Großes Gefühlschaos - Deutschland oder Oz?

  • G´day,

    also wahrscheinlich erklären mich jetzt einige für verrückt - ein paar haben vielleicht in den anderen Unterforen mitgelesen, dass ich plane, wieder nach Deutschland zu gehen. Und jetzt...bin ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher.

    Kurz zur Vorgeschichte: Ich hatte eine Wohnung und einen festen Job in Brisbane - nicht der Traumjob, aber ein tolles Team und beständig. So Anfang des Jahres hab ich dann gedacht, ich muss alles verändern: Hab Job und Wohnung gekündigt und wollte einige Zeit durch Australien reisen, um locum jobs als Physio anzunehmen. Zwischendrin war ich allerdings ein paar Wochen arbeitslos (aus organisatorischen Gründen) und da bin ich in ein ziemliches Loch gefallen. Habe Deutschland sehr vermisst.
    Dann kam mein erster Jobeinsatz, in der Pampa ca 250 km westlich von Brisbane. Vielleicht war das auch der erste Schock von dem Wohnheim, in dem ich untergebracht bin und von der - sagen wir mal - einfachen Arbeitsbedingungen (trotz vieler netter Leute). Ich wollte wieder nach Deutschland.

    Habe also mal zarte Versuche in Richtung Jobsuche dort gestartet und habe tatsächlich Angebote bekommen. Erste Euphorie. Jetzt, nach einigen Gesprächen mit zukünftigen Arbeitgebern in Dtl. seh ich das Ganze wieder anders. Ich habe das Gefühl, fachlich und finanziell ist Deutschland ein Rückschritt für mich. Ich habe hier in meinem Beruf viel mehr Freiheiten, Ansehen und Unabhängigkeiten - zumal ich hier auch mehr verdiene und es viel mehr Jobs gibt. Arbeit ist nicht alles im Leben, aber es ist nun mal ein großer Teil davon.

    Ich bin nun im absoluten Zwiespalt. Auf einmal kommen mir Zweifel. Ich habe Angst, dass ich diesen Schritt - meinen Umzug - bereuen würde, wenn ich wieder einige Wochen in Dtl. wäre. Natürlich gibt es Sachen, die ich hier nach wie vor vermisse: natürlich gewachsene Städte anstatt Suburbia, alles gleich um die Ecke zu haben ohne stundenlang fahren zu müssen, viele Länder als Urlaubsmöglichkeit, etc. Und natürlich die Familie.

    Aber ich hab das Gefühl, ich muss Australien nochmal eine Chance geben...ich glaub, meine Unzufriedenheit wurde durch die Wohn- und Arbeitssituation ausgelöst. Aber das könnte man ja ändern.

    Vielleicht kennen einige den gleichen Konflikt (v.a. diejenigen, die alleine hier her gekomme sind). Hab schon sämtliche Strategien versucht, Pro- und Kontra-Liste aufgestellt, Gespräche mit Familie und Freunden, etc. - und ich bin immer noch unentschieden. Als nächsten kommt glaub ich der Gang zu einem "psychic" :D

    Ich weiß, die Entscheidung muss ich alleine fällen...aber es ist so schwer!

    Mel

  • Hallo Mel,

    das hört sich ganz schön verzwickt an. Wie du schon selbst geschrieben hast, wirklich helfen kann da wohl keiner.
    Ich glaube, du wirst auf dein Herz hören müssen.

    Ich drück dir die Daumen, dass du die richtige Entscheidung für dich findest!

    Lg Heike

  • hey,
    du hast doch schon alles geklaert fuer D, da gibt's doch nur eine moeglichkeit.
    Du ziehst das durch, faengst in deutschland an, nimmst dir erstmal was moebliertes zum wohnen, alles easy.
    Du wirst schnell rausfinden wo's dir besser gefaellt u. zurueck kannst du immer, jobs findest du auch gleich wieder, so wie's aussieht.
    Also nur keine torschusspanik, wird schon :] 8)

  • Hallo Mel,

    ich war in einer ähnlichen Situation, wie Du. Ich habe seit Mitte 2007 (mit einigen kurzen Unterbrechungen) in Sydney gelebt, seit Anfang 2008 gemeinsam mit meinem australischen Verlobten und ich habe mich superwohl gefühlt. Gegen Ende 2008 hatte ich aber plötzlich eine wahnsinnige Heimwehattacke. Ich mochte Australien sehr, aber habe mich immer mehr zurück nach Deutschland gesehnt, wo meine Freunde und Familie leben. Der Wunsch zurückzugehen war so stark, dass mein Verlobter - obwohl wir mitten im Hausbau steckten - einverstanden war, seinen Job zu kündigen und mit mir und unserem Hund Mitte 2009 zurück nach Dtl zu gehen (er sprach zu diesem Zeitpunkt kein Wort deutsch...). Ich muss hier allerdings sagen, dass ich das Angebot hatte, in meinen alten Job zurückzukehren, wir hatten also eine Sicherheit in D. Wir haben also alles organisiert und uns echt den A.... aufgerissen, dass wir die Bauarbeiten so super koordinieren, dass alles im Juli fertig wird...(im Ergebnis hatten wir am Tag unseres Abfluges die Endabnahme von council...;)). Tja, wir haben also ca. 1 Jahr unser Traumhaus planen und bauen lassen, um es dann, sobald es fertiggestellt war, weiterzuvermieten...viele haben uns für total verrückt erklärt. Ca. 1 Monat bevor es zurück nach D gehen sollte, fing es bei mir an...ich haderte mehr und mehr mit meiner Entscheidung und fand den Gedanken zurück nach D zu gehen und Sydney zu verlassen, furchtbar! Es war ein totales Gefühlschaos - schliesslich verstand ich gar nicht, warum ich mich plötzlich nicht mehr freute näher an family und friends zu wohnen und auch die tollen "Vorzüge von Europe" wieder geniessen zu können. Der Tag des Abfluges war echt schlimm und ich wollte auch nicht weg...mehr als einen Monat lang habe ich mich in Dtl völlig fehl am Platze gefühlt. Habe nach Flügen zurück nach Oz gesucht, um zumindest für ein paar Wochen dort Urlaub machen zu können. Es war mein Verlobter, der mich davon abhielt und meinte, ich solle mir Zeit geben und wir sollten doch viel besser durch Europa touren (zumindest weekendtrips) und diese "Vorzüge",die ich immer so hochlobte, geniessen. Nach ca. 1,5 Monaten fing ich an mich hier wieder einzuleben. Und mittlerweile (nach 9 Monaten) fühle ich mich hier wieder richtig angekommen und kann mir derzeit umgekehrt gar nicht vorstellen, wieder nach Oz zu ziehen...was aber dennoch in 9 Monaten "passieren" wird. Ich bin überzeugt, dass es wieder genauso schlimm werden wird Dtl zu verlassen, wie es war Australien zu verlassen... Aber die Erfarhung letztes Jahr hat mir gezeigt, dass auch dieses Gefühlschaos vorbeigeht und man sich unglaublich schnell wieder heimisch fühlt.

    Also, mein Punkt damals, bevor wir gegangen sind, dass auch alles durchzuziehen, war, dass Australien nicht wegläuft. Ich wusste, wir kommen wieder. Und der Zeitpunkt war einfach gut. Stell Dir vor, Du bleibst jetzt noch weiter in Australien, lebst vielleicht in einer Partnerschaft mit einem Australier und willst dann in ein paar Jahren nach Dtl...Dein Partner kann oder will aber nicht mit. Das wird dann deutlich schwieriger, als jetzt. Wenn es Deine Rahmenbedingungen zulassen...versuch den Schritt und gib Dir etwas Zeit in Dtl.. Und behalt immer im Hinterkopf, dass Du jederzeit zurückkannst...

    Ich drücke Dir die Daumen für die Entscheidungsfindung...ich weiss, wie schwer sie ist...

    LG

    Einmal editiert, zuletzt von PP_89 (15. April 2010 um 12:33)

  • Hi Mel,

    ich kann deine Unentschiedenheit soo gut verstehen! Wie ich schon geschrieben hab, hat bei mir dann der Umzug in unser Haus den entscheidenen Schups zum "Zuhause" fühlen und angekommen sein gegeben. Wenns mir "draussen" jetzt mal zu bunt wird und ich nicht 100% happy bin, freu ich mich auf meine Oase und igel mich notfalls auch mal ein paar Tage ein. Und das 2. was mir hier sehr gut hilft sind Freunde hier vor Ort (und ich drücke Euch jetzt alle mal ganz doll!!! Danke das ihr da seid) einfach nette Menschen, mit ähnlichen "auswander"- Erfahrungen zum mal reden können, zusammen weggehen, shoppen, emailen, skypen was auch immer, ist sooo schön und hilft über jedes "ach Deutschland" gut hinweg. Wir sind ja "Wiederkommer" heisst, waren nach 2 Jahren hier dann zurück gegangen und haben es dann aber schnell sehr vermisst nicht hier sein zu können. Nun sind wir glücklicherweise wieder hier, was nicht davor bewahrt, das nicht doch mal so Anflüge von "deutschlandweh" kommen. Ich schreibe absichtlich nicht "Heimweh".

    Viel Glück bei deiner Entscheidungsfindung!!!

  • Hi Mel,

    ich glaube auch, von dem, was Du geschildert hast, dass es im Moment vor allem die Wohn- und Arbeitssituation ist. Gibt es nicht eine Moeglichkeit, dass Du diesen Job, den Du dort im Moment hast, abkuerzt? Andererseits, 2 Monate sind auch keine Ewigkeit, vielleicht wartest Du ab, wo es Dich danach hinverschlaegt und ueberlegst dann nochmal? Oder Du suchst Dir einen Job in dem Teil von QLD, der Dir bis jetzt am besten gefallen hat oder wo Du schon immer mal hinwolltest, wo Du vielleicht noch nicht warst, und schaust Dich dort mal um? Als voll registrierter Physio mit PR findest Du leicht ueberall was...

    LG
    Dunja

  • Hallo Mel,

    Na da befindest du dich wohl in der gleichen oder zumindest sehr aehnlichen Situation wie wir auch. Wir haben uns jedoch dazu entschlossen im September einfach mal fuer ein paar wochen nach Deutschland zu fliegen und uns danach zu entscheiden was wir machen. Werde auch meinem alten Arbeitgeber einen Besuch abstatten und die moeglichkeiten einer eventuellen wiedereinstellung erforschen.

    Ich muss gestehen seit dem tag, an dem ich die Fluege gebucht hatte geht es mir viel besser. Bin viel ruhiger geworden und kann mich wieder auf Arbeit und andere dinge konzentrieren. Ich denke es ist ein prozess durch den jeder mal durch mus. Die einen leiden mehr die anderen scheinen dieses heimweh einfacher weg zu stecken. Eins kann uns jedoch keener nehmen und das ist die PR und das Bewustsein jederzeit wieder zurueck kommen zu koennen.
    Also Kopf hoch und folge deinem Herzen.

    Viele Gruesse aus Brisbane.

    Uebrigens, wenn du jemanden zum reden brauchst meld dich einfach, sind ja Nachbarn ;)

    Gruss
    Walle

  • Erstmal danke an alle, die geantwortet haben! Schön, zu wissen, dass es anderen ähnlich ergeht / erging.

    Mittlerweile bin ich wieder etwas gelassener und nehme die Dinge einfach so, wie sie kommen. Ich muss nichts erzwingen, vor allem nicht unter Zeitdruck. Keine überstürzten Entscheidungen, die ich nacher vielleicht bereue - mir gefällt es hier ja wirklich gut, finde die Menschen zugänglich und freundlich, beruflich hab ich bessere Chancen und überhaupt: Es gäbe auch sehr viele Dinge, die ich an Australien vermissen würde.

    Mein Locum Einsatz geht noch bis Juni - bis dahin kann noch viel Wasser den Bach runterfließen.
    Ich will danach - wie Walle - einen 2-3-monatigen Aufenthalt in Deutschland einplanen. Es ist die perfekte Zeit - keine Wohnung, keinen festen Job, sondern ich bin ungebunden und frei. Vielleicht finde ich auch einen Aushilfsjob in der Zeit, dass ich sehe, wie es in Deutschland in der Arbeitswelt zugeht (habe seit Ende 2006 nicht mehr dort gearbeitet).
    Ein längerer Aufenthalt würde mir auch die Gelegenheit bieten, nicht nur alles "schnell abzuhaken" wie es bei einem normalen 2-3 wöchigen Urlaub ist - sondern ich kann wieder etwas in den Alltag eintauchen, die Dinge tun, die ich hier manchmal vermisse (z.B. Kurztrips innerhalb Deutschlands/Europas) - und vielleicht stelle ich dann nach dieser Zeit fest: Es war schön - aber ich will wieder zurück nach Australien.
    Deshalb will ich nicht alle Zelte hier abbrechen, sondern erst mal "Deutschland auf Probe" ...

    Mit dieser Lösung kann ich mich ganz gut arrangieren.

    @ Walle: in welcher Ecke wohnt ihr denn? Ich bin zur Zeit -wenn überhaupt- nur an Wochenenden in Brisbane, da ich gerade in rural Queensland als Urlaubsvertretung arbeite...

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