs die Painted Desert anschauen könnten. Ein wirklich wunderschöner Anblick! Die Hügel schimmern und schillern in allerlei Weiß- und Brauntönen. Und weit und breit kein anderer Mensch. Wir wissen zwar, daß es gerade mal 12 km weiter ein Farmgebäude mit Wasser gibt, aber trotzdem kommt uns dieser mulmige Gedanke "was, wenn jetzt die Karre nicht mehr anspringt". Aber treu springt der Landcruiser an, auch wenn's kein Troopy ist, und weiter schiggern wir, an der Arckaringa Homestation vorbei in Richtung Kreuzung, bei der es nach weiteren 42 Kilometern durch diese faszinierende Halbwüstenlandschaft wieder auf die Piste nach Coober Pedy geht.

    Vorbei an Patsies Car, das hier irgendwann mal in der Hitze aufgegeben hat und seitdem vor sich hin rottet schiggern wir gen Moon Plain. Hier gibt es über viele Kilometer hin wirklich NICHTS mehr, außer kleinen schwarzen Steinchen und sehr, sehr viel Gegend mit sehr, sehr wenig darin. Diese Gegend als etwas karg zu beschreiben hieße euphorisch zu übertreiben... :rolleyes:
    Man braucht hier nicht allzu viel Phantasie, um sich zu fühlen wie auf dem Mars.

    Der Nachmittag ist schon ein gutes Stück angebrochen :baby:, als wir zum ersten Mal in eine meiner (mittlerweile!) Lieblingsstädte in Oz rollen, ins legendäre Outbacknest Coober Pedy. Schilder warnen eindringlich vor ungesicherten Minenschächten. Ich möchte unbedingt zum Underground Bookshop, der aber zu meiner Enttäuschung leider zu hat. Also geht's erstmal an der Old Timer's Mine vorbei hoch in Richtung Big Winch und First Tree. Früher gab's keine Bäume in Coober Pedy, weil das Wasser extrem knapp und kostbar war, daher konnte man keins auf das Anpflanzen von Bäumen verschwenden. Stattdessen hat irgendein Typ aus den ausgebrannten Überresten eines der ersten Lastwagen, die Coober Pedy erreichten, einen "Baum" zusammengeschweißt. Nett anzuschauen. Direkt neben der Big Winch ist das Gelände des "verrückten Ungarn". Dieser etwas schrullige Einwohner von Coober Pedy (naja, wer ist das hier nicht...) schafft Kunst aus Schrott - witzig anzuschauen. Auf der Fahrt runter zu Radeka's Backpackers ist leider auch die Old Timers Mine schon zu, aber beim nächsten Mal wollen wir hier eh ausführlicher Sightseeing machen. Also erstmal ab zu Radeka's. Was für eine GIERIGE Unterkunft! Es handelt sich um ein Original Dugout, in dem man underground pennen kann. Großartig! Ist seitdem mein absolutes Lieblingshotel.

    Wir besichtigen im Laufschritt die kleine Kirche neben Radeka's (natürlich underground... 8) ), gehen im Laufschritt Griechisch essen (lecker, aber leider nicht underground... :( ), um rechtzeitig zur Sternengucktour wieder bei Radeka's zu sein. Raus geht's in die Halbwüste jenseits des Stuart Highway, wo kein Streulicht mehr die Aussicht auf den phantastischen Sternenhimmel stört. Einen so schönen Sternenhimmel habe ich wirklich nie zuvor gesehen. Dazu gibt's tolle Erklärungen und viele, viele Blicke durch das Teleskop. Ein klasse Abend, und auf den bequemen Betten in den angenehm kühlen Katakomben pennen wir wie die Murmeltiere. 8) :O 8)

  • Kleine "Werbepause" zum Thema Übernachtung im ex-Dugout in Coober Pedy:

    Wer in der heissen Jahreszeit in einem (im Gegensatz zu Radeka's) NICHT ausgebauten, sondern originalbelassenen Dugout übernachten will (Schlafsack auf Plane, Swag oder Zelt) kann dies im "Riba's Underground Camping" erleben. http://www.camp-underground.com.au/ Ausgebaute Budget Rooms hat's ebenfalls.
    Dabei handelt es sich um eine schräg-interessante Mischung aus Caravan Park, Hostel und Ex-Mine, wo abends für auch für externe Gäste eine sehr persönliche Minen-Tour angeboten wird. Der Preis für die Tour schliesst eine kostenlose Übernachtung ein, ausserdem kann man die ersten Erfahrungen mit Wünschelruten bzw. Pendeln machen.
    Sehr empfehlenswert, insbesondere für Reisende in Zeitnot welche auf der Durchreise bloss eine Nacht in Coober Pedy verbringen wollen und am nächsten Tag gleich wieder eine 650km Etappe vorhaben, d.h. keinen weiteren halben Tag mehr in eine andere Minentour tagsüber investieren wollen.

    LIFT UM FOOT - PUTTUM BACK DOWN

    Einmal editiert, zuletzt von Bluey (31. Juli 2008 um 21:28)

  • Hallo Jürgen,

    schön, dass du endlich weiterschreibst- ich hatte schon Entzugserscheinungen!!! Brauch doch eine Abendbeschäftigung bis es bei uns endlich los geht - Yuhu- genau in einer Woche sind wir schon unterwegs zum Flughafen! An dieser Stelle Dir nochmals vielen Dank für alle Deine Ratschläge und umfangreichen Infos.

    Liebe Grüße
    Schmitt-family (noch 7 Tage bis Darwin-Perth)

  • Hier die restlichen Bilder zum Bericht, Teil 9:

    Bild 1: Der erste Baum von Coober Pedy

    Bild 2: Catholic underground church

    Bild 3: Minidrache

    Kurze Ergänzung zum Bericht: Beim Einchecken lag dieser Gummidrache auf dem Tresen rum. Wow, der sieht ja richtig echt aus, wo's die wohl zu kaufen gibt? frage ich mich gerade, als das Tierchen einen Satz auf meine Hand zu macht. 8o

    Ja, natürlich sei der echt, schmunzelt der Aussie hinter'm Tresen. Die täten sie eigens selber züchten. Ideal für die Ungezieferbekämpfung. Keine Ameisen, keine Käfer, kein nichts, da ständig ein paar von denen auf Patrouille seien. Mittlerweile hätte sich das in ganz Coober Pedy rumgesprochen, und die Leute täten Schlange stehen, um einen für ihr eigenes Underground-Home zu kaufen. 8)

    Nach dem Einchecken bewundere ich noch die schönen Zebrasteine in der Vitrine. Und so ein kleiner mit Opalsplitterchen beladener Modell-Truck wäre eigentlich auch nicht verkehrt...
    Aber dann geht's erstmal zum Griechen, schnell noch Chappi-Chappi, bevor die Sternengucktour losgeht.

    Bild 4: Radeka's Emergency Exit. Cool, ne? 8) Bin den ganzen Abend aus Prinzip nur noch dort raus gegangen, weil viel spannender als vorne über die große Treppe. :]

  • Hallo Jürgen,

    das sind wieder richtig schöne Bilder! Schön, dass du weitergeschrieben hast. Jetzt freue ich mich noch mehr als sowieso schon auf unseren Besuch in Coober Pedy nächstes Jahr.

    Danke nochmals für deine guten Tipps zu unserer Route!

    Liebe Grüße Anne

  • 14.2.2007

    Mal wieder steht uns heute eine laaaaange Etappe bevor. Mal wieder heißt es daher BALD aufstehen, und mal wieder erfordert es einige Kraft, den armen Harry aus Morpheus' Armen zu reißen.
    Anmerkung: Morpheus ist der Gott des Schlafes, nicht daß hier ein falscher Eindruck entsteht... :P :D

    Der einhellige Tenor lautet, daß eine lausige Nacht in Coober Pedy natürlich viiiiiieeel zu wenig ist, und es ist bereits beschlossene Sache, möglichst bald wieder hier hin zu kommen. Ruck-zuck ist das Geraffel im Cruiser verstaut (gestern Abend wurden wir endgültig darüber aufgeklärt, daß das "nur" ein Cruiser sei, ein Troopy hingegen sei nochmal was deutlich besseres; eine Einschätzung, die wir mittlerweile voll und ganz teilen... ;) ) und der Schlüssel abgegeben. Nur Souvenirs kann man um diese Tageszeit leider noch nicht kaufen, das hätte man gestern Abend erledigen müssen. Wenn man denn noch dran gedacht hätte. :baby: :baby: :baby:
    Und so fahren wir ohne Zebrasteine und Opalsplitterchen-Modellauto zur 24 Stunden geöffneten Tanke, bevor der erste Schimmer der Dämmerung genau zur rechten Zeit kommt, um den Blower, das Wahrzeichen von Coober Pedy abzulichten.

    Danach geht's auf die William Creek Road, dem Sonnenaufgang entgegen. Just als wir den Dog fence erreichen, kriecht die Sonne über den Horizont, um alsbald mit brachialer Kraft vom Himmel zu knallen. Dank Klimaanlage können wir das recht gelassen sehen und spulen die immerhin rund 180 Kilometer nach William Creek fröhlich runter. Mittlerweile haben wir uns an die Pisten gewöhnt, so daß wir nicht mehr ganz so zaghaft unterwegs sind (fahren jetzt immerhin 80 km/h, und viel schneller sollte man auf solchen Pisten auch nicht fahren).

    Gegen 9.00 Uhr erreichen wir nach einigen Foto- und sonstigen Stops (Harrys Blase :rolleyes:, man darf ihm echt keine Cola zu trinken geben... :P ) das legendäre William Creek, die kleinste Gemeinde von Südaustralien, bestehend aus nicht allzu viel mehr als dem William Creek Hotel und einer Landepiste. Hier parkt ab und an auch schon mal eine Cessna vor dem Pub, aber nicht zu dieser Tageszeit. Wir besichtigen erstmal das Freilichtmuseum, alte Landmaschinen und Raketentrümmer von den Tests der 50er und 60er Jahre. Puhhh, ist das heiß! Und das um gerade mal halb zehn. Also erstmal auf 'ne kühle Coke in den Pub eingekehrt.

    Staunend bewundern wir das Innere des William Creek Hotels. Unzählige Reisende haben hier irgendwas hinterlassen, Visitenkarten, Käppis, eine Borussia Dortmund Fahne 8), etc. pp. Also erstmal flugs wieder raus zur Karre und ein Dortmunder Feuerwehrabzeichen geholt. Das erhält einen Ehrenplatz zwischen den anderen Feuerwehr- und Polizeiabzeichen. Man staunt, wieviele Leute aus Deutschland hier anscheinend durchkommen. Während wir an unserer Coke zutzeln, entert eine Schweizer Familie den Pub, Vater, Mutter, kleiner Sohn. Was sie denn trinken möchten fragt der Wirt, daraufhin sie: "Do you have Cappuccino?" Daraufhin er völlig ernst:
    "No Mam, but you may have a beer...". =) Wir haben Tränen in den Augen vor Lachen. Auch wenn Harry gerne noch bleiben möchte (ein Schild am Eingang weist darauf hin, daß hier morgen Abend Mädels "oben ohne" auftreten): Die Zeit mahnt zum Aufbruch, es ist schon kurz vor halb elf. Schnell noch Souvenirs gekauft. Ein Kamel aus William Creek ist natürlich Pflicht für den heimischen Zoo, dann geht's wieder auf den Oodnadatta Track in Richtung Maree.

    Hier erstmal ein paar Fotos:

    Bild 1: Coober Pedy Blower im Morgengrauen

    Bild 2: Nochma Blower im Morgengrauen

    Bild 3: Dog Fence Morgenstimmung

    Bild 4: You are at William Creek!

    Bild 5: Australiens einsamste Parkuhr (made in Germany!)

  • Hier noch ein paar Bilder zum Bericht, Teil 10:

    Bild 1: William Creek Hotel (leider ohne Cessna, schnüff... :( )

    Bild 2: Topless Girls Tomorrow!

    Bild 3: William Creek Pub Eingang

    Schaut mal auf das Schild oben über dem Eingang. Unter "Room". Erkennt Ihr sie?!

    Bild 4: Ja genau, Jan Cux und Cuxie, diese völlig peinlichen Maskottchen aus Cuxhaven. Sie sind wirklich ÜBERALL! :baby:
    Aber im Gegensatz zur Heimat, hier im so ziemlich hintersten Winkel von Oz hat das wirklich was! =)

    Bild 5: William Creek Pub von innen. Das linke Kamel, das so belämmert drein schaut, bereichert jetzt den heimatlichen Zoo. Weil: Wenn schon ein Kamel, dann auf jeden Fall aus William Creek!

  • 14.2.2007, gegen Mittag

    Fröhlich schiggern wir auf dem Oodnadatta Track gen Süden. Die Landschaft ist atemberaubend. Weite rote Ebenen mit ein paar kümmerlichen Sträuchern wechseln sich gleich wieder ab mit kargen ockerfarbenen Tönen.

    Wir legen ein Päuschen ein und machen einen Abstecher zum Bubbler, einer kleinen artesischen Quelle. Blubbert wirklich lustig vor sich hin und macht seinem Namen alle Ehre. Das Wasser ist extrem salzhaltig, daher wächst hier auch nix um die Quellen drum herum außer einem bißchen Gras, das sich irgendwie angepaßt hat.

    Weiter im Süden verzichten wir auf den Abstecher zum Lake Eyre Nord, denn
    a) würde das Zeit kosten, die wir diesmal leider nicht haben
    b) hätte man sich dafür abmelden müssen und
    c) sind wir dafür nicht ausgerüstet (nicht genug Trinkwasser, kein Kompressor etc.).

    Eine junge Österreicherin, Caroline Grossmüller, ist hier vor ein paar Jahren auf tragische Weise ums Leben gekommen. Sie war mit ihrem Freund unterwegs, als sich die beiden kurz vor dem Aussichtspunkt zu Lake Eyre Nord, also knapp 70 km auf einem kleinen Track, der vom Oodnadatta Track abzweigt, in tiefem Sand festgefahren haben. Nach mehreren Tagen Warterei wurde das Wasser knapp. Das Paar zerstritt sich, Caroline wanderte bei über 40°C zu Fuß los in Richtung Oodnadatta Track um Hilfe zu holen und ist unterwegs elendiglich verdurstet. Ihr Freund, der beim Auto geblieben war, wurde hingegen gerettet. Die Polizei, die das Auto bergen wollte, hat lediglich den Reifendruck deutlich reduziert und das Fahrzeug auf diese Weise ohne den Einsatz weiterer Hilfsmittel herausfahren können.

    Wir beschränken uns auf ein paar Bilder von einem Ausläufer des Lake Eyre und ötteln weiter in Richtung Maree, über uns wunderschöne malerische Schäfchenwolken. In Maree angekommen ist erstmal kurze Mittagspause. Danach haben wir den Einfall, mal bei der örtlichen Gesundheitsstation vorbeizuschauen. Vielleicht gibt's ja auch hier einen Ambulance-Troopy zu knipsen. Es gibt! Und wie sich herausstellt, sind hier gerade die Flying Doctors im Einsatz. Sie laden uns ein, ihnen zum Airstrip zu folgen, dann könnten wir ihren Start filmen. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Anschließend folgen wir dem Ambulance Troopy zurück zur Clinic, um uns bei der netten Nurse mit einem Abzeichen zu bedanken. Hierbei stellt sich heraus, daß sie zugleich Captain (und tagsüber so ziemlich einziges Mitglied :rolleyes: ) der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr ist. Der Shed der FF ist direkt nebenan, und so können wir dann gleich noch den schönen alten Tanklöschwagen fotografieren.

    Naja, mit der Retterei, das sei hier schon nicht so einfach, meint die Nurse. Wenn's auf dem Oodnadatta-Track kracht oder noch schlimmer auf dem Birdsville Track, dann müsse sie häufig genug entscheiden, mit welchem der beiden Einsatzfahrzeuge sie los düst (Fire Truck oder Ambulance), zu wenig Freiwillige in Maree, die meisten arbeiten außerhalb. Dazu kommen die extrem langen Anfahrtwege. Der Birdsville Track ist 480 km lang, beginnt in Maree und endet in Birdsville. Birdsville ist gleichzeitig die einzig andere Stelle längs des Birdsville Tracks mit organisierten freiwilligen Rettern. 8o
    Also Jungs und Mädels: Wer dort unterwegs ist, der sollte schön vorsichtig fahren! Denn unter drei Stunden tut sich da nix mit Eintreffen der Retter, und darin ist der Meldeweg noch nicht enthalten (falls man kein Iridium Satphone hat).

    Unter stark bewölktem Himmel geht die Tour weiter über Lyndhurst nach Copley. Dort rasch nochmal aufgetankt, dann biegen wir ab in Richtung Arkaroola. Sind nochmal so um die 200 Kilometerchen, die wir bis zum Abend abgespult haben müssen. Aber es geht über eine schöne Piste, die richtig Laune macht. Berg- und Talfahrtmäßig. Und hinter einer kleinen Aboriginal-Siedlung liegt sie plötzlich vor uns: Die erste (und einzige) Wasserdurchfahrt auf dem gesamten Trip. Sieht ja mal nicht so wild und tief aus. Dann machen wir das doch so wie die ganzen anderen Deppen auch. Kurz zurück gesetzt, den Cruiser ordentlich auf Touren gebracht und mit Knallgas durch, daß das Wasser fröhlich zur Seite weg spritzt. Jauchz!
    Was ein Spaß! 8) 8) 8)
    Harry bannt das Ganze auf Video.

    Jetzt ordentlich wieder hoch beschleunigen, aber was ist das? Irgendwie zieht die Karre nicht richtig. Kann doch gar nicht sein. Motor läuft rund. Kann doch kein Wasser reingekommen sein? Wir haben doch einen Schnorchel. Und so tief war's nicht. Vielleicht liegt's an der Steigung. Komisch. Beschleunigt echt kaum noch. Tssstsss. *Runterschalt*
    Kommt trotz Runterschalten immer noch nicht aus dem Kreuz. Könnte natürlich auch sein, daß vielleicht was mit einem der Reifen ist. Mal langsam machen und anhalten. Ich werfe einen Blick in den Rückspiegel und 8o 8o 8o!

    Jürgen: "F..K!"
    Harry: "F..K?"
    Jürgen: "DIE KARRE BRENNT! DEN FEUERLÖSCHER, SCHNEEEEELLL!!
    Harry: "Wiewatt, die Karre brennt?"
    Jürgen: "DER REIFEN! UND GETZ MACH HINNE MIT DEM LÖSCHER!"
    Harry: "OH F..K!" (hektisch nach dem Feuerlöscher wühl...)

    Wird den beiden Outbackdeppen die Karre tatsächlich abschmoken (und die umliegenden 250 furztrockenen Quadratkilometer Wald gleich mit)? Nach einem kurzen Boxenstop :P geht's weiter.

    Erst nochmal ein paar Bilder:

    Bild 1: The Bubbler

    Bild 2: Lake Eyre Ausläufer

    Bild 3: Clouds over Oodnadatta Track

    Bild 4: Oodnadatta Track Cloud Dreaming

    Bild 5: RFDS Take off Maree

  • 14.2.2007, spät am Nachmittag

    Hastig ausgebootet. Harry kommt von der anderen Seite des Autos gespurtet, Feuerlöscher in der linken, die immer noch laufende Videokamera in der rechten Hand.

    Jürgi: "Puuuuhhh, Schwein gehabt. Brennt doch nicht, der qualmt nur." *Angstschweißabwisch*
    Harry: "Schwein gehabt? SCHWEIN GEHABT?! Sachma, bissu völlich doof? Guck Dir mal den Reifen an, komplett zerfetzt!"
    Jürgen: "Uuupps..."
    Harry: "Ja, UUUPPPPSSS!"

    Nach kurzer Diskussion vermerken wir unter "Lessons learnt":
    1. Man fährt nicht wie die wilde Sau durch Wasser, obwohl das auf dem Titelblatt des Britz-Atlas so gezeigt wird. Wasserdurchfahrten IMMER schön langsam, normalerweise in L4, 2. Gang.
    2. Wenn man glaubt, daß irgendwas irgendwie nicht stimmt (Auto zieht nicht), dann fährt man nicht erst noch 1427 Kilometer weiter, sondern hält DIREKT und AUF DER STELLE an.

    Nachdem wir das geklärt haben folgt eine fröhliche Reifenwechselaktion. Zunächst mal gilt es, so ziemlich alles auszuladen, um an das Reifenwechselwerkzeug heranzukommen. Danach müssen die einzelnen Teile der Winde zusammengeschraubt und das Reserverad heruntergewinscht werden (SCH..SS Cruiser, bei einem Troopy würde man jetzt einfach das Rad vom Heckträger schrauben und fertig). Doch irgendwann hat Harry das Ding runter gewinscht und platziert im Dreck robbend und wüste Flüche ausstoßend den Bottle Jack unter'm Auto. Plötzlich kommt ein freundlicher Aussie des Weges und fragt, ob er mit seinem High-Lift-Jack helfen solle. "Thanks for stopping mate, aber wir komm' schon klaa...". Stolz darauf, daß wir ja keine technischen Deppen sind, die Hilfe bei sowas Selbstverständlichem wie einem Reifenwechsel brauchen, machen wir weiter und stellen beim Hochpumpen erfreut fest, daß wir ein gaaaanz tolles Auto mit Old Man Emu Suspension haben (ordentlich watt höher gelehcht, so muß datt!), aber leider immer noch den original Wagenheber an Bord (datt müßte getz aba anders...) :baby: .
    Mangels Unterlegholz (weil Britz... :baby: :baby: ) und nach längerer erfolgloser Suche :baby: :baby: :baby: nach einem ideal abgeflachten Stein, während der wir ausgiebig diskutieren, warum ich unbedingt meinte, den netten Aussie mit dem Highliftjack wegschicken zu müssen, weil logo, daß jetzt kein anderer mehr des Weges kommt, geht's schließlich weiter. Die Brettchen der Gepäckabdeckung müssen dran glauben, wir haben den Braten auf. :baby:

    Während des Radwechsels schnell noch ein paar Bilder vom traumhaften Sonnenuntergang gemacht, bevor wir die gastliche Italowie Gorge dann doch noch aus eigener Kraft wieder verlassen können. Wir hatten uns zwischenzeitlich ob der herannahenden Dämmerung bereits auf eine Übernachtung an Ort und Stelle eingestellt. Doof nur, daß wir jetzt KEIN weiteres Reserverad mehr an Bord haben, natürlich auch keine Ersatzschläuche und Werkzeug zum Wechseln. Entsprechend schiggern wir die verbleibenden zig Kilometer bis Arkaroola wie auf rohen Eiern über die Schotterpiste, um in stockdunkler Nacht gegen 21.00 Uhr doch noch in Arkaroola einzutreffen. Welch ein Glück, es ist noch jemand im Restaurant und wir können noch ein Zimmer für die Nacht bekommen (nächstes Mal Camper, nächstes Mal AUF JEDEN FALL Camper, schwören wir uns) und tragen uns direkt in die Ridgetop Tour für den nächsten Morgen ein.
    Ja, die hätten hier eine Werkstatt. Ja, ein Reifen für einen Landcruiser dürfte kein Problem sein. Klingt gut!
    Nur zu Essen gäb's leider nix mehr. Sorry mate, ist schließlich schon 21.00 Uhr durch, die Küche schließt um 20.30 Uhr. :baby:
    Und so gibt's dann zur gerechten Strafe nur ein paar kalte Bohnen aus der Dose, gepaart mit den letzten Scheibchen Scheiblettenkäse und Schinken und jeder einen Kanten trockenes Weißbrot.

    Wir notieren in unser Buch "Tausend lustige Anfängerfehler im Outback und wie man sie beim nächsten Mal vermeidet":
    An Bord gehört:
    1. GENUG zu Fressen
    2. Ein kleiner Kocher, und wenn's nur einer für Esbitsteinchen ist.

    Aber die warme Dusche und das weiche Bett sind nach den Mühen des Tages eigentlich Belohnung genug, und erschöpft schnurpseln wir weg. :O :O :O

    4 Mal editiert, zuletzt von farmer112 (4. August 2008 um 17:33)

  • Hier noch ein paar Bilder zum Bericht, Teil 10 c:

    Bild 1: Das Personal bei der Arbeit.

    Anmerkung: Ich wäre ja auch drunter gerobbt, aber Harry meinte, ich sei zu fett dafür. Wenn er davon überzeugt ist, warum sollte ich ihm da widersprechen?! :P

    Bild 2: Enjoy your stay at Italowie Gorge!

    Bild 3: Wolken über Italowie Gorge

    Bild 4: Italowie Gorge at dawn

    Bild 5: Italowie Gorge Abenddämmerung

  • 15.2.2007, ziemlich früh am Morgen

    Um 6.30 Uhr geht's raus ausse Heia, denn vor der schönen Ridgetop-Tour müssen wir noch unser kaputtes Rad verarzten lassen. Hoffentlich geht das hier überhaupt. Ab 7.30 Uhr sei an der Werkstatt jemand da hieß es. Ich bin gespannt. Aber erstmal müssen wir Kleingeld wechseln und Britz anrufen. Zunächst schlägt deren Mitarbeiter vor, daß wir in Hawker einen neuen Reifen aufziehen lassen sollen. Dort gibt's eine Vertragswerkstatt, wo Britz günstige Konditionen hat. Nach einer kurzen Debatte, in deren Verlauf ich klarstelle, daß wir nicht vorhaben "bloody somewhat 200 k's of track" ohne bloody spare tyre zu fahren lenkt der Typ aber freundlicherweise ein. Wir bekommen einen Gutscheincode und Kontaktdaten genannt, die wir an die Werkstatt weiterleiten sollen. Damit wird unser Reifen gewechselt, ohne daß wir auch nur einen Cent auslegen müssen. Prima Service! Wenn jetzt noch ordentliches Werkzeug und Unterlegholz an Bord gewesen wäre, dann hätte man echt nicht meckern können... :rolleyes:

    Tatsächlich können wir das Rad um kurz nach halb acht abgeben (na klar sei das heute Mittag fertig, no worries mate) und noch schnell jeder eine Sausage Roll runterschlingen, bevor unser Guide für die Ridgetop Tour erscheint. Er ist zunächst nicht sonderlich begeistert, weil wir last minute erst heute morgen gemeldet worden sind. Aber nachdem wir unser Malheur mit der Panne erklärt haben (*schäm*) hellt sich seine Laune auf und wir sitzen hinten auf dem offenen Troopy auf. Da Nebensaison ist, sind wir die einzigen Gäste, gierig! :] 8)

    Die Ridgetop Tour ist absolut faszinierend und supergenial. Sie führt über kleine, teilweise sehr steile Tracks über das weitläufige Gelände von Arkaroola, das einst als Farm von Reginald Sprigg erworben wurde, einem der bekanntesten Geologen Australiens. Lange bevor der Begriff Ökotourismus überhaupt geprägt wurde, hat Reginald Sprigg dieses Prinzip in Arkaroola schon umgesetzt. Muß ein cooler Typ gewesen sein. Er hat einst als Familienurlaub mit Frau und kleinen Kindern! mit einem ollen Landrover die Simpson von Süden aus durchquert und Poeppel Corner neu vermessen - das war, bevor man dort bequem über Tracks hin schiggern konnte. Wer die Bücher von Len Beadell gelesen hat, der weiß um die Schwächen der alten Landrover. Das war ergo ein ECHTER Abenteuerurlaub... 8)
    Dies und vieles mehr erzählt uns unser Guide, während er den Troopy die atemberaubend steilen Tracks hoch und wieder runter quält. Unter anderem ist hier früher mal eine Zeitlang Uran abgebaut worden. Gibt immer noch ziemliche Vorkommen, aber aufgrund der extrem schweren Zugänglichkeit lohnt sich der Abbau nicht mehr.

    Aus den tief hängenden Wolken gibt's einen erfrischenden Schauer, endlich ist es nicht mehr ganz so drückend heiß. Wir begrüßen die Abkühlung und verzichten auf das Schließen des Verdecks. Mehrere sehr schöne Aussichtspunkte werden angefahren, die faszinierende Ausblicke auf die wunderschöne Berglandschaft ringsum gewähren, und schließlich nähern wir uns dem unbestrittenen Höhepunkt der Tour, dem Siller's Lookout. Normalerweise stapeln sich hier oben auf dem kleinen Aussichtsplateau bis zu drei Troopies (jeder mit bis zu zwölf Touris beladen), aber heute sind wir die einzigen und haben die Stille und majestätische Erhabenheit dieses Platzes ganz für uns. Es gibt leckeren Kuchen und eine Tasse Tee, bevor wir uns - jeder eine Speicherkarte später 8) - wieder auf den Rückweg machen. Unser Guide merkt, wie sehr wir die Tour genießen, so daß wir ein bißchen länger unterwegs sind als üblich. Gegen 12.45 Uhr treffen wir wieder im Arkaroola Wilderness Resort ein, wo wir uns nach dem abenteuerlichen Trip jeder erstmal einen Burger with the Lot gönnen. So ein Burgerchen in Ehren kann schließlich niemand verwehren. Anschließend geht's noch in den Souvenir Shop, das Roadsign-Schild "I survived the Ridgetop-Tour" ist natürlich Pflicht. 8)

    Soviel für heute. Muß jetzt los zum Frankfurter Australien-Stammtisch. 8)

  • Hallo Jürgen,
    also sollte ich jemals nach Williams Creek kommen,werde ich eine Fahne der anderen Borussia dabei haben,damit das Geleichgewicht wieder hergestellt wird.
    Ansonsten vielen Dank für Deinen Bericht,ich bin echt gierig darauf.Wie lange wird denn unser Entzug dauern,denn ihr seid ja bald wieder weg?
    Liebe Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Hallo Anne,

    ich hoffe, daß ich den Bericht in den nächsten Tagen werde fertig schreiben können. Und wenn's gut läuft, wird dann noch vor'm Urlaub (immer noch 40 endlose Tage...) zumindest einen Teil des nächsten Berichtes geben (Kimberley Trip mit Munja Track und Tablelands Track, Ihr dürft gespannt sein).

    Liebe Grüße,

    Jürgen

    Where the bloody hell am I? :baby:

    40 bloody days until Talawana Track, Windy Corner, Sandy Blight Junction Road and TimTams! :) 8) :)

  • Hallo Jürgen,

    habe gerade gelesen, daß ihr noch 40 Tage habt. Wann startet ihr genau??

    Wir fliegen am 22.09. nach Darwin


    Gruß Christian

  • Hallo Christian,

    wir starten am 12.9. und fliegen mit Cathay via Hongkong nach Perth. Geplant ist auf dem Hinweg ein eintägiger Stopover in Macao. Frag mich nicht warum, aber ich wollte schon immer mal nach Macao...

    Gruß,

    Jürgen

    Where the bloody hell am I? :baby:

    40 bloody days until Talawana Track, Windy Corner, Sandy Blight Junction Road and TimTams! :) 8) :)

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