9. November in Deutschland

  • Heute ist der 20. Jahrestag des Mauerfalls!
    Im TV laufen immer wieder die Bilder von damals.Auch jetzt nach 20 Jahren bekomme ich immer noch eine Gänsehaut wenn ich das sehe.
    Ich kann mich noch genau erinnern,wie wir in den Wochen damals vor dem Fernseher gehockt haben,immer mit der Angst,dass die Armee eingreift.
    Ich würde mir wünschen,dass dieser Tag,statt des 3.Oktobers,zum Nationalfeiertag würde,auch wenn dieses Datum negativ belegt ist.

    Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne Ich würde mir wünschen,dass dieser Tag,statt des 3.Oktobers,zum Nationalfeiertag würde,auch wenn dieses Datum negativ belegt ist

    hallo anne,

    dieses datum waere auf jeden fall politisch inkorrekt und der zentralrat der juden wuerde bis zum sanktnimmerleinstag protestieren.

    hauptsache ist doch, dass das ding fiel. wann man den tag feiert ist dabei nebensaechlich. queen liz II feiert ihren geburtstag ja auch lieber im juni als im april (ihrem echten geburtsTAG, der aber meistens verregnet ist und sich fuer feiern in london nicht eignet) ;)

  • Klar,deshalb schrieb ich ja,dass das Datum negativ belegt ist.
    Ich denke aber die Emotionen sind heute intensiver als an dem "verordneten" 3. Oktober.
    Aber hast recht,Hauptsache das Ding ist weg.
    Gruss Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Hi Anne,

    lieben Dank für den Start dieses Threads!

    Mein Aussi Nachbar hat heute sehr ausführlich nach dem 9. November gefragt, voller Wissbegierde. Ich glaube er ist "Author" und schreibt auch gelegentlich für hiesige Zeitungen... .

    Der 9. November 1989 war sicherlich für viele ein emotionaler Tag, damals so wie heute. Insbesondere für diejenigen jenseits der Mauer, ich war ja auch jenseits, allerdings als "Grundi" bei der Bundeswehr. :D

    Das australische Fernsehen ist voll von Reportagen über die tolle Zeit damals, so friedlich und doch so nachhaltig wie das abgelaufen ist.

    Cheers
    Hannes

  • Hallo,
    erschreckend ist für mich allerdings,wie wenig junge Leute eigentlich wirklich wissen was damals passiert ist.Geschweige denn,dass sie wissen wie die Zustände in der "DDR" waren oder sogar während des 3.Reiches.

    Da gibt es im deutschen Schulsystem einen gewaltigen Nachholbedarf.
    Meine Kinder hatten auf dem Gymnasium ausgiebigst die französische Revolution,ca. ein halbes Schuljahr,aber nur 2 Wochen die Hitlerzeit.
    In den USA sind "american history" und "government" Pflichtfächer.

    Die Älteren sollten ihren Kindern soviel aus diesen Zeiten erzählen wie es nur geht,damit das Alles nie vergessen wird.(Ich weiss,hört sich pathetisch an,aber ich kanns nicht besser umschreiben).

    Liebe Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne Da gibt es im deutschen Schulsystem einen gewaltigen Nachholbedarf

    nicht nur da :rolleyes:

    Zitat

    Original von Aussi-Anne In den USA sind "american history" und "government" Pflichtfächer

    DAS wuerde in deutschland ja schon wieder als volksverhetzung gelten...

    Einmal editiert, zuletzt von Outbackrider (9. November 2009 um 15:49)

  • (@Aussie-Anne)

    Es besteht immer noch Aufklaerungsbedarf zu diesem Thema. Man muss mE auch den Mut aufbringen, Details zur DDR Geschichte zu glauben (die Stasi hat viel aus dem 3. Reich 'mitgenommen').


    Die emotionalsten Momente fuer mich waren...

    ...als ich durch die Stasiakte meines Vaters geblaettert habe.

    ...als eine Postkarte von Bekannten kam, "Gruesse aus Bayern! Alle Not gut ueberstanden..."

    ...als H-D. Genscher die Ansage in der Prager Botschaft gemacht hat - das ist unerreicht bis heute.


    Ciao,
    Steffen

    ...A Mari Usque Ad Mare...

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne
    Hallo,
    erschreckend ist für mich allerdings,wie wenig junge Leute eigentlich wirklich wissen was damals passiert ist.Geschweige denn,dass sie wissen wie die Zustände in der "DDR" waren oder sogar während des 3.Reiches.

    Liebe Grüsse,Anne

    Aber das trifft doch nicht nur auf die jungen Leute zu. Im Grunde kann man da doch niemandem einen Vorwurf machen. Wirklich wissen tun es doch nur die, die dabei waren bzw. im vorliegenden Fall wirklich in der DDR gelebt haben. Ober willst du mir erzählen, dass selbst erwachsene Westdeutsche wissen, wie "die Zustände in der DDR" waren.

    Also mich erschreckt es nicht oder ich finde es auch nicht verwerflich. Ich weiß doch auch nicht, wie die "Zustände in der BRD" waren. Wie denn auch...man muss halt da gelebt haben.
    Sicher muss man den nächsten Generationen unsere Geschichte erzählen. Aber es gibt auch die meisten Erwachsenen, die sich nicht die Bohne dafür interessieren. Die, die fragen, bekommen immer eine Antwort oder eben auch Erzählungen, wie es war, in der DDR zu leben. Aber viele fragen auch gar nicht.
    Aber herrgott, so ist das Leben. Und im Geschichtsunterricht kann man sicher nur über die Eckdaten berichten, aber doch nicht, wie es wirklich war.

    Das ist meine Meinung, denn so ging es mir in Geschichte auch immer. Ich hole mir meine wirklich interessanten Informationen doch auch, wenn es z.B. um das 3. Reich geht, von Betroffenen, die, die wirklich dabei waren und wissen, von was sie reden, nicht nur von Fakten und Zahlen, sondern von selbst erlebtem.

    Und um zum eigentlichen Thema zurückzukommen. Ich habe heute immer noch einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen, wenn ich die Bilder von damals sehe. Ebenso bin ich bei ganz vielen Dinge, die ich heute tun kann, unendlich dankbar, dass ich sie wirklich erleben kann und darf und weiß mein Leben, dass ich heute führen darf, unheimlich zu schätzen.

    Meine Erinnerung an den 09.11. ist eher lustiger Natur. Die Schwiegermutter meines Bruders hatte sich kurzfristig auf den Weg nach Berlin gemacht. Es war die Geburtstagsfeier meines Bruders und seine Freundin kam völlig aufgelöst bei uns daheim an, mit nem Zettel von ihrer Mutter, wo drauf stand, dass sie nicht anders könne und nach Berlin gegangen ist. Es hörte sich so an, als wenn wir sie nie wieder sehen würden. Alles ziemlich dramatisch. Am nächsten Tag war sie wieder da :D
    Da muss ich heute noch drüber lächeln... Aber solche Geschichten sind passiert.

  • Liebe Susanna,
    es ist so,egal in welches Land Du gehst,an den Schulen wird umfassend über die Geschichte des eigenen Landes unterrichtet.Das fehlt vollkommen in unseren Schulen.Sowenig uns über unsere Geschichte gesagt wird,sowenig wird uns auch Nationalstolz im positiven Sinne mitgegeben.Den text unserer Nationalhymne habe ich meinen Kindern beigebracht.Das wäre in jedem anderen europäischen Land undenkbar.

    Ich denke,jeder Erwachsene und auch Jugendliche,der nur ein wenig politisch interessiert ist kann sich diese Infos holen.Ich kenne die Zustände,wie sie in der "DDR" waren.Mein Exmann ist mit 18 geflüchtet,wir sind sehr oft "drüben" gewesen,da seine Mutter und sein Bruder noch drüben waren.Wir haben die Schikane dieses Staates umfassend zu spüren bekommen,abgehörte Telefonate bis hin zu alten "Freunden",die plötzlich bei uns auftauchten etc.

    Du schreibst:Aber viele fragen auch nicht.Aber Herrgott,so ist das Leben.

    Und genau das ist gefährlich.Solange Menschen nachfragen und kritisch sind,können solche Dinge nicht mehr passieren.Meiner Meinung nach können nur in solchen Situationen,wo Menschen politisch desinteressiert sind Parteien oder einzelne Menschen das ausnutzen,wie wir ja in der Vergangenheit leider erfahren mussten.

    Liebe Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Ich finde diesen Tag einfach nur grossartig! Für mich als Ostdeutsche hat es das Leben komplett verändert - wenn mir vor 21 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mal einen Australier heiraten werde und mit ihm nach Australien gehen würde, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Einfach toll, das man ein DAtum hat, an dem man das ganze Ereignis auch festmachen kann! Ich wäre heute sehr gern in Berlin...

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne
    Du schreibst:Aber viele fragen auch nicht.Aber Herrgott,so ist das Leben.

    Und genau das ist gefährlich.Solange Menschen nachfragen und kritisch sind,können solche Dinge nicht mehr passieren.Meiner Meinung nach können nur in solchen Situationen,wo Menschen politisch desinteressiert sind Parteien oder einzelne Menschen das ausnutzen,wie wir ja in der Vergangenheit leider erfahren mussten.

    Liebe Grüsse,Anne

    Da geh ich absolut konform mit Dir, Anne. Ich habe halt nur angemerkt, dass sehr wenige Menschen nachfragen und wirklich interessiert sind. Ich lebe seit der Wende in Bayern, also im "güldenen Westen" (Achtung: Humor! :D ), es hat mich aber vielleicht grad mal eine Handvoll Leute gefragt, wenn es überhaupt soviele waren, wie es in der DDR so war usw.
    Ich sehe es genauso wie du. Nur denke ich, dass man viele Menschen in ihrer Trägheit sehr wenig ändern kann. Das ist es, was ich sagen wollte.

    Aber ich denke nicht, dass du mit deinem thread nicht diese Diskussion lostreten wolltest. Daher will ich eigentlich auch gar nicht mehr dazu sagen; das würde zu weit führen und gehört hier auch irgendwie nicht her.

    Freuen wir uns einfach über den heutigen Tag...und ich werd jetzt mal meinen Bruder anrufen, der ja an diesem denkwürdigen Tag Geburtstag hat :D

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne
    Hallo,
    erschreckend ist für mich allerdings,wie wenig junge Leute eigentlich wirklich wissen was damals passiert ist.Geschweige denn,dass sie wissen wie die Zustände in der "DDR" waren oder sogar während des 3.Reiches.

    Da gibt es im deutschen Schulsystem einen gewaltigen Nachholbedarf.
    Meine Kinder hatten auf dem Gymnasium ausgiebigst die französische Revolution,ca. ein halbes Schuljahr,aber nur 2 Wochen die Hitlerzeit.

    Moin Anne,
    also wenn ich an meine Schulzeit im Gymnasium zurückdenke, muß ich dir beipflichten. Wir hatten am Ende der 10. Klasse kurz vor den Sommerferien noch zwei Wochen das Thema "3. Reich". Allerdings muß ich auch sagen, daß das Thema vorab über Jahre schon in fast sämtlichen anderen Fächern (außer Mathematik und Physik, aber dafür selbst in der Biologie) immer wieder und wieder durchgekaut wurde. Am Ende wollte sich niemand von uns mehr etwas von wegen Kollektivschuld einreden lassen. Wir hatten einfach die Schnautze gestrichen voll von dem ganzen Mist, der uns da vorgehalten wurde, und das wir dank unserer Geburt mit einem deutschen Paß für immer und ewig in Sack und Asche gehen müssen.
    In der Oberstufe in Geschichte hat es der Geschichtslehrer dann auf den Punkt gebracht: "Ich weiß, daß ihr hier sitzt, weil ihr hier sitzen müßt. [Also freiwillig tut sich das keiner an.]"

    Wenn ich dran denke, daß Wowereit heute bei seiner Ansprache zum Mauerfall wieder mit dem 3. Reich ankam, bin ich ganz froh drüber, daß der 9.11. kein Feiertag geworden ist. Da hätten doch alle Politiker auch noch in 1000 Jahren auf der ewigen Schuld aller Deutschen draufrum gehackt. Drum hieß es wohl auch tausendjähriges Reich. ;)

    Entschuldige bitte, meine ablehnende Haltung diese Thematik nochmal aufzuwärmen liegt nicht im Desintresse sondern daran, daß es schon zu oft aufgewärmt wurde und immer nur die schwere Schuld der Deutschen das herausragende Thema war. Wobei mir bis jetzt noch niemand erklären konnte für was ich mich schuldig fühlen soll? Was kann ich dafür, daß meine Großeletern für eine Regierung einen Krieg zu führen hatten, die meine Ur-Großeltern zur Macht verholfen hatten?

  • Hey cbk,
    genau das ist der Punkt!!!
    Deine Generation und auch meine sollte sich schon nicht mehr schuldig fühlen,sondern einfach wissen was passiert ist,damit sowas nicht wieder passiert.
    Und ich denke das es möglich sein muss,dass wir auch langsam wieder sagen können,dass wir stolz auf unser Land sind,ohne dass das einen faden Beigeschmack hat.
    Liebe Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Zitat

    Original von Aussi-Anne
    Und ich denke das es möglich sein muss,dass wir auch langsam wieder sagen können,dass wir stolz auf unser Land sind,ohne dass das einen faden Beigeschmack hat.
    Liebe Grüsse,Anne

    Also, wenns darum geht. Davon bin ich geheilt. Ganz ehrlich, ob es nun in Oz oder Afrika oder sonstwo war. Ich habe immer eine solche positive Reaktion bekommen, wenn die Leute erfahren haben, ich wäre aus Deutschland. Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich komisch angeschaut worden wäre oder ähnliches. Der Gegenteil war eher der Fall. Ich war am Anfang auch eher überrascht von dieser wirklich durchweg positiven Reakion, weil man immer erwartet, dass Deutsche im Ausland schlecht da stehen. Mittlerweile freue ich mich einfach nur drüber.
    Mir ist dies zumindest extremst in Oz und Afrika begegnet.

    Ich habe, sicher auch aufgrund dieser Reaktionen, nach meinem Jahr in Oz an mir eine Veränderung gespürt. Nämlich dass ich in der Tat ein wenig stolz bin, Deutsche zu sein, und ebenfalls aufgrund der Reakionen in Oz, auch stolz zu sein, Ostdeutsche zu sein.
    Denn um nochmal auf das Thema von vorhin zurückzukommen. In Oz ist es mir sehr häufig begegnet, wenn die Leute dich fragen, aus welchem Teil Deutschlands du kommst und sie dann hören Ostdeutschland, sie dir Löcher in den Bauch fragen. Das fand ich immer sehr interessant und auffschlußreich, wie sehr sich die Australier mit der Geschichte der Welt befassen.

  • Zitat

    Original von Schlumpf88 wenn die Leute dich fragen, aus welchem Teil Deutschlands du kommst und sie dann hören Ostdeutschland, sie dir Löcher in den Bauch fragen

    :D :D :D klasse!!!!

    denn die amis fragen einen eher ob die mauer noch steht

    =) =) =)

  • :D :D :D

    Genau!! Meinen Sohn haben sie beim Schüleraustausch gefragt,ob er Hitler denn mal gesehen hätte und ob Afganistan ein Nachbarland von Deutschland sei. :P
    Liebe Grüsse,Anne

    Australia the place to be

    Traumland

    "Lass dir helfen,sonst ertrinkst du",sagte der freundliche Affe,nahm den Fisch aus dem Wasser und setzte ihn in einen Baum.

  • Ich bin gerade fuer ein paar Tage in Houston. Hier ist die Mauer nicht so das Thema... :O

    In Pakistan wurde ich auch nach Hitler und der deutschen Autobahn gefragt. Ich finde diese Diskussionen aber sehr unangenehm...

    ...A Mari Usque Ad Mare...

  • Ja genau, Jessi. Ich hab mich vorhin gefragt: wären wir heute hier, wenn die Mauer nicht gefallen wäre? Hätten wir es irgendwie anders geschafft? Gewollt hab zumindest ich ja schon sehr viel länger ... ;)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!