26. Mai
Am Abzweig zur Gibb River Road hieß es wieder Radnaben verriegeln, 4 Rad Modus einlegen und Gas geben. Den Abzweig zur El Questro Station passierten wir, da wir uns diese für den Rückweg aufheben wollten, jetzt ist erst mal Piste fahren angesagt. Die Querung des Pentecost River war ein Kinderspiel, und jovial nahmen wir den Beifall der am anderen Flußufer wartenden Reisegruppe aus dem Land der aufgehenden Sonne entgegen. Derart angefeuert, stieg unser Vertrauen in unsere Allradfahrkünste ins Unermeßliche, nun konnte uns nichts mehr aufhalten ! Umso grausamer war kurze Zeit später die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen. Klar hatte ich mir das Streckenlog der GRR durchgelesen, und wußte, daß die Querung des Pentecost River problematisch sein kann. Durack River ? Nie gehört ! Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Mund und Augen näherten wir uns nun den Wassermassen des Durack. Vor uns wartete ein Wagen, der Fahrer rieb sich etwas ratlos am Kinn. Vielleicht sollte man mal durch den Fluss gehen, um zu schauen, was einen so erwartet ? Keine gute Idee, meinte der Fahrer. Klar, wir sind ja schon ziemlich nördlich, und als Lunch für die Salties waren wir uns doch zu schade. Der Fahrer begann, vor seiner Motorhaube eine Plastikplane zu montieren. Mit Fragezeichen in den Augen schaute ich ihm dabei zu, wohl wissend, daß ich zwar ziemlich Viel, aber mit Sicherheit keine Plane im Camper hatte. Die Rettung nahte dann nach einiger Zeit von hinten. Ein Farmerspärchen hielt mit seinen beiden Autos hinter uns und schaute amüsiert auf unsere ratlosen Mienen. „Vor einer Woche sind wir mit unseren viel kleineren Wagen hier durchgefahren, da war der Fluß noch höher. Du mit deinem Landcruiser kommst hier spielend durch ! Low Range, First Gear und dann schön langsam.“ „First Gear ?“ Ich bin bis dahin immer alles im 2. Gang durchfahren. „Nein First Gear, im 2. Gang wirst Du zu schnell und schiebst nur unnötig eine Bugwelle vor Deiner Motorhaube her. Schau mal, der da ist viel zu schnell.“ erklärte mir der Farmer und zeigte auf den mittlerweile zur Flußquerung gestarteten zuvor erwähnten Fahrer. Da dieser aber kurz drauf das andere Flußufer erreichte und die Plane von der Motorhaube abmontierte, verwarf ich meinen ersten Gedanken an Umkehr und machte es so wie empfohlen. Low Range, First Gear und ab ins Vergnügen. Langsam versank die Motorhaube im Wasser. Der Motor aber schnurrte munter weiter, Motorengeräusch kann so schön klingen ! Unermüdlich ruckelnd zog der Wagen durch die Fluten, das andere Flußufer kam näher, die Motorhaube tauchte wieder aus dem Wasser auf, Geschafft. Das bißchen Wasser um meine Füße herum störte mich überhaupt nicht, weder auf der Beifahrerseite noch im Innenraum hinten war Wasser reingekommen. Man war das geil, jubelten wir nun auf der Fahrt die nächsten hundert Kilometer. Der Abzweig der Kalumburu Road war gesperrt, also nichts mit Mitchell Plateau, egal, man kann nicht alles haben. Als Tagesziel hatten wir die Barnett River Gorge auserkoren, und kurz nach dem Abzweig von der GRR gelang es mir, den Wagen gerade noch so im Schlamm zu wenden und mich zur GRR zurück zu retten. Nächste Möglichkeit zum Nachtquartier wäre die Manning Gorge. Auch geschlossen, erfuhren wir am Barnett Roadhouse. Also 30 km zurück zum Abzweig zur Mount Elisabeth Station, welche offen sein sollte. Die ca. 30 km lange Piste von der GRR bis zur Station war zwar sehr rau und teilweise schlammig, aber befahrbar. Patty, die Farmerin, begrüßte uns freudestrahlend und erklärte uns die Campmöglichkeiten. Am Campground wurden wir schon von einer ganzen Herde Wallabys erwartet und sammelten reichlich Feuerholz, denn am Lagerfeuer ließen wir diesen aufregenden Tag schön ausklingen.